www.wikidata.de-de.nina.az
Cervantit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung Sb3 Sb5 O4 5 6 vereinfacht auch Sb2O4 7 und ist damit chemisch gesehen Antimon III V oxid CervantitMakroaufnahme von farblosen nadeligen Cervantitkristallen aus Zlata Bana Slanske vrchy Ostslowakei Sichtfeld 3 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1962 s p 1 IMA Symbol Cvn 2 Andere Namen Antimonocker 3 Gelbantimonerz 4 Chemische Formel Sb3 Sb5 O4 5 6 Sb2O4 7 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV D 14 IV D 25 010 4 DE 30 04 04 16 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch pyramidal mm2 8 Raumgruppe Pna21 Nr 33 Vorlage Raumgruppe 33 5 Gitterparameter a 5 46 A b 4 81 A c 11 79 A 5 Formeleinheiten Z 4 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 5Dichte g cm3 gemessen gt 6 5 berechnet 6 64 9 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 deutlich nach 100 9 Farbe farblos bis weiss gelb bis rotlichweiss 7 im Durchlicht farblos 9 Strichfarbe hellgelb bis weiss 9 Transparenz durchscheinend 9 Glanz Fettglanz erdig mattKristalloptikBrechungsindizes na 2 000 10 ng 2 100 10 Doppelbrechung d 0 100 10 Optischer Charakter zweiachsigWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten leicht loslich in Salzsaure 11 Cervantit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem entwickelt allerdings nur mikroskopisch kleine nadelige Kristalle von wenigen zehntel bis maximal einen Millimeter Grosse die meist zu radialstrahligen bis kugeligen Mineral Aggregaten zusammentreten Er findet sich daher praktisch ausschliesslich in Form von kornigen bis erdigen Aggregaten oder krustigen Uberzugen und Ausbluhungen Als Oxidationsprodukt von Antimonsulfid tritt er zudem als Pseudomorphose von Cervantit nach Stibnit Antimonit oder verschiedenen Antimonsulfosalzen auf In reiner Form ist Cervantit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiss erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine rotlichweisse bis gelbe Farbe annehmen Seine Strichfarbe ist hellgelb bis weiss Die Kristalloberflachen weisen einen fettahnlichen Glanz auf allerdings wirkt Cervantit in Aggregatform eher erdig matt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Modifikationen und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals beschrieben wurde Cervantit 1850 durch James Dwight Dana der uber die von Armand Dufrenoy durchgefuhrte Analyse eines Ockers aus Cervantes in der spanischen Provinz Lugo Gemeinschaft Galicien berichtete Der Ocker enthielt nach Dufrenoy 67 50 Antimon Sb 16 85 Sauerstoff O 11 45 Calciumoxid CaO und 1 5 Eisen Fe Ein krustiger Uberzug auf Antimonerzen aus Chazelles in der Auvergne hatte dieselbe Zusammensetzung Das Mineral war nach Dana wasserfrei und hatte die Formel SbO4 11 Nach einer grundlichen Untersuchung von Antimonocker 1952 sahen Charles J Vitaliano und Brian Mason den Cervantit als identisch mit Stibiconit Sb3 Sb5 2O6 OH 6 an einem kubisch kristallisierenden Mineral mit Pyrochlorstruktur und der allgemeinen Formel Sb3 Ca ySb5 2 x O OH H2O 6 7 bei 0 gt x gt 1 und y 1 Cervantit ware nach Vitaliano und Mason lediglich ein Synonym fur Stibiconit unter der Annahme dass wasserfreies Sb2O4 nicht als Mineral vorkommt 12 1962 wurde die Formel fur Cervantit mit Sb2O4 von W Grunder H Patzold und Hugo Strunz neu definiert mit dem Vorschlag dessen Status als eigenstandige Mineralart wiederherzustellen Obwohl das Typmaterial aus Cervantes zum Vergleich nicht mehr zur Verfugung stand wurde die Neudefinition von der Commission on new Minerals Nomenclature and Classification CNMNC der International Mineralogical Association IMA anerkannt 6 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Cervantit zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der MO2 und verwandte Verbindungen wo er zusammen mit Bismutotantalit Stibiocolumbit und Stibiotantalit die Stibiotantalit Gruppe mit der System Nr IV D 14 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV D 25 10 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Oxide mit dem Stoffmengen Verhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 MO2 amp Verwandte wo Cervantit zusammen mit Bismutocolumbit Bismutotantalit Chiluit Gelosait Klinocervantit Mambertiit Sardignait Stibiocolumbit Stibiotantalit die Stibiotantalit Gruppe bildet Stand 2018 13 Die seit 2001 gultige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 14 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Cervantit ebenfalls in die Abteilung der Oxide mit Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 und vergleichbare ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Mit mittelgrossen Kationen Mit verschiedenen Polyedern zu finden ist wo es zusammen mit Stibiotantalit die Stibiotantalit Cervantit Gruppe mit der System Nr 4 DE 30 und den weiteren Mitgliedern Bismutocolumbit Bismutotantalit Klinocervantit und Stibiocolumbit bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Cervantit in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Oxide ein Hier ist er zusammen mit Klinocervantit in der unbenannten Gruppe 04 04 16 innerhalb der Unterabteilung Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 4 AO2 zu finden Kristallstruktur BearbeitenCervantit kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pna21 Raumgruppen Nr 33 Vorlage Raumgruppe 33 mit den Gitterparametern a 5 46 A b 4 81 A und c 11 79 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung Sb3 Sb5 O4 ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombisch kristallisierenden Cervantit noch als monoklin kristallisierender Klinocervantit vor Den Begriff Antimonocker fur gelbliche sehr weiche und zerreibliche Verwitterungsprodukte unter anderem auf Stibnit pragte 1821 Karl Casar von Leonhard Durch August Breithaupt wurde zudem noch der synonyme Begriff Spiessglasocker in Anlehnung an das Synonym Spiessglas fur Stibnit eingefuhrt 15 Antimonocker ist vor dem Lotrohr unter lebhaftem Aufwallen leicht schmelz und reduzierbar zu einer kleinen Metallkugel Bei weiterem Erhitzen verfluchtigt sich diese und setzt einen knoblauchartigen Geruch frei Auf Kohle und Borax entsteht ein weisser Niederschlag 3 Durch weitere Untersuchungen konnte Antimonocker als Gemenge aus vor allem zwei Mineralen identifiziert werden den 1932 durch Francois Sulpice Beudant entdeckten Stibiconit ursprunglich Stibiconise 16 abgewandelt 1862 durch George Jarvis Brush 15 und den 1850 durch Dufrenoy und Dana entdeckten Cervantit Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Kristall Aggregat einer Pseudomorphose von Cervantit nach Stibnit aus der Gallos Mine Sierra de Santa Rosa Municipio de Mazapil Zacatecas Mexiko Grosse 6 7 cm 5 8 cm nbsp Quarzkristall mit Einschlussen von Stibnit schwarz und Cervantit gelb von den Trinity Mountains Lovelock Pershing County Nevada Grosse 4 4 cm 4 4 cm 4 1 cm Cervantit bildet sich als typisches Sekundarmineral durch Oxidation aus Stibnit und anderen Antimonmineralen Als eher seltene Mineralbildung kann Cervantit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Bisher sind rund 300 Fundorte fur Cervantit dokumentiert 17 Ausser an seiner Typlokalitat Cervantes in der Provinz Lugo Galicien wo neben Stibnit und Cervantit auch Valentinit gefunden wurde trat das Mineral in Spanien noch in der Matilde Mine Victoria Mine Velez Malaga bei La Vinuela in der Provinz Malaga Andalusien der Mina de la Nazarena bei Almuradiel in der Provinz Ciudad Real Kastilien La Mancha und am Collada Verde im Gemeindeverband Ripolles in der Provinz Girona Katalonien auf In Deutschland kennt man Cervantit bisher vor allem aus Baden Wurttemberg genauer aus dem Bergbaugebiet um Sulzburg wie unter anderem der Antimongrube Schweizergrund und der Grube Schnelling sowie in der Grube Clara bei Oberwolfach und der Grube Segen Gottes bei Wiesloch Des Weiteren fand sich das Mineral an mehreren Orten in Nordrhein Westfalen wie der antimonfordernden Caspari Zeche und der Eisenerzgrube Bautenberg im Bezirk Arnsberg sowie der Zinkhutte Birkengang auch Friedrich Wilhelm und der Kupferhutte bei Kall im Bezirk Koln in Rheinland Pfalz wie der Grube Hoffnung auch Grube Spes bei Martinsknipp der Grube Georg in der Gemeinde Willroth und der Grube Neue Hoffnung in der Gemeinde Bleialf und in Sachsen wie der Grube Sonnenwirbel samt Hohlewein bei Brand Erbisdorf der Grube Neue Hoffnung Gottes bei Braunsdorf Oberschona und der Grube Gluckssonne bei Mobendorf Einzelne Funde wurden zudem aus Brandholz in der bayerischen Gemeinde Goldkronach aus der Grube Funf Bucher Mosis bei Sankt Andreasberg in Niedersachsen und der Graf Jost Christian Zeche bei Wolfsberg Sangerhausen in Sachsen Anhalt bekannt In Osterreich trat Cervantit bisher unter anderem in einer Antimongrube bei Stadtschlaining im Burgenland im ehemals Marmor abbauenden Burgergiltsteinbruch bei Friesach Olsa sowie den Antimongruben am Rabantberg bei Oberdrauburg und bei Hapatnik Klein St Veit in der Gemeinde Volkermarkt in Karnten in einer Antimonlagerstatte bei Maltern in der niederosterreichischen Gemeinde Hochneukirchen Gschaidt sowie im Obernbergtal und bei Rattenberg in Tirol auf In der Schweiz konnte das Mineral bisher nur in einer Antimonvererzung nahe einer Hammerschmiede am Fluss Magliasina und der Grube La Monda in der Tessiner Gemeinde Aranno gefunden werden Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien Bolivien China Italien Mexiko Neuseeland der Slowakei Ungarn im Vereinigten Konigreich UK und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 18 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenJ D Dana Cervantite in A System of Mineralogy 3 Auflage George P Putnam New York London 1850 S 417 englisch rruff info PDF 79 kB abgerufen am 9 Oktober 2018 K Dihlstrom Uber den Bau des wahren Antimontetroxyds und des damit isomorphen stibiotantalits SbTaO4 In Zeitschrift fur Anorganische und Allgemeine Chemie Band 239 1938 S 57 64 englisch rruff info PDF 401 kB abgerufen am 9 Oktober 2018 Brian Mason and Charles J Vitaliano The Mineralogy of the Antimony Oxides and Antimonates In Mineralogical Magazine Band 30 1953 S 100 112 englisch minersoc org PDF 581 kB abgerufen am 10 Oktober 2018 W Grunder H Patzold H Strunz Sb2O4 als Mineral Cervantit In Neues Jahrbuch fur Mineralogie Monatshefte Band 2 1962 S 93 98 Michael Fleischer New Mineral Names In American Mineralogist Band 47 1962 S 1216 1223 englisch rruff info PDF 618 kB abgerufen am 9 Oktober 2018 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 543 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cervantite Sammlung von Bildern Cervantit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 28 Dezember 2020 Cervantite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 28 Dezember 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Cervantite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 28 Dezember 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Karl Casar von Leonhard Handbuch der Oryktognosie Mohr und Winter Heidelberg 1821 S 159 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Gelbantimonerz In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 28 Dezember 2020 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 216 englisch a b c d Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated November 2020 PDF 3 4 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero November 2020 abgerufen am 28 Dezember 2020 englisch a b c Richard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 251 David Barthelmy Cervantite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 28 Dezember 2020 englisch a b c d e Cervantite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 67 kB abgerufen am 8 Oktober 2018 a b c Cervantite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 28 Dezember 2020 englisch a b J D Dana Cervantite in A System of Mineralogy 3 Auflage George P Putnam New York London 1850 S 417 englisch rruff info PDF 79 kB abgerufen am 8 Oktober 2018 Charles J Vitaliano Brian Mason Stibiconite and Cervantite In American Mineralogist Band 37 Nr 11 12 1952 S 982 999 englisch minsocam org PDF 1 2 MB abgerufen am 9 Oktober 2018 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 28 Dezember 2020 englisch a b Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 173 195 Francois Sulpice Beudant Traite elementaire de mineralogie 2 Auflage Band 2 Chez Verdiere Paris 1832 S 616 franzosisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Localities for Cervantite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 28 Dezember 2020 englisch Fundortliste fur Cervantit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 28 Dezember 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cervantit amp oldid 239000572