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Georg Tappert 20 Oktober 1880 in Berlin 16 November 1957 in Berlin war ein deutscher Maler des Expressionismus Mit seinen Bildern von Chansonetten Nackttanzerinnen exotischen Artistinnen Halbweltdamen und Strassendirnen war Tappert einer der ersten deutschen Kunstler die die grossstadtische Vergnugungswelt als Bildthema entdeckten Tappert der vor dem Ersten Weltkrieg in der Neuen Secession in Berlin erstmals die Avantgarde der Hauptstadt und die Kunstler der Dresdner Brucke und der Neuen Kunstlervereinigung Munchen N K V M zusammenfuhrte gehorte zu den wichtigsten Kunstlern des deutschen Expressionismus Ausserdem erwarb er sich einen exzellenten Ruf als Professor der Padagogischen Kunsthochschule Berlin Georg Tappert mit Schulerinnen der Schule fur Gymnastik Doris Reichmann auf Sylt um 1935Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 1937 als entartet aus offentlichen Sammlungen beschlagnahmte und vernichtete Werke 4 Der kunstlerische Nachlass 5 Ausstellungen 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLeben BearbeitenTappert wuchs als Sohn eines Schneiders in der Friedrichstrasse 10 auf der damaligen Vergnugungsmeile Berlins So kam er seit seiner Kindheit mit Mode und der dortigen Halbwelt in Beruhrung Nach einer Schneiderlehre und Gesellentatigkeit studierte er mit Hilfe von Mazenen von 1900 bis 1903 an der Grossherzoglich Badischen Akademie der Bildenden Kunste in Karlsruhe u a bei Ludwig Schmid Reutte und Carl Langhein 1904 05 war er auf Wunsch seiner Mazene als Assistent von Paul Schultze Naumburg an dessen lebensreformerischer Kunstschule Burg Saaleck 1905 kehrte Tappert als freier Kunstler zuruck nach Berlin und hatte dort seine erste Einzelausstellung unter der renommierten Adresse von Paul Cassirer Von 1906 bis Ende 1909 lebte Tappert in Worpswede Kunstlerkolonie Worpswede und betrieb dort eine private Kunstschule deren beruhmtester Schuler der von Tappert auch weiterhin protegierte Kunstler Wilhelm Morgner war und zu dem er bis zu Morgners Tod einen intensiven Briefkontakt pflegte 1 Tappert hatte in dieser Zeit u a Kontakt zu Heinrich Vogeler den er personlich jedoch nicht kunstlerisch schatzte und zu Paula Modersohn Becker die ihn kunstlerisch beeinflusste und vermutlich mit der neueren franzosischen Kunst bekannt machte In Worpswede begann Tappert in zahlreichen Blumenstilleben einigen Landschaften und ersten Figurenbildern und Portrats seinen personlichen Stil zu entwickeln nbsp Anzeige im Katalog der Berliner Secession 19091910 zuruck in Berlin wurden seine Werke von der Jury der Berliner Secession abgelehnt Noch auf der Ruckseite des Bescheides skizzierte er mit Moriz Melzer und Heinrich Richter Berlin die Grundung der Neuen Secession deren Auftakt im Mai die Ausstellung von Ausjurierten der Berliner Secession bildete und die bis zu ihrer Auflosung 1914 weitere sechs Ausstellungen zusammenstellte Von Beginn an waren die Kunstler der Dresdner Kunstlergruppe Die Brucke Mitglieder der Neuen Secession Max Pechstein war ihr erster Vorsitzender bis zum Austritt der Brucke 1912 Georg Tappert der zweite Vorsitzende und Hauptorganisator Ende 1911 wurden Franz Marc und Wassily Kandinsky als Mitglieder gewonnen Die vierte Ausstellung der Neuen Secession zeigte daraufhin erstmals diese beiden Hauptgruppierungen des deutschen Expressionismus gemeinsam Maria Morgner die Mutter des 1917 gefallenen Malers Wilhelm Morgner beauftragte 1918 Georg Tappert den kunstlerischen Nachlass ihres Sohnes zu erfassen und zu ordnen Tappert erstellte Verzeichnisse uber die ihm vorliegenden Gemalde Zeichnungen Aquarelle und Druckgraphiken Hierbei nummerierte er die Arbeiten und gab ihnen in den Listen einen Bildtitel da Morgner nur den wenigsten seiner Werke einen Titel gegeben hatte 2 Die Verzeichnisse befinden sich heute im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum Tappert war Mitglied des Deutschen Kunstlerbundes 3 Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Dahlem 4 Werk BearbeitenIn dieser Zeit bis zum Ersten Weltkrieg entstanden Tapperts grosse expressionistische Werke Frauenbilder Darstellungen von Tanzerinnen und Portrats sowie die grosse Serie der Aktdarstellungen nach seinem bevorzugten Modell Betty Neben der Malerei widmete er sich intensiv den graphischen Techniken im Holz und Linolschnitt in der Lithographie und der Radierung Seit 1913 wurden in verschiedenen avantgardistischen Zeitschriften u a Die Aktion regelmassig graphische Beitrage von ihm veroffentlicht 1912 war Tappert mit vier grossen Gemalden auf der Internationalen Sonderbundausstellung in Koln vertreten und stellte auf der zweiten Ausstellung des Blauen Reiter in Munchen aus 1911 grundete Tappert zusammen mit Kathe Kollwitz und anderen die Berliner Juryfreien Ausstellungen Seit 1912 lehrte er erstmals in staatlichen Diensten 1913 wurde er Lehrer an der Koniglichen Kunstschule Berlin und an der privaten Berlin Wilmersdorfer Kunstschule Im Ersten Weltkrieg tat Tappert ab 1916 in der Fliegerstaffel in Berlin Dienst und konnte weiter kunstlerisch arbeiten In diesen Jahren rezipierte Tappert insbesondere Stilelemente des Kubismus Futurismus und Orphismus Von 1917 bis 1919 war Tappert fur den graphischen Teil der Zeitschrift Die Schone Raritat verantwortlich 1918 war er Mitbegrunder der Novembergruppe und des Arbeitsrats fur Kunst und nahm 1919 seine Lehrtatigkeit an der Staatlichen Kunstschule Berlin Schoneberg und an der Schule Reimann bis 1924 wieder auf 5 Im gleichen Jahr heiratete er seine ehemalige Schulerin Kathleen Bagot 1890 1925 1921 erhielt er die Professur Nach dem Tod von Kathleen 1925 heiratete er ein Jahr spater seine Schulerin Elisabeth Foerstemann 1901 1929 In seinem Werk der zwanziger und dreissiger Jahre widmete sich der Kunstler vorwiegend den Frauen des Berliner Halbweltmilieus der Cafes Varietes Nachtbars und Zirkusse Eine grosse Reihe von Aktdarstellungen und gross gesehenen Portrats entstand in einem sehr variationsreichen expressiv realistischen Stil Weder die kuhlen Tendenzen der Neuen Sachlichkeit noch der atzende sozialkritische Verismus dieser Zeit waren seine Sache Psychologisch einfuhlsam schonungslos aber menschlich beobachtend uberlieferte er ein eigenes Panorama der vermeintlich unbedeutenden Grossstadtmenschen dieser Zeit In dieser Zeit verliert die Druckgraphik an Bedeutung fur ihn wahrend die Zeichnung grosse Bedeutung gewinnt Im Nachlass fanden sich rund 4500 Blatter in allen Techniken von der kleinsten Bleistiftskizze bis zum grossformatigen Aquarell und Pastell 1933 fiel dieses Menschenbild unter das Verdikt der Entartung der Nationalsozialisten Bereits im Februar 1933 wurde Tappert aus dem Lehramt entlassen ein halbes Jahr spater auf Fursprache von Kollegen und Schulern befristet wieder eingesetzt und 1937 endgultig entlassen und mit Mal und Ausstellungsverbot belegt 1937 wurde in der Aktion Entartete Kunst aus dem Stadtischen Kunst und Gewerbemuseum Dortmund den Kunstsammlungen der Stadt Dusseldorf dem Museum Folkwang Essen dem Pfalzischen Gewerbemuseum Kaiserslautern und dem Museum fur Kunst und Kunstgewerbe Stettin Grafiken Tapperts beschlagnahmt und vernichtet 6 Nachdem er sich seit 1934 zunachst in die Landschaftsmalerei zuruckgezogen hatte gab er gegen 1944 die kunstlerische Arbeit endgultig auf Rund 100 Werke sind durch die Verfemung und durch Kriegsschaden verloren oder verschollen 1945 baute er im Auftrag der Besatzungsmachte die Berliner Hochschule fur Kunsterziehung wieder auf die er bald darauf mit der Hochschule der Kunste unter der Fuhrung von Karl Hofer unter einem Dach zusammenfuhrte 1953 erhielt er in Wurdigung seiner padagogischen Arbeit das Verdienstkreuz Steckkreuz der Bundesrepublik Deutschland wahrend sein eigenes kunstlerisches Werk das er im Keller und auf dem Dachboden seines Hauses verborgen und nie hervorgeholt hatte vergessen war Im gleichen Jahr heiratete er schliesslich seine Nichte Annalise Friedrich 1908 2002 die er bereits 1932 als junge Musikstudentin bei sich aufgenommen hatte 1937 als entartet aus offentlichen Sammlungen beschlagnahmte und vernichtete Werke BearbeitenDer Nachtwandler Mappe mit acht Holzschnitten und einem Titelblatt zu dem Gedicht von Theodor Daubler 1918 Galerie Flechtheim Dusseldorf 1920 Abend Holzschnitt Das Schweigen Holzschnitt 24 6 17 1 cm um 1911 Clown Zeichnung mit Pastell und Kohle Der kunstlerische Nachlass BearbeitenErst nach seinem Tod setzte die allmahliche Wiederentdeckung seines Werks ein an der Gerhard Wietek Kunsthistoriker und ehemalige Direktor des Schleswig Holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf massgeblichen Anteil hat Er unterstutzte Annalise Tappert bei der Verwaltung des Nachlasses veroffentlichte 1980 die erste umfassende Monographie mit dem Werkverzeichnis der Gemalde und organisierte und unterstutzte zahlreiche Ausstellungen 1996 folgte sein Werkverzeichnis der Druckgraphik Der kunstlerische Nachlass wird in der Georg Tappert Stiftung in der Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen auf Schloss Gottorf in Schleswig bewahrt Der schriftliche Nachlass wird im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum aufbewahrt Das Kunstmuseum Bayreuth beherbergt eine Sammlung Georg Tappert mit Werken die in den Jahren 1926 bis 1933 bei Studienaufenthalten in Oberfranken entstanden sind Ausstellungen BearbeitenGeorg Tappert Deutscher Expressionist Schleswig Schloss Gottorf und Nurnberg Germanisches Nationalmuseum 21 Juli 2005 bis 23 Oktober 2005 grosse Retrospektive 7 Georg Tappert Frauen 1910 1933 August Macke Haus Bonn 30 Mai 14 September 2008 und Kunstmuseum Bayreuth 25 Oktober 2008 1 Februar 2009 Expression und Farbenlust Georg Tappert und sein Schuler Ernst Strassner Kloster Cismar 29 Marz 2015 1 November 2015 8 Literatur BearbeitenGerhard Wietek Georg Tappert 1880 1957 ein Wegbereiter der Moderne Thiemig Munchen 1980 ISBN 3 521 04118 2 Gerhard Wietek Georg Tappert Werkverzeichnis der Druckgraphik Wienand Koln 1996 ISBN 3 87909 499 3 Gerhard Wietek Die Worpsweder Fotografien des Malers Georg Tappert von 1906 bis 1909 Worpsweder Verlag Lilienthal 1980 ISBN 3 922516 22 X Georg Tappert 1880 1957 Arbeiten aus Franken Stadt Bayreuth Hrsg 1995 OCLC 181669617 Gesa Bartholomeyczik Photographische Augenblicke eines Malers nach 1900 Georg Tappert hg v Herwig Guratzsch Ausstellungskatalog Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf Schleswig Heidelberg 2001 ISBN 3 926318 36 8 Gesa Bartholomeyczik Bearb Georg Tappert Deutscher Expressionist Verlag des Germanischen Nationalmuseums Nurnberg 2005 ISBN 3 936688 07 9 Wolfgang Maier Preusker Buch und Mappenwerke mit Grafik des Deutschen Expressionismus Begleitkatalog zur Ausstellung in der Hansestadt Wismar Maier Preusker Wien 2006 ISBN 3 900208 37 9 Gesa Bartholomeyczik Georg Tappert Frauen 1910 1933 Hg Verein August Macke Haus Bonn 2008 ISBN 978 3 929607 55 0 Gesa Bartholomeyczik von Brennpunkt zu Brennpunkt Georg Tappert Zeichnungen 1904 1940 Ausstellungskatalog Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf Schleswig 2010 ISBN 978 3 529 02770 3 Gesa Bartholomeyczik Gadeke Thomas Baumann Kirsten Hrsg Expression und Farbenlust Georg Tappert und sein Schuler Ernst Strassner Ausstellungskatalog Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf Schleswig 2015 Tappert Georg In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 4 Q U E A Seemann Leipzig 1958 S 418 Margret Schutte Tappert Georg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 786 f Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten vgl Morgner Wilhelm Briefe und Zeichnungen Briefe an Georg Tappert an die Mutter und an Wilhelm Wulff Hrsg und mit einer Einleitung von Christine Knupp Uhlenhaut Mocker amp Jahn Soest 1984 vgl Thomas Drebusch Wilhelm Morgner Ein Sonderfall der Aktion Entartete Kunst Soest 2016 S 9 kuenstlerbund de Ordentliche Mitglieder des Deutschen Kunstlerbundes seit der Grundung 1903 Tappert Georg Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kuenstlerbund de abgerufen am 17 April 2016 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 589 Swantje Kuhfuss Wickenheiser Die Reimann Schule in Berlin und London 1902 1943 Ein judisches Unternehmen zur Kunst und Designausbildung internationaler Pragung bis zur Vernichtung durch das Hitlerregime Aachen 2009 ISBN 978 3 86858 475 2 S 288 290 Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion Entartete Kunst Forschungsstelle Entartete Kunst FU Berlin Werkschau mit Dokumenten aus seinem schriftlichen Nachlass Georg Tappert und Ernst Strassner Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg Tappert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Fotosammlung Georg Tappert im Digitalen Portratarchiv http alfredflechtheim com werke der nachtwandler 8 holzschnitte zu dem gedicht von theodor daeubler duesseldorf galerie flechthei Normdaten Person GND 118620789 lobid OGND AKS LCCN n81022632 VIAF 32004797 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tappert GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher expressionistischer MalerGEBURTSDATUM 20 Oktober 1880GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 16 November 1957STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Tappert amp oldid 231960870