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Risikoallokation oder Risikoverteilung ist im Rahmen des Risikomanagements und der Risikobewaltigung die Verteilung eines vorhandenen Risikos auf verschiedene Wirtschaftssubjekte Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Anwendung 3 Wirtschaftliche Aspekte 4 Abgrenzung 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenAls an einer Risikoallokation beteiligte Wirtschaftssubjekte kommen Unternehmen Privathaushalte oder der Staat mit seinen Untergliederungen in Betracht Im weiteren Sinne ist Risikoallokation die Zuordnung von Risiken zwischen Vertragsparteien zwischen privatem und offentlichem Sektor oder zwischen volkswirtschaftlichen Einheiten 1 Bei einem Kaufvertrag wird beispielsweise eine Risikoverteilung dadurch vorgenommen dass der Verkaufer unter anderem das Zahlungsrisiko tragt der Kaufer das Lieferrisiko Im engeren kapitalmarktorientierten Sinne ist die Risikoallokation die Zuordnung von Finanzrisiken zwischen Marktteilnehmern auf den Finanzmarkten Anwendung BearbeitenAuf allen funktionierenden Markten Gutermarkt einschliesslich Dienstleistungen mit den Teilmarkten Konsumguter und Investitionsgutermarkt Finanzmarkt mit den Teilmarkten Devisen Geld Kapital und Kreditmarkt gibt es unter anderem die Marktfunktion dass eine pareto effiziente Verteilung der Marktrisiken auf die Marktteilnehmer stattfindet 2 Jeder Marktteilnehmer soll als Risikotrager diejenigen Risiken ubernehmen die er am besten beurteilen bewerten steuern und tragen kann 3 GutermarktAuf dem Gutermarkt findet beispielsweise bei einer pareto effizienten Risikoallokation die Verteilung der Guter so statt dass kein Marktteilnehmer besser gestellt werden kann ohne einen anderen Marktteilnehmer zu belasten Dem Arrow Theorem zufolge kann dies nur mit einem vollstandigen System von Finanzmarkten erreicht werden auf denen Forderungen zur Finanzierung der Guterkaufe gehandelt werden wie beim Kredithandel 4 Sind die Kapitalmarkte unvollstandig mussen die Gutermarkte teilweise auch eine Risikoallokationsfunktion ubernehmen 5 Betriebswirtschaftlich fuhrt eine effiziente Risikoallokation bei einem Unternehmen dazu dass der Unternehmenswert gesteigert wird 6 Offentlicher SektorEine Risikoallokation findet im offentlichen Sektor beispielsweise durch Privatisierung statt durch die ein Risikotransfer in die Privatwirtschaft erfolgt 7 Das gilt auch fur die offentlich private Partnerschaft bei der eine realistische von der Risikotragfahigkeit abhangige Risikoverteilung gewahlt werden muss Verkehrsnachfragerisiken im Strassenbau oder Umweltrisiken sind Beispiele bei denen die Risikoallokation nicht optimal funktioniert 8 ArbeitsmarktStaatliche Markteingriffe in den Arbeitsmarkt sollen die volkswirtschaftliche Risikoallokation verbessern und positive Wohlfahrtseffekte herbeifuhren 9 Diese Effekte entstehen wenn unter anderem die Arbeitslosenversicherung das Risiko der Arbeitslosigkeit von Arbeitnehmern ubernimmt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer das Ertragsrisiko des Humankapitals durch Zahlung einer Versicherungspramie abnimmt asymmetrische Kundigungsfristen oder Kundigungsschutz eingefuhrt werden 10 KapitalmarktAuf Kapitalmarkten gibt es in der Volkswirtschaftslehre vier Funktionen 11 Bereitstellung von Finanzierungsinstrumenten oder Finanzierungstiteln fur die Finanzierung von Investitionen wobei der Kapitalmarktzins das Kapitalangebot Ersparnisse zu denjenigen Kapitalnachfragern lenken soll deren Investitionsprojekte die hochste Rendite aufweisen Kapitalallokation Risikodiversifizierung erfolgt dadurch dass das Kapitalangebot Aktionare am Unternehmerrisiko des Kapitalnachfragers beteiligt wird Risikoallokation Zur Verbesserung dieser Kapital und Risikoallokation werden auf den Finanzmarkten Informationen uber die Kapitalnachfrager verbreitet auch durch Finanzintermediare Uberwachung Kontrolle und etwaige Sanktionierung von Kapitalnachfragern etwa durch das Rating von Ratingagenturen Kapital und Risikoallokation sind die originaren Funktionen der Finanzmarkte 12 Risikoallokation bedeutet in Kreditinstituten die als Risikointermediare in den gesamtwirtschaftlichen Prozess durch die Finanzmarkte eingebunden sind Kapitalallokation mit dem Ziel der Wertsteigerung des Instituts 13 Derivate Futures Kreditderivate Optionen Swaps fuhren zu einer klaren Trennung der Kapital von der Risikoallokation 14 Warenterminkontrakte weisen eine Vermogenstransformations und Risikoallokationsfunktion auf so dass sie okonomisch betrachtet zu den Kapitalmarkten gehoren 15 Im Versicherungswesen stellt die Verbesserung der Risikoallokation eine bedeutende Funktion dar 16 Daneben bieten Versicherer Vermogensschutz Kapitalakkumulation Mobilisierung finanzieller Ressourcen Kontrolle des Unternehmensverhaltens englisch governance control und Entlastung des Staates an 17 Die effiziente Risikoallokation auf dem Versicherungsmarkt vermindert die Transaktionskosten und die Schaden durch prompte Schadensregulierung und technische Kontrollen Risikoallokation findet statt wenn ein Risikotrager versicherbare Risiken im Wege des Risikotransfers ganz oder teilweise auf Versicherungsunternehmen ubertragt So sind Versicherungsvertrage der Risikolebens Schaden Unfall und teilweise der Ruckversicherung als illiquide Formen der reinen Risikoallokation anzusehen 18 Im Versicherungsfall erfolgt eine liquide Risikoallokation Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenAhnlich wie auf einem Gutermarkt die Konsumentenrente und die Produzentenrente Vorteile fur beide Marktteilnehmer signalisieren gibt es auch bei der Risikoallokation Vorteile fur beide Marktteilnehmer 19 Im Idealfall haben die Gutermarkte lediglich eine praferenzkonforme Verteilung des Konsumniveaus zu gewahrleisten wahrend die Finanzmarkte Banken und Versicherungsmarkte fur den Vermogenstransfer und die Risikoallokation zustandig sind 20 Dort ist das unterschiedliche Finanzrisiko einzelner Finanzierungstitel oder Finanzinstrumente unter anderem darauf zuruckzufuhren dass bei der Risikoallokation auch die unterschiedliche Risikobereitschaft einzelner Risikotrager berucksichtigt wird 21 Die Anleger als Risikotrager konnen risikoscheu oder risikofreudig sein Um das Kapitalangebot beider Gruppen zu nutzen bieten Finanzmarkte beispielsweise Aktien mit hohem Finanzrisiko oder Staatsanleihen mit Triple A Rating ohne Finanzrisiko an Selbst innerhalb eines bestimmten Finanztitels wie einer Aktie kann es unterschiedliche Risikoverteilungen geben Goldene Aktie Stammaktie Vorzugsaktie Zudem tragt ein Grossaktionar mehr Finanzrisiken als der risikoeffizienten Risikoverteilung entspricht doch profitiert er dafur mit seinem Stimmrecht von einer starkeren Kontrolle uber die Aktiengesellschaft 22 Eine Risikoallokation fuhrt unter anderem zur Verteilung der Risikokosten 23 Diese konnen durch Kostensenkung reduziert werden wenn ein Risikotrager im Rahmen des Risikomanagements Risikobewaltigung betreibt Dabei ist die Fahigkeit zur Risikoubernahme und die Risikotragfahigkeit zu berucksichtigen 24 Abgrenzung BearbeitenDie Faktorallokation oder Ressourcenallokation betrifft die Zuordnung und Verteilung knapper Produktionsfaktoren wie Arbeit Kapital Boden und Rohstoffen zur Produktion von Gutern oder Dienstleistungen Einzelnachweise Bearbeiten Tobias Kollmann Gabler Kompakt Lexikon Unternehmensgrundung 2009 S 350 Claudia Breuer Thilo Schweizer Wolfgang Breuer Gabler Lexikon Corporate Finance 2003 S 292 Claudia Breuer Thilo Schweizer Wolfgang Breuer Gabler Lexikon Corporate Finance 2003 S 411 Tobias Kollmann Gabler Kompakt Lexikon Unternehmensgrundung 2009 S 350 Christoph Kaserer Optionsmarkte und Risikoallokation 1993 S 18 Rene Stulz Risk Management Failures What are They and When do They Happen in Fisher College of Business Working Paper No 2008 03 017 2008 S 40 Dieter Jacob Bernd Kochendorfer Private Finanzierung offentlicher Bauinvestitionen 2000 S 60 ISBN 9783433016107 Carsten Heckemuller Klaus Peter Wiedmann Ganzheitliches Corporate Finance Management 2003 S 521 Bernhard Hubner Das Konzept einer paretianischen Sozialpolitik in Jurgen Wahl Hrsg Sozialpolitik in der okonomischen Diskussion 1994 S 97 ff ISBN 9783926570925 Christian Jasperneite Arbeitsmarktordnung und Arbeitsmarktentwicklung 2001 S 12 f Martin Hellwig Unternehmensfinanzierung Unternehmenskontrolle und Ressourcenallokation in Bernhard Gahlen Helmut Hesse Hans Jurgen Ramser Hrsg Finanzmarkte 1997 S 213 ISBN 9783161468124 Hendrik Hansen Politik und wirtschaftlicher Wettbewerb in der Globalisierung 2008 S 101 Thomas M Dewner Thomas A Lange Gabler Bank Lexikon Bank Borse Finanzierung 2000 S 793 Dwight B Crane The Transfer of Economic Resources in Dwight B Crane Hrsg The Global Financial System A Functional Perspective 1995 S 131 Christoph Kaserer Optionsmarkte und Risikoallokation 1993 S 18 FN 115 Dirk Meyer Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Versicherungswesens mit besonderem Bezug zur Risikoallokation in Zeitschrift fur die gesamte Versicherungswissenschaft 78 1989 S 191 ff Peter Zweifel Roland Eisen 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