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Die Stadtbefestigung Nienburg war ein System von Verteidigungsanlagen der Stadt Nienburg Weser das sie vom Mittelalter bis Anfang des 19 Jahrhunderts vor Angriffen schutzte Dazu gehorten eine mittelalterliche Stadtmauer mit Stadttoren sowie Walle und Wassergraben Einbezogen in die Befestigungsanlage war die von den Grafen von Hoya als Wasserburg erbaute Nienburg die spater zum Schloss Nienburg umgestaltet wurde Im 17 Jahrhundert wurde Nienburg zu einer Bastionarsbefestigung ausgebaut und in eine Landesfestung des Furstentums Luneburg und spateren Kurfurstentums Hannover umgewandelt In den napoleonischen Kriegen ging die Festung im Jahr 1806 an franzosische Truppen uber und wurde auf Napoleons Befehl geschleift Hauptsachliche Uberbleibsel der Festungsanlagen sind Walle Wasserlaufe sowie Reste von Stein und Erdwerken Lageplan der Festung Nienburg um 1736 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Mittelalterliche Stadtbefestigung 3 Neuzeitliche Festung 3 1 Landesfestung 4 Endphase der Festung und Schleifung 4 1 Schleifungsbefehl 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksLage BearbeitenNienburg entstand am Kreuzungspunkt von zwei alten Handelsstrassen Eine Strasse durchquerte eine Furt der Weser und verband Westfalen mit der Stadt Luneburg Eine weitere Strasse entlang der Weser verband Bremen mit dem Tal der Leine Fur die Anlage eines befestigten Ortes wirkte sich die Stelle am Meerbach Steinhuder Meerbach und der Weser gunstig aus Die Flusslaufe im Westen und Suden reduzierten den Aufbau einer Stadtbefestigung durch die Gewasser bestand im Westen und Suden ein naturlicher Schutz Durch den Verlauf des Meerbaches entstand ein Dreieck mit lediglich einer ungeschutzten Seite im Nordosten Hier ist in den Anfangen Nienburgs ein Verteidigungssystem aus einem palisadenbestandenen Wall mit Graben anzunehmen Im weiteren Umfeld schrankten im Nordosten Moorgebiete wie das Krahenmoor und das Lichtenmoor eine ungehinderte Annaherung ein Mittelalterliche Stadtbefestigung Bearbeiten nbsp Alteste Kartendarstellung von Nienburg von 1627 vor dem Ausbau zur Festung noch mit mittelalterlicher Stadtmauer unten links Schloss NienburgDie Entstehung einer Stadtbefestigung in Nienburg wird gegen Ende des 13 Jahrhunderts angenommen Grund konnte die Einnahme der Stadt durch den Mindener Bischof Volquin als Folge einer Auseinandersetzung mit Otto II von Hoya gewesen sein Es gibt die Vermutung dass Nienburg schon fruh uber eine Stadtbefestigung verfugte Sie beruht auf einer Darstellung einer Mauer mit Zinnen und einem Tor sowie drei Turmen auf einem Siegel aus der Zeit zwischen 1215 und 1235 Es bestehen aber Zweifel an einer so fruhen Befestigung durch Steinmauern da bedeutsame norddeutsche Stadte erst spater im 13 Jahrhundert eine Stadtmauer erhielten Daher wird angenommen dass die Darstellung auf dem Nienburger Siegel lediglich auf die Verleihung des Stadtrechts hinweist Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung in Nienburg haben sich keine oberirdisch sichtbaren Reste erhalten Heute werden im Boden noch vorhandene Uberreste vermutet zu deren Feststellung jedoch archaologische Ausgrabungen erforderlich sind Da zur Befestigung von Nienburg aus der Zeit des Mittelalters keine schriftlichen Quellen vorhanden sind sind uber ihre Art und Ausfuhrung nachtraglich nur Spekulationen moglich Den einzigen Hinweis auf das Bestehen einer mittelalterlichen Stadtmauer gibt eine Karte von 1634 Darauf ist eine dem Stadtwall vorgelagerten Mauer erkennbar die um die Stadt herumfuhrt Die Karte zeigt mit dem Norder dem Weser dem Muhlen und dem Leintor vier Stadttore auf die als Torturme noch dem Mittelalter entstammen konnten Die Aufsicht uber die Stadttore fuhrten Wachter die uber den Toren wohnten Innerhalb der Stadtbefestigung lag an der Weser eine von den Grafen von Hoya erbaute Wasserburg die spater zum Schloss Nienburg wurde Sie wurde bei Belagerungen von Nienburg im Dreissigjahrigen Krieg teilweise zerstort und nach dem Krieg vollstandig abgerissen Einziger Uberrest ist der in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts entstandene Stockturm Neuzeitliche Festung Bearbeiten nbsp Plan von Nienburg im Jahre 1634 mit dem Schloss Nienburg untenKurz nach Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges 1618 gab es Uberlegungen zur Verstarkung der Befestigungsanlagen 1621 stellte der Obrist und Landdrost der Grafschaft Diepholz Cordt Plato fest dass sich die Verteidigungsanlagen in einem schlechten Zustand befanden Er hielt eine Reparatur der Brustwehr und die Verstarkung der Befestigung an der Weserseite mit Palisaden fur notwendig 1622 ordnete Herzog Christian von Luneburg die Verstarkung der Wachen an den Toren und auf den Wallen sowie eine halbjahrige Verproviantierung der Stadt an 1622 wurde die Bewaffnung der Walle mit 13 Kanonen verstarkt nbsp Ausfall des wahligen Rott 1625 als Darstellung an einem Gebaude in Nienburg1625 kam es zur Einquartierung danischer Truppen mit 3 000 Mann in Nienburg nachdem Konig Christian IV von Danemark zum Obersten des niedersachsischen Reichskreises gewahlt wurde Seine Gegner in Form der Katholischen Liga hatten zuvor die Festung Hameln erfolgreich belagert Von dort zogen die Ligisten 1625 mit einem Heer von 40 000 Mann unter ihrem Feldherrn Tilly weiter nach Nienburg wo sie zunachst die Burg Wolpe und einige von den Danen angelegte aussere Schanzen einnahmen Nachdem Nienburg von einem danischen Entsatzheer Unterstutzung erhalten hatte zog Tilly nach einmonatiger Belagerung wieder ab Uber den Anlass des Abzugs gibt es eine Sage Demnach soll eine kleine Truppe wahliges Rott durch einen Ausfall einen Scheinangriff vorgenommen und dabei Tillys Fahne erbeutet haben Das Ausziehen des wahligen Rott ist heute an der Fassade eines Gebaudes in der Innenstadt von Nienburg dargestellt 1627 belagerte die Katholische Liga erneut Nienburg und die Danen gaben die Stadt auf nachdem die Pest ausgebrochen war Die Ligisten setzten sich in Nienburg fest und wurden erst 1635 durch Truppen von Herzog Georg von Calenberg vertrieben 1639 besetzten schwedische Truppen Nienburg ein und blieben bis 1650 In dieser Zeit erfolgte der grundlegende Ausbau von Nienburg zur Festung in bastionarer Manier wahrscheinlich durch Erik Dahlberg als dem bedeutendsten schwedischen Festungsbaumeister des 17 Jahrhunderts Er dokumentierte in zahlreichen Planen den baulichen Zustand der Anlagen Die Baumassnahmen unter der schwedischen Besetzung trieben den Ausbauzustand der Festung stark voran So entstanden spitzwinklige Bastionen deren Flanken rechtwinklig an Kurtinen angeschlossen waren wie die nbsp Gelande der fruheren Bastion Scharfes Eck am zum Festungsgraben ausgebauten MeerbachBastion Christian Ludwig Bastion Georg Wilhelm auch Kuhschanze Maibaumbastion Laboratoriumsbastion Holzhofsbastion Pulvergewolbebastion Bastion Scharfes Eck Muhlenbastion MuhlenbarackenbastionDie Ravelins trugen die Bezeichnungen Nordertorravelin Leintorravelin Wesertorravelin nbsp Nienburg an der Weser mit der Stadtbefestigung auf einem Merian Stich von 1654Ausserdem entstanden ein Horn und ein Kronwerk Der Wassergraben wurde beibehalten In Teilbereichen erfolgte die Anlage eines Fausse Braie was auf eine Ausrichtung auf die niederlandische Festungsmanier deutet Den Zustand der Festung gegen Ende des Dreissigjahrigen Krieges dokumentiert ein Merian Stich nach der Vorlage des Zeichners Wenzel Hollar aus der Zeit um 1647 Aufgrund der ungenauen Darstellung der Weserseite im Bereich des Schlosses und der Muhlen an der Mundung des Meerbaches herrschen Zweifel an der Verlasslichkeit der Abbildung Ein weiterer Merian Stich nach der Vorlage des Zeichners Konrad Bruno von 1654 erscheint dagegen authentischer da seine Details mit dem Plan des schwedischen Festungsbaumeisters Erik Dahlberg ubereinstimmen Landesfestung Bearbeiten Nach Ende des Dreissigjahrigen Krieges wurde Nienburg Mitte des 17 Jahrhunderts wegen seiner strategisch gunstigen Lage an einem Weserubergang vom Furstentum Luneburg zur Landesfestung ausgebaut Dies entsprach einem im Jahr 1654 auf dem Reichstag in Regensburg gefassten Beschluss die Unterhaltung der Festungen den Landstanden zu unterstellen Die Befestigungsanlagen dienten dann nicht mehr ausschliesslich der Sicherung der Stadt sondern wurden unter landesherrschaftlicher Leitung durch Herzog Christian Ludwig ausgebaut Die Baumassnahmen setzten verstarkt ab 1655 ein was sich mit Hilfe eines Lageplans aus dem Jahre 1662 rekonstruieren lasst Von den Baumassnahmen der 1650er und 1660er Jahre zeugen zwei Steine mit Inschriften die sich am fruheren Festungsmauerwerk an der Mundung des Meerbachs in die Weser finden An einer Gewasserseite des Meerbachs befindet sich in Hohe eines Gastronomiebetriebes ein Stein mit der Inschrift Von Gottes Gnaden Christian Ludewig Hertzog zu Braunschweig und Luneburg Anno Christi 1657 Auf der gegenuberliegenden Gewasserseite ist ein gleichlautender Stein in die Mauer eingelassen der die Jahreszahl 1659 tragt Der Abschluss der Ausbauarbeiten ist nicht uberliefert wird aber im Jahre 1662 vermutet da ein an der Bastion Christian Ludwig eingelassener Initialenstein diese Jahreszahl tragt nbsp Beschriftete Steine am Meerbach fur Herzog Christian Ludewig mit der Jahreszahl 1657 und fur eine Reparatur von 1747 nbsp Stein am Meerbach mit den Initialen G R fur Georg Rex und der Jahreszahl 1769 nbsp Plan der Stadt und der Festungsanlagen um 1736 von Matthaus SeutterIm 18 Jahrhundert beschrankten sich die Baumassnahmen an den Festungsanlagen anfangs auf die Instandhaltung da Nienburg seit dem Dreissigjahrigen Krieg eine lange Friedensphase erfahren hatte Jedoch wahrend des Siebenjahrigen Krieges kam es zu einem erneuten Ausbau nach der Besetzung Nienburgs durch franzosische Truppen 1757 Da die Festungsanlagen nach Urteil des kurfurstlichen Offiziers Emmerich Otto August von Estorff in schlechtem baulichen Zustand waren wurde 1759 der hannoversche Festungsbaumeister Georg Friedrich Dinglinger nach Nienburg beordert Er veranlasste die Instandsetzung von Banketten und der Brustwehr sowie das Aufstellen von Palisaden 1761 begutachtete der Militartheoretiker Graf Wilhelm von Schaumburg Lippe die Festung und machte Vorschlage zur Modernisierung Das fuhrte zum Bau von Notkasematten die in Holz und Erde statt in Backstein errichtet wurden und zu Arbeiten an den Aussenwerken an der Nordseite 1779 gab es einen ersten Hinweis auf eine Schleifung der Festungsanlagen durch eine Notiz des Fursten an die Kriegskanzlei Nienburg sollte als Festung nicht weiter finanziell gefordert werden und die Befestigungen sollten beseitigt werden Eine Kommission unter Generalmajor Georg Josua du Plat erstellte 1779 dazu ein Gutachten Nachdem 1780 der Beschluss zur Aufgabe der Festung Nienburg erging erfolgten im selben Jahr die Schleifungsarbeiten Dabei wurde das Leintorravelin abgetragen die Brustwehre entfernt die Kanonen abgezogen die Festungsgebaude verkauft oder vermietet Die Schleifung erfasste aber nur Teile der Befestigung wahrend der Hauptwall um Nienburg mit seinen Bastionen erhalten blieb nbsp Erhaltenes unteres Mauerwerk der spitzwinkligen Bastion Christian Ludwig an der Weser nbsp Festungswall mit der Bastion Christian Ludwig nbsp Gravierter Stein der Bastion Christian Ludwig mit den Initialen C L fur Herzog Christian Ludwig und der Jahreszahl 1662Endphase der Festung und Schleifung Bearbeiten1803 zogen im Verlauf der napoleonischen Kriege franzosische Truppen unter Edouard Adolphe Mortier in Kurhannover ein und besetzten Nienburg Wahrend der bis 1805 anhaltenden franzosischen Besetzung wurden die Festungsbauarbeiten fortgesetzt bei denen zeitweise 600 Arbeiter pro Tag eingesetzt wurden Nachdem Preussen eine Allianz mit Frankreich eingegangen war zogen 1806 preussische Truppen mit rund 2000 Mann in Nienburg ein Unter ihrem Kommando kam es zu den letzten Arbeiten an den Festungsanlagen Eine einschneidende Massnahme war die Anordnung des Nienburger Festungskommandanten Ludwig von Strachwitz zur Einebnung von Garten und Gebauden rund um Nienburg Damit sollten die Kanonen ein freies Schussfeld erhalten und Angreifern die Deckungsmoglichkeiten genommen werden Infolge der Niederlage Preussens in der Schlacht bei Jena und Auerstedt ubergab Ende 1806 von Strachwitz Stadt und Festung kampflos franzosischen Truppen unter Leone Baptiste Dumonceau 4000 Preussen kamen in franzosische Gefangenschaft Dafur wurde Strachwitz 1809 von einem Militargericht zu vier Jahren Festungshaft verurteilt Die Franzosen begannen noch 1806 mit der Schleifung der Festungsanlagen Dazu wurden in einer kurzen Hochphase bis zu 7000 Arbeiter eingesetzt in der Regel waren es 200 bis 1500 Bei den Massnahmen die bis 1808 anhielten wurden die Walle und Bastionen und sonstige Befestigungen abgetragen das Festungsterrain eingeebnet und Graben zugeschuttet Ebenso wurden Militargebaude wie Pulvermagazine und Kasernenbauten abgerissen Einzelne Bauteile wurden nicht vollig beseitigt sondern blieben als Uferbefestigung und zum Hochwasserschutz ansatzweise erhalten Dazu zahlen Mauern der Bastion Christian Ludwig an der Weser Mauern an der Mundung des Meerbaches in die Weser und das Mauerwerk der alten Weserbrucke das als Ravelin des Bruckenkopfs auf dem anderen Weserufer entstanden war Die Schleifung die rund 18 000 Reichstaler an Ausgaben verursachte erfolgte kostenneutral da dieselbe Summe wieder durch den Materialverkauf eingenommen wurde Auf den Festungswallen wurden in zwei Reihen Alleebaume gepflanzt die eine Promenade bildeten und zum Teil noch heute erhalten sind Dadurch wandelten sich die Walle zu einem Grungurtel um die Altstadt 1820 entstand die letzte Karte der geschleiften Festung Nienburg Sie wurde fur die zivile Nachnutzung der Grundstucke angefertigt Schleifungsbefehl Bearbeiten Obwohl die Schleifung bereits 1806 begann herrschen uber den Termin des Befehls dazu unterschiedliche Auffassungen Teilweise wird vermutet dass er bereits kurz nach Ubergang der Festung auf die Franzosen 1806 oder 1807 erlassen wurde Uberliefert ist ein Dekret Napoleons zur Schleifung der Festungen Hameln und Nienburg von 1808 Am 30 Juli 1808 meldete Nienburg nach Frankreich den Vollzug Siehe auch BearbeitenListe der Baudenkmale in Nienburg WeserLiteratur BearbeitenStefan Amt Walter Bettauer Festung Nienburg Die bauliche Entwicklung der Festungsanlagen Nienburg Weser 1996 ISBN 3 9802844 5 X Online pdf 744 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtbefestigung Nienburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nachbau des Schlosses Nienburg innerhalb der Stadtbefestigung als Diorama Geschichte des Schlossplatzes mit historischer Abbildung Weserwall Gruppe baulicher Anlagen im Denkmalatlas Niedersachsen Weserwall Teil einer Gruppe baulicher Anlagen im Denkmalatlas Niedersachsen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtbefestigung Nienburg amp oldid 228480650