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Sklodowskit auch Chinkolobwit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der chemischen Zusammensetzung Mg UO2 SiO3OH 2 6H2O 4 und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Magnesium Uranyl Silikat mit zusatzlichen Hydroxidionen Strukturell gehort Sklodowskit zu den Inselsilikaten Sklodowskitgelber nadeliger Sklodowskit mit dunkelgrunem Malachit aus der Musonoi Mine Katanga Demokratische Republik Kongo Probengrosse 5 8 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Sds 1 Andere Namen Chinkolobwit 2 Chemische Formel Mg UO2 2 SiO3OH 2 6H2O 3 Mg UO2 SiO3OH 2 6H2O 4 Mg H3O 2 UO2 2 SiO4 2 4H2O 5 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Inselsilikate Nesosilikate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII A 14 VIII B 34 010 9 AK 10 53 03 01 03Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 6 Raumgruppe C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 4 Gitterparameter a 17 38 A b 7 05 A c 6 61 Ab 105 9 4 Formeleinheiten Z 2 4 Haufige Kristallflachen nadelig entlang 010 Zwillingsbildung mit 001 oder 100 als Zwillingsebenen 7 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 bis 3 7 Dichte g cm3 gemessen 3 54 berechnet 3 51 7 Spaltbarkeit vollkommen nach 100 7 Bruch Tenazitat sprodeFarbe grunlichgelb hellgelbStrichfarbe gelb 7 bis gelblichweiss 8 Transparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz bis Diamantglanz Seidenglanz bis erdig matt in derben AggregatformenRadioaktivitat sehr stark 6 KristalloptikBrechungsindizes na 1 613 bis 1 615 9 nb 1 635 bis 1 642 9 ng 1 656 bis 1 657 9 Doppelbrechung d 0 043 bis 0 044 9 6 Optischer Charakter zweiachsig positivPleochroismus Sichtbar X farblos Y gelb Z hellgelb 9 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten loslich in Salzsaure 10 Sklodowskit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist nach der b Achse 010 gestreckte nadelige Kristalle bis etwa vier Millimeter Grosse kommt aber auch in Form von parallel bis radialstrahligen Mineral Aggregaten sowie samtartigen seidig schimmernden Krusten oder erdig massigen Formen vor Die durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle sind von hellgelber bis grunlichgelber Farbe und zeigen auf den Oberflachen einen glas bis diamantahnlichen Glanz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Vorsichtsmassnahmen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Namensgeberin Marie Sklodowska Curie 1922Sklodowskit wurde erstmals im Jahre 1924 von Alfred Schoep an einer Mineralprobe aus der Shinkolobwe Mine einem Uran und Cobalt Bergwerk in der Provinz Haut Katanga aus der Demokratischen Republik Kongo beschrieben das zur Zeit der Entdeckung noch als Belgisch Kongo bekannt war Schoep benannte das Mineral zu Ehren von Marie Curie die ihren Madchennamen Sklodowska nach ihrer Heirat mit Pierre Curie weiterhin im Namen fuhrte Der polnische Buchstabe l wurde jedoch durch den lateinischen Buchstaben l transkribiert 11 Kurze Zeit spater veroffentlichte Schoep eine weitere Untersuchung uber das von ihm neu entdeckte Mineral und beschrieb dessen Ahnlichkeiten mit Uranotil Uranophan Seine Analyse ergab dass der Sklodowskit als Magnesium Uranophan beziehungsweise der Uranophan als Calcium Sklodowskit betrachtet werden kann 10 Die heute bekannten unterschiedlichen Kristallmodifikationen des Uranophans lassen diese Aussage jedoch nur noch in Hinblick auf den Chemismus gerechtfertigt erscheinen 2 Ein Aufbewahrungsort fur das Typmaterial von Sklodowskit ist nicht bekannt 7 12 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Sklodowskit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Neso Subsilikate Familie der Uranyl Silikate wo er zusammen mit Boltwoodit Cuprosklodowskit Kasolit Uranophan und Uranophan b die Uranophan b Uranophan Gruppe mit der System Nr VIII A 14 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII B 34 010 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen wobei in den Gruppen VIII B 34 bis 38 die Uranyl Inselsilikate mit UO2 2 SiO4 4 und Verwandte einsortiert sind Sklodowskit bildet hier zusammen mit Boltwoodit Cuprosklodowskit Kasolit Natroboltwoodit Oursinit Uranophan und Uranophan b eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe Stand 2018 8 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Sklodowskit ebenfalls in die Abteilung der Inselsilikate Nesosilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit zusatzlicher Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen oder den in der Verbindung vorherrschenden Anionenkomplexen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Uranyl Insel und Polysilikate U Si 1 1 zu finden ist wo es zusammen mit Cuprosklodowskit die Sklodowskit Cuprosklodowskit Gruppe mit der System Nr 9 AK 10 und dem weiteren Mitglied Oursinit bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sklodowskit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Inselsilikate SiO4 Gruppen und andere Anionen komplexer Kationen ein Hier ist er zusammen mit Boltwoodit Kasolit Natroboltwoodit Oursinit Cuprosklodowskit Swamboit Nd Uranophan und Uranophan b in der Uranophangruppe mit der System Nr 53 03 01 innerhalb der Unterabteilung Inselsilikate SiO4 Gruppen und andere Anionen komplexer Kationen mit UO2 zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Elementarzelle von Sklodowskit U O Mg Si H2OSklodowskit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 17 382 A b 7 047 A c 6 610 A mit a 90 00 b 105 90 und g 90 00 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 6 Die Kristallstruktur von Sklodowskit zeigt Uranyl Silikat Schichten die untereinander durch Magnesium Ionen verbunden werden Das Mg2 Ion koordiniert dabei zwei gegenuberliegende SiO4 Tetraeder Si O Mg 146 18 O Mg O 180 und bildet durch die Koordination von vier Kristallwassermolekulen einen oktaedrischen Koordinationspolyeder aus Das Uranyl Ion weist eine pentagonal bipyramidale Koordinationsumgebung auf wobei die funf aquatorialen Sauerstoffatome von vier unterschiedlichen Silikatgruppen stammen Von den vier Silikat Sauerstoffatomen koordiniert das erste zum Magnesiumatom das zweite koordiniert einfach zu einer Uranyleinheit und das dritte und vierte koordinieren drei weitere Uranyl Einheiten so dass eine Uranyleinheit doppelt also jeweils einmal vom dritten und einmal vom vierten Silikat Sauerstoffatom koordiniert wird Eigenschaften Bearbeiten nbsp Sklodowskit aus der Nabarlek Uran Mine Alligator Rivers Region Northern Territory Australien Bildbreite 5 8 mm Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 55 4 radioaktiv Unter Berucksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfalle der naturlichen Zerfallsreihen wird fur das Mineral eine spezifische Aktivitat von etwa 99 2 kBq g 6 angegeben zum Vergleich naturliches Kalium 0 0312 kBq g Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen auch sind selektive An oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte moglich und andern die Aktivitat Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Nadelige radialstrahlige gelbe Kristalle von Sklodowskit auf farblosem Quarz aus der Animas Mine in Chihuahua MexikoSklodowskit kommt in der Verwitterungszone primarer Uranerze vor Er bildet sich in silikatreichen Zonen nach der Bildung von Oxid und Hydroxidmineralen aber vor der Kristallisation von Phosphaten 2 Als Begleitminerale treten unter anderem Curit Kasolit Metazeunerit Novacekit Soddyit Uranophan Uranophan b Torbernit und sehr selten Gauthierit 14 auf Als seltene Mineralbildung konnte Sklodowskit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 60 Fundstellen dokumentiert sind 15 Neben seiner Typlokalitat der Shinkolobwe Mine trat Sklodowskit in der Demokratischen Republik Kongo noch am Swambo Hill und der Luiswishi Mine in der Provinz Haut Katanga sowie in der Uran Kupfer Lagerstatte Kalongwe etwa 60 km sudwestlich von Kolwezi im Tagebau Kamoto Ost in der Kasompi Mine und der Musonoi Mine in der Provinz Lualaba auf 16 In Deutschland fand sich das Mineral bisher in der Grube Clara bei Oberwolfach und der Grube Krunkelbach bei Menzenschwand in Baden Wurttemberg der Grube Christa bei Grossschloppen der Grube Johannesschacht bei Wolsendorf in Bayern der Uran Lagerstatte Buhlskopf bei Ellweiler in Rheinland Pfalz der Grube Uranus bei Kleinruckerswalde und bei Tirpersdorf im Vogtlandkreis in Sachsen sowie auf der Absetzer Halde Lichtenberg bei Ronneburg in Thuringen Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist eine Uranprospektion bei La Creusaz im Kanton Wallis Weitere bekannte Fundorte innerhalb von Europa sind unter anderem Pribram in Zentralbohmen Jachymov im Okres Karlovy Vary Bezirk Karlsbad und Ryzoviste in der Liberecky kraj Reichenberger Region in Tschechien die Gemeinden Pontivy in der Bretagne und Lodeve in der Region Okzitanien in Frankreich die Paliokamariza Minen im Bergbaubezirk Lavrio in der griechischen Region Attika Kowary Schmiedeberg im Riesengebirge in der polnischen Region Niederschlesien Crucea Suceava im rumanischen Kreis Suceava und die Eisengrube Descuido bei Barranco Hondo in der spanischen autonomen Gemeinde Andalusien 16 Weltweit fand sich das Mineral unter anderem noch in Agypten Australien Brasilien Iran Japan Kanada Mexiko Neuseeland Tadschikistan Tschechien und den Vereinigten Staaten von Amerika 16 Vorsichtsmassnahmen BearbeitenAufgrund der Toxizitat und der Radioaktivitat des Minerals sollten Mineralproben vom Sklodowskit nur in staub und strahlungsdichten Behaltern vor allem aber niemals in Wohn Schlaf und Arbeitsraumen aufbewahrt werden Ebenso sollte eine Aufnahme in den Korper Inkorporation Ingestion auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Korperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenAlfred Schoep Sur la sklodowskite nouveau mineral uranifere ses analogies avec l uranotile In Bulletin de la Societe Francaise de Mineralogie Band 47 1924 S 162 172 franzosisch rruff info PDF 500 kB abgerufen am 21 September 2020 W F Foshag New mineral names In American Mineralogist Band 10 1925 S 131 135 englisch rruff info PDF 304 kB abgerufen am 21 September 2020 V I Mokeeva The structure of sklodowskite In Soviet Physics Crystallography Band 9 1964 S 217 218 englisch rruff info PDF 154 kB abgerufen am 21 September 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sklodowskite Sammlung von Bildern nbsp Wiktionary Sklodowskit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Sklodowskit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 21 September 2020 IMA Database of Mineral Properties MineralNamee In rruff info RRUFF Project abgerufen am 13 Juli 2023 englisch Sklodowskite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 21 September 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Sklodowskite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 21 September 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c D H Gorman Studies of radioactive compounds IX sklodowskite In The Canadian Mineralogist Band 6 1957 S 52 60 englisch rruff info PDF 608 kB abgerufen am 21 September 2020 Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated May 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Mai 2023 abgerufen am 13 Juli 2023 englisch a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 564 englisch Frances V Stohl Deane K Smith The crystal chemistry of the uranyl silicate minerals In American Mineralogist Band 66 1981 S 610 625 englisch rruff info PDF 1 7 MB abgerufen am 21 September 2020 a b c d e David Barthelmy Sklodowskite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 21 September 2020 englisch a b c d e f Sklodowskite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 75 kB abgerufen am 21 September 2020 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e Sklodowskite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 21 September 2020 englisch a b Alfred Schoep Sur la sklodowskite nouveau mineral uranifere ses analogies avec l uranotile In Bulletin de la Societe Francaise de Mineralogie Band 47 1924 S 162 172 franzosisch rruff info PDF 500 kB abgerufen am 21 September 2020 Alfred Schoep La sklodowskite nouveau mineral radioactif In Comptes Rendus de l Academie des sciences Band 179 1924 S 413 415 franzosisch gallica bnf fr abgerufen am 21 September 2020 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