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Als Subsistenzwirtschaft oder Selbstversorgungswirtschaft Bedarfswirtschaft aus lateinisch subsistentia Bestand durch sich selbst bestehen englisch subsistance economy wird eine vorwiegend landwirtschaftliche Wirtschaftsform bezeichnet bei der Wirtschaftssubjekte ihren Bedarf ganz oder teilweise selbst durch Eigenfertigung oder Naturentnahme decken Die traditionelle Subsistenzwirtschaft der indigenen Volker Alaskas Fischen Jagen Sammeln wird gesetz lich geschutzt und geniesst Vorrang gegen uber markt wirtschaft lichen Bestre bungen in diesen Wirtschafts zweigen weltweit eine Ausnahme 1 Ausschliessliche Subsistenzproduktion ist heute selten weil einige notwendige Guter nur arbeitsteilig hergestellt werden und stattdessen auf lokalen Markten erhaltlich sind Bei der traditionellen Subsistenzstrategie dagegen besteht keine Marktorientierung keine ausgepragte Arbeitsteilung und kein Profitstreben Wirtschaftssubjekte die sich ganz oder teilweise selbst versorgen sind Privathaushalte aber auch Unternehmen oder der Staat Privathaushalte in der Landwirtschaft erzeugen auch Agrarprodukte fur ihren Eigenbedarf der Rest wird auf dem Agrarmarkt verkauft Auch die Fischerei und Jagd sind von Subsistenzzielen gepragt 2 Von reiner Subsistenzwirtschaft spricht man wenn die Produktion ausschliesslich dem Eigenbedarf dient Bei den lokalen Gemeinschaften wie Wildbeuter Feldbauern und Hirtennomaden hier nicht so ausgepragt uberwiegt die autarke traditionell subsistenzwirtschaftliche Produktion noch heute deutlich Erweiterte Subsistenz bedeutet dass zwar der Eigenbedarf Prioritat geniesst die Uberproduktion jedoch auf dem Markt verkauft wird Fur die reine Subsistenz ist weniger Anstrengung erforderlich Einige Unternehmen konnen einen Teil ihres Energieverbrauchs selbst erzeugen sofern Energie als Koppelprodukt anfallt Der Begriff der Subsistenzwirtschaft wird aus historischen Grunden immer noch mit der Landwirtschaft assoziiert kann heute jedoch auch bei anderen Wirtschaftszweigen etwa der Energiewirtschaft angewandt werden In den Entwicklungslandern insbesondere Afrikas und Lateinamerikas stammen bis zu 50 der Agrarproduktion aus Subsistenzwirtschaft Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Begriff 3 Geschichte 4 Messung 5 Semi Subsistenz 6 Umwelt 6 1 Biodiversitat 6 2 Nachhaltige Lebensfuhrung 7 Wirtschaftliche Aspekte 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAllgemeines Bearbeiten nbsp Aus dem Blickwinkel der Uberfluss gesellschaft erscheint das Leben indigener Volker arm die Indigenen selbst beurteilen das dagegen sehr unterschiedlich hier Shuar Indianer in Ecuador 2011 Subsistenz als kulturell definierte Armut ist nicht gleichbedeutend mit geringer physischer Lebensqualitat ganz im Gegenteil die Subsistenzlandwirtschaft hilft dem Haushalt der Natur und leistet einen Beitrag zum sozialen Wirtschaften Auf diese Weise gewahrleistet sie hohe Lebensqualitat siehe das Recht auf Nahrung und Wasser sie gewahrleistet eine nachhaltige Existenz sie gewahrleistet eine robuste soziale und kulturelle Identitat und Lebenssinn Vandana Shiva 3 Die korrespondierende Marktwirtschaft ist dadurch gekennzeichnet dass Marktteilnehmer Wirtschaftsobjekte Produkte Dienstleistungen Arbeitsleistungen auf einem Markt Gutermarkt Arbeitsmarkt fur den Fremdbedarf verkaufen und hieraus ein Einkommen erzielen mit dem sie andere Guter oder Dienstleistungen erwerben und Steuern zahlen 4 Die Subsistenzwirtschaft ist dagegen dadurch gekennzeichnet dass die selbst hergestellten Guter ganz oder teilweise fur den Eigenbedarf verwendet werden Da hierdurch kein Einkommen erzielt wird werden einige selbst hergestellte Guter im Tauschhandel gegen Guter getauscht die das Wirtschaftssubjekt nicht selbst herstellen kann Begriff BearbeitenDie Mehrzahl der Definitionen des Begriffs der Subsistenzwirtschaft zeigt dass eine landwirtschaftliche Orientierung vorherrscht Ursprunglich war die Subsistenzwirtschaft auf die Agrarproduktion von Agrarprodukten begrenzt inzwischen werden auch Fischerei und Forstwirtschaft dazu gerechnet so dass bis auf den Bergbau die gesamte Urproduktion Grundlage der Subsistenzwirtschaft sein kann Subsistenzwirtschaft ist auf Selbstversorgung ausgerichtet und dient der unmittelbaren Sicherung des notwendigen Lebensunterhalts sie herrscht in Agrarstaaten noch heute vor 5 Subsistenzwirtschaft sind alle Formen wirtschaftlicher Organisation die nicht vornehmlich fur den Tausch oder marktorientiert produzieren sondern fur den Eigenbedarf fur Abgaben und reziproke Transaktionen Reziprozitat 6 Das erste Prinzip der Subsistenzwirtschaft ist die Gegenseitigkeit die heute als Leitbild fur den Begriff der moral economy verwendet wird 7 8 9 Der Soziologe Niklas Luhmann sah 1988 in der Subsistenzwirtschaft den Gegenbegriff zur Marktwirtschaft Sie lauft ohne nennenswerte monetare Vermittlung ab ohne den Geldmechanismus 10 Als Subsistenzwirtschaft werden Formen der Landwirtschaft bezeichnet bei denen primar fur den Eigenbedarf produziert wird bei denen Produktion und Konsumtion also nicht klar getrennt sind 11 Subsistenzwirtschaft meint eine Wirtschaftsform in geschlossenen Systemen bzw okologischen Einheiten welche im Wesentlichen auf die Deckung des Eigenbedarfs von Gesellschaften ausgerichtet ist 12 Unter Subsistenz wird selbst versorgende Eigenarbeit verstanden Subsistenzwirtschaft muss nicht individuell oder familiar organisiert sein es konnte sich auch um ganze Regionen handeln Dies schliesst Vernetzung mit ein Wesentliches Kriterium ist dass die Erarbeitung des Lebensunterhaltes nicht geldvermittelt erfolgt und dass eine gegenseitige Bereitstellung der Mittel zum Leben weitgehend ohne Tausch vor sich geht 13 Geschichte Bearbeiten nbsp Strassenzug in Gottingerode Die Garten der Hauser sind lang und wurden in der Mitte des 20 Jahrhunderts zur Selbstversorgung genutzt nbsp Der Verkauf entbehrlicher Produkte durch ihre Erzeuger auf lokalen Markten ist Teil vieler Subsistenz wirtschaftenDas Wirtschaften hat mit der Subsistenzwirtschaft begonnen als bereits in der Fruhzeit die Bauern fur den eigenen Bedarf produzierten 14 Jager und Sammler strebten die Deckung des Eigenbedarfs fur ihre Sippen an Die Subsistenzform des Jagens Fischens und Sammelns eine aneignende oder extraktive Lebensweise durch welche die Reproduktion der naturlichen Ressourcen nicht gezielt und bewusst beeinflusst wird ist die alteste traditionelle Wirtschaftsform der Menschheit Das bedeutet jedoch nicht dass die Jager und Sammler im Laufe langer Zeitraume keinen relevanten Einfluss auf das okologische System ihres Lebensraumes ausgeubt hatten In der Altsteinzeit bis 6000 vor Christus vollzog sich in Mitteleuropa der Wechsel von der Subsistenzwirtschaft zur bauerlichen Wirtschaftsweise durch die Brandrodung der Walder 15 In den Bergen Palastinas im Ostjordanland und den anschliessenden Steppen betrieb die nomadische Bevolkerung Subsistenz Ackerbau und Viehzucht 16 Uberschusse wurden auf lokalen Markten getauscht Die Ausgrabungen um ein Dorf aus der Eisenzeit um 1200 v Chr Izbet Sartah bei Rosch haAjin Israel lieferten ausreichende Informationen zur Beurteilung der damaligen Subsistenzwirtschaft Die etwa 100 Einwohner machten 320 Hektar Land um das Dorf urbar wovon 180 Hektar als Ackerflache genutzt wurden der Rest als Weideland Die klimatischen Bedingungen durften bis zu 53 Tonnen Weizen und 21 Tonnen Gerste jahrlich hervorgebracht haben 17 Das Vorliegen einer Subsistenzwirtschaft wird damit begrundet dass das Dorf abseits regionaler Handelsstrassen lag und kein Kontakt zu anderen Gemeinden bestand Das an einer nachhaltigen Subsistenz orientierte Wirtschaftshandeln der Landbevolkerung anderte sich im 10 Jahrhundert v Chr in Richtung einer auf die Bedurfnisse des Staates ausgerichteten Marktwirtschaft 18 Auch noch in der Antike und lange danach lebten 90 der Bevolkerung von der Subsistenzwirtschaft landwirtschaftliche Tatigkeit war fur die grosse Mehrheit der antiken Bevolkerung ihre selbstverstandliche Lebens und Arbeitsform zu der nur wenigen Menschen uberhaupt Alternativen offen standen 19 Um 1500 nach Christus war noch etwa die Halfte der bewohnbaren Landflache der Erde von Jagern und Sammlern besiedelt 20 Die zunehmende Urbanisierung hatte auch zur Folge dass in den Stadten Menschen wohnten die mangels Acker oder Weideflache keine Subsistenzwirtschaft betreiben konnten und ihre Agrarprodukte von den Bauern erwerben mussten Dadurch erweiterte sich die Agrarproduktion auf eine Uberschussproduktion die uber den Eigenbedarf der Bauern hinausging Dafur boten stadtische Handwerker Guter und Dienstleistungen an welche die Bauern nicht herstellen konnten und fur Haushalt oder Landwirtschaft benotigten In den uberregional bedeutsamen Zentralorten richtete man sich auf fur den Handel erforderliche Uberschussproduktion aus 21 Noch bis in die zweite Halfte des 18 Jahrhunderts beherrschte diese erweiterte Subsistenzwirtschaft in Deutschland das Wirtschaftsleben 22 Der deutsche Soziologe Max Weber bezeichnete 1922 die Bedarfswirtschaft als der Erwerbswirtschaft entgegensetzt Alle auf Bedarfsdeckung gerichteten Wirtschaftsgemeinschaften wirtschaften nur soweit dies unumganglich ist Als Beispiele nennt er Familien gemeinnutzige Stiftungen oder Forstgemeinschaften 23 Beide Formen der Subsistenzwirtschaft reine und erweiterte dominieren noch heute weitgehend die zweite Dritte und Vierte Welt Zu Anfang des 21 Jahrhunderts leben immer noch mehr als 40 Prozent der Weltbevolkerung insbesondere in den Entwicklungslandern von der Subsistenzorientierung 24 Messung BearbeitenDie erweiterte Subsistenzwirtschaft eines Staates kann auf der Makroebene durch die volkswirtschaftliche Kennzahl des Selbstversorgungsgrads gemessen werden Mit dem Selbstversorgungsgrad S v displaystyle Sv nbsp soll ermittelt werden inwieweit die heimische Produktion im Inland ausreicht um die inlandische Nachfrage zwecks Selbstversorgung zu decken Er wird berechnet indem man die Bruttoeigenerzeugung P w displaystyle Pw nbsp dem Verbrauch V displaystyle V nbsp gegenuberstellt 25 Sv Pw V 100 displaystyle text Sv frac text Pw text V cdot 100 nbsp Als Verbrauch englisch consumption bezeichnet man den Verzehr von Gutern und Dienstleistungen zwecks direkter oder indirekter Bedurfnisbefriedigung Optimal ist ein Selbstversorgungsgrad von 100 er bedeutet vollstandige Autarkie Unter 100 mussen Produkte aus dem Ausland importiert werden uber 100 fuhrt zu einem Export oder zur Lagerung Importabhangigkeit kann zur politischen und oder wirtschaftlichen Abhangigkeit vom Ausland fuhren und bewirkt eine Belastung der Zahlungsbilanz mit der Folge eines Zahlungsbilanzdefizits Werden Waren verbraucht die im Land nicht selbst hergestellt werden konnen beispielsweise Tropenfruchte in Industriestaaten liegt der Selbstversorgungsgrad bei 0 Semi Subsistenz Bearbeiten nbsp EU Mitgliedstaaten mit uberwiegend semi subsistenter Landwirtschaft grun Stand 2005 2007 nbsp 95 Prozent aller Bauernhofe in Rumanien werden heute der Halb oder Semi Subsistenz landwirtschaft zugeordnetDie Bezeichnung Semi Subsistenz betont die in Osteuropa weit verbreitete Kombination von Direktvertrieb und Produktion zum Eigenbedarf 26 Fur die landliche Entwicklung in der Europaischen Union wurde mit der beginnenden Osterweiterung ab 2004 die wichtige Bedeutung erganzender Subsistenztatigkeiten fur die besonders strukturschwachen Regionen Ost und Sudosteuropas erkannt Als Semi Subsistenz lateinisch semi halb werden seitdem kleine landwirtschaftliche Familienbetriebe bezeichnet welche die lokale Vermarktung mit der Produktion zum Eigenbedarf kombinieren und bei denen okonomische Verhaltensweisen eher durch Bedarfsorientierung als durch Wettbewerbsorientierung gepragt sind 27 Zur Abgrenzung von Semi Subsistenzbetrieben werden drei Kriterien herangezogen physische Masszahlen wirtschaftliche Grosse und Marktbeteiligung Eine haufig gewahlte physische Masszahl ist dabei eine landwirtschaftliche Nutzflache von unter funf Hektar Als Grenzwerte fur die wirtschaftliche Grosse werden nach Eurostat ein jahrlicher Produktionswert von weniger als 1200 Euro 1 EGE fur die reine Subsistenzwirtschaft sowie zwischen 1200 und 9600 Euro 8 EGE fur kleine landwirtschaftliche Semi Subsistenzbetriebe betrachtet Was die Marktbeteiligung betrifft wird schliesslich in wissenschaftlichen Studien haufig angenommen dass bei einem Semi Subsistenzbetrieb weniger als 50 Prozent seiner Produktion verkauft werden Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe die als Subsistenz und Semisubsistenzbetriebe eingestuft werden hangt daher stark von den verwendeten Definitionen der einzelnen EU Mitgliedstaaten ab die teilweise deutlich unterschiedliche Masszahlen benutzen Sicher jedoch ist dass in den sechs Mitgliedstaaten Lettland Litauen Slowakei Ungarn Bulgarien und Rumanien 2007 mindestens 95 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe kleiner als 8 EGE waren und dass noch in den Jahren 2005 2007 in der Slowakei Ungarn Rumanien Lettland Bulgarien Slowenien Litauen sowie in Estland mindestens die Halfte aller landwirtschaftlichen Betriebe uber 1 EGE uberwiegend fur den Eigenbedarf produzierte 28 Ahnliches gilt fur Kroatien das erst im Juli 2013 der EU beitrat und wo zu diesem Zeitpunkt knapp 70 aller landwirtschaftlichen Betriebe weniger als 5 ha bewirtschafteten wobei mehr als die Halfte aller Betriebe sogar nur fur den Eigenbedarf produzierte 29 Ausserhalb Osteuropas uberwiegt die Anzahl der Semisubsistenzbetriebe auch noch am Sudrand der EU in Griechenland Portugal Spanien und insbesondere in Italien 28 Subsistenz und Semisubsistenzbetriebe erfullen drei Hauptfunktionen in der Landwirtschaft und der Entwicklung des landlichen Raums Sie fungieren als Puffer gegen Armut als Basis fur eine grossere landwirtschaftliche Vielfalt und bieten okologische und andere nicht gewerbliche Vorteile Ihre Pufferfunktion ist am ausgepragtesten in den neuen Mitgliedstaaten insbesondere bei landwirtschaftlichen Haushalten die in relativer Armut leben Die rumanischen und schottischen Fallstudien veranschaulichen wie Semisubsistenzbetriebe und kleine landwirtschaftliche Betriebe okologische kulturelle und gesellschaftliche Nutzeffekte bieten konnen Die Kluft zwischen Ablehnung und Anerkennung der Semi Subsistenz existiert nach wie vor Jedoch werden solche Betriebe zunehmend positiv wahrgenommen da von ihnen wichtige Effekte fur eine nachhaltige Entwicklung fur die kulturelle Vielfalt beispielsweise traditionelle Anbaumethoden und Lebensmittelspezialitaten oder den landlichen Tourismus ausgehen 28 Umwelt BearbeitenBiodiversitat Bearbeiten In der Biodiversitatskonvention der UNO wird ausdrucklich auf die Abhangigkeit traditionell subsistenzwirtschaftender Gemeinschaften von intakten Okosystemen hingewiesen denen sie seit jeher alles Lebensnotwendige entnommen haben Die Konvention erkennt an dass ihre Lebensweisen in besonderem Masse nachhaltig sind und die biologische Vielfalt nicht verringern Im Gegensatz zu industrialisierten Gesellschaften die nicht unmittelbar auf ein bestimmtes Gebiet angewiesen sind haben solche Gemeinschaften ein direktes Interesse an der Aufrechterhaltung und dem Schutz dieser Okosysteme deren Stabilitat sie nie gefahrdet haben 30 Nachhaltige Lebensfuhrung Bearbeiten In der Nachhaltigkeitsdebatte der Industriestaaten wird vor allem in wachstumskritischen Diskursen um eine Postwachstumsokonomie eine teilweise Ruckkehr zur Subsistenzwirtschaft mittels Gemeinschaftsgarten oder urbaner Landwirtschaft als mogliche Massnahme zur Losung sozialer und okologischer Probleme angesehen 31 32 33 So soll durch die Aktivierung eigener Ressourcen Zeit Kompetenzen soziale Interaktion moderne Subsistenz durch eigene Produktion Gemeinschaftsnutzung und Nutzungsdauerverlangerung von Gutern erreicht werden 34 Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenDie Nahrungsmittelproduktion in der Subsistenzwirtschaft dient in erster Linie der Versorgung der einzelnen Privathaushalte und zielt nicht auf das Erwirtschaften von Gewinnen ab 35 Grundsatzlich bietet die Subsistenzwirtschaft den Menschen traditioneller Gesellschaften nach wie vor ein weitgehend unabhangiges und selbst bestimmtes Auskommen 36 Haufig geht die Subsistenzwirtschaft mit Naturalwirtschaft einher und unterscheidet sich von der Verkehrs oder Marktwirtschaft in welcher die einzelnen Guter und Dienstleistungen in der Regel gegen Geld auf dem Markt getauscht werden um mit dem daraus erzielten Einkommen andere Guter oder Dienstleistungen zu beziehen 37 Im weiteren Sinne wird auch bei Marktanteilen bis zu 25 des Rohertrages noch von Subsistenzwirtschaft gesprochen Nach dieser Definition macht sie in den Entwicklungslandern siehe Subsistenzlandwirtschaft in Entwicklungslandern noch bis zu 50 der Agrarproduktion aus Lateinamerika 30 40 Afrika uber 50 Deutschland 11 USA 3 38 In den Industrie und Schwellenlandern hat sie eine wichtige Bedeutung als Zusatzsicherung 39 40 41 Obwohl derzeit noch mehr als 40 Prozent der Weltbevolkerung ein weitgehend unabhangiges und selbst bestimmtes Auskommen aufgrund ihrer Bedarfswirtschaft haben 42 sind bis zu 1 2 Milliarden dieser Kleinbauern akut von Hunger und Armut betroffen In vielen Fallen insbesondere in uberbevolkerten oder stark ubernutzten Regionen ist die Subsistenzwirtschaft heute keine zukunftssichere Alternative 43 Die Subsistenzwirtschaft verhindert oder vermindert Verbindlichkeiten oder Importabhangigkeit So wird in Deutschland und anderen Staaten versucht sich von den Monostrukturen der Erdgas und Erdolimporte durch eine Konzentration auf erneuerbare Energien zu befreien Dadurch beruht die Okologie nicht nur auf dem Umweltziel tendenziell fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen sondern auch darauf die Abhangigkeit von Erdgas und Erdolexporteuren zu reduzieren Windenergie Solarenergie und Wasserkraft konnen auch im eigenen Land produziert werden und sind daher eine moderne Form der Subsistenzwirtschaft Nachteil der erneuerbaren Energien ist insbesondere dass ihre Nachhaltigkeit durch die Dunkelflaute eingeschrankt ist Privathaushalte konnen selbst Strom fur den Eigenbedarf erzeugen und machen sich damit weniger abhangig von Energieversorgungsunternehmen Uberproduktion durfen die Haushalte in das Stromnetz einspeisen 19 EEG oder als Direktvermarktung erneuerbarer Energien 21a EEG nutzen Durch Nutzgarten an oder auf Wohnhausern oder Schrebergarten konnen auch Privathaushalte ausserhalb des Agrarsektors Eigenfertigung fur den Eigenbedarf betreiben 44 Eine urbane Subsistenz englisch urban subsistence schliesst sogar Do it yourself Gefalligkeitsarbeiten oder Nachbarschaftshilfe in die Subsistenzwirtschaft ein 45 Siehe auch BearbeitenDorfgemeinschaft Ethnologie Literatur BearbeitenVeronika Bennholdt Thomsen Maria Mies Eine Kuh fur Hillary Die Subsistenzperspektive Frauenoffensive Munchen 1997 ISBN 3 88104 294 6 popularwissenschaftliche Einfuhrung mit Beispielen aus Geschichte und Gegenwart und der besonderen Rolle der Frauen Josef Drexler Oko Kosmologie die vielstimmige Widerspruchlichkeit Indioamerikas Ressourcenkrisenmanagement am Beispiel der Nasa Paez von Tierradentro Kolumbien Ethnologische Studien Band 40 Lit Verlag Munster 2009 ISBN 978 3 8258 1926 2 Habilitationsschrift 2007 Universitat Munchen James C Scott The Moral Economy of the Peasant Rebellion and Subsistence in South East Asia 2 Auflage Yale University Press New Haven 1977 ISBN 0 300 02190 9 englisch Alexander Wassiljewitsch Tschajanow Die Lehre von der bauerlichen Wirtschaft Versuch einer Theorie der Familienwirtschaft im Landbau Campus Verlag Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 593 33846 7 Erstausgabe 1923 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Subsistenzwirtschaft Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Thomas F Thornton Alaska Native Subsistence A Matter of Cultural Survival 1998 Culturalsurvival org 1998 abgerufen am 13 September 2014 Sebastian Matthes Der Neo Extraktivismus und die Burgerrevolution 2019 S 55 Vandana Shiva How To End Poverty Making Poverty History And The History Of Poverty ZNet Kommentar 11 Mai 2005 englisch Hans Gert Braun Armut uberwinden durch soziale Marktwirtschaft und mittlere Technologie 2010 S 59 Gerd Reinhold Siegfried Lamnek Helga Recker Hrsg Soziologie Lexikon 2000 S 664 Andre Gingrich Subsistenzwirtschaft in Walter Hirschberg Hrsg Worterbuch der Volkerkunde 1999 S 460 ISBN 978 3496026501 Edward Palmer Thompson The Making of the English Working Class Penguin Hammondsworth 1979 ISBN 978 0140210002 James C Scott The Moral Economy of the Peasant Rebellion and Subsistence in Southeast Asia Yale University Press New Haven London 1977 Maria Mies Brauchen wir eine neue Moral Economy in Christiane Busch Luty Maren Jochimsen Ulrike Knobloch Irmi Seidl Hrsg Politische Okologie Sonderheft Vorsorgendes Wirtschaften oekom Munchen 1994 S 18 21 Niklas Luhmann Die Wirtschaft der Gesellschaft Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 S 97 ISBN 3 518 57883 9 Franziska Muller Zwischen Markt Multifunktionalitat und Marginalisierung in Peter H Feindt Hrsg Nachhaltige Agrarpolitik als reflexive Politik 2008 S 213 FN 1 Dieter Heinrich Manfred Hergt dtv Atlas zur Okologie 1990 S 151 ISBN 978 3423032285 Friederike Habermann Halbinseln gegen den Strom Anders leben und wirtschaften im Alltag 2009 S 32 ISBN 978 3897412842 Karen Piepenbrink Das Altertum 2006 S 26 Thomas Kiebacher Hrsg Bergahornweiden im Alpenraum 2018 S 57 Ernst Axel Knauf Hermann Michael Niemann Geschichte Israels und Judas im Altertum 2021 S 256 Israel Finkelstein Neil Asher Silberman Keine Posaunen vor Jericho 2006 S 126 Walter Dietrich Hrsg Die Welt der hebraischen Bibel 2021 S 214 Verena Postel Arbeit im Mittelalter 2006 S 58 Bernd Marquardt Universalgeschichte des Staates 2009 S 14 ISBN 978 3643900043 Joachim Schiedermair Wilhelm Heizmann Hoch Ebenhoch der Dritte 2012 S 32 Johannes Sussmann Vom Alten Reich zum Deutschen Bund 1789 1815 2015 S 59 Max Weber Wirtschaft und Gesellschaft Grundriss der verstehenden Soziologie Teil 2 Band 1 1922 1 Urs Fankhauser Mystery Lokal selbstbestimmt und nachhaltig Weltweite Bedeutung des Family Farming education21 Bern 2014 S 8 Achim Spiller Hrsg Zukunftsperspektiven der Fleischwirtschaft 2008 S 16 Franziska Muller Zwischen Markt Multifunktionalitat und Marginalisierung in Peter H Feindt Nachhaltige Agrarpolitik als reflexive Politik 2008 S 213 FN 1 Franziska Muller Zwischen Markt Multifunktionalitat und Marginalisierung Die Zukunft der Semi Subsistenz in Osteuropa in Peter H Feindt M Gottschick u a Nachhaltige Agrarpolitik als reflexive Politik Pladoyer fur einen neuen Diskurs zwischen Politik und Wissenschaft Sigma Berlin 2008 S 213 ff a b c Semisubsistenzlandwirtschaft in Europa Konzepte und Kernfragen PDF Europaisches Netzwerk fur landliche Entwicklung Hrsg Hintergrundpapier fur das Seminar Semisubsistenzlandwirtschaft in der EU aktuelle Situation und Zukunftsaussichten in Sibiu Rumanien 13 15 Oktober 2010 abgerufen am 11 April 2016 Josef Koch Kroatien ist 28 EU Staat in dlz agrarmagazin agrarheute com 1 Juli 2013 abgerufen am 11 April 2016 Anja von Hahn Traditionelles Wissen indigener und lokaler Gemeinschaften zwischen geistigen Eigentumsrechten und der public domain Max Planck Institut fur auslandisches offentliches Recht und Volkerrecht Springer Heidelberg u a 2004 S 47 56 hier S 48 ISBN 3 540223193 Niko Paech Die Legende vom nachhaltigen Wachstum Ein Pladoyer fur den Verzicht In Le Monde diplomatique 10 September 2010 archiviert vom Original am 12 November 2014 abgerufen am 13 September 2014 Irene Antoni Komar Postwachstumsokonomie und urbane Subsistenz Alternativen fur eine zukunftsfahige Gesellschaft In Haushalt in Bildung und Forschung Nr 2 2014 S 3 14 doi 10 3224 hibifo v3i2 16308 Christa Muller Urban Gardening Uber die Ruckkehr der Garten in die Stadt oekom Munchen 2011 ISBN 978 3 86581 244 5 Christa Muller Niko Paech Suffizienz amp Subsistenz Wege in eine Postwachstumsokonomie am Beispiel von Urban Gardening Januar 2012 S 11 15 attac paderborn de PDF Josef Drexler Oko Kosmologie die vielstimmige Widerspruchlichkeit Indioamerikas Ressourcenkrisenmanagement am Beispiel der Nasa Paez von Tierradentro Kolumbien Lit Munster 2009 S 38 ISBN 978 3825819262 Urs Fankhauser Mystery Lokal selbstbestimmt und nachhaltig Weltweite Bedeutung des Family Farming education21 Bern 2014 S 8 Niklas Luhmann Die Wirtschaft der Gesellschaft 6 Auflage Suhrkamp Frankfurt 1994 ISBN 3 518 28752 4 S 97 Spektrum Akademischer Verlag Hrsg Lexikon der Geographie 2001 Artikel Subsistenzwirtschaft ISBN 978 3827416537 abgerufen am 23 August 2017 Walter Hirschberg Hrsg Worterbuch der Volkerkunde Neuausgabe 2 Auflage Reimer Berlin 2005 S 361 ISBN 3 496026502 Veronika Bennholdt Thomsen Subsistenzwirtschaft Globalwirtschaft Regionalwirtschaft in Maren A Jochimsen Ulrike Knobloch Hrsg Lebensweltokonomie in Zeiten wirtschaftlicher Globalisierung Kleine Bielefeld 2006 S 65 88 hier S 70 Marshall Sahlins zitiert bei Rhoda H Halperin Cultural Economies Past and Present University of Texas Press Austin 1994 S 259 englisch Urs Fankhauser Mystery Lokal selbst bestimmt und nachhaltig Weltweite Bedeutung des Family Farming education21 Bern 2014 S 8 Food and Agriculture Organisation of the UN Hrsg Food security for sustainable development and urbanization 2014 PDF 0 6 MB Reiner Kummel Dietmar Lindenberger Niko Paech Energie Entropie Kreativitat Was das Wirtschaftswachstum treibt und bremst 2018 S 122 f Gerhard Scherhorn Daniel Dahm Urbane Subsistenz Die zweite Quelle des Wohlstands 2008 S 1 ISBN 978 3962383350Normdaten Sachbegriff GND 4058331 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Subsistenzwirtschaft amp oldid 242715782