www.wikidata.de-de.nina.az
Als Ritterkanton Kraichgau wird eine Gemeinschaft ritterlicher Adelsfamilien im Kraichgau bezeichnet die seit dem hohen Mittelalter als Dienstmannen der Staufer oder des Bistums Worms in die Ministerialitat aufgestiegen waren und bis zur Mediatisierung der Ritterschaft bzw der Regionalfurstentumer zu Beginn des 19 Jahrhunderts die Lehensherrschaft uber zahlreiche Ortschaften und Guter im Kraichgau und angrenzenden Gebieten innehatten Die Familien von Gemmingen von Neipperg von Helmstatt u a standen uber Generationen in verwandtschaftlichen Beziehungen und waren bereits seit dem 14 Jahrhundert in der Turniergesellschaft mit dem Esel vereint spater in der Bruderschaft des Kraichgauer Adels und ab 1547 im Ritterkanton Kraichgau des Schwabischen Ritterkreises Die Kanzlei des Kantons befand sich ab 1619 in der Reichsstadt Heilbronn Die reichsritterschaftlichen Furstentumer und damit auch der Ritterkanton Kraichgau wurden 1806 aufgelost Codex diplomaticus equestris cum continuatione oder Reichs Ritter Archiv 1721Reichesritterlicher Kantonskalender Archiv Burg Hornberg Stich 167 85 cmSiegel des Ritterkanton Kraichgau Der Esel im Herzschild erinnert an die fruhere Gesellschaft mit dem Esel Inhaltsverzeichnis 1 Kraichgauer Ritterschaft 2 Bruderschaft des Kraichgauer Adels 3 Ritterkanton Kraichgau 3 1 Gliederung der Ritterkreise 3 2 Adelsfamilien im Kanton Kraichgau 3 3 Wappen 4 LiteraturKraichgauer Ritterschaft BearbeitenDie Kraichgauer Ritter gehorten zu den kleinsten Gebilden die sich in unmittelbarer Stellung zum Kaiser behaupteten und sich dadurch dem Zugriff eines Landesfursten entzogen Dennoch erregten sie immer mehr das Interesse der Landesfursten insbesondere der Heidelberger Pfalzgrafen So verstanden es die Pfalzgrafen durch geschickte Lehnspolitik die Kraichgauer Ritterschaft uber 180 Jahre eng an sich zu binden Die Kraichgauer Ritter bildeten auch den Kern des wittelsbachischen Rates in Heidelberg Die Ritter wiederum die haufig auch in den Diensten der Pfalzgrafen standen entzogen sich damit weitergehenden Anspruchen der Landesfursten Unter Pfalzgraf Philipp erfolgte jedoch eine zunehmende Distanzierung der Kraichgauer Ritter von den Pfalzgrafen Auch gelang es dem Kraichgauer Ritteradel sich uber die Bischofswurden unter die Reichsfursten zu reihen So stellten alleine die Helmstatt zwischen 1396 und 1504 insgesamt 86 Jahre den Bischof in Speyer und die Gemmingen stellten mit Uriel um 1510 den Erzbischof zu Mainz damit zugleich Kurfurst und Erzkanzler und somit nach dem Kaiser den zweiten Mann im Reich Dies begunstigte auch die Besetzung weiterer wichtiger Stellen wie Rate Hofmeister Amtleute Statthalter und Abte mit Personen aus diesen Adelsgeschlechtern So hatten die Kraichgauer Reichsritter um 1500 zunehmend Einfluss auf vier Stifte deren Besetzung sie mit Geschick steuerten Seit dem 14 Jahrhundert gelang es das Speyerer Domkapitel zu dominieren und andere Adelsgruppen dort zu verdrangen Erst mit der Konfessionalisierung endete diese Tradition Bruderschaft des Kraichgauer Adels BearbeitenAls Vorgangerorganisation kann die Turniergesellschaft mit dem Esel gesehen werden zumal sie sich aus nahezu denselben Familien zusammensetzte jedoch gab es keine organisatorische Verbindung Am 1 Februar 1490 schlossen sich sieben der zwolf letzten Mitglieder der Eselsgesellschaft der Bruderschaft des Kraichgauer Adels an Kaiser Friedrich III grundete 1488 den Schwabischen Bund und wollte die Kraichgauer Ritterschaft in diesen einbeziehen Da jedoch auch die Kurpfalz das Kraichgau als ihr Interessengebiet betrachtete blieb der Kraichgauer Adel gleichermassen unabhangig protestantisch und doch reichsunmittelbar Bis 1542 konnte sich die Kraichgauer Ritterschaft auch kaiserlicher Besteuerung entziehen Danach galt nur noch als reichsfreier Ritter wer den Gemeinen Pfennig als Steuerbeitrag entrichtete Uber den Einzug der Steuern wachten konigliche Kommissare zu denen der romische Konig Ferdinand Bruder Karls V aus den Reihen der Kraichgauer Ritter gleich vier ernannte Philipp von Helmstatt 1563 Bernhard Goler von Ravensburg Wolf von Gemmingen 1555 und Reinhard von Sachsenhausen Diese konnen als Kernzelle des spateren Ritterkantons angesehen werden Die Rittertage des Ritterorts fanden zunachst an wechselnden Orten statt erstmals 1542 in Bretten ab 1544 in Wimpfen Ritterkanton Kraichgau Bearbeiten nbsp Mit dieser Urkunde bestatige Kaiser Karl V 1544 dass trotz der Turkenhilfe die Ritterschaft Kraichgau alle Freiheiten behalteDie kleine Kraichgauer Ritterschaft fuhlte sich zunehmend unsicher gegenuber dem machtigen Kaiser Als dieser dann auch noch die Reichsritter wegen der aufkommenden Turkengefahr besteuern wollte kam es 1542 zur erneuten Grundung einer Kraichgauer Organisation Kurze Zeit spater bewilligten sie jedoch die Turkensteuer Gemeinsam mit Pfalzgraf Friedrich II bekannten sich die Kraichgauer 1544 zum evangelischen Glauben Seit dem Reichstag in Worms 1545 bestand Kontakt mit dem Ritterkreis Schwaben der vom Haus Wurttemberg gefuhrt wurde Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes 1547 orientierten sie sich aber wieder zunehmend nach dem altglaubigen Kaiser um den Status der Reichsunmittelbarkeit nicht zu verlieren Gliederung der Ritterkreise Bearbeiten Die freie Reichsritterschaft in Sudwestdeutschland gliederte sich seit dem 16 Jahrhundert in einen rheinischen frankischen und schwabischen Ritterkreis der sich wiederum aus verschiedenen Kantonen zusammensetzte Der Schwabische Ritterkreis untergliederte sich in die Kantone Donau Hegau Allgau Bodensee Neckar Schwarzwald Kocher und Kraichgau Nach Verhandlungen in Augsburg und Ulm traten die ersten Kraichgauer Ritter 1547 dem Ritterkreis Schwaben bei und bildeten darin den Ritterkanton Kraichgau Seit 1619 befand sich die Kanzlei des Kantons in Heilbronn Die so organisierte Ritterschaft hatte keine hoheitsrechtlichen Aufgaben ihre Tatigkeit war vielmehr als Interessenvertretung der Ritter gegenuber Kaiser Fursten und Freien und Reichsstadten zu sehen Adelsfamilien im Kanton Kraichgau Bearbeiten nbsp Liste der Mitglieder im Ritterkanton Kraichgau 1583Bis 1806 gehorten dem Ritterkanton Kraichgau im Laufe der Jahre folgende Adelsfamilien siehe auch Liste frankischer Rittergeschlechter an Reichsfreiherren von Gemmingen Freiherren von Killinger Stammsitz Eschenau Freiherren von Massenbach Stammsitz Massenbach Freiherren von Neipperg Freiherren Goler von Ravensburg Stammsitz Burg Ravensburg bei Sulzfeld Freiherren von Zandt zu MonchzellDer letzte Ritterdirektor des Kantons war Ernst von Gemmingen Hornberg der 1795 in das Amt gewahlt wurde und es bis zur Auflosung der Reichsritterschaft 1806 bekleidete 1793 hatte Frankreich das linke Rheinufer annektiert Zur Entschadigung der betroffenen Furstentumer nach dem Frieden von Luneville 1801 sah der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die Mediatisierung der geistlichen Furstentumer und der Reichsstadte vor Nach Wurttemberg beschlagnahmte auch Baden 1806 aber ebenso die ritterschaftlichen Guter und loste die Rittervereinigungen damit auf Die Kraichgauer Ritterschaft blieb bis in die Gegenwart durch ihren Grundbesitz ein pragender Faktor innerhalb ihres fruheren Machtbereichs Die Freiherren von Gemmingen und die Grafen von Neipperg besitzen ausgedehnte Landereien und zahlreiche Burgen Schlosser und Wirtschaftshofe im Kraichgau Ein Familienrat aus Mitgliedern der Familien des ehemaligen Ritterkantons Kraichgau verwaltet daruber hinaus bis heute das Kraichgauer Adeliges Damenstift Wappen Bearbeiten Das Wappen des Ritterkanton Kraichgau zeigte einen doppelkopfigen Reichsadler mit Brustschild der einen Esel zeigte Literatur BearbeitenLotte Kurras Turnierbuch aus der Kraichgauer Ritterschaft Kommentar zur Faksimileausgabe des Cod Ross 711 Belser Verlag 1984Reichsritterschaft Frankischer Ritterkreis Rheinischer Ritterkreis Schwabischer Ritterkreis mit Ortenauer Reichsritterschaft Direktorium der Reichsritterschaft im UnterelsassSchwabischer Ritterkreis Ritterkantone Donau Hegau Allgau Bodensee Kocher Kraichgau Neckar Schwarzwald Ortenau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ritterkanton Kraichgau amp oldid 226026540