www.wikidata.de-de.nina.az
Der Sachsische Livlandfeldzug vom Februar 1700 bis Ende Oktober 1700 bezeichnet die militarischen Operationen der Sachsischen Armee in Schwedisch Livland zu Anfang des Grossen Nordischen Krieges Das Ziel des Feldzugs war die Eroberung der Provinz Schwedisch Livland mit der Hauptfestung Riga Es gelang den Sachsen lediglich einige untergeordnete Feste Orte zu erobern wahrend Riga erfolglos belagert wurde Die unterlegenen schwedischen Krafte verstanden es durch geschicktes Manovrieren die Sachsen immer wieder zum Ruckzug zu zwingen Zu einer offenen Entscheidungsschlacht kam es dagegen nicht Der Feldzug wurde erst im Folgejahr mit der Schlacht an der Duna militarisch fur Schweden entschieden Inhaltsverzeichnis 1 Aufmarsch der Sachsen 2 Beginn der Feindseligkeiten 3 Eroberung der Dunamunder Schanze 4 Schwedische Offensiven 5 Eintreffen der sachsischen Verstarkung 6 Erneute Belagerung Rigas 7 Eroberung von Kokenhusen 8 Folgen 9 LiteraturAufmarsch der Sachsen Bearbeiten nbsp Die schwedischen Besitzungen im BaltikumSachsische und danische Unterhandlungen hatten im Vorfeld ein beiderseitiges offensives Vorgehen gegen Schweden abgestimmt Wahrend sich Danemark das von Schweden abhangige Reichsterritorium Holstein Gottorp aneignen wollte plante der polnische Konig und sachsische Kurfurst August der Starke einen Einfall in Schwedisch Livland Zunachst betrieben sachsische Diplomaten Tauschungsmanover auf dem diplomatischen Bankett und beschwichtigten die sachsischen Truppenbewegungen mit allerlei Ausreden Trotz der Zusage Augusts II auf dem polnischen Sejm Ende Juli 1699 alle sachsischen Regimenter von polnischem Territorium abzuziehen sagte er dem kurlandischen Herzog 5000 Mann der Sachsischen Armee zur Unterstutzung zu Hierzu wurde Generalfeldmarschall Jacob Heinrich von Flemming betraut mit diesen Truppen nach Litauen zu marschieren und dort weitere Unterstutzung abzuwarten Sachsische Artillerie wurde von Dresden nach Lubeck gebracht und von dort per Seetransport uber Danzig nach Polangen in Litauen verschifft Die sachsischen Truppen marschierten derweil nach Janitski das sich 12 Meilen vor Riga befand und schlugen dort ihr Hauptquartier auf Im Dezember 1699 gingen die bereits vorhandenen sachsischen Truppen in Kurland in die Winterquartiere Die schwedischen Truppen in Livland unter Kommando von Erik Dahlberg begannen sich daraufhin zu mobilisieren und die Verteidigungsbereitschaft zu erhohen Dazu beigetragen hatten auch mehrere Briefe von sachsischer Seite unter anderem von Johann Reinhold von Patkul an Dahlberg den Stadtkommandanten von Riga die offene Drohungen enthielten Die Schweden kundschafteten nun systematisch die Grenze zu Kurland aus Im Februar 1700 desertierten mehrere sachsische Dragoner und fluchteten nach Riga Dahlberg weigerte sich die Uberlaufer auszuliefern was die diplomatischen Konflikte vertiefte Beginn der Feindseligkeiten BearbeitenHauptkampfe des Feldzugs 24 Februar Sturmangriff auf die Koberschanze 25 Februar Beginn der Belagerung Rigas 24 Marz Sturmangriff auf die Dunamunder Schanze 17 Mai Gefecht bei Jungfernhof 7 August erneute Belagerung Rigas 8 Oktober Eroberung von Burg KokenhusenEine sachsische Kriegslist zur Einnahme Rigas mittels verdeckt eingeschleuster Soldaten im Februar scheiterte bereits im Ansatz Mehrere Soldaten auf beiden Seiten wurden bei dem Vorfall getotet und die Stadtbesatzung von Riga rechtzeitig gewarnt Das war gleichzeitig der Beginn der offenen Feindseligkeiten Bereits einen Tag spater am 22 Februar 1700 liess Flemming seine Truppen auf Riga vormarschieren und uberschritt die schwedisch livlandische Grenze ohne Kriegserklarung nbsp Abbildung der Festung Riga um 1700 mit vorgelagerter KoberschanzeDie Truppen der Sachsen bestanden aus drei Infanterieregimenter Garde Konigin Bornstadt mit je 2250 Mann Soll Starke und vier Dragonerregimenter Weissenfels Flemming Sanosth Wolffenbuttel mit je 900 Mann Sollstarke und sechs drei Pfunder Feldkanonen Zusammen waren das etwa 10 350 Mann von 18 000 Mann der sachsischen Armee die sich vor Riga befanden In den schwedischen baltischen Provinzen standen im Februar 1700 viereinhalb Infanterieregimenter mit 6000 Mann und zwei Kavallerieregimenter mit 1000 Mann Allerdings waren von diesen nur 20 Kompanien des Gouvernementsregiment Riga unter Dahlberg und dem Rigaer Garnisonsregiment unter Erik Soop mit insgesamt 3000 Mann in Riga selbst stationiert Die weiteren Truppen verteilten sich auf die anderen schwedischen Festen Standorte Narva Reval Dorpat Pernau Nyland Zunachst richtete sich der sachsische Vormarsch gegen die Koberschanze die sich auf der anderen Flussseite und gegenuber von Riga befand und einen befestigen Vorposten bildete Das Fort war verfallen und bestand aus vier bis funf Bollwerken mit 50 Mann Besatzung Am 24 Februar wurde die Festung von 2000 Sachsen innerhalb von zwei Stunden im Sturmangriff genommen und mit 1000 Mann besetzt Dahlberg brannte nun die Vorstadt von Riga ab um freie Schusslinie fur die Festungsartillerie zu erhalten Die Duna war zu dieser Zeit zugefroren so dass ein Vormarsch der Sachsen uber den Fluss drohte Flemming hielt aber seine Krafte fur einen Angriff auf die Flussseite der Stadtfestung fur zu gering und unterliess einen Vorstoss Die Bemuhungen Patkuls auf livlandischer Seite einen Aufstand des alteingesessenen Adels gegen die schwedische Oberherrschaft anzuzetteln scheiterten bereits im Ansatz so dass die ursprungliche Hoffnung der Sachsen die Provinz im Sturm zu erobern bereits zu diesem Zeitpunkt verflog Zwischenzeitlich begann ein begrenzter sachsischer Beschuss auf Riga mit den sechzehn Geschutzen die in der Koberschanze erobert wurden vier weiteren schweren Geschutzen und drei Morsern Die Stadt selbst erhielt Verstarkung von 400 schwedischen Dragonern Eroberung der Dunamunder Schanze Bearbeiten nbsp Die Dunamunder Schanze um 1700 nbsp Blockade der Stadt Riga durch die polnischen und sachsischen Truppen im Jahr 1700Riga konnte weiterhin von der See her Unterstutzung erhalten Ein paar Kilometer flussabwarts der Duna befand sich die Dunamunder Schanze Sie bewachte die Flusszufahrt zur Ostsee Am 16 Marz marschierten 2000 Sachsen vor die Schanze und begannen die Belagerung Der erste Sturmangriff am 24 Marz wurde noch abgewehrt Die Festung wurde dennoch am 26 Marz den Sachsen ubergeben Die Besatzung durfte nach Reval abziehen Die Sachsen besetzten auch diese Schanze mit 1000 Mann Die Sachsen waren aber weiterhin nicht in der Lage die Stadt zu belagern und blockierten lediglich die Zugange der Stadt Die Bemuhungen Augusts in Warschau eine Kriegsbeteiligung Polens und Litauens zu erwirken scheiterten Der Adel lehnte eine Einmischung in den Konflikt mit Schweden ab und verhinderte eine polnische Unterstutzung mit Waffen und Finanzen Im sachsischen Armeekommando ubernahm Patkul fur den in Warschau verweilenden Flemming das Oberkommando uber die Truppen Seine Unerfahrenheit auf militarischem Gebiet wirkte sich negativ auf die Operationsfuhrung der Sachsen aus Er fuhrte seine Truppen zunachst in das vier Meilen von Riga entfernte Kupfermuhlen Von dort aus marschierte er mit dem Armeekorps weiter an Riga heran nach Neumuhlen etwa 25 Kilometer nordlich von Riga und dann weiter nach Jungfernhof etwa funf Kilometer vor Riga Schwedische Offensiven BearbeitenInzwischen fuhrte Generalmajor Georg Johann Maydell die schwedischen Truppen Aus den sachsischen Truppenbewegungen entnahm der schwedische General eine fehlende strategische Operationsfahigkeit der Sachsen so dass dieser eigene offensive Bemuhungen durchfuhren konnte Als Erstes griffen die Schweden die sachsischen Truppen in der Stadt Wenden an Nach kurzem Gefecht raumten die Sachsen die Stadt und zogen sich zuruck Bei Jungfernhof stellten die Schweden am 17 Mai 1700 einige der sachsischen Truppen und griffen die gut verschanzten Sachsen an Nach einem kurzen Scharmutzel zogen sich die Sachsen auch von diesem Pass zuruck Die Sachsen standen durch die Bewegungen nun wieder auf ihrem Ausgangsgebiet zu Beginn des Feldzugs so dass Riga wieder freien Zugang hatte Die Sachsen erhielten weitere Verstarkungen und verschanzten sich entlang der Duna Im Juni traf der schwedische Gouverneur Otto Vellingk aus Narva mit mehreren Tausend Mann Verstarkungen in Riga ein und ubernahm das Oberkommando Damit erreichten die Schweden in etwa Krafteparitat zu den sachsischen Truppen Dennoch erfolgten keine offensiven Unternehmungen der Schweden gegen das sachsische Lager auf der anderen Seite der Duna oder der Dunamunder Schanze die weiterhin in sachsischem Besitz blieb Erst Anfang Juli unternahmen die Schweden eine begrenzte Offensivaktion gegen die Sachsen als 500 Mann uber die Duna gingen und zwei Verschanzungen der Sachsen angriffen Dabei nahmen sie mehr als 80 Sachsen gefangen Eintreffen der sachsischen Verstarkung Bearbeiten nbsp Die Beschiessung von Riga durch sachsische Truppen Herbst 1700 Zeitgenossischer DruckZur gleichen Zeit traf die sachsische Verstarkung unter Kommando von Feldmarschall Adam Heinrich von Steinau an der Duna ein Sie setzte sich aus 11 000 Sachsen 3000 Litauern mehreren hundert Mann der polnischen koniglichen Leibwache und 1200 Tataren zusammen Ein sachsischer Versuch die Duna bei Magnusholm zu uberqueren wurde von den Schweden vereitelt Sie errichteten nun weiter flussaufwarts bei Jakobstadt eine Brucke Die Schweden erhielten von einem Vorposten Kunde von den sachsischen Bemuhungen und brachen nun am 27 Juli mit der gesamten Streitmacht von ihrem Armeelager vor Riga auf und marschierten den Sachsen bis Probstinghof heute zu Lielvarde entgegen Zu einem Treffen beider Armee kam es aber nicht da die Sachsen dem angebotenen Gefecht der Schweden auswichen Am 31 Juli gingen etwa 150 Schweden uber die Duna um die sachsischen Stellungen auszukundschaften dort kam es zu mehreren kleinen Scharmutzeln mit leichter Kavallerie ohne Entscheidungscharakter Wenige Stunden spater setzte die sachsische Armee uber Sie bestand nun aus 15 000 Mann und war der schwedischen Armee unter Vellingk die 8000 Mann zahlte deutlich uberlegen Die Sachsen hatten nicht die Absicht sich auf ein Gefecht mit der schwedischen Armee einzulassen sondern wollten die gunstig gelegenen Passe bei Neumuhlen und Smeising besetzen und so die schwedische Armee landseitig von Riga abschneiden So kam es lediglich auf dem linken schwedischen Armeeflugel zu einem kurzen Aufeinandertreffen zwischen einigen schwedischen Schwadronen und den vormarschierenden Sachsen und lieferten sich ein kleines Gefecht bei dem sich die Sachsen zuruckzogen Dabei verloren die Schweden 23 Tote und 10 Gefangene bei etwa gleichhohen Verlusten unter den Sachsen Vellingk sandte nun den Grossteil seiner Armee etwa 5000 Mann zuruck nach Riga und stellte den Rest der Truppen im Land auf um die Streifzuge der in sachsischen Diensten stehenden Kosaken zu unterbinden Erneute Belagerung Rigas BearbeitenDie sachsischen Truppen marschierten nun auf Riga zu und begannen erneut die Belagerung der Festung zum 7 August 1700 Kurz darauf begann das Bombardement der sachsischen Artillerie allerdings ohne eine konkrete Wirkung zu erzielen Am 19 September 1700 wurde die Belagerung uberraschend durch die sachsische Armee aufgehoben Etwa zeitgleich hatte Schweden mit Danemark den Frieden von Traventhal geschlossen wodurch Sachsen seinen wichtigsten Verbundeten im Kampf gegen Schweden verlor Zudem drohte nun eine Invasion Schwedens in das Kurfurstentum oder ein Entsatz Rigas durch Karl XII personlich Auf dem diplomatischen Bankett schlossen sich in den folgenden Wochen mehrere Austausche zwischen den europaischen Staaten an die einen Frieden mit Schweden anstrebten Allerdings verscharfte sich die Situation erneut als die russische Armee in Schwedisch Ingermanland einfiel und Narva belagerte Eroberung von Kokenhusen Bearbeiten nbsp Beschuss der Burg Kokenhusen durch sachsische ArtillerieDie sachsische Armee unter Matthias Johann von der Schulenburg setzte sich nun erneut in Bewegung und begann am 8 Oktober 1700 die rund 85 Kilometer von Riga entfernte Burg Kokenhusen im heutigen Koknese zu belagern wohl mit dem Ziel sich gunstige Ausgangsbedingungen fur einen erneuten Feldzug im nachsten Fruhjahr zu verschaffen Nach dreitagigem Beschuss kapitulierte die schwedische Besatzung unter Major Heinrich Hein vor den Sachsen Die Sachsen liessen 600 Mann in der Burg zuruck und zogen sich ganz aus dem Rigaer Raum zuruck Zuvor zerstorten sie die Laufgraben und Batterien Zeitgleich vereinbarten die beiden Kriegsparteien einen ortlichen Waffenstillstand vor Riga fur die Dauer von acht Tagen damit die Sachsen ihre Artillerie uber die Duna transportierten konnten Sie setzte sich noch aus 103 Geschutzen unterschiedlichster Art zusammen Die Infanterie ging in Kurland in die Winterquartiere die Kavallerie in Litauen Folgen Bearbeiten nbsp Karl der XII uberquert die Duna Gemalde von Johann Philip LemkeIm nachsten Jahr besiegte die Armee Karls XII das sachsische Heer am 19 Juli 1701 in der Schlacht an der Duna Samtliche eroberten Festungen aus dem vorangegangenen Feldzug der Sachsen fielen in der Folge wieder an die Schweden Diese setzten ihren Feldzug fort und drangen weiter in Kurland ein und besetzten dort in Folge alle festen Punkte Literatur BearbeitenJoran Andersson Nordberg Leben Carl des Zwolften Konigs in Schweden mit Munzen und Kupfern Johann George Trausold 1745 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sachsischer Livlandfeldzug amp oldid 234939205