www.wikidata.de-de.nina.az
Die Strategischen Bahnen zur Umgehung der Schweiz waren ein Projekt des Deutschen Kaiserreiches im Grossherzogtum Baden im Konigreich Wurttemberg und in den zu Preussen gehorenden Hohenzollerischen Landen zur Vervollstandigung des Bahnnetzes im Interesse der Landesvertheidigung Hierbei handelte es sich um vier strategische Bahnstrecken die im Ernstfall unter Umgehung der Schweiz eine leistungsfahige Verbindung der Bundesfestung Ulm mit der sudlichen Rheintalbahn gewahrleisten sollten und alle im Jahr 1890 in Betrieb gingen Inzigkofen Tuttlingen 37 1 Kilometer Hintschingen Weizen 41 3 Kilometer Sackingen Schopfheim 19 7 Kilometer Lorrach Stetten Weil am Rhein 4 8 Kilometer Nur die Umgehung der Schweiz ermoglichte ungestorte Truppentransporte im Suden des Deutschen ReichsViadukt bei Futzen auf dem Teilstuck Hintschingen Weizen Dadurch konnten zum einen der Bahnknoten Schaffhausen und der Badische Bahnhof in Basel umgangen werden was aus politischen Grunden geboten war zum anderen entfiel der Umweg samt Fahrtrichtungswechsel uber den Bahnhof Plochingen im Norden oder den Bahnhof Singen Hohentwiel im Suden Durch den Anschluss an die bereits 1878 fertiggestellte Bahnstrecke Weil am Rhein Saint Louis Haut Rhin wurde eine durchgangige Verbindung in das damals deutsche Elsass hergestellt Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Vorgeschichte 3 Technische Bestimmungen 4 Streckenanlage 5 Erster Weltkrieg 1914 1918 6 Zwischenkriegszeit 7 Zweiter Weltkrieg 1939 1945 8 Nach dem Zweiten Weltkrieg 9 Literatur 10 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenIn Preussen hatte Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke 1800 1891 im Gegensatz zum Generalstab der Armee des franzosischen Kaiserreichs fruhzeitig die Bedeutung der Eisenbahn fur eine schnelle Mobilisierung im Ernstfall erkannt und 1864 im Krieg gegen Danemark und auch im Preussisch Osterreichischen Krieg 1866 erfolgreich genutzt Noch im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 gelang der Aufmarsch der preussischen Armee fur die franzosische Fuhrung uberraschend schnell Nach dem Sieg und dem darauffolgenden Zusammenschluss der deutschen Kleinstaaten mit der Reichsgrundung unter Fuhrung Preussens wurde eine zentrale staatliche Zukunftsplanung auf allen Ebenen moglich Das Deutsche Reich annektierte die seit Jahrhunderten zwischen den beiden Machten umstrittenen Lande Elsass und Lothringen Frankreich musste hohe Reparationen zahlen und die deutsch franzosischen Spannungen verstarkten sich Es wurde mit einem baldigen Revanchekrieg gerechnet Unter diesem Eindruck sind auch die darauf folgenden Massnahmen deutscherseits zu einem Ausbau des bewahrten Eisenbahnnetzes zum Zwecke der Landesvertheidigung zu sehen einschliesslich Elsass Lothringen Besonders von einem franzosischen Angriff gefahrdet erschien Sudbaden so wie er 1914 dann auch unmittelbar gefuhrt wurde Auch daruber dass der Uberraschungseffekt des Eisenbahnaufmarsches nun egalisiert war bestand kein Zweifel Auf von Moltkes Vorschlage hin wurden strategische Bahnen in Richtung Westgrenzen angelegt Er ging fur Sudbaden davon aus dass ein erneuter Waffengang mit Frankreich im Bereich des nun zu Deutschland gehorenden Reichslandes Elsass Lothringen stattfinden wurde Seine Planungen sahen deshalb vor im Suden eine Eisenbahnverbindung von der Bundesfestung Ulm unter Umfahrung der Schweiz und entlang des Hochrheins bis ins Elsass in die Nahe der franzosischen Festung Belfort zu bauen 1 Es ging dabei um Erganzungsbauten an zwolf strategischen im Kriegsfalle mit Vorrang fur Militarzwecke eingerichteten Bahnstrecken im Westen des Reiches und nur um einen Neubau 1 Zwischen Leopoldshohe und Immendingen ist eine zusammenhangende Bahn mit vollstandiger Vermeidung des Schweizergebiets herzustellen 2 Die Steigungen und Gefalle dieser Bahn durfen an keiner Stelle mehr als 1 100 betragen 3 Der kleinste Bogenhalbmesser wird zu 300 m festgesetzt und soll moglichst wenig jedenfalls nur auf der Strecke Weizen Zollhaus zur Anwendung kommen 4 In Abstanden von hochstens 8 km mussen jeweils Ausweichgeleise fur Militarzuge angebracht werden 2 Der Neubau war aus strategischen Grunden notwendig da durch die teilweise Fuhrung der Hochrheinbahn uber Schweizer Gebiet der Schweiz nach dem Staatsvertrag von 1852 das Recht zustand die auf ihrem Staatsgebiet liegenden Teile der Eisenbahnstrecke mit funfjahriger Ubergangsfrist in Schweizer Eigentum zu uberfuhren Des Weiteren konnte die Schweiz Truppen und Waffentransporte uber ihr Gebiet verbieten sofern dies im Interesse ihrer Sicherheit oder Neutralitat erforderlich wurde Zur Verstarkung der sudlichen Oberrheingrenze bzw des damals angeschlossenen Elsass erschien die Nutzung im Mobilisierungsfalle einer von der Schweiz unabhangigen Bahnstrecke unabdingbar zumal das Elsass und damit auch das rechtsrheinische Gebiet aus dem franzosischen Raum rasch erreichbar war Deutscherseits konnten hingegen bei einer Sperrung der Hochrheinbahn wurttembergische Festung Ulm und bayrische Truppen zum damaligen Zeitpunkt unmoglich kurzfristig die Oberrheinlinie nordlich Basel bzw das Elsass erreichen denn die Hollentalbahn Donaueschingen Freiburg war wegen ihrer grossen Steigungen fur Truppen und Materialverlegungen unbrauchbar und die nachstgelegene Ausmundung der von Munchen kommenden Bahnen liegt erst in der Hohe von Offenburg etwa 100 km nordlich der Huninger Rheinbrucke Die Denkschrift schliesst mit dem Hinweis auf die nutzbaren Teilstrecken der Oberheintalbahn den erforderlichen Neubau von drei die Umgehung der Schweiz bewirkender Strecken so auch Weizen Hintschingen Immendingen wahrend die Herstellung einer von Tuttlingen dem Donauthale folgenden neuen Eisenbahn nach Inzigkofen an der Hohenzollernbahn nahe Sigmaringen eine direkte und leistungsfahige Verbindung mit Ulm und Munchen vermittelt Die 1884 von der Reichsregierung beauftragten und finanzierten Trassen Untersuchungen wurden von der Generaldirektion der Reichseisenbahnen in Strassburg bis Ende 1885 abgeschlossen Diesen Vorentwurf mit Kostenvoranschlag versah Anfang 1887 die Badische Regierung mit dem Kommentar zur Trasse die im Grossen und Ganzen kaum besser hatte gewahlt werden konnen und ubernahm die Bauleitung Doch fur die badischen Techniker bestanden hinsichtlich der vorgeschriebenen Zeit von knapp 3 Jahren fur Projektierung und Bauausfuhrung der insgesamt 70 576 km langen Strecke mit einem voraussichtlichen Kostenaufwand von 34 8 Mio Mark erhebliche Bedenken man konne nur das Versprechen geben alles aufbieten zu wollen um den in Aussicht genommenen Vollendungstermin einzuhalten 3 Da es im Reichstag eine erhebliche Opposition in der Kostenfrage gab wird in der Denkschrift Marz 1887 versichert Die Forderungen der Heeresverwaltung entsprechen lediglich dem durch die Fortschritte der Nachbarlander bedingten dringendsten Bedurfnis an Gegenmassregeln Nachdem der Generaldirektion der Grossh Staatseisenbahnen Ende Mai 1887 mitgetheilt worden war dass der Reichstag in 3 Lesung die in dem Nachtragsetat fur 1887 88 mit vorgesehenen auf Grund der Abkommen vom 11 Marz 1887 bereit zu stellenden Mittel fur die Vervollstandigung des Bahnnetzes im Interesse der Landesvertheidigung bewilligt habe wurde ungesaumt und obschon das Nachtrags Etatgesetz von Seiner Majestat dem Kaiser noch nicht vollzogen und auch die erforderliche Zustimmung der Badischen Landesstande noch nicht erfolgt war mit aller Energie mit den betreffenden Arbeiten begonnen zunachst mit denjenigen fur die Herstellung des Projekts in der Annahme dass bis Ende Mai 1890 der ganze Bau vollendet sein soll Es ist dies soweit gelungen dass die neuen Bahnen am 1 April 1890 fahrbar vom 20 Mai 1890 betriebsfahig fertig waren Denkschrift Bahnen zur Umgehung des Schweizergebiets Baudirektor Wurthenau Karlsruhe 1890 S 8 Aufgrund der militarstrategischen Ausrichtung der Bahn fur den Kriegsfall mit Frankreich eine andere Bestimmung war nicht vorgesehen spielte die Kostenfrage nur eine nachgeordnete Rolle Nach diesem Massstab war es ohne Bedeutung ob der Zivilverkehr kostendeckend war oder nicht es zahlte einzig die Bedeutung im Kriegsfalle Da bei der Mobilmachung im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 die Eisenbahn kriegsentscheidend war wurden auch Teile der Reparationszahlungen aus dem Krieg fur den Ausbau des strategischen Bahnnetzes verwendet Vorgeschichte BearbeitenDem militarischen Interesse an der Bahnverbindung und die dadurch mogliche Realisierung des komplexen Verlaufs der Teilstrecke durch das Wutachtal kamen Planungen zugute die bereits ein Jahrzehnt zuvor von wirtschaftspolitischen Uberlegungen bestimmt waren In der Schweiz sollte der Gotthard mit einem Tunnel durchfahren werden damit Guteraustausch aus den norditalienischen aufstrebenden Industriegebieten im Ganzjahresbetrieb mit den neuen deutschen Industrierevieren im Rheinland bis hinauf zum Rotterdamer Hafen stattfinden konnte 4 Da die damals einzig moglich Verbindung zwischen dem badischen und dem Schweizer Eisenbahnnetz die 1859 von Robert Gerwig gebaute Waldshut Koblenzer Eisenbahnbrucke war kam von dort aus die bestehende Verzweigung nach Basel und Singen oder aber eine noch angedachte Verbindung in den wurttembergisch bayrischen Raum durch das Wutachtal irgendwie bis Donaueschingen in Frage Konkretisiert wurde dieses Interesse jedoch nur in Baden durch eine Ermachtigung des Grossherzogs Friedrich von Baden vom 29 April 1870 an die Regierung den Bau einer Gotthard Bahn betreffend Dafur wurden drei Millionen Franken bereitgestellt 5 Vorangegangen war bereits am 15 Marz 1870 ein Baubeschluss durch die 2 Kammer des badischen Landtags in Karlsruhe dem ein Bericht einer Eisenbahn Kommission zugrunde lag Verfasst hatte den Bericht der Karlsruher Ingenieur und Abgeordnete Robert Gerwig der unter anderem fur die Wutachtalbahn pladierte Argument war auch die nahe Aussicht auf die Inangriffnahme der schweizerischen Gotthard Alpenbahn welche die Wutachtalbahn in die vorderste Reihe der fur Baden notwendigen Bahnen gestellt hat Nach dem Beschluss begann der Bau der Bahn auf dem noch unproblematischen Gelande des unteren Wutachtales Das erste Teilstuck bis Stuhlingen wurde am 1 April 1875 eroffnet am 15 Oktober 1876 die Strecke bis Weizen Dann wurden die Bestrebungen wegen technischer und finanzieller Unwagbarkeiten eingestellt Vermutlich hatte sich auch die Bedeutung dieses Anschlusses an eine Gotthardbahn relativiert Das Vorhaben kam somit nicht mehr unter dem Aspekt des wirtschaftlichen Nutzens zur Ausfuhrung Eine geplante Anbindung von Brugg uber Bottstein nach Waldshut wurde nie gebaut Erst die sich in den 1880er Jahren abzeichnenden politischen Spannungen in Westeuropa fuhrten aus militar strategischen Grunden 1887 1890 zum Weiterbau der Wutachtalstrecke d h die Initiative und die Verantwortungsregelung ging nun an das Deutsche Kaiserreich uber Im Blick auf den rein militarischen Nutzen konnte die Strecke im westlichen Wurttemberg in Immendingen an die Bahnstrecke Plochingen Immendingen und somit bis zum militarischen Hauptstutzpunkt Ulm angeschlossen werden Von dort aus konnten die hier bereits stationierten Truppen sofort und dann nach der Mobilmachung die frisch einberufenen Verbande im Anschluss transportiert werden Technische Bestimmungen Bearbeiten Die Vorschrift einer Hochststeigung von nur maximal 1 beruhte erst in zweiter Linie auf den Transport bestimmter Lasten sondern darauf dass die Dampflokomotiven nur uber eine begrenzte Leistung verfugten und noch keine durchgehenden Bremsen hatten Nur die Lokomotiven verfugten in der Fruhzeit uber Handbremsen welche bloss auf die Rader des Tenders wirkten Weil ein kompletter Militarzug mit Kanonen beladen sein konnte wobei eine zu 20 Tonnen gerechnet wurde sogenannter Vorlaufer der Dicken Bertha mussten die Zuglange und die Anzahl der Lokomotiven vorgeschrieben werden Militarzuge sollten mit drei Loks bespannt und maximal 700 Meter lang sein Je nach Lange oder Gewicht eines Zuges wurden nach drei oder vier Wagen sogenannte Bremserwagen eingestellt In dessen hochgestellten Bremserhauschen sass ein Bremser der auf ein bestimmtes Signal der Lok sein Bremserrad betatigen musste und damit den Zug abzubremsen mithalf Die maximale Zuglange definierten auch die alle acht Kilometer einzurichtenden Ausweichgleise in der Lange von 700 Metern die bei den Bahnstationen Futzen und Grimmelshofen eingerichtet wurden Die Planungen umfassten die gesamte Strecke von Ulm bis ins sudliche Elsass nahe Belfort 6 Streckenanlage BearbeitenZwei der strategischen Bahnstrecken zur Umgehung der Schweiz schlossen an die schon seit 1863 bestehende Hochrheinbahn von Konstanz uber Schaffhausen nach Basel an wobei der Kanton Schaffhausen und die Stadt Basel umgangen werden mussten Der Schaffhauser Kanton durch die Wutachtalstrecke und der Raum Basel durch eine Verbindung von Sackingen uber Schopfheim nach Lorrach Weil am Rhein zur oberrheinischen Tiefebene Aufwandigste Bauwerke in diesem Abschnitt sind der Tullinger Tunnel und die Wiesebrucke Der Streckenabschnitt Bad Sackingen Wehr Schopfheim mit dem Tunnel Fahrnau ist heute stillgelegt Benutzt wurde fur die Truppentransporte ab Schopfheim nach Lorrach die Wiesentalbahn nbsp Das ab 1887 erbaute Teilstuck von Hintschingen nach Weizen samt anschliessender Bestandsstrecke nach LauchringenAb 1887 vollstandig neu gebaut wurde die Strecke zwischen Weizen und Hintschingen um eine Querverbindung zwischen der Schwarzwaldbahn und der Hochrheinbahn herzustellen Erster Weltkrieg 1914 1918 BearbeitenDass uber die Bahn keine Offensive wie von Helmuth von Moltke noch konzipiert zur Eroberung der Festung Belfort vorbereitet und versorgt wurde war durch die veranderte Planungslage Schlieffenplan bedingt die eine deutsche Grossoffensive im Norden vorsah Ein Angriff im Suden uber das 1870 71 neu angegliederte Elsass war dabei nicht mehr geplant Gerade deshalb wurde jedoch vom deutschen Grossen Hauptquartier ein franzosischer Angriff am Oberrhein erwartet Die Umgehungsbahnen Schweiz hatten dadurch eine noch hohere Bedeutung erlangt denn nun musste kein eigener Angriff gefuhrt sondern ein gegnerischer Angriff moglichst rasch abgefangen werden Dazu war es nicht moglich bereits im Elsass genugend regulare Truppen zu stationieren diese konnten erst nach einer Mobilmachung zugefuhrt werden Die mobilisierten Truppen konnten nur im wurttembergisch bayrischen Raum bereitgestellt und ausgerustet werden und von dort aus gesehen stellte der Schwarzwald ein fur militarische Transporte unuberwindbares Hindernis dar Eine Nutzung der Hollentalbahn war wegen der dort starken Steigungen nicht moglich Die Schwarzwaldbahn kam ebenfalls nicht in Frage da diese bereits zur Zufuhr des nordlich gelegenen Frontabschnittes fur Verstarkung um Strassburg bis hin zur Pfalz ausgelastet war Somit verblieb fur den Transport an die sudliche Oberrheinfront nur die Strecke entlang des Hochrheins Dabei konnte eine Storung durch die Schweiz nicht riskiert werden denn die franzosische Armee hatte fur den Angriff auf das Elsass nur einen sehr kurzen Weg Bereits vor Beginn des franzosischen Kriegseintritts am 3 August 1914 wurden praventiv Truppen uber die strategischen Bahnen nach Baden befordert Ab Kriegsbeginn wurde die Strecke immer starker ausgelastet Es galt die nun mobilisierten wurttembergischen und bayrischen Reservisten aus dem Hinterland an den Oberrhein und ins Elsass zu schaffen da mit der gleichzeitig stattfindenden franzosischen Mobilisierung wie erwartet der Angriff zur Ruckeroberung des 1870 71 verlorenen Elsass in Gang gebracht wurde Ab Anfang August 1914 wurden bis zu vier Wochen lang pausenlos Truppen und Material in das durch den franzosischen Angriff nun bedrohte Elsass gefahren Die Schweizer Zeitung Schleitheimer Bote berichtete dazu am 7 August 1914 an dem die Mobilmachung offiziell in voller Starke begann Am Donnerstag 6 August verkehrten auf der strategischen Bahn massenhaft Militarzuge die Truppen und Geschutze beforderten Alle Halbstunden fuhr ein Zug durch D Reimer Strategische Bahn Museumsbahn Zeitungszitat S 60 f Trotz der pausenlosen Heranschaffung von Truppen und Waffen alle halbe Stunde ein Zug uber die Umgehungsbahn konnten nicht genugend Einheiten dem franzosischen Angriff auf das Elsass entgegengestellt werden sodass die im Norden benachbarte 6 Armee zu einem Entlastungsangriff nach Suden befohlen wurde obwohl sie sich selbst noch in Aufstellung befand Auch nach dem darauffolgenden Ruckzug der Franzosen auf die Vogesen blieb die nun quer durchs Elsass verlaufende Front unruhig und auch mit einer Wiederaufnahme der gegnerischen Angriffe musste latent gerechnet werden Die militarische Vollauslastung der Strategischen Umgehungsbahn konnte ab Ende August 1914 reduziert werden da keine Kampftruppen und Waffen mehr erforderlich waren Dennoch blieb der Verkehr bis zum Kriegsende intensiv nicht nur durch Nachschubtransporte und Lazarettzuge sondern auch durch den erhohten Bedarf an Wirtschaftstransporten denn die nordlicheren Bahnstrecken blieben infolge des Kriegsverlaufes weiterhin stark belastet Daher behielten die Umgehungsbahnen Schweiz wahrend des Krieges weiterhin ihre Bedeutung was sich auch darin zeigt dass alle Brucken und Tunnelportale wahrend des Krieges unter militarischer Bewachung standen In der Gesamtschau zeigte sich dass die Erwartungen 30 Jahre zuvor in den Nutzen der Strecke weitgehend erfullt wurden Die Franzosen hatte zwar grosse Teile der Vogesen besetzen konnen doch konnte ihnen der Zugriff auf die urbanen Territorien der Rheinebene verwehrt werden Dass der Kriegsausgang die Verhaltnisse wieder grundlegend anderte macht den Bahnbau selbst nicht sinnlos da Baden vor einem franzosischen Einmarsch bewahrt blieb Zwischenkriegszeit BearbeitenNach dem Krieg verloren alle Landerbahnen in Deutschland ihren besonderen Status und wurden der am 1 April 1920 gegrundeten Deutschen Reichsbahn unterstellt Das in den ersten Nachkriegsjahren geringe Zugaufkommen anderte sich aber schlagartig als in der Folge der franzosischen Besetzung des Rheinlandes im Jahr 1923 auch Offenburg von franzosischen Truppen besetzt wurde 4 Februar 1923 Der Eisenbahnverkehr auf der Oberrheinstrecke von Karlsruhe nach Basel wurde damit unterbrochen Auf der Umgehungsbahn verkehrten nun vermehrt Personen und Guterzuge Nachdem die Sperrung der Rheintalbahn am 12 Dezember 1923 wieder aufgehoben war kehrte wieder eine ziemliche Ruhe ein Zweiter Weltkrieg 1939 1945 BearbeitenDie Verhaltnisse an der deutsch schweizerischen Grenze hatten sich im Vergleich zum Ersten Weltkrieg ab September 1939 stark verandert seitens der Schweiz kam es nun zu keinen Ubernahmen der uber das eigene Gebiet fuhrenden Teile der Hochrheinstrecke oder zur Schliessung des Badischen Bahnhofs in Basel Die Schweizer Regierung wollte anscheinend gegenuber dem ihr nun weitaus machtiger und bedrohlicher als 1914 erscheinenden Nachbarn keinen Grund zu Komplikationen in den gegenseitigen Beziehungen durch die Schliessung des Bahnhofs geben 7 Bis sich die gegenseitige Duldung einspielte wurde der deutsche Verkehr zeitweise uber die Umgehungsbahnen geleitet zeitweise auch ohne Aufenthalt durch den Badischen Bahnhof unter strenger Bewachung der Zuge hindurchgefuhrt 8 Nach der Kriegserklarung Frankreichs im September 1939 wegen des deutschen Einfalls in Polen wurden von den Franzosen ab Mai 1940 grenznahe Bereiche der Rheintalbahn beschossen Teilstrecken wurden bis Ende Juni 1940 stillgelegt doch der fur den italienischen Bundnispartner notwendige Import deutscher Kohle uber die Gotthard und Simplon Strecke wurde durch Umleitungen uber den Schwarzwald aufrechterhalten 9 Andererseits durften Wehrmachtsguter die nach dem Staatsvertrag vom 27 Juli 1852 unter Ausschluss fielen nicht uber ihr Gebiet gefuhrt wurden Alle Transporte die moglicherweise unter diese Bestimmungen fielen wurden daher uber die Umgehungsbahnen Weil Lorrach Schopfheim Sackingen und Oberlauchringen Immendingen gefahren die wahrend des ganzen Krieges einen regen Wehrmachtsverkehr aufwiesen H W Scharf Eisenbahn am Hochrhein 1993 S 24 Ein stark erhohtes Zugaufkommen erfolgte nach dem deutschen Ruckzug aus Frankreich auch aus dem Elsass ins Altreich so wurden in der Zeit vom 2 September bis 20 November 1944 insgesamt 118 Raumungszuge hauptsachlich nach Lindau einzelne auch in den Raum Stuttgart abgefahren Dabei konnten uber die Hochrheinbahn nur Zuge befordert werden die keine Wehrmachtsguter enthielten 42 Zuge wahrend die ubrigen Zuge uber Immendingen umgeleitet werden mussten 10 Nach der Besetzung von Wutachtal und dem Raum Blumberg Ende April 1945 wurde die Bahn franzosischer Kontrolle unterstellt Nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenDie Nachkriegsbeziehungen im Westen liessen weder eine neue kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich noch Spannungen mit der Schweiz realistisch erscheinen Damit entfiel der militarische Nutzen der Strecken Sie hatten uber 60 Jahre ihren Zweck erfullt doch waren sie nicht alle fur eine rein zivile Bestimmung geschaffen Nun ruckte die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund und fur die neue Deutsche Bundesbahn DB drohte vor allem die Wutachtalbahn zum Fass ohne Boden zu werden Zudem forderte nach dem Krieg der steigende LKW Verkehr die Tendenz zum Abbau des Schienennetzes bei gleichzeitig verstarkter Subventionierung des Strassenverkehrs Am 22 Mai 1955 stellte die DB im Mittelabschnitt der Wutachtalbahn den Gesamtbetrieb vorubergehend ein der Bundesminister fur Verkehr verlangerte dies mit Erlass vom 11 November 1955 bis auf weiteres Zur Zeit der Kubakrise und des Baus der Berliner Mauer 1961 welche beide die Welt nochmals an den Rand eines Krieges brachten entstanden im Westen militarstrategische Uberlegungen auch abgelegene Eisenbahnstrecken wieder zu berucksichtigen Von 1962 bis 1965 hat das Bundesverteidigungsministerium fur 4 7 Millionen DM den Mittelabschnitt vollstandig betriebsfahig herrichten lassen d h Sanierung der Tunnels und Brucken Wiedereinbau der abgebauten Uberholgleise in Epfenhofen und Grimmelshofen und der Signalanlagen dazu von 1964 bis einschliesslich 1974 pro Jahr fur den Unterhalt 50 000 DM Ullrich Muller Die Wutachtalbahn 1990 S 43 Diese Sanierungen wurden im Auftrag der NATO durchgefuhrt 11 Das Verteidigungsministerium zahlte danach bis 1974 im NATO Auftrag einen jahrlichen Unterhaltszuschuss uber 50 000 DM an die DB mit der Massgabe die Strecke betriebsbereit zu halten 12 Bald darauf verfugte die DB die komplette Einstellung des Schienenverkehrs zum 31 Dezember 1976 und plante einen Ruckbau der unrentabel gewordenen Anlage Jedoch blieb die Wutachtalbahn als Museumsbahn erhalten somit ist von den einst vier Strecken heute lediglich die Wehratalbahn stillgelegt Literatur BearbeitenDenkschrift uber die Erbauung der Bahnen im Badischen Oberland Leopoldshohe Lorrach Schopfheim Sackingen Weizen Immendingen zur Umgehung des Schweizergebiets Bearbeitet von August von Wurthenau Baudirektor Chr Fr Muller sche Hofbuchdruckerei Karlsruhe 1890 Digitalisat der BLB Karlsruhe Denkschrift uber die Erbauung der Bahnen im Badischen Oberland Leopoldshohe Lorrach Schopfheim Sackingen Weizen Immendingen zur Umgehung des Schweizergebiets Umgehungsbahnen Lichtdruckbilder Digitalisat der BLB Karlsruhe Hans Wolfgang Scharf Die Eisenbahn am Hochrhein Band 2 Von Basel zum Bodensee 1939 1992 EK Eisenbahn Kurier Verlag Freiburg 1993 ISBN 3 88255 756 7 Dietrich Reimer und Bernhard Prillwitz Die Sauschwanzlebahn im sudlichen Schwarzwald Sutton Verlag Erfurt 2010 S 7 15 ISBN 978 3 86680 605 4 Dietrich Reimer Die Sauschwanzlebahn von der strategischen Umgehungsbahn zur touristischen Museumsbahn Schriften des Vereins fur Geschichte und Naturgeschichte der Baar 2016 Band 59 Digitalisat Ullrich Muller Die Wutachtalbahn Strategische Umgehungsbahn Sauschwanzlebahn Schneider Verlag Grenzach Wyhlen 1978 3 weitere Auflagen bis 1990 Ohne ISBN Joachim Sturm Hrsg im Auftrag der Stadt Blumberg Dold Verlag Blumberg 1995 ISBN 3 927677 06 X Autorin Annelore Walz Reichsarchiv Hrsg Weltkrieg 1914 1918 Die militarischen Operationen zu Lande Band 1 Die Grenzschlachten im Westen Verlag E S Mittler amp Sohn Berlin 1925 Digitalisat Simon Gonzer Eisenbahnbau im Wutachtal Zivile und militarische Intentionen am Ende des 19 Jahrhunderts im Grossherzogtum Baden und dem Deutschen Reich GRIN Verlag GmbH Norderstedt 2002 ISBN 978 3 640 59572 3 Einzelnachweise Bearbeiten Dietrich Reimer Die Sauschwanzlebahn von der strategischen Umgehungsbahn zur touristischen Museumsbahn Schriften des Vereins fur Geschichte und Naturgeschichte der Baar 2016 Band 59 S 55 Wurthenau Denkschrift 1890 S 8 U Muller Die Wutachtalbahn S 15 in Bezug auf Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart Berlin 1911 Band 1 S 502 D Reimer Von der Umgehungsbahn zur Museumsbahn 2016 S 53 Reimer 54 in Bezug auf Martin Wanner Geschichte der Begrundung des Gotthardunternehmens Bern 1880 Reimer 56 f Scharf 18 Hans Wolfgang Scharf Die Eisenbahn am Hochrhein Band 2 Von Basel zum Bodensee 1939 1992 EK Eisenbahn Kurier Verlag Freiburg 1993 S 18 ISBN 3 88255 756 7 Scharf 20 Scharf 40 und 44 Dietrich Reimer Die Sauschwanzlebahn von der strategischen Umgehungsbahn zur touristischen Museumsbahn Schriften des Vereins fur Geschichte und Naturgeschichte der Baar 2016 Band 59 S 64 Dietrich Reimer Die Sauschwanzlebahn von der strategischen Umgehungsbahn zur touristischen Museumsbahn Schriften des Vereins fur Geschichte und Naturgeschichte der Baar 2016 Band 59 S 65 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strategische Bahnen zur Umgehung der Schweiz amp oldid 236857404