www.wikidata.de-de.nina.az
Die St Nicolai Kirche steht am Fusse des Burgberges und am ostlichen Abschluss der Dobelner Altstadt Das Gotteshaus wurde im 14 Jahrhundert begonnen in den folgenden Jahren und Jahrhunderten nach Schaden mehrfach umgebaut und erweitert Stadtkirche St Nikolai Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Glocken 4 Ausstattung 4 1 Turmunterbau und Langhaus 4 2 Altar 4 3 Kanzel und weitere Elemente 4 4 Taufbecken 4 5 Orgel 5 In der Umgebung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie genauen Ursprunge der Stadtkirche sind ungeklart Ein erster Hinweis ergibt sich aus der urkundlichen Erwahnung eines Pfarrers im Jahr 1293 Ein fruhes einfaches Kirchengebaude ist beim Stadtbrand von 1333 an dieser Stelle zerstort worden Nach diesem Ereignis begann der Bau einer dreischiffigen Basilika im fruhgotischen Baustil Im Jahr 1479 wurde sie zu einer spatgotischen Hallenkirche umgebaut Bei einem weiteren Stadtbrand uber den die Dokumente berichten erlitt vor allem der Turm der Pfarrkirche grosse Schaden Am 21 Juni 1730 fruh 1 Uhr kam in Dobeln bei dem Tuchscherer Johann Daniel Melzer in der Kirchgasse Feuer aus welches innerhalb 5 Stunden die ganze Stadt nebst den meisten offentlichen Gebauden das Rathaus Kirchturm Staupitz Ober und Walkmuhle Kuttelhof Schlachthof und die Gebaude der Geistlichkeit verzehrte Der erhalten gebliebene viereckige Unterturm erhielt danach ab dem Turmgang in 30 Meter Hohe einen neuen Oberturm mit oktogonalem Grundriss 1 In der Folge erfolgten immer wieder Reparaturen An und Umbauten im Wesentlichen ist das Kirchengebaude jedoch im Zustand aus dem 15 Jahrhundert erhalten und wurde deshalb bereits in den 1970er Jahren unter Denkmalschutz gestellt 2 Die Restaurierungsarbeiten von 1885 fuhrten zu erheblichen Veranderungen an der Fenstergestaltung des Chores und des Langhauses Auch die kleineren spitzbogigen Turen wurden unter neogotischen Stileinflussen umgestaltet Die Arbeiten erfolgten unter der Leitung der Architekten Hugo Altendorff und Paul Hentschel Nach der deutschen Wiedervereinigung sind 1997 im Innenraum umfassende Sanierungsarbeiten vorgenommen worden die sich jedoch mehr an die ursprungliche Gestaltung und Ausstattung anlehnen Wahrend der Hochwasserkatastrophe im August 2002 erlitt die Kirche zahlreiche Schaden die erst 2004 2005 durch erneute umfassende Arbeiten beseitigt werden konnten Architektur BearbeitenAn der Westseite erhebt sich der machtige und 68 Meter hohe Turm der in seinem unteren Bereich einen uberdimensionalen quadratischen Grundriss aufweist Auf Hohe des Dachfirsten vom Hauptschiff setzt sich der nun barocke Turm in einer schlankeren und achteckigen Form fort Dieser Absatz stellt zugleich eine begehbare Plattform mit Rundumsicht dar Den oberen Abschluss bildet ein doppelt gewolbter Dachstuhl mit zwei Laternen und dem zur Spitze auslaufenden Helm Die oberen Turmbauten sind nach Branden in den Jahren 1629 und 1733 neu aufgebaut worden Am Fuss des Turmes befindet sich der heutige Haupteingang mit einem prachtigen gotischen Portal das von reicher Profilierung gekennzeichnet ist und auf 1370 datiert wird Sein Wimperg und dessen Masswerk sind ein Ergebnis der restauratorischen Eingriffe von 1885 An der Sudseite befinden sich zwei weitere aber kleinere Spitzbogenportale Die Kirche wird von 24 Strebepfeilern umschlossen die das Langhaus die sudlich angelagerte Sakristei Marien Kapelle den Chor sowie den Kirchturm stutzen Das Langhaus besteht aus einem Mittelschiff mit Sterngewolbe und den beiden Seitenschiffen mit einfachem Kreuzgewolbe Der Anbau der Sakristei verdeckt das ehemalige Sudportal ein grosses Spitzbogenportal in Sandstein An der rechten Flanke vom Kirchturm und an der Sudseite des Langschiffes dieser 1885 errichtet befindet sich jeweils ein Treppenturm mit Spitzdach Das Masswerk der Chorfenster stammt seinem Ursprung nach aus dem 14 Jahrhundert Glocken BearbeitenIm Turm befindet sich ein dreistimmiges Gelaut Im 16 Jahrhundert gab es bereits vier Bronzeglocken im Kirchturm die von der Giesserei Hillinger Freiberg hergestellt worden waren Sie sturzten nach einem Blitzschlag im Jahr 1929 herab und zersprangen Die Gemeinde liess daraufhin neue giessen Der oben genannten Brand im Jahr 1730 zerstorte am Kirchengebaude das gotische Spitzturmchen sowie den Glockenstuhl samt der vier Glocken die in der Glut schmolzen 1 Die Kirchgemeinde bestellte bei der Giesserei Michael Weinhold aus Dresden vier neue Glocken von denen die ersten beiden im Februar 1731 geliefert wurden die ubrigen zwei im Mai des Jahres Der Glockenmantel der Betglocke trug folgende Inschrift Gleich meiner Schwester ich im Feuer zwar zerfloss doch mich neu Weinholds Hand in Dresden wieder goss der Ton dringt in das Ohr das Wort ins Herze fallet an dem halt fest auf Gott nur eure Hoffnung stellet Die Inschrift der Abendglocke erinnerte ebenfalls an die Geschichte Der Turm geriet in Brand verlor die schone Spitze hierauf zerschmolzen bald 4 Glocken in der Hitze den 21 Juni 1730 Die Glocken erklangen in den Tonen C Es und F und lauteten erstmals am 9 Juni 1731 1 nbsp Die am Lutherplatz vor der St Nicolai Kirche abgestellte AbendmahlsglockeSo blieb es nun etliche Jahrhunderte Im Jahr 1917 mitten im Ersten Weltkrieg musste die Kirchgemeinde die drei grossten Glocken als Metallspende des deutschen Volkes zur Umarbeitung in Kriegsgerat abliefern Im Jahr 1921 konnten vier neue Gussstahlglocken aus dem Hofglockengiesserei Franz Schilling und Lattermann Apolda in den Turm aufgezogen werden Ihre Herstellung erfolgte mittels bedeutender Spende von Dobelner Einwohnern darunter das Ehepaar Auguste und Robert Tummler Oswald Greiner sen und Emil Stockmann sowie Georg und Alfred Richter 1 Das Gelaut bestand aus der grossen oder Abendmahlsglocke 75 Zentner der Predigtglocke 45 Zentner der Gebetsglocke 23 Zentner und der Tauf bzw Sterbeglocke 13 Zentner Alle Glocken tragen neben den Namen der Spender Bibelspruche 1 Als diese im Oktober 2011 wegen des schlechten Allgemeinzustandes ausgebaut werden mussten erhielten sie einen Ehrenstandort vor der Kirche Fur ein neues Gelaut das nun wieder aus Glockenbronze bestehen sollte gab es eine Ausschreibung unter vier Giessereien den Zuschlag erhielt die Firma Perner in Passau Der Neuguss bekam auch wieder Inschriften und Bildnisse auf den Glockenwandungen mit Bibelspruchen dem Ortsnamen Dobeln und dem Namen der Kirche St Nicolai sowie das Gussjahr vorgesehen Die kunstlerische Gestaltung enthalt das Christusmonogramm den heiligen Nikolaus den Renaissance Taufstein und das Lamm Gottes mit der Fahne Die Intonation erfolgte wie bei ihren bronzenen Vorgangern auf es f a und c Die Kosten betrugen 32 000 Euro die Glockenweihe konnte die Kirchengemeinde am 18 Marz 2012 feiern 1 Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick auf Altar und KanzelTurmunterbau und Langhaus Bearbeiten Die heutige Farbfassung des Innenraums beruht auf dem Stand von 1929 Bei den Renovierungsarbeiten in den Jahren 1976 bis 1977 erfolgte eine grundhafte Instandsetzung der Gebaudesubstanz Nach dem Eingangsportal befindet sich ein Vorraum der den untersten Teil vom quadratischen Turm darstellt und ein sternformiges Zellengewolbe aus dem 15 Jahrhundert besitzt Das Mittelschiff wird von zwei Seitenschiffen flankiert die beidseitig Emporen tragen Die Hauptsaulen des Hallengewolbes besitzen einen achteckigen Querschnitt Die Decke ist in Stern und Kreuzrippengewolbe ausgeformt Den Chor und sein Vorjoch uberspannen je ein Netzgewolbe Altar Bearbeiten Der zweiseitige dreifache Flugelaltar ein Schnitzaltar gilt als ein bemerkenswertes Werk sakraler Kunst in Sachsen Der filigrane Altar ist elf Meter hoch und ein Werk des Meisters des Dobelner Hochaltars einem mutmasslichen Cranachschuler aus der Freiberger Schule und entstand um 1520 2 Im mittleren Teil dem Schrein sind die folgenden drei Heiligen als Schnitzfiguren dargestellt Wenzel mit Speer und Schild Nikolaus mit dem Bischofsstab und Leonhard in der Hand den Abtsstab tragend Der Schrein wird links und rechts von einem Zierstab begrenzt der jeweils zwei ubereinander angeordnete kleine Figuren tragt Links sind es Hieronymus und Augustinus und rechts Gregor der Grosse und Ambrosius In den beiden Altarflugeln werden jeweils zwei Schnitzfiguren stehend dargestellt darunter die Evangelisten an Schreibpulten Die grossen Schnitzfiguren sind im linken Flugel der Evangelist Johannes mit dem Giftbecher in der Hand und der heilige Florian mit einer Flagge Der rechte Flugel zeigt Maria Magdalena in der Hand ein Salbgefass haltend und die heilige Barbara mit einem Turm zu ihren Fussen Kanzel und weitere Elemente Bearbeiten nbsp KanzelDie Kanzel ist ein Renaissance Schnitzwerk mit grossem Detailreichtum und das Werk von Daniel Schatz Sie tragt eine Datierung von 1599 Zu dieser Arbeit gehort ein mehrfach getreppter Schalldeckel Beide Ausstattungsteile tragen einen reichlichen figurlichen Schmuck in einer lebendigen farblichen Fassung Die Innenseite der Kanzeltur am Fusse des geschwungenen Kanzelaufganges zeigt ein Gemalde des Apostels Petrus in lebensnaher Grosse Bemerkenswert sind ein Abendmahlskelch mit der Jahreszahl 1470 sowie ein Relief vom Beginn des 16 Jahrhunderts 2 Taufbecken Bearbeiten Die Kirche besitzt zwei Taufbecken Im Altarbereich steht das jungere von beiden Es besteht aus Elbsandstein mit vier kleinen grunen Saulen aus italienischem Serpentinit Im sudlichen Seitenschiff befindet sich die Sandsteintaufe aus der Renaissancezeit von 1603 geschaffen von H Kohler d J 2 Es ist eine kunstvolle Arbeit ebenfalls aus Elbsandstein Orgel Bearbeiten nbsp Eule Orgel von 1929Die bestehende Orgel ist ein Werk der Orgelbaufirma Eule Bautzen und stammt aus dem Jahr 1929 Sie wurde auf Anregung und unter konzeptioneller Einflussnahme des Kantors Paul Storzner gebaut der sich als Schuler von Max Reger dem Klangideal dieses wichtigen spatromantischen Orgelkomponisten verpflichtet fuhlte In den Jahren 2000 2001 sanierte die Erbauerfirma das Instrument umfassend Es zeichnet sich durch seine breit angelegte Disposition aus die sowohl spatromantischen Stimmen als auch helle barocke Register im Sinne der Orgelbewegung in sich vereint Die Orgel hat 59 Register 2 Transmissionen in das Pedal und pneumatische Trakturen 3 I Manualwerk C a31 Prinzipal 16 2 Prinzipal 8 3 Gamba 8 4 Hohlflote 8 5 Salicional 8 6 Rohrflote 8 7 Dolce 8 8 Oktave 4 9 Gemshorn 4 10 Quinte 22 3 11 Oktave 2 12 Cornett III IV13 Mixtur III V14 Trompete 8 15 Regal 4 II Manualwerk C a316 Gedackt 16 17 Hornprinzipal 8 18 Viola 8 19 Quintaton 8 20 Spitzflote 8 21 Gedackt 8 22 Fernflote 8 23 Oktave 4 24 Rohrflote 4 25 Salicet 4 26 Nassat 22 3 27 Piccolo 2 28 Mixtur III IV29 Krumhorn 8 III Manualwerk C a330 Lieblich Gedackt 16 31 Geigenprinzipal 8 32 Violine 8 33 Konzertflote 8 34 Lieblich Gedackt 8 35 Vox coelestis 8 36 Aeoline 8 37 Prinzipal 4 38 Wienerflote 4 39 Fugara 4 40 Rohrquinte 22 3 41 Nachthorn 2 42 Terz 13 5 43 Quinte 11 3 44 Flageolett 1 45 Harmonia aetheria III46 Oboe 8 47 Vox humana 8 Pedalwerk C f148 Bassprinzipal 16 49 Violon 16 50 Subbass 16 51 Bassgedackt Nr 30 16 52 Quintbass 102 3 53 Bassoktave 8 54 Bassgedackt 8 55 Salicetbass Nr 36 8 56 Prinzipal 4 57 Posaune 16 58 Basstrompete 8 59 Singend Cornett 2 In der Umgebung BearbeitenDer Platz vor der Kirche tragt den Namen von Martin Luther auf ihm befindet sich ein entsprechendes Denkmal nbsp Lutherdenkmal vor der KircheLiteratur BearbeitenBarbara Bechter Die St Nicolaikirche von Dobeln DKV Kunstfuhrer Nr 598 2 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2002 Georg Dehio Handbuch deutscher Kunstdenkmaler Sachsen II Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1998 ISBN 3 422 03048 4 Sven Luken et al Die Verkundigung an Maria im 15 und fruhen 16 Jahrhundert Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2000 S 163 ISBN 3 525 47901 8Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nikolai Kirche Dobeln Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchgemeinde Webprasenz der Kirche und ihrer evangelisch lutherischen Kirchgemeinde Bildsammlung zur Nikolaikirche in DobelnEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Neue Glocken fur St Nicolai Traditions und Forderverein Lessing Gymnasium Dobeln abgerufen am 13 September 2021 a b c d Georg Piltz Kunstfuhrer durch die DDR 4 Auflage Urania Verlag Leipzig Jena Berlin 1973 S 431 Nahere Informationen zur Geschichte der Eule Orgel 51 12214544 13 124735355278 Koordinaten 51 7 19 7 N 13 7 29 O Normdaten Geografikum GND 4389387 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nicolai Kirche Dobeln amp oldid 229284695