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Der Rieserferner Pluton italienisch Plutone delle Vedrette di Ries ist eine oligozane Intrusion im ostalpinen Grundgebirge Ost und Sudtirols Sie besteht vorwiegend aus Granodiorit und Tonalit Zusammen mit anderen Plutonen bildet sie Teil der periadiatischen Intrusionen die an der Grenze zwischen Sudalpin und zentralem Ostalpin aufdrangen 1 unterscheidet sich aber durch ihre extrem langgestreckte Gestalt Benannt ist der Rieserferner Pluton nach der Rieserfernergruppe Blick vom Fenneregg 3123 m uber Barmer Spitze 3200 m auf den Hochgall 3436 m und den Ostlichen Rieserferner mit Schneebigem Nock 3358 m Der Hochgall hochster Berg der Rieserfernergruppe besteht aus feinkornigem Tonalit Am rechten Bildrand deutlich zu erkennen der Kontakt zwischen dem hellen Pluton und seinen dunkleren metamorphen Hullgesteinen Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geologie 3 Raumlicher Aufbau 4 Physikalische Parameter 5 Petrologie 5 1 Petrographie 5 2 Mineralogie 5 3 Chemische Zusammensetzung 6 Petrogenese 7 Tektonik 7 1 Strukturen 7 1 1 Magmatische submagmatische Deformation 7 1 2 Hochtemperierte Festkorperdeformation 7 1 3 Niedrigtemperierte Festkorperdeformation 7 1 4 Sprode Verformung 7 1 5 Verteilung der Strukturen im Pluton 8 Platznahme des Plutons 9 Alter 10 Siehe auch 11 Literatur 12 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Die Lage des Rieserferner Plutons rot sudlich des Tauernfensters ist gut zu erkennen Der Rieserferner Pluton die drittgrosste der periadriatischen Intrusionen liegt unmittelbar nordlich des Defereggen Antholz Vals Lineaments DAV Lineaments einer bedeutenden mit der Periadriatischen Naht in Verbindung stehenden sinistralen 2 Seitenverschiebung 3 Der Sudrand des Tauernfensters befindet sich nur etwa 5 bis 10 Kilometer weiter nordlich Die Intrusion ist uber 40 Kilometer lang und 4 5 bis maximal 7 Kilometer breit Ihre Langsachse folgt der Ost West Richtung und lauft mehr oder weniger parallel zum DAV Lineament Mit einer vertikalen Exposition von 2500 Meter von Boden bis Dach stellt die Rieserferner Intrusion einen der weltweit bestaufgeschlossenen Plutone dar 4 Die Hauptintrusion setzt im Westen im Tauferer Tal unmittelbar ostlich von Sand in Taufers ein und endet im Osten bei Sankt Jakob in Defereggen Von hier aus zieht ihr dunner Schwanz weiter bis sudwestlich von Hopfgarten in Defereggen Geologie Bearbeiten nbsp Geologische Karte des Tauernfensters und seiner Umrahmung Der Rieserferner Pluton dunkelrot mit dem Hochgall liegt etwa 25 Kilometer sudwestlich von Matrei in Osttirol Wahrend des Oligozans und des Miozans wurden die Ostalpen und somit auch das Gebiet des Rieserferner Plutons von einer intensiven Nord Sud gerichteten Einengung betroffen Damit einher ging eine zum Streichen des Orogens parallel verlaufende Dehnung die schliesslich in einer nach Osten erfolgenden Krustenextrusion gipfeln sollte Dieses kompressive tektonische Regime ist auch fur die Entstehung des Tauernfensters verantwortlich einer riesigen Aufbeulungsstruktur die sowohl an ihrem West als auch an ihrem Ostrand von flach einfallenden wahrend der Einengung entstandenen Verwerfungen der Brenner Storung im Westen und der Katschberg Storung im Osten abgeschnitten wird Die seitliche Ausfluchtsbewegung wurde von konjugierten Seitenverschiebungen aufgenommen so beispielsweise von der rechtsverschiebenden Periadriatischen Naht oder dem linksverschiebenden Salzachtal Ennstal Mariazell Puchberg Lineament SEMP Lineament Weitverbreitete Ost West streichende Strecklineare und Faltenachsen in den Wirtsgesteinen der Rieserferner Intrusion dokumentieren diese Orogen parallele Ausdehnung Die Intrusion war im Mittleren Oligozan in die grunschieferfaziellen zentralostalpinen Alten Gneise sudlich des Tauernfensters erfolgt 5 Ihr Nordkontakt zeigt flaches Einfallen nach Norden unter die Alten Gneise der Sudkontakt zum DAV Lineament ist steil nach Suden gerichtet Die Intrusion besteht aus zwei grossen Kernbereichen den Rieserkern im Osten und den Rainwaldkern im Westen 6 Im mittleren Bereich der Intrusion zwischen den beiden Kernen ist das so genannte Alte Dach die Dachregion des Plutons noch erhalten Rahmengesteine der Intrusion sind Glimmerschiefer und Amphibolite die kontaktmetamorph uberpragt wurden Der in etwa parallel zum DAV Lineament verlaufende Ostabschnitt im Defereggental ist schwanzformig und wird nicht viel breiter als 100 Meter Durch die intrusionsbedingte Aufheizung entstanden Mineralneubildungen von Andalusit Sillimanit Granat Staurolith und sehr seltener Cordierit 7 Der Magmatismus entlang der Periadriatischen Naht kann in drei Abschnitte gegliedert werden einem Nordost Sudwest gerichteten Westabschnitt in dem die Plutone ins Sudalpin intrudieren und bis an die Grenze der uberschobenen austroalpinen Kontinentalkruste heranreichen Der Magmatismus manifestiert sich in kleinen Plutonen vulkanischen Bedeckungen und andesitischen Gangen mit hohem Kaliumgehalt 8 Im Zentralabschnitt erlangte der periadriatische Magmatismus seine hochste Entfaltung mit dem Adamello Pluton der in das sudalpine Grundgebirge mit seinen permomesozoischen Deckschichten eindrang sowie mit dem Bergell Pluton der in funf alpinen Decken darunter kristallines Penninikum Ophiolithe und austroalpine Kruste Platz nahm Im Ostabschnitt konzentriert sich der Magmatismus im Austroalpin Im Sudalpin tauchen nur noch kleinere Vorkommen auf Die meisten Plutone dieses Abschnitts sind langgestreckt in Ost West Richtung orientiert und dokumentieren somit ihr Aufdringen wahrend der aktiven Seitenverschiebungen entlang der Periadriatischen Naht und ihren Seitenstrangen Der Rieserferner Pluton stellt die grosste Intrusion des Ostabschnitts dar und wird etwas weiter sudlich von dem kleineren Zinsnock Pluton begleitet Weitere Intrusionen sind der Rensen Pluton und der Altberg Pluton Raumlicher Aufbau Bearbeiten nbsp Wildgall 3273 Meter von Sudosten aus gesehen Rechts daneben der Hochgall 3436 Meter Steilstehende Forderzone der Intrusion Der raumliche Aufbau des Rieserferner Plutons kann anhand der postintrusiven Kippung die uber 2000 Meter mit hervorragenden Aufschlussverhaltnissen freigelegt hat sehr gut rekonstruiert werden 9 Das Dach des Plutons Altes Dach nimmt mehrere Zehner Quadratkilometer im Zentralteil der Intrusion und an deren Nordrand ein Der Boden erscheint am Westende Die Foliation gibt zu erkennen dass die Intrusion leicht nach Norden abtaucht jedoch bei Annaherung an die DAV immer steiler nach Suden einfallt Der intrusionsinterne Kontakt zwischen der feinkornigen und der grobkornigen Tonalitfazies im leicht einfallenden Nordteil liegt mehr oder weniger flach Die raumliche Anordnung der Foliationen und eine Konturenkarte des Kontakts zum metamorphen Nebengestein geben zu erkennen dass das Dach des Plutons aus zwei Domstrukturen besteht welche von einer muldenformigen Einsattelung getrennt werden Die Achsenebene dieser Mulde streicht in Nord Sud Richtung und verlauft somit senkrecht zu samtlichen Strukturen im Nebengestein Eine derartige Anordnung kann eigentlich nur durch das aktive Aufdringen der Tonalite erklart werden und nicht durch eine regionale Verformung Der Sudrand der Intrusion fallt wie auch die Schieferung des Nebengesteins und die Raumlage der DAV steil nach Suden ein Stellenweise kann beobachtet werden wie magmatisches Gefuge zu den DAV Myloniten parallel lauft und daher auf eine Zeitgleichheit zwischen Intrusion und mylonitischer Verformung schliessen lasst Innerhalb dieser Zone mit steiler Foliation lassen sich deka bis hektometrische konzentrische Bereiche erkennen in denen auch die magmatischen Lineare steil abtauchen Derartige Strukturen kommen weder in anderen Abschnitten des Plutons noch im Nebengestein vor Die raumliche Verknupfung dieser Strukturen mit der Steilzone im Pluton legt nahe dass es sich hierbei um Aufstiegskanale der Intrusion handelt Das tonalitische Magma war somit im Sudteil der Intrusion in unmittelbarer Nahe des DAV Lineaments mit seinen Myloniten aufgestiegen Wegen der spateren Kippung stellt der schwanzformige Ostteil der Intrusion der die Steilzone nach Osten verlangert im Vergleich zum Hauptteil ein strukturell hoheres Kustenniveau dar er wird daher als Verlangerung der Aufstiegszone gegen das Hangende angesehen welche moglicherweise noch andere Plutone in der Oberkruste mit Magma versorgte so wurde beispielsweise lange Zeit eine Verbindung zwischen dem Rieserferner Pluton und dem Zinsnock Pluton erwagt Physikalische Parameter BearbeitenDie minimale Eindringtiefe des Rieserferner Plutons wird laut Cesare 1992 anhand von prograden Kontaktmetamorphosedaten mit 9 Kilometer angegeben 10 Dies entspricht einem Druck von 0 29 Gigapascal Wahrscheinlich ist aber eine Eindringtiefe von 12 bis zu 15 Kilometer entsprechend einem Druck von rund 0 5 GPa noch als durchaus realistisch anzusehen So fanden Tajcmanova und Kollegen 2009 einen Druck von 0 41 GPa entsprechend einer Eindringtiefe von rund 15 Kilometer 11 Der Rieserferner Pluton war im Vergleich zu den anderen periadriatischen Intrusiva demzufolge eine recht tief sitzende Intrusion An den Wirtsgesteinen am Intrusionsrand konnten 600 bis 620 C ermittelt werden entsprechend einem Druck von 0 25 GPa Das Magma selbst durfte aber eine Temperatur von 800 bis 760 C gehabt haben Petrologie BearbeitenPetrographie Bearbeiten nbsp Blick vom Fernerkopfl 3248 m zum Schneebigen Nock 3358 m Schon zu sehen der Kontakt zwischen dem helleren Tonalit der Rieserferner Intrusion im Vordergrund und dem Alten Dach dunkleren amphibolitfaziellen Gneisen am Schneebigen Nock Die Intrusion des Rieserferner Plutons war in drei Magmenschuben erfolgt die sich petrologisch und geochemisch durchaus voneinander trennen lassen Der erste Magmenpuls war grobkornig und fullte vorwiegend den Westdom Rainwaldkern den Nordrand der Intrusion und Teile des Sudrands Seine Zusammensetzung variiert von Diorit 52 5 bis 54 3 Gewichtsprozent SiO2 bis Granodiorit 63 3 bis 70 6 Gewichtsprozent SiO2 wobei Tonalit 58 5 bis 66 5 Gewichtsprozent SiO2 vorherrscht Granit 70 4 bis 79 0 Gewichtsprozent SiO2 kommt nur selten vor Der zweite Schub ist mittel bis feinkornig und besteht aus Tonalit bis hin zu Granit Die Gesteinsglieder zeigen raumliche Vermischung englisch mingling Der dritte Puls ist ebenfalls mittel bis feinkornig und konzentriert sich auf den Zentral Rieserkern und Ostteil der Intrusion Seine Zusammensetzung ist sehr homogen und besteht aus einem Leukogranodiorit Im Pluton uberwiegen eindeutig die Granodiorite die wie auch die Tonalite eine hypidiomorph kornige Textur aufweisen Die Granite und Diorite bilden unregelmassig verteilte kleine Massen innerhalb des Intrusivkorpers 12 Der Pluton enthalt ferner mafische Einschlusse sowie Einschlusse der metamorphen Hullgesteine und wird ausserdem von Apliten und Lamprophyren durchzogen Die mafischen mikrogranularen Einschlusse englisch mafic microgranular enclaves oder MME sind haufig insbesondere im ersten Magmenschub Sie durften mafische Magmenblasen darstellen die durch den Kontakt mit dem Wirtsmagma geochemisch verandert wurden gut erkennbar an Reaktionshofen 13 Die metamorphen Einschlusse finden sich nicht nur wie zu erwarten am Intrusionsrand sondern auch im Innern Kleine glimmerreiche Xenolithen sind insbesondere im zweiten Magmenschub haufig vertreten Die Assimilation der Nebengesteine muss daher bei der Magmenentwicklung eine wichtige Rolle gespielt haben wie die breit gestreute geochemische Zusammensetzung und das recht hohe Strontiumisotopen Initialverhaltnis deutlich machen 14 Im Spatstadium der Intrusion wurden samtliche Petrofazies von mafischen und sauren Gangen durchsetzt Die Machtigkeit der sauren Gange liegt im Zentimeter bis Meterbereich Sie verlaufen meist in Ost West Richtung und konnen Schwarme ausbilden welche aber nur selten in das metamorphe Nebengestein eindringen Als letzte magmatische Bildungen entstanden Aplite und Pegmatite wobei Aplite uberwiegen und als Granat Spessartin fuhren konnen Lamprophyrgange zeigen eine vorherrschende Nord Sud Ausrichtung ihre Kontakte zu den Wirtsgesteinen sind oft messerscharf Die mafischen Gange liegen im Zenti bis Dezimeterbereich und gehoren nicht zum Rieserferner Zyklus da sie sowohl die plutonischen Gesteine darunter auch die Aplite und Pegmatite als auch die metamorphen Nachbargesteine durchschlagen Sie sind junger als die Hauptintrusion und besitzen einen recht variablen Chemismus der sich von Trachybasalt bis hin zu basaltischem Andesit erstreckt Sie gehoren entweder der kalkalkalischen oder auch der shoshonitischen Serie an Diese spaten andesitischen Gange treten nicht nur im Austroalpin sondern auch im Sudalpin und im Penninikum auf 15 Sie wurden von Steenken und Kollegen 2000 auf 26 3 3 0 Millionen Jahre datiert Oberoligozan Chattium 16 Mineralogie Bearbeiten nbsp Gelttalspitze 3126 m von Nordosten Sie wird aus der feinkornigen Tonalitfazies aufgebaut Unmittelbar dahinter die steil nach Suden in Richtung zum DAV Lineament einfallende metamorphe Hullserie mit den ostlichen Auslaufern der Schwarzen Wand 3105 m rechts Der generelle modale Mineralbestand des Rieserferner Plutons baut sich aus folgenden Mineralen auf Plagioklas 40 bis 50 Volumenprozent Quarz 10 bis 25 Volumenprozent Alkalifeldspat 5 bis 10 Volumenprozent Biotit 10 bis 20 Volumenprozent Hornblende 0 bis 10 Volumenprozent 9 Die Granodiorite bestehen aus deutlich zoniertem Plagioklas An60 90 Quarz Alkalifeldspat und Biotit Als Akzessorien sind Hornblende Klinozoisit Zirkon Apatit und Ilmenit anzufuhren Die Tonalite besitzen einen sehr ahnlichen Mineralbestand nur ist der Volumenanteil von zoniertem Plagioklas bei ihnen geringfugig hoher Ausserdem fuhren sie keine Hornblende Im Kontaktbereich des Intrusivkorpers konnte in Tonaliten das Auftreten von Granat beobachtet werden Die Granite setzen sich im Wesentlichen aus Quarz Alkalifeldspat und Plagioklas mit den akzessorischen Phasen Apatit Zirkon und Orthit zusammen Die Diorite bestehen hauptsachlich aus Hornblende und zoniertem Plagioklas An50 80 sowie untergeordnetem Biotit Quarz und Granat Chemische Zusammensetzung Bearbeiten Folgende Tabelle soll die geochemische Zusammensetzung der Hauptelemente des Rieserferner Plutons veranschaulichen 12 Oxid Gew MafischerEinschluss Diorit Tonalit Granodiorit GranitSiO2 57 32 53 38 62 69 67 30 73 01TiO2 0 77 0 90 0 60 0 40 0 15Al2O3 16 82 18 59 17 28 16 23 14 39Fe2O3FeO 8 08 tot 8 07 tot 4 80 tot 3 31 tot 1 40 tot MnO 0 22 0 22 0 11 0 09 0 05MgO 3 76 3 94 2 27 1 34 0 37CaO 6 58 7 66 5 47 3 99 2 19Na2O 2 54 2 57 2 87 3 13 3 19K2O 2 45 2 00 2 41 3 17 4 43P2O5 0 22 0 23 0 14 0 13 0 07 nbsp TAS Diagram mit den Zusammensetzungen der subalkalischen Rieserferner Intrusion braune Kreuze des alkalischen Karawanken Granitplutons rote Kreuze und des subalkalischen Karawanken Tonalitplutons blaue Kreuze Alle drei magmatischen Reihen sind deutlich voneinander abgesetzt nur die Tonalite der Rieserferner Intrusion und des Karawanken Tonalitplutons ahneln einander Die Intrusiva des Rieserferner Plutons sind subalkalische und insbesondere kalkalkalische Magmatite des Hoch K Typs Ihr SiO2 Gehalt schwankt zwischen 53 und 73 Gewichtsprozent die Gesteine sind somit intermediar bis sauer Sie zeichnen sich ferner durch einen sehr geringen TiO2 Gehalt aus der unter 0 9 Gewichtsprozent liegt Die Al2O3 Konzentration ist erhoht ihr Verhaltnis FeO MgO jedoch niedrig Samtliche Gesteinsglieder sind Quarz normativ und bis auf wenige Ausnahmen insbesondere bei den Dioriten aber auch bei einigen Tonaliten und Granodioriten ebenfalls Korund normativ Sie sind daher alle an SiO2 ubersattigt und meist peraluminos oder auch nur metaluminos Die drei Magmenpulse lassen sich geochemisch anhand der Gehalte an Kalzium Strontium und Rubidium eindeutig voneinander trennen 17 Mittels der Spurenelemente konnen noch zwei weitere Gesteinsgruppen charakterisiert werden deren normiertes Verhaltnis TbN YbN entweder unterhalb von 1 1 oder daruber liegt Bellieni und Kollegen 1981 vertreten die Auffassung dass sich die drei Magmenserien des Riesserferner Plutons in zwei Schritten aus einem gemeinsamen Stammmagma mittels Kristall Schmelz Fraktionierung entwickelt hatten Die erste Phase verlief unter hohem Druck wobei Hornblende und Granat fraktioniert wurden und hierdurch Magmen mit hohem TbN YbN hervorgingen Bei ihrem weiteren Aufstieg unter jetzt abnehmenden Druck kam es zu einer zweiten Fraktionierungsphase diesmal wurden jedoch Hornblende und anstatt Granat Plagioklas abgetrennt wodurch die Magmenzusammensetzungen an Strontium abreicherten Kontaminationen mit Krustenmaterial und Abtrennung von Akzessorien waren sodann ausschlaggebend fur das erhohte Verhaltnis von 87Sr 86Sr und fur die ungleiche Verteilung der Spurenelemente 18 Petrogenese Bearbeiten nbsp Wunderschon scharfer Kontakt zwischen dem Pluton und seinem aufliegenden Alten Dach am Rosshorn 3068 m Der Magmenursprung des Rieserferner Plutons und anderer Plutone entlang der Periadriatischen Naht wird seit langerer Zeit kontrovers diskutiert Die andesitischen Magmen wurden lange Zeit als obereozane Spatphase eines Subduktionsmagmatismus betrachtet 19 Geochemische Ergebnisse erharten diese Ansicht 20 Alternative Vorstellungen sind Aufschmelzen durch Krustendehnung 21 oder das krustale Aufschmelzen der Gebirgswurzel nachdem die alpine Lithospharenwurzel durch Konvektionsstromungen in ihrer Dicke reduziert worden war 22 Von Blankenburg und Davis 1995 und 1996 befurworteten aufgrund der Isotopenverteilungen und der raumlichen Anordnung der Plutone entlang der Periadriatischen Naht die Hypothese des slab break off Abreissen der subduzierenden Platte 23 Tektonik BearbeitenDas linksverschiebende DAV Lineament ist ein Abzweig der Periadriatischen Naht und verlauft am Sudrand des Rieserferner Plutons Es begleitet den schwanzahnlichen Ostteil des Plutons unmittelbar sudwarts biegt aber dann ab dem Mittelteil der Intrusion nach Sudwesten ab um dann nach zirka 30 Kilometer in die Periadriatische Naht einzumunden Das Lineament teilt das Grundgebirge in eine Nord und eine Sudhalfte wobei die Sudhalfte von der alpinen Metamorphose unberuhrt blieb 5 Die keilformige Nordhalfte mit dem Rieserferner Pluton wurde von zwei Deformationen Da1 und Da2 betroffen Die zweite Deformation Da2 erfolgte zeitgleich mit der Mylonitbildung entlang dem DAV Lineament 24 und der Platznahme der Granitoide des Rieserferner Plutons 25 Wie auch bei anderen Ostnordost streichenden Scherzonen am westlichen Tauernfenster 26 konnen am DAV Lineament linksverschiebende Schersinnindikatoren ausgemacht werden Zusammen mit Ostsudost bis Sudost streichenden jedoch rechtsverschiebenden Scherzonen weiter ostlich 27 entstand somit ein konjugiertes Scherzonensystem das wahrend der Aufwolbung des Tauernfensters aufgrund von Nord Sud gerichteter Einengung die erzwungene Ost West gerichtete Dehnung akkommodierte Diese Beobachtungen lassen zusammen mit dem sinistralen Schersinn entlang dem DAV Lineament und der unmittelbar nordlich davon erfolgten synklinalen Einfaltung auf ein generell transpressives Verformungsfeld schliessen 2 Strukturen Bearbeiten Die Strukturen innerhalb des Rieserferner Plutons stehen sowohl mit dem abkuhlenden Magma als auch mit den gleichzeitig erfolgenden tektonischen Bewegungen am DAV Lineament direkt in Zusammenhang So konnten Mann und Scheuvens 1998 anhand mikrotektonischer Untersuchungen aufzeigen dass auf eine ursprunglich magmatische bis submagmatische Deformation nach Verfestigung des plutonischen Gesteins eine grunschieferfazielle Deformation gefolgt war 28 Letztere Festkorperdeformation kann ihrerseits in einen Hoch und in einen Niedertemperaturbereich unterteilt werden Magmatische submagmatische Deformation Bearbeiten Eine magmatische Foliation wird im Pluton durch die lineare Anordnung von plattigen Plagioklasleisten definiert Die Albitzwillinge sind zu ihr parallel ausgerichtet Zusammen mit undeformierten Biotitpaketen bildet Plagioklas ein schwaches SPO Gefuge englisch shape preferred orientation d h die beiden Kristalle nehmen wegen ihrer ausseren Gestalt bevorzugte Raumlagen ein Auf ein nicht koaxiales Fliessgefuge deutet das pflasterartige Auftreten von Biotit englisch tiling hin welcher mit Plagioklas dachziegelartig uberlappt auftritt Charakteristisch fur die submagmatische Stufe sind Bruche im Plagioklas die mit noch vorhandener Residualschmelze wieder ausgefullt wurden und jetzt als Quarz und Alkalifeldspatgemenge vorliegen Auch Allanit wird von submagmatischen Bruchen betroffen Quarz zeigt undulose Ausloschung und Schachbrettmuster Letztere deuten auf eine Temperatur von 600 bis 700 C und auf den Ubergang zur Festkorperverformung Die Rander der Quarzkorner sind uberdies ausgebuchtet und verweisen auf eine deutliche Korngrenzenwanderung mit Rekristallisation englisch grain boundary migration recrystallization oder GBMR 29 Hochtemperierte Festkorperdeformation Bearbeiten Mikrostrukturen der hochtemperierten Festkoperdeformation manifestieren sich vor allem in Quarz und Biotit In Quarz sind Schachbrettmuster und GBMR nach wie vor zu erkennen neu entstehen jetzt abgeplattete Quarzkorner die sich zu Quarzbandern englisch quartz ribbons gesaumt von einem Rand aus feinen Unterkornern weiterentwickeln Der Biotit verliert mit zunehmender Festkorperdeformation seine homogene Korngrossenverteilung Knickbander erscheinen und sagezahnartige Wachstumsgrenzen bezeugen Rekristallisation Im Hochtemperaturbereich wird bei sinkenden Temperaturen bei Biotit basales Gleiten immer wichtiger und es entsteht im Verbund mit rekristallisierten Quarzen um das Plagioklasgefuge eine zusammenhangende intrakristalline Schwachezone englisch intracrystalline weak layer oder IWL Die Feldspate liegen noch nicht rekristallisiert vor und nur stark verformte Exemplare zeigen eine recht undeutliche undulose Ausloschung Einige verbogene Zwillingslamellen lassen aber durchaus Deformation erkennen Bedeutsam ist jetzt das Auftreten von Myrmekit der korrodierten Mikroklinkristallen aufsitzt erkennbar an den uberkreuzten Zwillingen eine Temperatur von rund 550 C anzeigt und somit auf metasomatische Vorgange hinweist 30 Niedrigtemperierte Festkorperdeformation Bearbeiten Bei weiterem Absinken der Temperaturen entwickelten sich aus den intrakistallinen Schwachezonen IWL typische C S Gefuge die makroskopisch Myloniten und Quarzmyloniten entsprechen Biotit retrogradierte meist zu Chlorit wahrscheinlich unter Mitwirkung hydrothermaler Flussigkeiten Schersinnindikatoren wie Biotitfische oder schragliegende Quarzfoliationen lassen einen uberwiegend linksverschiebenden Schersinn erkennen Die Quarze zeichnen sich durch sehr deutliche undulose Ausloschung und Unterkorngrenzen aus Korngrenzenwanderung bei niedriger Temperatur kann an den auffallenden Ausbeulungen englisch bulges erkannt werden Mylonitische Sudost streichende dextrale Seitenverschiebungen betreffen den Nordrand und insbesondere den Ostfortsatz der Intrusion wobei letzterer zerschert und nahezu boudiniert wird Auch der Sudrand entlang des DAV Lineaments wird von analogen mylonitischen Seitenverschiebungen durchzogen welche aber mehr Ostsudost streichen Sprode Verformung Bearbeiten Nach dem Verlassen des duktilen Bereichs wurde der Rieserferner Pluton sprod verformt Die sprode Verformung zeigt sich vor allem mikroskopisch an zerbrochenen Quarzen Makroskopisch entstanden im erkalteten Gestein jetzt Verwerfungen Kataklasite und Klufte Assoziiert mit den Kataklasiten treten auch Pseudotachylite auf Verteilung der Strukturen im Pluton Bearbeiten Magmatische Gefuge sind nur im westlichen Rainwaldkern erhalten Festkorperdeformation findet sich im zentralen Rieserkern und im ostlichen Fortsatz Mit Ausnahme einer linksverschiebenden mylonitischen Zone mit intensivster Festkorperdeformation am Nordrand des Rieserkerns nimmt die Festkorperdeformation generell nach Suden und Osten zu Platznahme des Plutons BearbeitenDer Aufstieg und die Platznahme des Rieserferner Plutons ging in mehreren Stufen vor sich Zu Beginn erfolgte der Aufstieg der Schmelze parallel zur steilen Foliation am DAV Lineament einer aktiven mylonitischen Scherzone Die endgultige Platznahme kann in zwei weitere Schritte unterteilt werden aufgrund der Schwachung durch Hydrofraktur Zerrbruche englisch extensional hydrofracturing im umgebenden Wirtsgestein unmittelbar nordlich des Mylonitgurtels konnte ein tafelformiger Magmenkorper in Form eines machtigen Lagergangs nach Norden ins Nachbargestein vordringen Im Lagergangkeil kam es sodann zum Aufblahen und Aufwallen des Magmas das den daruber liegenden Dachbereich zu domartigen Strukturen verformte Nach dem Abklingen der Intrusionstatigkeit wurde der gesamte Pluton aufgrund nicht koaxial erfolgender tektonischer Einzwangbewegungen Englisch indentation tectonics um 2200 Meter nach Osten gekippt was einem Rotationswinkel von 5 entspricht 9 so dass die Westseite der Intrusion jetzt starker herausgehoben und abgetragen wurde sowie erosionsbedingt tiefere strukturelle Niveaus und sogar der Boden der Magmenkammer im Westen freigegeben wurden 31 Alter BearbeitenBorsi und Kollegen 1979 konnten mittels der Rubidium Strontium Datierung fur den Rieserferner Pluton ein Intrusionsalter von 30 3 Millionen Jahren bestimmen Oberes Oligozan Rupelium 32 Muller und Kollegen 2000 erhielten fur das Bildungsalter von Myloniten entlang dem DAV Lineament 33 bis 30 Millionen Jahre 24 Dieses Alter ist vergleichbar einem Kristallisationsalter von 32 4 0 4 Millionen Jahren das Romer und Siegesmund 2003 an Allanit ermittelten 33 Siehe auch BearbeitenKarawanken Granitpluton Karawanken Tonalitpluton Pohorje PlutonLiteratur BearbeitenDiethard Mager Geologische Karte der Rieserfernergruppe zwischen Magerstein und Windschar Sudtirol In Der Schlern Band 59 1985 S 358 379 Einzelnachweise Bearbeiten C L Rosenberg A Berger und S M Schmid Observations from the floor of a granitoid pluton inferences on the 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Minerals to the Lithosphere Hrsg Geological Society London Special Publication Band 243 2005 S 249 276 A Mann und D Scheuvens Structural investigation of the northern contact of the Rieserferner Plutonic Complex Eastern Alps first results In Terra Nostra Schriften der Alfred Wegener Stiftung Band 98 1998 S 62 W D Means und Y Park New experimental approach to understanding igneous texture In Geology Band 22 1994 S 323 326 I R Tribe und R S D Lemos Significance of a hiatus in down temperature fabric development within syntectonic quartz diorite complexes Channel Islands UK In Journal of the Geological Society of London Band 153 1 1996 S 127 138 Ralph Wagner Claudio L Rosenberg und Mark R Handy Fracture driven intrusion and upwelling of a mid crustal pluton fed from a transpressive shear zone The Rieserferner Pluton Eastern Alps In Geological Society of America Bulletin 118 no 1 2 2006 S 219 237 doi 10 1130 B25842 1 S Borsi A Del Moro F P Sassi und G Zirpoli G On the age of the Vedrette 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