www.wikidata.de-de.nina.az
Timgad arabisch تيمقاد ist der heutige Name der romischen Stadt Thamugadi deren Uberreste sich etwa 40 Kilometer ostlich von Batna in Algerien befinden Im Norden und Osten der antiken Stadt liegt der moderne Ort Timgad TimgadUNESCO WelterbeRuinen von TimgadVertragsstaat en Algerien AlgerienTyp KulturKriterien ii iii iv Flache 90 54 haReferenz Nr 194UNESCO Region Arabische StaatenGeschichte der EinschreibungEinschreibung 1982 Sitzung 6 Thamugadi unter anderen romischen Stadten in AfricaDer Trajansbogen auf einer Postkarte des spaten 19 JahrhundertsDie Ausgrabungsstatte wurde 1982 zum UNESCO Weltkulturerbe erklart weil hier die typische Struktur romischer Stadtgrundungen noch gut erkennbar ist die in anderen Stadten romischen Ursprungs durch spatere Uberbauung nicht mehr sichtbar ist Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Forum 2 2 Theater 2 3 Markte 2 4 Kapitol 2 5 Bibliothek 2 6 Byzantinische Festung 3 Museum 4 Festival 5 Personen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenThamugadi wurde im Jahre 100 unter dem romischen Kaiser Trajan durch Lucius Munatius Gallus den Legaten der Legio III Augusta als Militarkolonie an einem zuvor nicht besiedelten Ort errichtet Die Colonia Marciana Traiana Thamugadi wie sie mit vollem Namen hiess lag in der romischen Provinz Africa proconsularis ab 198 n Chr Numidia und weist die typische Quadratform und quadratische Unterteilung romischer Militarlager auf Ihre militarische Bedeutung verlor die Stadt bald an das einen Tagesmarsch weiter westlich gelegene Lager Lambaesis und entwickelte sich als Veteranensiedlung und Handelsstadt weiter Im spaten 4 und fruhen 5 Jahrhundert war Thamugadi ein wichtiger Sitz der haretischen Bewegung des Donatismus die sich auf wandernde Erntearbeiter stutzte und Bischofssitz der im 7 Jahrhundert mit der islamischen Expansion unterging Damals endete auch die Besiedlung der Stadt Auf den Bischofssitz geht das heutige Titularbistum Thamugadi der romisch katholischen Kirche zuruck Im 6 Jahrhundert errichteten die Byzantiner nach der Ruckeroberung der Stadt von den Berbern noch einmal ein Kastell sudlich der Stadt In der Neuzeit wurde Timgad im Jahr 1765 durch den englischen Reisenden James Bruce wiederentdeckt Erste franzosische Ausgrabungen wurden in den Jahren 1880 bis 1883 von dem Architekten Albert Ballu geleitet Ab 1903 kam der Epigraphiker Rene Cagnat dazu Der Zeit entsprechend wurde sehr rasch gegraben da eine stratigraphische Untersuchung noch nicht im Zentrum des Interesses stand vielmehr wollte man in kurzer Zeit monumentale Architektur freilegen Zahlreiche Inschriftenfunde konnten fur die Interpretation der Befunde herangezogen werden Beschreibung Bearbeiten nbsp Stadtplan von TimgadTimgad liegt im Norden des Aures Gebirges das zu romischer Zeit mit Nadelgeholzen und immergrunem Wald bestanden war Eine Strassenverbindung bestand damals zu dem Militarlager Lambaesis im Westen und uber Theveste nach Karthago im Osten Nach Suden uber das Aures Massiv gab es Handelswege in Richtung Sahara Die umliegenden Hugel waren fruchtbares Land wie ganz Numidien das als Kornkammer Roms bekannt wurde Die Grossstadt bezog einen grossen Teil ihres Bedarfs an Gerste Feigen und Oliven aus dieser nordafrikanischen Provinz Die quadratische Stadtanlage von etwa 350 Meter Seitenlange war mit Mauern gesichert die an drei Seiten von Stadttoren unterbrochen wurden Entsprechend dem typischen Grundriss einer romischen Stadt bildeten zwei saulenbestandene Strassen kreuzformig die Hauptachsen der von Nord nach Sud verlaufende Cardo trifft im Zentrum beim Forum auf den west ostlich verlaufenden Decumanus Der Stadtplan war in 132 quadratische Hauserblocks insulae aufgeteilt Dazwischen verlaufen etwa funf Meter breite Strassen unter denen die Kanalisation verlegt ist Die Insulae enthielten ungefahr 400 Hauser von unterschiedlicher Grosse dabei auch Laden und Tavernen Timgad hatte zahlreiche offentliche Anlagen und Gebaude das Forum mit der Curia die Versammlungshalle Tempel 14 offentliche Bader eine Bibliothek und ein Theater mit 4000 Sitzplatzen Ein Aquadukt brachte Wasser aus einer funf Kilometer entfernten Quelle in die Stadt Am westlichen Stadteingang wurde gegen Ende des 2 oder Anfang des 3 Jahrhunderts ein dreitoriger Ehrenbogen errichtet der heute falschlich Trajansbogen von Timgad genannt wird Als die Stadt wuchs wurden auch ausserhalb des Mauern Quadrats Wohngebiete und offentliche Einrichtungen angelegt So gibt es zwei Marktplatze vor dem Trajansbogen das Kapitol im Sudwesten und weitere Bader und Tempel im Umkreis 1 Forum Bearbeiten nbsp Offentliche Latrine beim ForumAn der Mundung des von Norden kommenden Cardo in den Decumanus fuhren einige Stufen hinauf zum Forum Es ist etwa quadratisch angelegt mit einer Seitenlange von 60 Metern Auf der Ostseite schliesst sich die Basilika an der Saal fur Stadtversammlungen und Rechtsprechung Gegenuber liegen das Gebaude des Magistrats curia und ein Tempel Entlang der Nordseite zum Decumanus hin folgen Laden oder Arbeitsraume tabernae Luxurios ausgestattet war die angrenzende offentliche Toilette mit delfin geschmuckten Abgrenzungen zwischen den Sitzen Das Forum war als geschlossener Platz frei von Durchgangsverkehr und an allen Seiten von Saulengangen umgeben Zahlreiche Postamente mit Inschriften zeugen noch von ehemaligen Ehrenstatuen fur Kaiser und verdiente Burger der Stadt die auf dem Platz aufgestellt waren 2 Theater Bearbeiten nbsp Romisches Theater von TimgadSudlich des Forums ist das Halbrund Cavea des Theaters in einen Hang eingefugt Es hatte bei einem Durchmesser von 63 Metern etwa 4000 Zuschauerplatze Teilweise erhalten waren nur die untersten vier bis acht Sitzreihen Die Steinblocke der Sitzreihen waren im 6 Jahrhundert grossenteils zum Bau der byzantinischen Festung verwendet worden Schon bald nach der Ausgrabung hat Albert Ballu die aus dem Schutt geborgenen Blocke im Theater wieder einsetzen lassen 3 Fur eine moderne Nutzung wurde die Cavea restauriert so dass nun bis zu 18 Sitzreihen nutzbar sind Drei Reihen von 75 Zentimeter hohen Pfeilern bildeten den Unterbau des Buhnenbodens vom Aufbau des Buhnenhauses und der Buhnenruckseite ist nichts mehr erhalten 4 Markte Bearbeiten nbsp Ostliche Markthalle Macellum In Timgad wurden mehrere Marktplatze und hallen nachgewiesen Durch Inschriften sind ihre Funktionen und Namen der Stifter uberliefert So wurde der Sertius Markt im Westen vor dem Trajansbogen am Beginn des 3 Jahrhunderts von Plotius Faustus Sertius und seiner Frau Valentina finanziert deren Haus im Suden der Stadt aufgefunden wurde Neben den Sertius Markt befand sich der Stoff und Kleidermarkt das forum vestitiarum adiutricianum Eine Textilindustrie auf der Basis von Schafwolle und Ziegenhaaren der Nomaden Herden aus dem Aures Gebirge wird von Andrew Wilson in Timgad vermutet Dessen Annahmen untermauern auch Befunde von Walkereien und Farbereien aus dem Nordost Viertel der Stadt 5 Ein weiteres Macellum befand sich am Decumanus ostlich vom Forum Diese Markthalle schloss mit zwei apsisartigen Rundungen nach Suden ab die jeweils funf Laden Platz boten Dazwischen bot ein Brunnen Erfrischung Die beiden apsidalen Hofanlagen mit Fischgratmuster Pflasterung und Wasserrinne waren von Saulenhallen umgeben 6 Kapitol Bearbeiten nbsp Kapitol von TimgadDas Kapitol war im 2 Jahrhundert im Sudwesten ausserhalb der ersten Stadtanlage errichtet worden Auf einer erhohten Plattform von 90 65 Metern stand ein Tempel fur die Kapitolinische Trias wie es in jeder grossen Provinzstadt ublich war Der Tempel selbst nahm mit 53 23 Metern nur knapp ein Viertel der Flache ein damit war eine imposante Prasentation des Gebaudes gegeben Eine breite Freitreppe fuhrte auf der Schmalseite hinauf zur Vorhalle und dem dreiseitigen Saulenumgang Die Cella war dreigeteilt entsprechend den drei verehrten Gottern Jupiter Juno und Minerva 7 Von der Tempelfront stehen heute zwei wieder aufgestellte Saulen korinthischer Ordnung Bibliothek Bearbeiten nbsp Modell der BibliothekThamugadi verfugte auch uber eine offentliche Bibliothek Sie lag am Cardo und war von einem Marcus Julius Quintianus Rogatianus seiner Heimatstadt gestiftet worden wie die in drei Bruchstucken gefundene Inschrift belegt 8 Ex liberalitate M arci Iuli Quintiani Flavi Ro gatiani c larissimae m emoriae v iri quam testamento suo rei publicae coloniae Thamugadensium patriae suae le gavit opus bibliothecae ex HS CCCC mil ibus num mum curante re publica perfectum est Ubersetzung Durch die Grosszugigkeit des unvergessenen Marcus Julius Quintianus Rogatianus der testamentarisch seine Heimatstadt das Gemeinwesen der Kolonie Thamugadi mit 400 000 Sesterzen bedachte wurde diese Bibliothek zum Wohle des Gemeinwesens errichtet Byzantinische Festung Bearbeiten nbsp Reste der byzantinischen FestungNach dem Vandalenkrieg in dem Thamugadi zerstort wurde liess Kaiser Justinian 539 540 durch seinen Feldherrn Solomon eine massive Festung etwa 400 Meter sudlich der Stadt erbauen Fur die meterdicken Mauern wurde viel Material gebraucht und auf die Ruinen von Thamugadi zuruckgegriffen Die Befestigung bildet ein Rechteck von 110 70 Metern mit starken nach aussen vortretenden Turmen an allen vier Ecken sowie in der Mitte der Seiten Siehe auch Liste von byzantinischen Festungen im MaghrebMuseum BearbeitenIm Norden des Ausgrabungsgelandes zeigt ein kleines Museum ausgewahlte Fundstucke wie Statuen Keramik Glas und Kleinfunde Ein Schwerpunkt liegt auf den Mosaiken von Timgad Mit dem Bau des Museums wurde schon wahrend der Ausgrabungen begonnen um die Mosaiken geschutzt unterbringen zu konnen 9 nbsp Grabplatte mit SpeisenreliefEinige der Mosaiken zeichnen sich durch eine barocke Uppigkeit aus die sich wahrend der Zeit der Severer Ende 2 Anfang 3 Jahrhundert in der Region herausgebildet hatte So ranken beispielsweise ornamentale Akanthus Blatter und Phantasie Pflanzen in einem breiten Rahmen um eine Venus mit Meereswesen 10 Vor dem Museum ist eine lange Reihe von Grabstelen aufgestellt Einige sind mit einer Bodenplatte verbunden die Reliefs von Platten und Tellern mit Speisen tragt Mehrfach sind auch Vertiefungen vorhanden in die frische Speise oder Trankopfer abgelegt werden konnten Festival BearbeitenTimgad ist in Algerien auch fur ein alljahrlich stattfindendes Musikfestival bekannt Dort treten Tanz und Musikgruppen aus Algerien und den arabischen Nachbarstaaten auf Zunachst wurde das Theater in den Ruinen fur die Veranstaltung genutzt Der grosse Besucherandrang hat allerdings in der Vergangenheit zu Beschadigungen der Ruinen gefuhrt und in Folge zur wiederholten Drohung der UNESCO den Status als Weltkulturerbe abzuerkennen Aus diesem Grund wurde ein modernes Theater neben der Ruinenstadt erbaut Personen BearbeitenOptatus von Thamugadi 388 bis 398 donatistischer Bischof von ThamugadiLiteratur BearbeitenEmile Boeswillwald Albert Ballu Rene Cagnat Timgad une cite africaine sous l Empire romain Paris 1905 grundlegender Ausgrabungsbericht Digitalisat Heinrich Holtzinger Timgad und die romische Provinzialarchitektur in Nordafrika Die Baukunst Serie 3 Heft 1 Spemann Berlin 1906 uberholt Digitalisat Albert Ballu Les ruines de Timgad antique Thamugadi Sept annees de decouvertes 1903 1910 Neurdein Paris 1911 Digitalisat Jean Lassus La forteresse byzantine de Thamugadi Edition du Centre National de la Recherche Scientifique Paris 1981 ISBN 2 222 02676 8 Christian Witschel Die Entwicklung der Gesellschaft von Timgad im 2 bis 4 Jh n Chr In Klio Band 77 1995 S 266 331 Andrew Wilson Timgad and Textile Production In David Mattingly John Salmon Hrsg Economies beyond Agriculture in the Classical World Routledge London New York 2001 S 271 296 Werner Huss Thamugadi In Der Neue Pauly DNP Band 12 1 Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01482 7 Sp 240 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Timgad Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Video uber Timgad Lange 17 13 aufgenommen am 14 Oktober 2006 Profilbilder und alte Luftaufnahmen Luftaufnahmen vor 1962Einzelnachweise Bearbeiten Donald Langmead Christine Garnaut Encyclopedia of Architectural and Engineering Feats Santa Barbara Californien 2001 S 342 ISBN 1 57607 112 X google books Heinrich Holtzinger Timgad und die romische Provinzialarchitektur in Nordafrika Die Baukunst Serie 3 Heft 1 Spemann Berlin 1906 S 8 14 Albert Ballu Les ruines de Timgad antique Thamugadi Sept annees de decouvertes 1903 1910 S 17 Digitalisat Heinrich Holtzinger Timgad und die romische Provinzialarchitektur in Nordafrika Die Baukunst Serie 3 Heft 1 Spemann Berlin 1906 S 19 20 Andrew Wilson Timgad and textile production In David J Mattingly John Salmon Hrsg Economies Beyond Agriculture in the Classical World Routledge New York 2001 Teilansicht bei google books Grundriss des Ost Marktes Eintrage zu Abbildungen und Grundriss des Kapitols in der archaologischen Datenbank Arachne AE 1908 00012 Ballu 1911 Bd 3 S 178 Katherine M D Dunbabin Mosaics of the Greek and Roman World University Press Dambridge 1999 ISBN 978 0 521 00230 1 S 125 126 Teilansicht bei google books Welterbestatten in Algerien Kulturerbe Kala a Beni Hammad 1980 Tal von M zab 1982 Djemila 1982 Tipasa 1982 Timgad 1982 Kasbah von Algier 1992 Kultur Naturerbe Tassili n Ajjer 1982 35 484829 6 468716 Koordinaten 35 29 N 6 28 O Normdaten Geografikum GND 4059692 8 lobid OGND AKS VIAF 235913481 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Timgad amp oldid 232467166