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Das Celler Schloss in Celle in Niedersachsen war eine der Residenzen des Hauses Braunschweig Luneburg Die vierflugelige Anlage ist das grosste Schloss in der Region der sudlichen Luneburger Heide Das Celler Schloss von der Stadtkirche aus gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Seit dem Mittelalter 1 2 Das Schloss heute 2 Schlosskapelle 3 Schlosstheater 4 Schlosstreppenhaus 5 Schlosspark 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeit dem Mittelalter Bearbeiten nbsp Alteste Ansicht des Schlosses von 1643 nbsp Das befestigte Schloss und die Stadtbefestigung Celle kurz vor der Schleifung 1762 nbsp Ansicht 1778 einziges bekanntes Olgemalde des Schlosses im 18 JahrhundertDas Celler Schloss grundet sich auf einem befestigen Wehrturm mit dem Charakter einer Wasserburg die eine Furt uber die Aller bewachte Diese erste als Kellu bezeichnete Befestigungsanlage wurde um 980 durch einen Brunonen Grafen errichtet Eine weitere Vorlauferburg des Schlosses oder der Ausbau des Wehrturmes war die 1292 von Otto dem Strengen begrundete Anlage Davon erhalten sind noch Kellergewolbe sowie die unteren Stockwerke des Wachturms Die Reste liegen unter dem Schlosstheater Um 1315 wird das eigentliche Castrum Celle erstmals urkundlich erwahnt Es lag an der in dieser Zeit entstandenen Stadtbefestigung Celle die die Stadt mit einer Stadtmauer und Wallen sowie Wassergraben schutzte Als Folge des Luneburger Erbfolgekrieges verlegten die Herzoge von Braunschweig Luneburg ab 1378 ihre Residenz von Luneburg nach Celle und begannen mit der Umgestaltung der um Walle und Graben erweiterten Burganlage zu einem Schloss Im grosseren Umfang wurde das Schloss unter Friedrich dem Frommen von 1471 bis 1478 erweitert die Schlosskapelle wurde 1485 geweiht Ernst I liess die Anlage dann ab 1530 im Renaissancestil ausschmucken Gleichzeitig wurden zwischen 1520 und 1560 die Befestigungsanlagen in Form von Wallen und Bastionen nach aussen verlegt Das Schloss war zu diesem Zeitpunkt eine zeittypische vierflugelige Anlage um einen rechteckigen Hof mit wuchtigen Eckturmen einem grossen Hauptturm und charakteristischen Merkmalen der Weserrenaissance Von 1670 an wurden durch Herzog Georg Wilhelm am Schloss Veranderungen vorgenommen die aus dem alten Renaissancesitz eine zeitgemasse Residenz machen sollten Georg Wilhelm war als typischer Furst seiner Epoche baulustig und liess am Schloss und der Umgebung reprasentative Erweiterungen vornehmen die ihn an seine Zeit in Italien erinnern sollten Die Fassaden die venezianischen Vorbildern nachgeahmt wurden erhielten damals ihre heutige Gestalt Auffallig ist der Kranz aus Giebeln der die Dacher umgibt sowie die ungewohnliche Form der uberkuppelten Turme Auch der Einbau des Schlosstheaters und der barocken Staatsgemacher fiel in diese Zeit Mit dem Tod Georg Wilhelms 1705 endete die absolutistische Hofhaltung der Herzoge Das Furstentum Luneburg wurde durch Erbgang zusammen mit dem Furstentum Calenberg dem spateren Konigreich Hannover zugefuhrt Das Schloss verlor seine politische Bedeutung und stand anschliessend immer wieder langere Zeit leer Ab 1772 wurde es durch die vormalige danische Konigin Caroline Mathilde bewohnt die wegen einer angeblichen Affare mit Johann Friedrich Struensee nach einer Scheidung von Kopenhagen nach Celle verbannt war Die Konigin hielt bis 1775 in Celle einen bescheidenen Hof und starb hier im Alter von 23 Jahren an Scharlach Im 19 Jahrhundert wurde das Schloss dann gelegentlich durch das Hannoversche Konigshaus als Sommerresidenz genutzt Dazu liess Georg Ludwig Friedrich Laves von 1839 bis 1840 einige Umbauarbeiten im Inneren vornehmen Im Ersten Weltkrieg befand sich im Schloss ein Gefangenenlager fur bis zu 300 Zivilgefangene hoherer Lebensstellung Zivilinternierte Von 1945 bis 1958 befand sich hier das Kunstgutlager Schloss Celle nbsp Georg Wilhelm der letzte Celler Herzog nbsp Wappen des Herzogs Georg Wilhelm im Innenhof des Schlosses nbsp Caroline Mathilde die ins Celler Schloss verbannte Konigin Bildnis von 1771Das Schloss heute Bearbeiten Im Inneren des Schlosses sind diverse Raume und Sale aus den verschiedenen Bauphasen des Schlosses erhalten Unter Georg Wilhelm wurden barocke Staatsraume eingerichtet die ebenfalls erhalten sind In der Gotischen Halle finden heute wechselnde Ausstellungen statt und im Ostflugel befindet sich das 2007 neu eroffnete Residenzmuseum das die Geschichte der Welfen und des Konigreichs Hannover zeigt Die Besichtigung der historischen von 1978 bis 1981 restaurierten Schlossraume und der Schlosskapelle ist bei Fuhrungen moglich Im III Obergeschoss befindet sich im Turmzimmer des Sud Ost Turmes eine Sonderausstellung Schlosskapelle 3 D Das Schloss wird in den nachsten Jahren fur knapp 13 Millionen Euro saniert werden Baubeginn zweite Jahreshalfte 2010 Schlosskapelle Bearbeiten nbsp Schlosskapelle Innenraum mit dem Altar und der NordemporeNoch vor der Reformation am Ende des 15 Jahrhunderts wurde die gotische Kapelle im Celler Schloss errichtet Das erfolgte im Zuge des Ausbaus des Schlosses als Residenz der im Furstentum Luneburg regierenden Herzoge von Braunschweig Luneburg 1485 wurde die Kapelle geweiht Stifter der jetzigen Kapellenausstattung war Wilhelm der Jungere Herzog zu Braunschweig Luneburg Sein Vater Herzog Ernst I der Bekenner fuhrte als erster protestantischer Welfenherzog 1525 die Reformation in Celle und 1527 im gesamten Furstentum ein Herzog Wilhelm der Jungere liess die Schlosskapelle in den Jahren 1565 bis 1576 vollig neu gestalten und in eine evangelische Kapelle umbauen Es wurden Logen als Herrschaftsstande fur den Adel eingebaut ausserdem ein Altar eine Kanzel und eine Orgel Aus dieser Zeit stammen auch die insgesamt 78 Gemalde Die Hauptwerke schuf der flamische Maler Marten de Vos mit seiner Werkstatt die mit der Innenausstattung der Kapelle beauftragt wurden Weiter befinden sich in der Kapelle 50 Sandsteinreliefs mehr als 120 Tafeln mit Bibelzitaten und viele Schnitzarbeiten Dieses Gesamtkunstwerk aus der Reformationszeit ist seither weitgehend unverandert geblieben Es gehort zu den Hohepunkten norddeutscher Sakralkunst und ist in seiner Renaissance Ausstattung von herausragender kunsthistorischer Bedeutung Die Schlosskapelle ist eine der bedeutendsten lutherischen Hofkirchen Europas nbsp Schadensaufnahme durch Studenten der HAWK HildesheimSeit dem fruhen 18 Jahrhundert ist belegt dass statische Probleme die Kapelle bedrohen und klimatische Verhaltnisse die Malereien gefahrden 1840 wurden unter Konig Ernst August I Ausbesserungsarbeiten vorgenommen Von 1864 bis 1866 fand unter Konig Georg V eine umfangreiche Restaurierung statt Rechts von der Kanzel gegenuber dem Herrschaftsstand wurde dabei ein Portrat von ihm und seiner Gemahlin Konigin Marie angebracht In den 1980er Jahren erhielt die Kapelle eine statische Ertuchtigung Danach kam es hervorgerufen durch den grossen touristischen Andrang zu erhohter Luftfeuchtigkeit und erheblichen Schaden an den uberwiegend auf Holz gemalten Bildern Um die Kunstwerke zu schutzen ist die Kapelle seit 1995 nur hinter einer Glaswand zu besichtigen 2010 wurde eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege des Staatlichen Baumanagements Luneburger Heide der Stadt Celle des Ev luth Kirchenkreises Celle der Landeskirche und der Hochschule fur angewandte Wissenschaft und Kunst HAWK Hildesheim gebildet Durch eine Machbarkeitsstudie soll festgestellt werden wie es moglich gemacht werden kann die Schlosskapelle fur Besucher wieder zuganglich zu machen 1 nbsp Commons Schlosskapelle Celle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Orgel der Schlosskapelle befindet sich oberhalb des Furstenstuhls Das erste Instrument von dem heute noch das Gehause erhalten ist stammt wahrscheinlich von einem niederlandischen Orgelbauer das Orgelgehause zahlt zu den altesten in Norddeutschland Das Orgelwerk wurde 1865 von dem Orgelbauer Heinrich Vieth Celle eingebaut Das Schleifladen Instrument hat sechs Register auf einem Manualwerk C c3 Gedackt 8 Prinzipal 4 Rohrflote 4 Gemshorn 2 Scharf III IV und Pedal C a0 Subbass 16 sowie der Gedackt und der Prinzipal als Transmissionen aus dem Manualwerk 2 Schlosstheater Bearbeiten nbsp SchlosstheaterBesonders sehenswert ist das Hoftheater des Schlosses eines der altesten erhaltenen Theater dieser Art und eines der wenigen Barocktheater in Norddeutschland Es wird bis heute von einem eigenen Ensemble bespielt Das heutige Schlosstheater entstand auf Veranlassung Herzog Georg Wilhelm der sich vor seinem Regierungsantritt zeitweilig in Venedig aufhielt und dort die italienische Oper kennenlernte Die Bauarbeiten fur das Theater begannen 1670 und waren 1675 weitgehend beendet Der Herzog unterhielt wechselnde Schauspielensembles die er zum Beispiel aus Frankreich Italien aber auch aus dem benachbarten Hannover rekrutierte Mit dem Tode des Herzogs verwaiste das Theater bis zur kurzwahrenden Hofhaltung Caroline Mathildes fur die der Saal um einen zweiten Rang erweitert wurde Das Theater war als hofische Buhne nicht fur die Offentlichkeit konzipiert diese hatte erst ab dem Ende des 18 Jahrhunderts im bescheidenen Umfang Zugang zu den Schauspielen Das Haus wurde bis Ende des 19 Jahrhunderts regelmassig bespielt 1890 wurde der Betrieb eingestellt und das Theater verfiel Ab 1935 wurde eine grundlegende Sanierung begonnen Schlosstreppenhaus BearbeitenDas Celler Schloss sollte fur reprasentative Aufenthalte angemessen hergerichtet werden Konig Ernst August I beauftragte 1839 den Hofarchitekten Georg Ludwig Friedrich Laves mit den Baumassnahmen Laves hatte seit 1814 in Hannover die Stelle eines Hofbauverwalters inne Seine Karriere fuhrte ihn 1852 bis zum Oberhofbaudirektor Er wurde der fuhrende Architekt des Konigreiches Hannover Fur den Aufgang mussten der alte Treppenturm und der sogenannte Blaue Gang auf der Hofseite im Osten des Schlosses abgebrochen werden Laves baute ein geraumiges Treppenhaus mit zwei Verbindungskorridoren die sich an zwei Stellen teilen und dann wieder vereinigen Der geschwungene Aufgang fuhrte zu den koniglichen Raumen Die Kuppel wurde mit Ornamenten bemalt Darunter befindet sich das Wappen des Konigreiches Hannover das aber vermutlich erst spater angebracht wurde Es tragt in Latein die Devise von Ernst August Suscipere et finire ist ubersetzt In Angriff nehmen und zu Ende fuhren An den Wanden wurden Statuen von herausragenden Vorfahren des Welfenhausen angebracht Der alteste davon ist Heinrich der Lowe Ostliches Schlosstreppenhaus nbsp Mit Ornamenten bemalte Kuppel im Treppenhaus nbsp Das Hannoversche Konigswappen Suscipere et finire unternehmen und zu Ende fuhren nbsp Statue Heinrich der Lowe um 1129 30 oder 1133 35 6 August 1195 nbsp Ernst der Bekenner 26 Juni 1497 11 Januar 1546 in Celle nbsp Georg I Kurfurst von Hannover Konig von Grossbritannien und Irland 28 Mai 7 Juni 1660 22 Juni 1727 nbsp Ernst August I Konig von Hannover 5 Juni 1771 18 November 1851 Schlosspark Bearbeiten nbsp Celler Schloss und Schlosspark aus der Luft gesehen nbsp Plan des SchlossparksDa dem Schloss kein militarischer Nutzen zukam wurden zwischen 1785 und 1802 die Aussenbastionen des Schlosses abgebrochen und dienten als Fullmaterial fur den einst tieferen und breiteren Schlossgraben Ab 1826 kam es zum Anlegen von Gartenanlagen im naheren Schlossumfeld bei anhaltender Schleifung und Abtragung der Verteidigungswalle Stattdessen wurden Baume und Stauden angepflanzt und Rasenflachen angelegt Im 19 Jahrhundert entstand so im unmittelbaren Bereich rund um das Schloss ein Landschaftsgarten Nachdem um 1900 ein Teil des Parks fur den Wohnungsbau abgegeben wurde hat er seither eine Grosse von etwa sieben Hektar Bis heute liegt das Schloss auf einer Insel die vom Schlossgraben umflossen wird Ausserhalb des ehemaligen Festungsgurtels aber in unmittelbarer Reichweite des Schlosses liess Georg Wilhelm Ende des 17 Jahrhunderts den Franzosischen Garten anlegen einen Park nach franzosischen Vorbildern Die ehemalige barocke Grundstruktur ist heute nur noch in Teilen des Parks zu erkennen denn dieser Bereich wurde ebenfalls in einen Landschaftspark gewandelt Der Schlosspark nbsp Bronzeplastik Hengst Wohlklang vom Niedersachsischen Landgestut Celle nbsp Brucke uber den Schlossgraben nbsp Der Schlosspark im HerbstLiteratur BearbeitenHorst Masuch Das Schloss in Celle Lax Verlag Hildesheim 1983 Peter Konigfeld Probleme der Erhaltung von historischen Raumausstattungen am Beispiel der Celler Schlosskapelle in Hans Herbert Moller Hrsg Restaurierung von Kulturdenkmalen Beispiele aus der niedersachsischen Denkmalpflege Berichte zur Denkmalpflege Beiheft 2 Niedersachsisches Landesverwaltungsamt Institut fur Denkmalpflege Niemeyer Hameln 1989 ISBN 3 87585 152 8 S 263 266 Ernst Andreas Friedrich Schloss Celle und Schloss Ahlden S 200 203 in Wenn Steine reden konnten Band I Landbuch Verlag Hannover 1989 ISBN 3 7842 0397 3 Uwe Albrecht Der Renaissancebau des Celler Schlosses Celler Beitrage zur Landes und Kulturgeschichte Schriftenreihe des Stadtarchivs und des Bomann Museums Bd 32 Celle 2003 Juliane Schmieglitz Otten Hrsg Die barocken Staatsgemacher im Celler Schloss Verlag Stadt Celle Celle 2006 Heiko Lass Das Schloss in Celle Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2606 4 Juliane Schmieglitz Otten Bearb Lieselotte Tansey Mitarb Ulrich Loeper Fotos Die Celler Schlosskapelle Kunstwelten Politikwelten Glaubenswelten hrsg vom Residenzmuseum im Celler Schloss und der Landschaft des vormaligen Furstentums Luneburg Munchen Hirmer 2012 ISBN 978 3 7774 7031 3 Inhaltsverzeichnis und Inhaltstext Johann Anselm Steiger Die Schlosskapelle in Celle Ein Bild und Schriftraum der Reformation Dokumentation samtlicher Bildwerke und Inschriften in ihren Kontexten Schnell amp Steiner Regensburg 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Celle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website von Schloss Celle Eintrag von Sandy Bieler und Stefan Eismann zu Celler Schloss in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Celler Schloss im Denkmalatlas Niedersachsen Celler Schloss Befestigungsanlage im Denkmalatlas Niedersachsen Schloss Bauwerk im Denkmalatlas Niedersachsen Schlosspark im Denkmalatlas Niedersachsen Celler Schloss als 3D Modell im 3D Warehouse von SketchUp Rekonstruktionsversuch als Zeichnung im Zustand des 17 Jahrhunderts von Wolfgang Braun Beschreibung des Schlosses und seiner Wappen Webseite der Touristinformation zum Celler Schloss Das Residenzmuseum im Schloss Artikel Der Palast der grossen Frauen in Hannoversche Allgemeine Zeitung Interaktives 360 Panoramafoto von Schloss Celle und dem UmfeldEinzelnachweise Bearbeiten Bilder aus der Schlosskapelle Informationen zur OrgelNormdaten Geografikum GND 4291475 9 lobid OGND AKS LCCN sh2012004549 VIAF 156930340 52 623888888889 10 0775 Koordinaten 52 37 26 N 10 4 39 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Celler Schloss amp oldid 237305476 Schlosskapelle