www.wikidata.de-de.nina.az
Der Ulenspiegel war eine satirische Zeitschrift der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs und ein wichtiges Kapitel des kulturellen Neubeginns nach den Hitlerjahren in Deutschland Er wurde seit Dezember 1945 alle 14 Tage in Berlin von Herbert Sandberg und Gunther Weisenborn herausgegeben Die Auflagenhohe betrug anfanglich 120 000 nach der Wahrungsreform 50 000 und spater 75 000 Exemplare Die Zeitschrift stand von 1946 bis 1948 unter der Alliierten Lizenz der amerikanischen Militarbehorde und von 1949 bis 1950 unter der Lizenz der sowjetischen Behorden Die Chefredaktion fuhrte zeitweise Karl Schnog UlenspiegelBeschreibung deutsche SatirezeitschriftSprache DeutschVerlag Ulenspiegel VerlagHauptsitz Berlin DahlemErstausgabe 24 Dezember 1945Einstellung 1950Erscheinungsweise zweiwochentlichChefredakteur Karl SchnogHerausgeber Herbert Sandberg Gunther WeisenbornISSN Print 2626 5729Das eher linksorientierte politische Satireblatt verstand sich in der Tradition des Simplicissimus und anderer klassischer Zeitschriften des Humors und der Satire Es stellte somit einen Vorlaufer der spateren Magazine Pardon Titanic und Eulenspiegel dar Es verstand sich aber auch als eine Plattform fur Kunst und Literatur Im demokratischen Aufbruch der Nachkriegszeit trafen sich hier Schriftsteller Illustratoren Karikaturisten und Grafiker unterschiedlichster kultureller und politischer Orientierung um vor allem Deutschlands politische kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung satirisch zu kommentieren und zu begleiten Dabei spielten Satire Humor Cartoon Karikatur und Comics eine besondere Rolle aber auch die Wiederentdeckung verfemter vergessener Kunst der klassischen Avantgarde So besass das Blatt zeitweise eine Kunstdruckbeilage mit Reproduktionen von Bildern Picassos Chagalls und vieler anderer unter Hitler verbotener Kunstler aus Vergangenheit und Gegenwart Friedrich Wolf schrieb Es begann mit der Zeitschrift die sofort eine scharfe Klinge gegen die alten und neuen Dunkelmanner schlug Doch sehr bald folgten die Ulenspiegelabende mit lebhaften Diskussionen es folgten Vortrage uber die Grundfragen der bildenden Kunst und Literatur bei denen kontradiktorisch je ein Referent bejahend oder verneinenden zu einer These sprach Es gab dann eine regelmassige Ulenspiegelsendung im Berliner Rundfunk 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Geschichte 3 Autoren und Kunstler 4 Fazit 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenKaum waren Herbert Sandberg aus dem KZ Buchenwald und Gunter Weisenborn aus dem Zuchthaus Luckau befreit trafen sie sich im Juni 1945 in Berlin auf dem Kurfurstendamm Sandberg hatte ein fertiges Konzept fur das Satireblatt dabei Emil Carlebach der die Lizenz der Frankfurter Rundschau angenommen hatte und Peter de Mendelssohn der verantwortlich fur das Pressewesen bei der amerikanischen Militarbehorde war standen bei der Grundung Pate Absichten und Umstande werden aus dem Impressum von 1946 klar Der unabhangige und unzensierte ULENSPIEGEL erscheint vorlaufig alle 14 Tage am Freitag im Ulenspiegel Verlag Haueisen amp Co G m b H Berlin Dahlem Pucklerstr 22 Der Ulenspiegel Verlag ist von der Nachrichtenkontrolle der amerikanischen Militarregierung zugelassen Geschichte BearbeitenBereits von 1934 bis 1941 erschien unter dem Namen Ulenspiegel eine Betriebszeitschrift des Ullstein Verlages Ullstein A G Mit dieser hatte aber das neue Blatt nichts zu tun In den Redaktionssitzungen des Ulenspiegel trafen sich Schriftsteller und Kunstler Emigranten Redakteure und Grafiker die den Faschismus irgendwie uberlebt hatten zu brisanten Diskussionen um die Gegenwart und Zukunft Deutschlands von den demokratischen Anfangen bis zum Kalten Krieg und der Spaltung Die Herausgeber konnten so manchem auf dem Index Stehenden zum Persilschein der Arbeitserlaubnis verhelfen Jetzt wurde jeder gebraucht um ein demokratisches Mediengeschehen wieder aufzubauen Anfanglich wurden sie dabei von den Amerikanern unterstutzt Jedoch setzten diese bald nach der Wahrungsreform der Blockade und der Grundung der DDR die Redaktion wegen zu linker Tendenzen unter Druck Der Kalte Krieg kulminierte Herbert Sandberg kundigte schliesslich die Lizenz und nahm 1948 ein Angebot der sowjetischen Militarbehorde an Die nunmehr in Ostberlin erscheinende Zeitschrift bestand noch bis zum August 1950 dann wurde auch dort die Lizenz gekundigt den Genossen in Ostberlin war sie nun zu westlich und modern Ein Wettbewerber im sowjetischen Sektor war der Frische Wind der sich nach dem Ende des Ulenspiegel und in Anlehnung an dessen Namen ab 1954 Eulenspiegel nannte und noch heute in Berlin erscheint Der Ulenspiegel Verlag brachte 1949 auch 20 Nummern einer Zeitschrift mit dem Titel Fuffzehn fur Vergnugte und Verargerte herausgegeben von Lothar Kusche und wenige Buchpublikationen heraus Autoren und Kunstler BearbeitenBele Bachem Theo Balden Johannes R Becher Wolfgang Borchert Bertolt Brecht Alexander Camaro Otto Dix Richard Drews Alfred Doblin Jean Effel Heinrich Ehmsen Rene Graetz George Grosz John Heartfield Hannes Hegen Josef Hegenbarth Robert Herlth Stephan Hermlin Hermann Hesse Karl Hofer Karl Holtz Hanna Hoch Heinrich Kilger der Jungere Werner Klemke Kathe Kollwitz Alfred Kubin Gunter Kunert Lothar Kusche Erich Kastner Max Lingner Horst Lommer Schriftsteller Jeanne Mammen Frans Masereel Arno Mohr Henry Moore Oskar Nerlinger Boris Pasternak Max Pechstein Hans Theo Richter Paul Rosie Herbert Sandberg Jean Paul Sartre Albert Schaefer Ast Rudolf Schlichter Robert Wolfgang Schnell Karl Schnog Anna Seghers Elizabeth Shaw Paul Strecker Horst Strempel Gunther Strupp Georg Tappert Walter Trier Kurt Tucholsky Berthold Viertel Wolfgang Weyrauch Gunther Weisenborn Friedrich Wolf Mac Zimmermann Carl Zuckmayer Susanne Kerckhoff u v a Fazit BearbeitenWie keine andere Zeitschrift im Nachkriegsdeutschland symbolisierte der Ulenspiegel die Aufbruchstimmung und den demokratisch antifaschistischen Neubeginn bis hin zur Polarisierung im Kalten Krieg und der Spaltung Deutschlands Viele seiner Mitarbeiter pragten spater das kulturelle Gesicht beider deutscher Staaten Literatur BearbeitenUlenspiegel Literatur Kunst Satire Herausgegeben von Herbert Sandberg und Gunther Weisenborn Ulenspiegelverlag Berlin 1946 50 ab 1948 auch Begrundet von Herbert Sandberg und Gunther Weisenborn ZDB ID 643400 9 Ulenspiegel Kalender Ulenspiegel Verl Berlin 1950 DNB 588004855 Fuffzehn fur Vergnugte und Verargerte Hrsg von Lothar Kusche Ulenspiegel Verlag Berlin 1949 1 20 Herbert Sandberg Gunter Kunert Ulenspiegel Zeitschrift fur Literatur Kunst und Satire Eine Auswahl 1945 1950 Eulenspiegel Verlag Berlin Carl Hanser Munchen 1978 256 S ISBN 3 446 12749 6 Herbert Sandberg Ulenspiegel Satire Kunst Deutschland vor der Teilung Hrsg Stiftung Ludwig Institut Schloss Oberhausen Ausstellungskatalog Oberhausen o J 1994 158 S Karl Ludwig Hofmann Christmut Prager Ulenspiegel Wespennest und Simpl Drei Satirische Zeitschriften der Nachkriegszeit In Krieg und Frieden Frankfurter Kunstverein Elefanten Press Berlin 1980 ISBN 3 88520 048 1 Frank Wilhelm Literarische Satire in der SBZ DDR 1945 1961 Hamburg Verlag Dr Kovac 1998 261 S ISBN 3 86064 709 1 Christine Taberner Karl Riha Bibliographie der satirischen Zeitschrift Ulenspiegel 1945 1949 Universitat Gesamthochschule Siegen Siegen 1981 119 S Weblinks BearbeitenVor 75 Jahren Erste Ausgabe des Ulenspiegel Deutschlandfunk 24 Dezember 2020Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Wolf Der Ulenspiegelkreis Berliner Zeichner und Karikaturisten In Der Standpunkt Berlin 1947 Heft 3 4 S 46Normdaten Werk GND 4186700 2 lobid OGND AKS LCCN n79136954 VIAF 197181912 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ulenspiegel Satirezeitschrift amp oldid 220720719