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Die Johanneskirche in Neustadt an der Orla in Thuringen entstand zwischen 1470 und 1538 durch Erweiterungsarbeiten einer Kapelle die bereits im 13 Jahrhundert existierte Stadtkirche St Johannis in Neustadt an der OrlaInnenraum 2023 Blick zur OrgelChorraumCranach Altar im Chor der KircheRekonstruierte Fincke Orgel im hist GehauseInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 3 1 Chorraum 3 2 Cranach Altar 3 3 Katharinenaltar 3 4 Taufe 4 Orgeln 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie alteste Urkunde die Neustadt an der Orla erwahnt stammt aus dem Jahre 1287 Eine um 1294 gestiftete Kapelle wurde um 1400 zur Pfarrkirche erhoben In der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts erlebte der Ort durch Handel Webereien und Gerbereien einen wirtschaftlichen Aufschwung verbunden mit der Zunahme der Einwohnerschaft Die alte Kapelle reichte nicht mehr aus 1470 begannen die Bauarbeiten an Chor und Turm Der Chor 1476 geweiht wurde erst 1503 mit der Einwolbung fertiggestellt Ein Neubau aus verputztem Bruchsteinmauerwerk ersetzte ab 1517 das alte Kirchenschiff Mit dem Turmaufsatz und dem sudlichen mit einem Baldachin uberdachten Portal wurde die Kirche 1538 vollendet In den Jahren 1686 und 1769 erfolgten umfangreiche Umgestaltungen denen sich 1893 1894 Restaurierungen im neugotischen Stil anschlossen Eingeschossige Emporen waren zwar beim Bau des Schiffes vorgesehen wurden aber erst wahrend der Regotisierung ausgefuhrt Ein zweites Emporengeschoss mit barocker Balusterbrustung nahm nun die Orgel auf Der Eingang an der Westfassade wurde erweitert zwischen den Pfeilern im Innern wurden Scheidbogen eingefugt Bei der Restaurierung 1981 1983 wurden im Chorgewolbe Reste spatgotischer Wandmalerei freigelegt und denkmalgerecht restauriert Der Chor erhielt bunte Glasfenster mit der Darstellung der Geburt Jesu Christi und Christi Himmelfahrt Die historische Orgel aus dem 18 Jahrhundert wurde 1993 von der Firma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau rekonstruiert Architektur BearbeitenDie dreischiffige Hallenkirche mit Chor und Nordturm beherrscht das Stadtbild durch ihr hohes Dach Das Langhaus besteht aus funf Jochen Die polygonalen Pfeiler im Kirchenschiff gehen bis unter die flache Holzdecke Der Chor ist nur so breit wie das Mittelschiff er hat zwei Joche einen polygonalen Abschluss und ein Netzgewolbe mit figurlichen Schlusssteinen Im nordlichen Zwickel zwischen Langhaus und Chor steht der Turm auf quadratischem Grundriss in dessen Erdgeschoss sich die Sakristei mit einem Kreuzgratgewolbe befindet Der ehemals offene Durchgang unter dem Chorabschluss ist vermauert Die Aussenfassaden mit umlaufendem teils verkropftem Sohlbankgesims werden mit einfachen Strebepfeilern gestutzt Uber niedrigen Spitzbogenfenstern befinden sich Masswerkfenster Das Sudportal hat ein profiliertes Gewande und ein auf Kopfkonsolen ruhendes Schlingrippengewolbe Das nordliche Spitzbogenportal ist mit Profilen uberstabt Ausstattung BearbeitenChorraum Bearbeiten Hier lassen drei hohe dreibahnige Fenster mit farbigen Bibeldarstellungen Tageslicht in den trapezformigen Raum Vor dem mittleren Fenster befindet sich der Cranach Flugelaltar In den ostlichen Feldern des Netzrippengewolbes der Apsis sind bei den Rekonstruktionsarbeiten Fresken der vier Evangelisten in ihren Symbolgestalten wiederentdeckt worden Die Schlusssteine des Gewolbes stellen das Schweisstuch der Veronika Maria mit dem Jesuskind Johannes den Taufer und die heilige Anna dar Cranach Altar Bearbeiten Das bedeutendste Ausstattungsstuck der Kirche ist der so genannte Neustadter Altar von Lucas Cranach d A im Chor der Kirche Den Auftrag hatte der Kunstler 1511 auf der Leipziger Messe erhalten die Weihe fand am 24 Juni 1513 statt Er uberstand die Reformation so weiss Julia Greipl von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu berichten weil Martin Luther 1524 nach Neustadt reiste Der Reformator konnte Andreas Bodenstein davon uberzeugen dass Heiligenbilder als Schmuck zugelassen seien als wundertatige Gotzenbilder hingegen zu verachten 1 seien Die Tafelbilder erzahlen Begebenheiten aus dem Leben Johannes des Taufers Im geoffneten Zustand des Schreins sind Johannes der Taufer und die Schutzheiligen der Orlasenke die Bruder Simon und Judas als vollplastische Figuren vor einem gemalten goldenen Tuch dargestellt Die Innenseiten der Flugel enthalten Tafelbilder uber die Taufe Jesu und die Enthauptung Johannes des Taufers Uber die Aussenseiten der beiden Flugel des Altarretabels ist der Abschied Christi von Maria gemalt auf den Standflugeln die Apostel des Figurenschreins Als Schreinwachter sind seitlich der heilige Georg links und der heilige Florian rechts vollplastisch dargestellt Im Aufsatz des Altars ist ein filigranes Gesprenge mit dem heiligen Martin zu Pferde flankiert von den Heiligen Katharina von Alexandrien und Barbara von Nikomedien und in der Bekronung Anna selbdritt zu sehen 2 Die Predella zeigt das Jungste Gericht Die bemalte Ruckseite des Schreins bildet das Schweisstuch der Veronika ab Die Predella zeigt das Abendmahl Jesu Das Altarretabel wurde vermutlich im Dreissigjahrigen Krieg teilweise geplundert und zur Zeit des Barock renoviert In den folgenden Jahrhunderten fanden daruber hinaus mindestens zwei weitere Restaurierungen statt 2016 wurden bei der Sanierung des Chors das Retabel zur Bekampfung von Schadlingen begast und das Gesprenge restauriert 2017 wurden die Predella die Schreinskulpturen sowie der Standflugel instand gesetzt Dabei entfernten Experten sowohl die oberste Firnisschicht wie auch eine braunliche Lasur aus dem 19 Jahrhundert Das restaurierte Retabel wurde am 23 Juli 2019 wieder der Offentlichkeit ubergeben Katharinenaltar Bearbeiten Aus dem Vorgangerbau der Kirche ist der Mittelschrein des geschnitzten Katharinen Altars erhalten auf dem Anna selbdritt die heilige Katharina und die heilige Dorothea zu sehen sind Dieser Altar steht an der Sudseite neben dem kelchformigen farbig gefassten Taufbecken von 1494 Taufe Bearbeiten Die Taufe in sechseckiger Form ist eine Arbeit aus dem Jahr 1494 die damals die Backerinnung gestiftet hatte Sie entstand aus Kalkstein und Sandstein in ihrer das Becken umgebenden Form wiederholen sich figurliche Darstellungen der vier Evangelisten Auf die Stifter verweist ein Junge mit einer Brezel Orgeln BearbeitenDie Orgel entstand 1726 1728 in der Werkstatt von Johann Georg Fincke d Alteren und wurde nach Umbauten im Jahr 1936 durch Jehmlich Orgelbau Dresden im Jahr 1993 von der Orgelbaufirma Schuke Potsdam rekonstruiert Das Instrument verfugt uber 25 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch Die Disposition lautet wie folgt 3 I Hauptwerk CD c3Quintathon 16 Principal 8 Viol di Gamba 8 Grobgedackt 8 Octave 4 Spitzflothe 4 Gembs Horn 4 Quinta 3 Super Octave 2 Mixtur IVCymbel III II Oberwerk CD c3Lieblich gedackt 8 Quintathon 8 Principal 4 Rohr Flothe 4 Flaute Doulce 4 Octava 2 Quinta decima 1 3 5 Quinta mutans 1 1 2 Scharff III Pedal CD c1Offner Sub Bass 16 Gedeckter Sub Bass 16 Octave Bass 8 Posaunen Bass 16 Fagott Bass 8 Koppeln II I I P Tremulant CymbelsternZudem besitzt die Kirchengemeinde eine Truhenorgel mit vier Registern von Orgelbau Schonefeld aus dem Jahr 1991 4 Glocken BearbeitenAuf dem Turm hangen drei Glocken aus der Erfurter Glockengiesserei des Hans Sinderam der Erfurter Unbekannte genannt 5 Die grosste aus dem Jahr 1479 ist nach Susanna benannt sie wurde auf dem Marktplatz gegossen Sie hat einen Durchmesser von 1742 mm und ein Gewicht von 3 300 Kilogramm Wegen ihres beeindruckenden Klanges ist sie uberregional bekannt und beliebt Geweiht wurde sie 1480 vom Abt von Saalfeld Besonders sind sowohl ihre kunstvollen Lilien und Zapfen am Glockenhals als auch die Linienreliefs Sie zeigen Johannes den Taufer mit dem Lamm und Maria mit dem Kinde 6 Die zweite Glocke wurde 1493 gegossen hat einen Durchmesser von 1193 mm und ein Gewicht von 1150 kg Die dritte Glocke wurde 1494 gegossen hat einen Durchmesser von 1079 mm und ein Gewicht von 850 kg Auch diese beiden Glocken sind historisch bedeutsam Literatur BearbeitenKati Reinhardt Martin Groger Kirchen im Ostthuringer Land Altenburg 2001 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Band Thuringen Munchen 2003 Karl Hoffmann Hrsg Der Neustadter Altar von Lucas Cranach und seiner Werkstatt Berlin 1954 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche St Johannis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde Evangelische Kirchgemeinde Neustadt an der Orla Informationen zur St Johanniskirche Memento vom 5 April 2017 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Julia Greipl Nie wirklich weg Nachgeschaut Der Cranach Altar in Neustadt an der Orla In Monumente Ausgabe 6 2019 S 28 29 https www monumente online de de ausgaben 2019 6 Cranach Altar Neustadt Orla php abgerufen am 18 Mai 2023 Informationen zur Orgel auf orgbase nl Abgerufen am 9 Juli 2023 Informationen zum Orgelpositiv auf Organ index Abgerufen am 9 Juli 2023 http www turmuhren glocken de download historisches pdf Seite 4 abgerufen am 8 Mai 2021 Thuringen und seine Glocken Inspirationen fur sein Lied von der Glocke holte Schiller sich in Rudolstadt abgerufen am 8 Mai 2021 Memento vom 26 April 2017 im Internet Archive 50 736259 11 74432 Koordinaten 50 44 10 5 N 11 44 39 6 O Normdaten Geografikum GND 4191794 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtkirche St Johannis Neustadt an der Orla amp oldid 237323647