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Die Ortenauer Reichsritterschaft oder Unmittelbare freie Reichsritterschaft in Schwaben Viertels am Neckar und Schwarzwald Ortenauischen Bezirks war ein 1474 erstmals in Erscheinung tretende Vereinigung von Reichsrittern in der Ortenau Mit der Mediatisierung der Reichsritter 1806 und der Eingliederung der in der Ortenau liegenden reichsritterschaftlichen Gebiete in das Grossherzogtum Baden war auch die Ortenauer Reichsritterschaft Vergangenheit Offenburg Ritterhaus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Organisation 3 1772 vertretene Adelsfamilien 4 Reichsritterschaftliches Gebiet in der Ortenau 5 Wappen 6 Mediatisierung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer badische Markgraf Karl I schloss am 28 Juli 1474 mit 27 Personen aus acht Ortenauer Adelsgeschlechtern einen Bund auf 15 Jahre Der Markgraf wollte mit dem Vertrag die Adeligen fester an sich binden die Ritter versprachen sich durch die Anlehnung an den Fursten einen Schutz gegen Angriffe Dritter auf ihre Rechte Zudem sah der Vertrag auch Mechanismen zur Konfliktregelung untereinander vor 1 Dieser Vertrag 2 wird in der Literatur auch als Vorlaufer der Reichsritterschaft in der Ortenau gedeutet 3 als Anlass wird die Bedrohung der Reichsritter insbesondere der Herren von Schauenburg durch den burgundischen Landvogt Peter von Hagenbach gesehen 4 der allerdings bei Vertragsabschluss schon hingerichtet war Dieses Bundnis wurde nicht erneuert aber die von Schauenburg Roeder von Diersburg und von Neuenstein schlossen 1490 ohne den Markgrafen einen neuen Vertrag 5 dem sich andere Adelsgeschlechter anschlossen da man nur vereint die Versuche der angrenzenden Landesherren abwehren konnte die Reichsritter zu landsassigem Adel zu machen wie dies den Habsburgern mit dem Breisgauer Adel gelungen war 1497 und 1508 gab es nochmals neue Vertrage wobei aber die Beteiligung der Ritterschaft nachliess 1522 waren die Ortenauer Ritter mit denen aus dem Kraichgau und dem Hunsruck verbundet 6 Auf dem Reichstag in Speyer wurde 1542 zur Finanzierung der Turkenkriege eine Reichssteuer beschlossen und auch die auf dem Reichstag nicht vertretene Reichsritterschaft konnte sich dem nicht entziehen Die Ortenauer Ritterschaft entschied sich am 7 Juli 1542 dafur ihren Beitrag uber den Kanton Neckar Schwarzwald zu entrichten 7 1552 waren die Ortenauer Reichsritter dann beim Rheinischen Ritterkreis vertreten 8 Spater waren die Ortenauer ein Bezirk des Ritterkantons Neckar Schwarzwald des schwabischen Ritterkreises 1677 trat der Ritterbezirk Ortenau wieder unabhangig vom Kanton Neckar Schwarzwald auf 9 Nach der Beilegung gerichtlicher Auseinandersetzungen mit dem Kanton Neckar Schwarzwald die 1747 noch einen Hohepunkt erreichten schloss sich der Bezirk 1749 wieder dem Kanton an Eine Sonderstellung des Ritterbezirks Ortenau war durch die engen Beziehungen zur Stadt Strassburg und zur Ritterschaft im Unterelsass begrundet Viele elsassische Adelsgeschlechter waren auch in der Ortenau immatrikuliert Organisation Bearbeiten1780 war Franz Ludwig Freiherr Waldner von Freundstein der prasidierende Direktorialrat des Ritterbezirks dem vier weitere Rate angehorten Der Bezirk hatte in Kehl eine eigene Kanzlei mit einem Syndikus 10 Die Kanzlei war dann zuletzt im Ritterhaus in Offenburg 1772 vertretene Adelsfamilien Bearbeitenvon Berckheim von Bernhold zu Eschau von Berstett Bock von Blasheim Bocklin von Bocklinsau von Bodeck und Ellgau von Botzheim von Dungern von Erthal von Frankenstein von Gail Gayling von Altheim Knebel von Katzenelnbogen von Meiershoffen zu Grobern von Neuenstein von Ratsamhausen zu Eckenweyr von Ratsamhausen von Ried Roeder von Diersburg von Schauenburg von Schleyss Schmid von Brandenstein von Stein zum Reichenstein Waldner von Freundstein von Wrede Wurmser von Vendenheim darunter auch der spatere Feldmarschall Dagobert Sigmund von Wurmser Zorn von BulachReichsritterschaftliches Gebiet in der Ortenau BearbeitenDie Grenze des Ritterbezirks bildeten im Norden die Flusse Murg und Oos im Osten der Schwarzwald im Suden die Bleiche und im Westen der Rhein 11 Eine Liste der reichsritterschaftlichen Orte von 1771 weist 50 Ortschaften auf 12 Das dabei aufgefuhrte Oberkirch war allerdings kein ritterschaftlicher Ort sondern nur das bei Oberkirch liegende und heute dort eingemeindete Gaisbach 13 das den Herren von Schauenburg gehorte In der Ortenau gab es neben den ritterschaftlichen Orten auch Freihofe die teilweise zur Ritterschaft zahlten 14 Wappen Bearbeiten nbsp Exlibris mit KantonswappenDem Wappen des Ritterbezirks nachgebildet wurde das Wappen des Ortenaukreises Es zeigt den schwarzen Doppeladler des Reichs mit einem Brustschild auf dem der Heilige Georg abgebildet ist wie er den Drachen totet Mediatisierung BearbeitenWahrend nahezu alle freien Reichsstadte bereits 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss mediatisiert wurden entging die Reichsritterschaft diesem Schicksal zunachst noch In 28 wurden sogar noch Entschadigungen fur deren Verluste an linksrheinischen Besitzungen vorgesehen 28 Die Entschadigungen welche etwa einzelnen Mitgliedern der Reichsritterschaft gebuhren durften werden so wie die Indemnisationserganzung der Reichsgrafen im Verhaltniss ihrer rechtmassigen Anspruche in so weit sie nicht durch die nunmehr zu erwartende Aufhebung des Sequesters bewirkt werden in immerwahrenden Renten auf jene Einkunfte angewiesen welche zu einer weitern Bestimmung ubrig bleiben durften 15 Gleichwohl versuchten Bayern und Wurttemberg bereits 1802 1803 im sogenannten Rittersturm die Landesherrschaft uber die von ihrem Territorium eingeschlossenen ritterschaftlichen Gebiete zu gewinnen Baden nahm von solchen Aktionen ohne Rechtsgrundlage Abstand Ende 1805 begann jedoch der Wettlauf der Landesherren um die Vereinnahmung der Ritterorte wobei Wurttemberg am 19 November 1805 mit einer offiziellen Verkundigung den Beginn machte dem am 28 November bereits die Besetzung des Ritterortes Flehingen und weiterer Orte im Kraichgau folgte Der badische Kurfurst Karl Friedrich beschloss am 3 Dezember 1805 nach kontroversen Diskussionen in seinem Geheimratskollegium bei Wurttemberg zu protestieren und seinerseits die von Baden eingeschlossenen oder an Baden angrenzenden Ritterorte besetzen zu lassen Ab 9 Dezember wurden auch die kur badischen Okkupations Kommissare Dawans Stosser und Maler tatig Mit der ordre de jour des franzosischen Kriegsministers Berthier vom 19 Dezember 1805 war das Schicksal der Reichsritterschaft de facto besiegelt Die franzosischen Generale in den besetzten deutschen Gebieten wurden angewiesen die Okkupation der Ritterorte durch die mit Frankreich verbundeten Kurfursten von Bayern Wurttemberg und Baden zu unterstutzen Die Konflikte zwischen Wurttemberg und Baden eskalierten insbesondere im Kraichgau und fuhrten im Mai zur Besetzung der strittigen Orte durch franzosische Truppen Erst am 13 November 1806 schlossen Baden und Wurttemberg auf franzosischen Druck einen Staatsvertrag uber die Aufteilung der Ritterorte 16 Die Ritterorte des Ritterbezirks Ortenau fielen dabei jedoch insgesamt an Baden 17 Mit der Rheinbundakte erhielten die Besetzungen auch eine Rechtsgrundlage Art 25 Ein jeder der confoderirten Konige und Fursten soll die in seinen Besitzungen eingeschlossenen ritterschaftlichen Guter mit voller Souverainetat besitzen Die zwischen zwei confoderirten Staaten gelegenen ritterschaftlichen Guter sollen in Hinsicht auf Souverainetat so gleich als moglich getheilt werden dergestalt jedoch dass daraus weder eine Zerstuckelung noch eine Vermischung der Gebiete entstehe Datum Ereignis Anmerkungen Link auf Dokument25 Februar 1803 Reichsdeputationshauptschluss der Reichsritterschaft werden Geldentschadigungen fur verlorene linksrheinische Besitzungen in Aussicht gestellt 28 18 3 Dezember 1805 Beschluss des Kurfursten Kurfurst Karl Friedrich beschloss auf das Vorgehen Wurttembergs hin seinerseits ebenfalls ritterschaftliche Orte zu besetzen9 Dezember 1805 Beginn der badischen Okkupation von Ritterorten19 Dezember 1805 Armee Befehl des franzosischen Marschalls Berthiers Zitat 19 26 Dezember 1805 Friede von Pressburg die Ortenau wird dem Kurfurstentum Baden zugesprochen wobei die ritterschaftlichen Orte nicht erwahnt werden Art VIII 20 12 Juli 1806 Rheinbundakte die Landeshoheit uber die ritterschaftlichen Besitzungen wird dem Fursten zugewiesen in dessen Territorium die ritterschaftlichen Orte eingeschlossen sind Art 25 21 13 November 1806 Staatsvertrag Baden und Wurttemberg regeln die Landeshoheit uber die Ritterorte Landesarchiv E 40 11 Bu 69325 November 1806 Landesherrliche Verordnung Einteilung der unter badische Hoheit gehorigen Ritterorte Verordnung 22 Siehe auch BearbeitenFrankischer Ritterkreis Schwabischer Ritterkreis Rheinischer Ritterkreis Direktorium der Reichsritterschaft im UnterelsassLiteratur BearbeitenJoachim Bruser Konrad Krimm Hg Die Ortenauer Reichsritterschaft am Ende des Alten Reiches Oberrheinische Studien Band 33 Ostfildern 2015 ISBN 978 3 7995 7834 9 Karl Theodor von Glaubitz Die Reichsritterschaft der Ortenau In Die Ortenau Zeitschrift des Historischen Vereins fur Mittelbaden Verlag des Historischen Vereins fur Mittelbaden Band 11 1924 S 66 71 Digitalisat Johann Mader Herausgeber XIV Alphabetisches Verzeichnis der samtlich Bezircks Ortenauisch Herrn Mitglieder welche im Jahr 1772 Votum und Sessionem gehabt haben In Reichsritterschaftliches Magazin Band 10 1788 S 615 626 online bei der bayerischen Staatsbibliothek digital Eugen Hillenbrand Die Ortenauer Ritterschaft auf dem Weg zur Reichsritterschaft In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 137 1989 S 241 257Weblinks BearbeitenEintrag Reichsritterschaft auf Landeskunde entdecken online leobwEinzelnachweise Bearbeiten s Hillenbrand S 249 250 der Vertragstext ist abgedruckt bei Johann Daniel Schopflin Historia Zaringo Badensis Band VI S 385 399 1 s Manfred Krebs Politische und kirchliche Geschichte der Ortenau In Die Ortenau Band 40 1960 S 160 online bei der UB Freiburg s Glaubitz S 66 s Hillenbrand S 252 253 Johann Stephan Burgermeister Thesaurus iuris equestris publici et privati Von der dreyen Reichs Ritter Craysen in Schwaben Francken und am Rhein Strohm Ursprunglichen Immedietat Immunitat Antiquitat altem Splendor Zu und Abnahm samt zerschiedenen Fatalitaten Ulm 1718 S 60 61 in der Google Buchsuche s Hillenbrand S 256 s Kerner Band 2 S 48 s Mader Band X S 107 s Mader Band I S 5 8 s Glaubitz S 68 Anton Friedrich Busching Neuer Erdbeschreibung dritten Theils dritter Band Worinnen der niedersachsische Kreis unterschiedene zu den zehn Kreisen nicht gehorige unmittelbare Reichslander die drey Kreise der unmittelbaren Reichsritterschaft einige ganerbschaftliche Gebiethe unmittelbare Reichsdorfer nebst Vorrede und Register uber den ganzen dritten Theil enthalten sind Funfte Auflage 1771 S 569 online in der Google Buchsuche siehe Eintrag Gaisbach auf Landeskunde entdecken online leobw Eintrag auf mortenau de abgerufen am 24 Februar 2014 nbsp Wikisource Hauptschluss der ausserordentlichen Reichsdeputation vom 25 Februar 1803 Quellen und Volltexte Politische Correspondenz Karl Friedrichs von Baden 1783 1806 herausgegeben von der Badischen Historischen Commission bearbeitet von Karl Obser Heidelberg 1901 5 Band S 440 445 im Internet Archive bei A Mayer Beitrage zur Geschichte des badischen Civilrechts bis zur Einfuhrung des neuen Landrechtes Bellevue 1844 S 130 134 findet sich eine Liste der an baden fallenden Ritterorte online in der Google Buchsuche nbsp Wikisource Hauptschluss der ausserordentlichen Reichsdeputation vom 25 Februar 1803 Quellen und Volltexte Politische Correspondenz Karl Friedrichs von Baden 1783 1806 herausgegeben von der Badischen Historischen Commission bearbeitet von Karl Obser Heidelberg 1901 5 Band S 443 Fussnote 2 im Internet Archive franzosisch nbsp Wikisource Friede von Pressburg Quellen und Volltexte nbsp Wikisource Rheinbundakte Quellen und Volltexte Regierungsblatt des Grossherzogthums Baden Nr XXIX 25 Nov 1806 S 247 248Reichsritterschaft Frankischer Ritterkreis Rheinischer Ritterkreis Schwabischer Ritterkreis mit Ortenauer Reichsritterschaft Direktorium der Reichsritterschaft im Unterelsass Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ortenauer Reichsritterschaft amp oldid 237132049