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Sengierit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide ehemals Phosphate Arsenate und Vanadate Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu2 OH 2 UO2 VO4 2 6H2O 4 und ist damit chemisch gesehen ein basisches wasserhaltiges Kupfer Uranyl Vanadat das einer speziellen Gruppe der Oxide bzw Hydroxide den sogenannten Polyvanadaten V 5 6 Vanadate angehort Strukturell zahlt Sengierit zu den Uranyl Gruppenvanadaten Sorovanadaten SengieritSengierit aus der Typlokalitat Luiswishi Mine Demokratische Republik Kongo Sichtfeld 4 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 2007 s p 1 IMA Symbol Sgi 2 Chemische Formel Cu2 UO2 2 VO4 2 OH 2 6H2O 3 Cu2 OH 2 UO2 VO4 2 6H2O 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und Hydroxide ehemals Phosphate Arsenate und Vanadate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VII D 23 VII E 11 030 4 HB 10 42 06 10 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 5 Raumgruppe P21 a Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3 4 Gitterparameter a 10 60 A b 8 09 A c 10 09 Ab 103 4 4 Formeleinheiten Z 2 4 Haufige Kristallflachen 001 110 100 201 111 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5Dichte g cm3 gemessen 4 05 berechnet 4 10 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 6 Bruch Tenazitat sprodeFarbe gelblichgrun bis grunlichgelbStrichfarbe hellgrunTransparenz durchsichtigGlanz Glasglanz bis DiamantglanzRadioaktivitat sehr starkKristalloptikBrechungsindizes na 1 760 bis 1 770 7 nb 1 920 bis 1 940 7 ng 1 940 bis 1 970 7 Doppelbrechung d 0 180 bis 0 200 7 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V gemessen 37 bis 39 berechnet 36 7 Pleochroismus sichtbar X blaulichgrun bis farblos Y olivgrun bis grunlichgelb Z gelblichgrun bis farblos 7 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten loslich in Sauren 8 Das Mineral entwickelt tafelige Kristalle mit sechsseitigem Umriss bis etwa zwei Millimeter Durchmesser die meist zu schuppigen Mineral Aggregaten und krustigen Uberzugen verbunden sind Die durchsichtigen Kristalle sind von gelblichgruner bis olivgruner Farbe bei hellgruner Strichfarbe und weisen auf den Oberflachen einen glas bis diamantahnlichen Glanz auf Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Vorsichtsmassnahmen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Sengierit im Kupfer Cobalt Uran Tagebau Luiswishi etwa 20 km nordlich von Lubumbashi 9 in der Provinz Katanga der Demokratischen Republik Kongo und beschrieben 1949 durch Johannes F Vaes Paul F Kerr die das Mineral nach dem fruheren Direktor der Union Mine von Katanga Edgar Sengier 1879 1963 benannten 10 C O Hutton von der Stanford Universitat in Kalifornien untersuchte 1957 Mineralproben aus der Cole Mine Bisbee Arizona USA Das Material stammte vom ehemaligen Direktor der Mine William P Crawford welches dieser bereits 1935 fand 11 Das Typmineral wird an der Harvard University in Cambridge Massachusetts in den USA Katalog Nr 103963 aufbewahrt 6 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Sengierit noch zur Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort zur Abteilung der Wasserhaltigen Phosphate Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen wo er zusammen mit Carnotit Francevillit Metatyuyamunit Tyuyamunit und Vanuralit sowie dem 1968 diskreditierten Vanuranylit die Carnotit Tujamunit Gruppe mit der System Nr VII D 23 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VII E 11 30 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Abteilung Uranyl Phosphate Arsenate und Uranyl Vanadate mit UO2 2 PO4 AsO4 3 und UO2 2 V2O8 6 mit isotypen Vanadaten Sincosit R wo Sengierit zusammen mit Carnotit Curienit Finchit Francevillit Margaritasit Metatyuyamunit Metavanuralit Strelkinit Tyuyamunit Vanuralit und Vanuranylit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 12 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunzschen Mineralsystematik ordnet den Sengierit dagegen in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der V 5 6 Vanadate ein Diese ist weiter unterteilt nach der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Uranyl Gruppenvanadate Sorovanadate zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 HB 10 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sengierit wie die veraltete Strunz sche Systematik in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate ein dort jedoch in die Abteilung der Wasserhaltige Phosphate etc mit Hydroxyl oder Halogen Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42 06 10 innerhalb der Unterabteilung Wasserhaltige Phosphate etc mit Hydroxyl oder Halogen mit AB 2 XO4 Zq x H2O zu finden Kristallstruktur BearbeitenSengierit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21 a Raumgruppen Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3 mit den Gitterparametern a 10 60 A b 8 09 A c 10 09 A und b 103 4 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Sengierit besteht aus Schichten von kantenverknupften pentagonal bipyramidalen Uranyl und quadratisch pyramidalen Vanadat Polyedern Die Schichten werden sowohl durch Wasserstoffbruckenbindungen wie auch durch die Koordination der Sauerstoffatome der Vanadat Polyeder durch Cu2 Ionen verknupft Kristallstruktur von Sengierit nbsp in Richtung der kristallographischen a Achse nbsp in Richtung der kristallographischen b Achse nbsp in Richtung der kristallographischen c AchseFarblegende 0 U 0 O 0 V 0 Cu 0 H2O 0 Kupfer Polyeder aus Grunden der Ubersichtlichkeit entfernt Eigenschaften BearbeitenDurch seinen Urangehalt von bis zu 47 36 5 ist das Mineral sehr stark radioaktiv Unter Berucksichtigung der naturlichen Zerfallsreihen bzw vorhandener Zerfallsprodukte wird die spezifische Aktivitat mit 84 78 kBq g 5 angegeben zum Vergleich naturliches Kalium 0 0312 kBq g Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen auch sind selektive An oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte moglich und andern die Aktivitat Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Sengierit hellgrun und Malachit dunkelgrun aus der Cole Mine Bisbee Arizona USA Probenbreite 11 mm Sengierit bildet sich sekundar in kupferhaltigen Uran Lagerstatten durch Abscheidung hydrothermaler Losungen die den primar vorhandenen Uraninit umwandeln Er tritt dort vorwiegend in Paragenese mit Chalkosin Chlorargyrit Chrysokoll verschiedenen Cobaltoxiden Covellin Malachit Tyuyamunit Vandenbrandeit und Volborthit auf Als sehr seltene Mineralbildung konnte Sengierit bisher Stand 2014 nur in wenigen Proben aus bisher 15 dokumentierten Fundorten Stand 2022 14 gefunden werden Neben seiner Typlokalitat Luiswishi Mine bei Lubumbashi trat das Mineral in der Demokratischen Republik Kongo noch in der Musonoi Mine bei Kolwezi und der Shinkolobwe Mine Kasolo Mine in Katanga zutage Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Huemul Min in der Pampa Amarilla im argentinischen Departamento Malargue die Grube Clara bei Oberwolfach im deutschen Bundesland Baden Wurttemberg Rabejac im franzosischen Departement Herault Amelal in Marokko die Eureka Mine Gemeinde Torre de Cabdella in der spanischen Provinz Lleida Ruzodol deutsch Rosenthal in der tschechischen Region Bohmen und die Cole Mine bei Bisbee im US Bundesstaat Arizona 15 Vorsichtsmassnahmen BearbeitenAufgrund der Toxizitat und der starken Radioaktivitat des Minerals sollten Mineralproben vom Sengierit nur in staub und strahlungsdichten Behaltern vor allem aber niemals in Wohn Schlaf und Arbeitsraumen aufbewahrt werden Ebenso sollte eine Aufnahme in den Korper Inkorporation Ingestion auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Korperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenJ F Vaes Paul F Kerr Sengierite a preliminary description In American Mineralogist Band 34 1949 S 109 120 englisch rruff info PDF 766 kB abgerufen am 7 Mai 2022 Gabrielle Donnay J D H Donnay Contribution to the crystallography of uranium minerals In Geological Survey for the United States Atomic Energy Commission Technical Information Service Oak Ridge April 1955 S 1 42 englisch rruff info PDF 1 7 MB abgerufen am 7 Mai 2022 Clifford Frondel Systematic Mineralogy of Uranium and Thorium In Geological Survey Bulletin Band 1064 1958 S 258 260 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 7 Mai 2022 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 656 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sengierite Sammlung von Bildern Sengierit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 7 Mai 2022 Sengierit Fotos und Mineralbeschreibung Association des Geologues Amateurs de Belgique AGAB abgerufen am 7 Mai 2022 Sengierite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 7 Mai 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In 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