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Der Stenbocksche Feldzug von September 1712 bis Mai 1713 war eine gescheiterte schwedische Operation unter Kommando von Magnus Stenbock auf dem Norddeutschen Kriegsschauplatz im Grossen Nordischen Krieg Stenbockscher FeldzugTeil von Grosser Nordischer KriegNorddeutscher KriegsschauplatzDatum 3 September 1712 bis 16 Mai 1713Ort Schwedisch Pommern Holstein Gottorp und MecklenburgAusgang Sieg der Alliierten Danemark Sachsen und Russen KonfliktparteienSchweden 1650 Schweden Russland Zarentum 1699 Russland Danemark DanemarkKurfurstentum Sachsen SachsenBefehlshaberFeldmarschall Magnus Stenbock Danemark Ulrik Christian Gyldenlove Jobst ScholtenSachsen Jakob Heinrich von FlemmingTruppenstarke15 600 Mann 36 000 Mann Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Feldzugsverlauf 2 1 Ubersetzen der Armee nach Rugen 2 2 Verlust der schwedischen Transportflotte 2 3 Ausbruch der schwedischen Verbande aus Stralsund 2 4 Schlacht bei Gadebusch 2 5 Kampfe in Schleswig Holstein 2 6 Kapitulation der Schweden 3 Auswirkungen des Feldzugs 4 LiteraturVorgeschichte BearbeitenIm August 1711 marschierten russische danische und sachsische Soldaten in Schwedisch Pommern ein besetzten das Land und blockierten die Festung Stralsund weitraumig Karl XII plante im osmanischen Exil in Bender die schwedische Operationsfuhrung Seine Absicht zielte auf eine deutliche Verstarkung der in Schwedisch Pommern stehenden Verbande Anschliessend sollten die sachsischen und russischen Truppen wieder aus Schwedisch Pommern vertrieben werden und einen nordlichen Zangenarm gegen die bei Stettin stehenden russischen Truppen gebildet werden Feldmarschall Magnus Stenbock wurde mit der Durchfuhrung der Operation betraut Stenbock hatte an den schwedischen Erfolgen der Jahre 1700 bis 1706 in Polen Litauen wesentlichen Anteil Feldzugsverlauf BearbeitenUbersetzen der Armee nach Rugen Bearbeiten nbsp Deckblatt eines Berichts vom September 1712 uber die zunachst erfolgreiche schwedische Landung auf RugenZunachst musste der Seeweg nach Rugen gesichert werden Das in der Ostsee bestehende Krafteverhaltnis begunstigte die Schweden Danemark konnte zum gegebenen Zeitpunkt deutlich weniger Kriegsschiffe aufbieten Die schwedischen Vorbereitungen zur Anlandung grosserer Verbande auf Rugen war den Danen bekannt aber erst Mitte August stachen die danischen Verbande in See Admiral Wachtmeister verliess am 3 September 1712 Karlskrona mit 24 Kriegsschiffen und drei Fregatten mit insgesamt 1746 Kanonen und 11 130 Mann An Bord der Schiffe befanden sich 2711 Infanteristen der Regimenter Uppland und Calmar Hinzu kam eine Anzahl von Infanteristen und Kavalleristen verschiedener Einheiten Am 4 September kam es zwischen vier schwedischen und mehreren danischen Schiffen zu einem kurzen Feuergefecht Ein weiteres kleines Seegefecht entschieden die Schweden am kommenden Tag erneut fur sich so dass die Danen in die Kogebucht auswichen Nun gingen auch die Transportschiffe von Karlshamn in See um Proviant und Waffen nach Rugen zu uberfuhren Stenbock plante von Putbus aus die weitere Operationsfuhrung und traf sich zu diesem Zwecke mit dem Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen in Vorpommern Generalleutnant Karl Gustav Duker und dessen Stab Am 18 September 1712 fuhrten Verbundete unter russischem Oberbefehl einen Landungsversuch an der Sudkuste Rugens durch den die Schweden abwehrten Stenbock begab sich kurze Zeit spater wieder nach Schweden um die weiteren Transporte zu begutachten Die fehlgeschlagene Landung der Russen im Suden der Insel liess ihn befurchten dass Rugen moglicherweise vor Eintreffen des Transportes in feindliche Hand gelangen konnte Hinzu kamen schwierige Witterungsbedingungen die eine Abfahrt ebenfalls erschwerten Am 19 September 1712 stach das Expeditionskorps von Karlshamn aus in See Nahezu 100 Transportschiffe wurden von der schwedischen Flotte begleitet Admiral Ulrik Christian Gyldenloves Flotte verfugte inzwischen uber 22 Kriegsschiffe und erreichte damit Krafteparitat zu den Schweden Verlust der schwedischen Transportflotte Bearbeiten Hauptartikel Seeschlacht vor Rugen 1712 Stenbock erreichte bereits am 25 September Rugen Die Transportschiffe wurden innerhalb der folgenden beiden Tage entladen und verblieben in der Bucht beim Wittower Posthaus Am 26 September nahte bereits die danischeFlotte Die angelandeten 9423 Mann setzten sich in Marsch Vom Schicksal der Transportflotte war der Feldzug abhangig denn in Schweden befanden sich noch grosse Teile der Versorgungsguter und Ausrustung In einem Manover gelang es Gyldenlowe am 29 September seine Einheiten zwischen die Transportflotte und die Hauptkrafte der schwedischen Marine zu schieben In der Seeschlacht vor Rugen erlitt die schwedische Transportflotte massive Verluste Etwa 15 Schiffe sanken und 42 Transporter brannten aus Stenbock der sich zum Zeitpunkt dieser militarischen Katastrophe auf Rugen aufhielt war mit dem Verlust der Transportflotte bereits am Beginn seines Feldzugs gescheitert Ausbruch der schwedischen Verbande aus Stralsund Bearbeiten Stenbocks Verbande marschierten nach Stralsund vereinigten sich dort mit den in der Festung stehenden Truppen und durchbrachen am 1 November 1712 die Blockade im sachsischen Abschnitt Zu diesem Zeitpunkt war die schwedische Armee 14 000 Mann stark 2000 Soldaten verblieben zur Sicherung Stralsunds Das Ziel Stenbocks war zu diesem Zeitpunkt das schwedische Wismar Hier wollte er weitere Transporte und Verstarkungen aus Schweden abwarten Am 3 November uberschritt die Armee Stenbocks die mecklenburgische Grenze Bei Ribnitz stiessen die schwedischen Truppen erneut auf Sachsen und drangten diese in einem fur die Sachsen verlustreichen Gefecht zuruck Bei Einmarsch der Schweden in Mecklenburg standen dort 14 000 russische Infanteristen sowie 8000 russische und sachsische Kavalleristen bei Tribsees Vorpommern unter dem Kommando August II Stenbocks Armee griff zunachst nicht an Die schwedische Armee war ohne Lebensmittel und Munition zu schwach fur militarische Handlungen Um von See eintreffenden Nachschub schnell aufnehmen zu konnen hielt sich die Armee grundsatzlich an der Kuste auf und ging bei Rostock uber die Warnow In Schwaan errichtete Stenbock sein Hauptquartier und legte seine Truppen in die umliegenden Orte wahrend sich die Sachsen und Russen zu jenem Zeitpunkt bei Gustrow befanden Stenbock koordinierte Diplomatie mit militarischer Gewalt Er wusste vom gespannten Verhaltnis der Nordischen Alliierten und hoffte einen Separatfrieden mit August dem Starken auszuhandeln Am 1 Dezember gelang ihm der Abschluss eines zweiwochigen Waffenstillstandes Wenige Tage spater marschierten aus Hamburg kommend danische Truppen unter dem Oberbefehl Jobst von Scholtens in Mecklenburg ein Am 15 Dezember 1712 blieben diese Truppen im Raum Gadebusch stehen Am selben Tag brach Stenbock in Richtung Gadebusch auf Stenbock musste gegen die Danen operieren Diese unterbanden fur die Schweden gezielt die Moglichkeiten sich aus dem Lande zu versorgen Mit Streifzugen drangsalierten sie die Zivilbevolkerung und vernichteten oder beschlagnahmten Nahrungsmittel Schlacht bei Gadebusch Bearbeiten Hauptartikel Schlacht bei Gadebusch nbsp Schwedische Truppen in der Schlacht bei GadebuschAm 14 Dezember 1712 nahmen die Schweden in Nahe der Warnow ihren Vormarsch wieder auf Jobst von Scholtens Truppen standen unverandert weiter westlich bei Gadebusch Stenbocks Armee naherte sich den Danen am Abend des 18 Dezember auf zehn bis zwolf Kilometer Die danische Truppen unterliessen es rechtzeitig Tuchfuhlung mit den sudlich des Schweriner Sees stehenden russischen Alliierten aufzunehmen Am fruhen Morgen des 19 Dezember griff Stenbock die Danen sudlich von Gadebusch bei Wakenstedt an Gegen 13 00 Uhr eroffnete die schwedische Artillerie das Feuer das sich sofort als sehr wirkungsvoll erwies Bei Einbruch der Dunkelheit endeten die Kampfhandlungen mit einem schwedischen Sieg Trotz des taktisch operativen Erfolges blieb Stenbocks Korps hoffnungslos unterlegen Kampfe in Schleswig Holstein Bearbeiten Hauptartikel Einascherung von Altona nbsp Schwedenbrand 1713Nach der gewonnenen Schlacht war der Weg frei die eigentlichen Ziele Karls XII in die Tat umzusetzen Die Initiative lag bei den Schweden Noch im Dezember 1712 uberschritten Stenbocks Verbande die zugefrorene Trave und nahmen vorubergehend bei Bad Segeberg Quartier Die Danen begaben sich am 27 Dezember aus ihren lauenburgischen Winterquartieren zum erneuten Angriff auf das Stenbocksche Korps Uberraschend traf sie die Nachricht dass die Schweden die danischen Festungen Rendsburg und Gluckstadt unbeachtet liessen und stattdessen sudlich auf Altona schwenkten Teile der Danen marschierten erneut nach Mecklenburg und vereinigten sich dort mit sachsischen und russischen Truppen bei Crivitz wahrend eine zweite Heeresabteilung nach Norden auswich um sich mit frischen Truppen zu vereinigen Stenbock liess in der Zwischenzeit die Stadt Altona in Brand stecken Die stenbockschen Verbande plunderten auch die holsteinischen Marschlanden Stenbocks Armee marschierte Ende Januar 1713 nach Friedrichstadt Am 24 Januar griffen starke alliierte Krafte unter dem russischen General Christian Felix Bauer schwedische Vorposten an der Treene an Kapitulation der Schweden Bearbeiten Hauptartikel Belagerung von Tonning 1713 nbsp Die Tonninger Festung wurde 1714 vollstandig geschleiftIn Verhandlungen mit Holstein Gottorf gelang es dem Marschall die Festung Tonning als Stationierungsort seines Korps zu gewinnen Wahrend starke alliierte Verbande am 12 Februar Stenbocks Truppen bei Friedrichstadt angriffen verlegten andere durch Besetzung Koldenbuttels den Weg nach Tonning Die Schweden attackierten diese Gegner mit Kavallerieregimentern erfolgreich und marschierten weiter nach Tonning In diese Festung wurden mehrere Regimenter einquartiert weitere in den Westen Eiderstedts In Tonning sah sich Stenbock mit einer unertraglich schlechten Versorgungslage konfrontiert Ein Ausharren in der Festung war aussichtslos Die Armeefuhrung wollte die Verbande wieder nach Mecklenburg zuruckzufuhren Der Versuch den Fluss wieder zu uberqueren wurde von den nordischen Alliierten entdeckt Die Verbundeten reagierten sofort mit einer Zusammenziehung aller verfugbaren Krafte die denen der Schweden um das Dreifache uberlegen waren Somit schwand auf schwedischer Seite jede Hoffnung auf einen glucklichen Ausgang des Feldzuges Mitte April unternahm Stenbocks Armee einen letzten Versuch die feindlichen Linien in Richtung Friedrichstadt zu durchbrechen Sie scheiterte am gegnerischen Widerstand Stattdessen zwangen die Alliierten am 26 April 1713 die Schweden sich in die Festung Tonning zuruckzuziehen Am 4 Mai 1713 begann die formliche Belagerung Sie fand mit der Kapitulation Stenbocks am 16 Mai ihren Abschluss Stenbock wurde als Gefangener nach Kopenhagen verbracht Auswirkungen des Feldzugs BearbeitenDer Feldzug Stenbocks wurde international aufmerksam beobachtet Er brachte schweres Leid uber die unmittelbar von Durchzugen betroffene Bevolkerung Als Zar Peter von der Niederbrennung Altonas erfuhr ordnete er an vier vorpommersche Stadte zur Vergeltung ebenso in Brand zu stecken Gartz an der Oder Wolgast Anklam und Demmin Am 16 Marz 1713 ging Gartz in Flammen auf elf Tage spater brannte Wolgast Als russische Truppen Anklam anzunden wollten bat der danische Admiral Christian Thomsen Carl den russischen General Staff um einen zeitlichen Aufschub Staff wies die Bitte seines Verbundeten zuruck Carlson bezeichnete Staff daraufhin als Mordbrenner Beide fuhrten daraufhin ein Duell Es wurde auf dem Greifswalder Marktplatz ausgetragen und endete mit dem Tod Carls Staff wurde daraufhin inhaftiert so dass die Stadt Anklam Zeit gewann Kurz nach dem Vorfall traf ein Bote Alexander Danilowitsch Menschikows in Greifswald ein der die Aufhebung des Befehls Peters brachte Die letzte grosse Offensive Schwedens in Norddeutschland erwies sich als aussichtsloser Versuch Karls XII die Initiative erneut an sich zu reissen Ausschlaggebend dafur war die Vernichtung der Transportflotte im September 1712 Literatur BearbeitenMartin Meier Der Stenbocksche Feldzug 1712 1713 Ein operationsgeschichtlicher Beitrag Universitatsverlag Potsdam Potsdam 2012 in Militar und Gesellschaft in der fruhen Neuzeit 16 2012 2 S 197 217 300 Jahre Schlacht bei Gadebusch Internationale Tagung vom 12 bis 14 Oktober 2012 in Gadebusch Publikationen des Lehrstuhls fur Nordische Geschichte Bd 18 Ernst Moritz Arndt Universitat Greifswald 2014 ISBN 978 3 86006 419 1 Nachricht uber den Brand von Altona 1713 Hrsg Heinrich Christian Hulle Altona 1714 Die Abgebrannten von Altona 1711 und 1713 Knut Lundblad Geschichte Karl des Zwolften Konigs von Schweden Band 2 Hamburg 1840 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stenbockscher Feldzug amp oldid 220360524