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Johann Daniel Schopflin 6 September 1694 in Sulzburg 7 August 1771 in Strassburg war Professor der Geschichte Beredsamkeit und Staatsrechtslehre an der Universitat Strassburg Einer seiner Studenten war Johann Wolfgang von Goethe Zeitgenossischer StichAltersbild gestochen von Egid VerhelstGrabdenkmal von Johann Daniel Schopflin in der Thomaskirche Strassburg Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Ausbildung 2 Wissenschaftliches Wirken 3 Bedeutung 4 Werke 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksKindheit und Ausbildung BearbeitenJohann Daniel Schoepflin wurde am 6 September 1694 in Sulzburg Markgrafschaft Baden Durlach geboren wo sein Vater Burgermeister war Dieser hatte 1692 in Colmar Anne Catherine Bardolle geheiratet die einer evangelisch reformierten Familie aus Sainte Marie aux Mines deutsch Markirch auch Mariakirch elsassisch Markirich stammte und deren Vater Burgermeister von Reichenweier franz Riquewihr elsassisch Richewihr war Jean Daniel hatte sechs Bruder und Schwestern Nach Ubersiedlung der Familie nach Basel begann Johann Daniel 1709 im Alter von 13 Jahren an der dortigen Universitat zu studieren Ab 1711 studierte er an der evangelisch lutherischen Universitat Strassburg Theologie weil sein Vater inzwischen Kirchensteuereinnehmer in Riquewihr sich wunschte dass sein Sohn Pastor werden sollte Johann Daniel begeisterte sich aber stattdessen mehr fur die Geschichte der Antike und die lateinische Sprache und Literatur Johann Daniels Bruder Jean Frederic wurde spater Buchdrucker in Luttenbach bei Munster franz Luttenbach pres Munster elsassisch Lutteba bi Minschter und druckte Werke seines Bruders Alsatia illustrata 1751 und 1761 Seine Schwester Sophie Elisabeth fuhrte Johann Daniel der unverheiratet blieb und ein zuruckgezogenes Leben fuhrte den Haushalt Sie uberlebte ihren Bruder um einige Jahre und wurde seine Erbin Wissenschaftliches Wirken Bearbeiten1720 wurde Schoepflin mit erst 26 Jahren auf den Lehrstuhl fur Geschichte und Rhetorik der Universitat Strassburg berufen und erwarb sich in der Folge rasch einen bedeutenden Ruf als Wissenschaftler Berufungen an renommierte Universitaten wie Frankfurt Oder Uppsala und Leiden lehnte er ebenso ab wie an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg zum Leiter der Wiener Hofbibliothek oder zum Prinzenerzieher fur den osterreichischen Thronfolger Joseph 1 1728 wurde Schoepflin Domherr an der lutherischen Thomaskirche in Strassburg Anlasslich der offiziellen Eheschliessung von Ludwig XV mit Maria Leszczynska am 15 August 1725 in Strassburg hatte Schoepflin erste Kontakte zum koniglichen Hof in Versailles Mehrfach hielt er sich am Hof von Stanislaus I Leszczynski in Luneville auf dem Schwiegervater von Ludwig XV und damals Herzog von Lothringen und Bar 2 1740 wurde Schoepflin zum Hofhistoriograph und Rat des franzosischen Konigs ernannt 1746 bis 1751 hielt er sich in Paris auf nbsp Exlibris von Johann Daniel Schoepflin1738 wurde Schoepflin in Wien Kaiser Karl VI vorgestellt Dieser Monarch der sehr an genealogischen Fragen interessiert war zeigte sich sehr angetan von Schoepflins Herleitung der Ahnenreihe des Hauses Habsburg von Gerhard von Elsass und der diese mit Eticho sogar bis in die Zeit der Merowinger verlangerte 3 Auf mehreren ausgedehnten Reisen durch Europa zwischen 1726 und 1739 knupfte Schoepflin Verbindungen mit bedeutenden Wissenschaftlern seiner Zeit darunter Bernard de Montfaucon Bernard le Bovier de Fontenelle Johann Christoph Gottsched Christian Wolff Johann Jakob Bodmer Johann Jakob Breitinger Albrecht von Haller Johann Jacob Vitriarius Lodovico Antonio Muratori Johan Arckenholtz und Hans Sloane Kontakte unterhielt er auch mit der Gelehrtenakademie des Klosters St Blasien dort vor allem mit Martin Gerbert und Rustenus Heer Wegen seiner vielfaltigen regionalen und uberregionalen Verbindungen wurde Schoepflin bei politischen Streitigkeiten in der Oberrhein Region gerne als Vermittler herangezogen Auf Grund seiner zahlreichen Kontakte hatte er auch Zugang zu Bibliotheken und Archiven die anderen Gelehrten verschlossen blieben Die Ergebnisse seiner umfangreichen Forschungen und Studien veroffentlichte er in meist mehrbandigen Werken Anlasslich der Feierlichkeiten zum 300 jahrigen Jubilaum der Erfindung des Buchdrucks veroffentlicht er 1750 zwei Schriften in denen er fur Johannes Gutenberg und Strassburg die Erfindung des Drucks mit beweglichen Lettern beanspruchte 4 1751 erschien als Ergebnis jahrelanger Studien Schoepflins Geschichte des Elsass Alsatia Illustrata 1772 erganzt und belegt durch zwei Bande mit historischen Urkunden Alsatia diplomatica 1760 erhielt Schoepflin von Karl Friedrich von Baden den Auftrag dessen Familiengeschichte umfangreich zu erforschen Daraus ging eine siebenbandige Geschichte Badens hervor Schoepflin befolgte in seinen stets in einem eleganten Latein verfassten Werken in Anlehnung an Christian Wolff die Mathematische Lehrart Der Ruf Schoepflins lockte viele Angehorige des europaischen Adels v a aus Mittel und Nordeuropa zum Studium nach Strassburg Fur diese richtete Schoepflin mit Unterstutzung von Etienne Francois de Choiseul eine Diplomatenschule ein die aktuelles Wissen zu Geschichte Staatenkunde und internationalem Recht vermittelte 5 Gleichzeitig richtete Schoepflin eine historische Schule ein zu deren Studenten u a der kurpfalzische Historiker Andreas Lamey 6 sein Nachfolger in Strassburg Christoph Wilhelm Koch sowie der Jurist und Diplomat Christian Friedrich Pfeffel gehorten Johann Wolfgang Goethe studierte von 1770 bis 1771 bei Schoepflin In Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit 1808 1831 beschrieb er wie er statt sich wie vom Vater gewunscht der Rechtswissenschaft zu widmen sich in Strassburg lieber mit Geschichte und vor allem der mittelalterlichen Dichtung beschaftigte Im Dezember 1740 wurde Johann Daniel Schoepflin Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg 7 Seit 1750 war er Mitglied der Academie royale des inscriptions et belles lettres 1763 war er Mitbegrunder der Kurpfalzischen Akademie der Wissenschaften in Mannheim deren erster Ehrenprasident er spater wurde 8 Schoepflins Privatsammlung von archaologischen Funden bildete den Grundstock des Musee archeologique de Strasbourg Seine Bibliothek historischer und philologischer Werke und Manuskripte umfasste ca 10 000 Bande und wurde in der Bibliothek der Stadt Strassburg aufbewahrt Dort wurde sie 1870 ebenso wie Schoepflins sonstiger Nachlass bei der Belagerung Strassburgs im Deutsch Franzosischen Krieg durch preussisches Artilleriefeuer vollstandig vernichtet Bedeutung BearbeitenSchopflin war in den wissenschaftlichen Kreisen Europas eine Beruhmtheit deren Wirkungskreis weit uber Strassburg hinausreichte Seine Korrespondenz stellt eine aufschlussreiche Dokumentation des Universitats und Wissenschaftsbetriebs aber auch von Kultur und Diplomatie im Zeitalter der Aufklarung dar Seine Kommentare uber Zeitgenossen und das Zeitgeschehen gelten als wichtige Quelle zum kulturellen Gefuge seiner Zeit 9 Schoepflin gilt auf Grund seiner Werke als Begrunder einer wissenschaftlichen sudwestdeutschen Landesgeschichte Wegen seines ausgiebigen Gebrauchs von historischen Quellen wie Dokumenten und Urkunden kann man ihn als einen Vorlaufer der Geschichtswissenschaft des 19 Jahrhunderts ansehen Werke BearbeitenVindiciae typographicae Johannes Gutenberg betreffende Gerichtsakten Strassburg ca 1750 neu hrsg 1760 mit Kommentaren von Pierre Simon Fournier Alsatia Illustrata 2 Bande Colmar 1751 1761 Band 1 Celtica Romana Francica Digitalisat Band 2 Germanica Gallica Digitalisat Vindiciae Celticae Strassburg 1754 Digitalisat Historia Zaringo Badensis 7 Bande Karlsruhe 1763 1766 Digitalisat Digitalisat Alsatia diplomatica 2 Bande Strassburg 1772 1775 Digitalisat Literatur BearbeitenJohannes Friese Kurze Schilderung des Lebens Schopflins und Herrmanns online in der Google Buchsuche Friedrich Dominicus Ring Vita Ioannis Danielis Schoepflini franciae historiographi Karlsruhe 1767 online in der Google Buchsuche lateinisch B Vogler Jurgen Voss Hrsg Strasbourg Schoepflin et l Europe au XVIIIe siecle Pariser Historische Studien 42 Bouvier Bonn 1996 ISBN 3 416 02622 5 Digitalisat enthalt deutsche und franzosische Aufsatze Jurgen Voss Universitat Geschichtswissenschaft und Diplomatie im Zeitalter der Aufklarung Johann Daniel Schopflin 1694 1771 Veroffentlichungen des Historischen Instituts der Universitat Mannheim Bd 4 Fink Munchen 1979 ISBN 3 7705 1459 9 Zugleich Mannheim Universitat Habilitations Schrift 1976 Jurgen Voss Schopflin Johann Daniel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 430 432 Digitalisat Wilhelm Wiegand Schopflin Johann Daniel In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 32 Duncker amp Humblot Leipzig 1891 S 359 368 Willi Werth Zum Leben des Historikers Rhetorikers Universitatslehrers und Weltburgers Johann Daniel Schopflin 1694 1771 aus Sulzburg In Das Markgraflerland Heft 2 1991 S 36 42 Digitalisat der UB FreiburgEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Voss Schoepflin Jean Daniel In Neue Deutsche Biographie Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 S 430 432 Louis Spach Biographies alsaciennes Band 1 Paris Strasbourg 1866 S 143 171 Diese Genealogie entspricht zwar dem Wunschdenken der Zeit jedoch nicht modernem Wissensstand Louis Spach Biographies alsaciennes Band 1 Paris Strasbourg 1866 S 143 171 Jurgen Voss L Ecole diplomatique de Strasbourg L ENA de l Ancien Regime zuletzt gepruft am 3 Mai 2019 in B Vogler J Voss Hg Strasbourg Schoepflin et l Europe au XVIIIe siecle Pariser Historische Studien 42 Bouvier Bonn 1996 ISBN 3 416 02622 5 S 205 214 Franz Xaver von Wegele Lamey Andreas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 17 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 568 Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Johann Daniel Schopflin Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 8 November 2015 russisch Acta Academiae Theodoro Palatinae Bd 1 1766 S 7 Johann Daniel Schopflin Wissenschaftliche und diplomatische Korrespondenz Hrsg von Jurgen Voss Thorbecke Stuttgart 2002 ISBN 3 7995 7448 4 Beihefte der Francia Nr 54 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Daniel Schopflin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Person GND 118610260 lobid OGND AKS LCCN n82117566 VIAF 34487398 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schopflin Johann DanielKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiograph Professor in StrassburgGEBURTSDATUM 6 September 1694GEBURTSORT SulzburgSTERBEDATUM 7 August 1771STERBEORT Strassburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Daniel Schopflin amp oldid 239044279