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Die Revolution in Sigmaringen war regionaler Bestandteil der deutschen Revolution von 1848 Sie betraf die Vorgange in der Stadt Sigmaringen im Furstentum Hohenzollern Sigmaringen das als indirekte Folge der Revolutionsereignisse an Preussen ubergeben wurde Sigmaringen im Jahre 1809 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Verlauf 2 1 1848 2 2 1849 3 Folgen 4 Siehe auch 5 LiteraturHintergrund BearbeitenWie die meisten deutschen Einzelstaaten bekam Hohenzollern Sigmaringen 1833 eine konstitutionelle Verfassung Im Landtag des Furstentums entstand bald eine politische Opposition ihre Anfuhrer waren der Sigmaringer Rechtsanwalt Carl Otto Wurth und der Empfinger Pfarrer Joseph Sprissler Die Stadt Sigmaringen 1800 Einwohner im Jahr 1848 war zu dieser Zeit eine Hochburg der Demokraten Das Burgertum die treibende Kraft der Revolution war in zwei Lager gespalten in den sogenannten Burgerverein bestehend aus Handwerkern und Wirten und in die Museumsgesellschaft bestehend aus Mitgliedern der Oberschicht Beamten Offizieren Freiberuflern und Lehrern Verlauf Bearbeiten1848 Bearbeiten nbsp Sigmaringer Revolutionare 1848Am 4 Marz 1848 versammelten sich die Burger auf den Marktplatz und richteten eine Petition an den Fursten Karl von Hohenzollern Sigmaringen Darin forderten sie Pressefreiheit Volksbewaffnung Religions und Meinungsfreiheit Gleichberechtigung ein neues Steuersystem Aufhebung der Frondienste sowie Abschaffung der alten Steuersysteme und Schwurgerichte Die Petition wurde von 174 Personen darunter auch vom Sigmaringer Burgermeister und mehreren Burgermeistern der Umgebung unterschrieben Am 5 Marz tagte im Rathaus ein Burgergremium wahrend unten auf den Marktplatz viele Burger warteten Weil die immer grosser werdende Menschenmenge mit den Zugestandnissen des Regierungschefs nicht zufrieden war stimmte dieser schliesslich allen Volksforderungen die in Baden bewilligt worden waren zu Dies geschah ohne die Zustimmung des Fursten die er erst nachtraglich bekam Damit hatten die Burger vorerst gesiegt Erbprinz Karl Anton verkundete am 14 Marz den Verzicht auf Frondienste und gelder Gleich zu Beginn der Revolution bildete sich eine Burgerbewaffnung Die Anfuhrer bekamen fur ihre Uniform goldene Kordeln Sie kauften fur vier Gulden und sechs Kreuzer vergleichbar mit einem halben Monatslohn beim Riedlinger Tuchwarenhandler Gramm diese Goldkordeln gegengezeichnet vom Burgermeister und dem Stadtrat Im April fanden die Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung statt Dabei unterlag Carl Otto Wurth dem Empfinger Pfarrer Joseph Sprissler und dem Regierungsdirektor Mock Am 24 April rief Wurth im Zollerschen Hof zur Grundung des demokratischen vaterlandischen Vereins auf Als Gegenbewegung bildete sich ein konstitutioneller Verein mit rund 1000 Mitgliedern der aber seit dem Fest zur Einsetzung der provisorischen Zentralgewalt in Frankfurt Ende Juni nichts mehr unternahm Die Zeitung des demokratischen vaterlandischen Vereins war der Erzahler die Zeitung des konstitutionellen Vereins war der Volksfreund aus Hohenzollern Am 10 Mai bekannte sich Wurth bei Sprisslers Verabschiedung auf dem Karlsplatz zur Republik Daraufhin liess Prinz Karl Anton bayerisches Militar in Sigmaringen einmarschieren Hauptmann Dopfer wurde von seinem Amt enthoben und Oberleutnant von Hoffstetter inhaftiert Trotzdem dankte Furst Karl am 27 August zu Gunsten seines liberaler eingestellten Sohnes Karl Anton ab In Frankfurt kam es am 18 September zu Barrikadenkampfen der Republikaner gegen die Bundestruppen Gustav Struve rief am 21 September in Lorrach die Deutsche Republik aus Struve Putsch Am 6 September trat Joseph Sprissler in Frankfurt zuruck Daraufhin wurde am 23 September Wurth mit 88 Prozent der Stimmen gewahlt das Ergebnis wurde aber erst am 13 Oktober bekannt gegeben Am 24 September fand in Trillfingen bei Haigerloch eine Volksversammlung mit 4000 bis 5000 Menschen statt Daraufhin wurden wieder bayerische Truppen nach Sigmaringen gerufen Wurth und der Sigmaringer Gemeinderat forderten den Einmarsch zu stoppen was von Mock jedoch abgelehnt wurde In der Nacht vom 25 auf den 26 September wurden von Wurth Boten in alle Ortsteile geschickt um zu melden dass am 26 September in Sigmaringen eine Volksversammlung stattfinden wurde Zu dieser Versammlung erschienen 3000 Menschen auf dem Karlsplatz Man glaubte zu diesem Zeitpunkt noch die Aufstande in Wurttemberg seien erfolgreich verlaufen Es wurde ein Sicherheitsausschuss mit Wurth als Vorstand gebildet weitere Mitglieder waren Burgermeister Gastl Karl Graf Karl Dopfer von Hoffstetter Meinrad Dannegger Quirin Muller sowie Josef Munzer und J Lutz Die Waffen fur ihre Aufgabe den Einmarsch bayerischer Truppen aufzuhalten hatten sie aus der Kaserne Gorheim gewaltsam holen mussen wenn nicht Mock sie ihnen widerwillig herausgegeben hatte Mit der Erbeutung der Waffen loste sich die Versammlung auf die Waffen wurden ins Rathaus gebracht Noch am selben Tag trafen die Nachrichten von Struves und Raus Niederlagen ein Am 27 September floh Furst Karl Anton mit seiner Regierung nach Uberlingen Als Nachstes plante Wurth die Ausrufung der Republik womit die Revolution in Sigmaringen erfolgreich gewesen ware Nachdem am 10 Oktober 1848 bayerische Soldaten einmarschierten kehrte Karl Anton zuruck die alte Ordnung wurde wiederhergestellt Anfang November zog die Halfte der bayerischen Truppen ab die andere Halfte zog erst nach der Ablosung durch zwei wurttembergische Kompanien ab welche bis zum 4 Februar in Hohenzollern stationiert blieben In dieser Zeit wurden einige Sigmaringer Soldaten und Demokraten bestraft bzw inhaftiert 1849 Bearbeiten Im Fruhjahr 1849 spitzte sich die Situation auch in Sigmaringen erneut zu Furst Karl Anton musste der neuen Frankfurter Reichsverfassung zustimmen Am 3 Juni fand eine Volksversammlung in Gammertingen statt auf der die Vereinigung von Militar und Burgerwehr die freie Wahl der Offiziere und die Ubergabe der Domanen an den Staat gefordert wurde Am 21 Juni siegten preussische Truppen bei Mannheim Gefecht bei Waghausel uber die badische Volkserhebung am 23 Juli folgte die endgultige Niederlage in Rastatt Auf Wunsch des Fursten zogen am 3 August preussische Truppen in Sigmaringen und ganz Hohenzollern ein Im Gegensatz zu Baden wurde in Hohenzollern kein Kriegsrecht verhangt Bereits seit Fruhjahr 1848 fuhrte der Furst geheime Verhandlungen mit dem preussischen Konig Friedrich Wilhelm IV uber die Angliederung des Furstentums an das Konigreich Preussen Am 7 Dezember 1849 unterschrieb Furst Karl Anton den Staatsvertrag mit Preussen Am 6 April 1850 erfolgte die feierliche Ubergabe des Furstentums Folgen BearbeitenDie beiden wichtigsten Wortfuhrer der Sigmaringer Demokraten gingen ins Exil in die Schweiz Carl Otto Wurth war weiterhin Anwalt von Hoffstetter wurde Oberst der Schweizer Armee Auch aus ganz Hohenzollern wanderten viele Burger aus die meisten in die USA Durch die Aufhebung samtlicher Feudalrechte waren die Bauern auch in Hohenzollern die eigentlichen Nutzniesser der Revolution Hohenzollern Sigmaringen wurde gemeinsam mit dem benachbarten Hohenzollern Hechingen als neuer preussischer Regierungsbezirk Hohenzollernsche Lande verwaltet Preussen machte aus Sigmaringen ein bedeutendes Verwaltungszentrum das Furstenhaus liess sich im Staatsvertrag die Eigentumsverhaltnisse die sakularisierten Kloster und Kunstschatze festschreiben Furst Karl Anton wurde preussischer Ministerprasident Siehe auch BearbeitenMediatisierungsfrage 1848 1849Literatur BearbeitenLandratsamt Sigmaringen Hrsg Fur die Sache der Freiheit des Volkes und der Republik Die Revolution 1848 49 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen Sigmaringen 1998 Heimatliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen Bd 7 Eberhard Gonner Die Revolution von 1848 49 in den hohenzollerischen Furstentumern und deren Anschluss an Preussen Verlag A Pretzl Hechingen 1952 Wolfgang Hermann Severin Beck und der Wehrsteiner Kreis Das Schicksal eines Demokraten im ehemals furstlich Hohenzollern Sigmaringischen Oberamt Glatt in den Jahren 1848 49 In Zeitschrift fur Hohenzollerische Geschichte 128 Band 2007 S 73 146 online bei der UB Freiburg Andreas Zekorn Alte Strukturen und neue Elemente wahrend der Revolution von 1848 49 in Hohenzollern In Zeitschrift fur Hohenzollerische Geschichte 35 Band 1999 S 7 24 Rolf Vogt Funf Tage die das Furstentum erschutterten Die Trillfinger Volksversammlung vom 24 September 1848 und die demokratische Revolution in Hohenzollern Sigmaringen In Zeitschrift fur Hohenzollerische Geschichte 35 Band 1999 S 25 52 Andreas Zekorn Revolutionare Beamte Das Verhalten der Oberamtmanner in Balingen Hechingen und Haigerloch wahrend der Revolution 1848 49 In Zeitschrift fur Hohenzollerische Geschichte 35 Band 1999 S 53 92 Edwin Ernst Weber Thesen zur Revolution in Hohenzollern mentalgeschichtlich betrachtet In Zeitschrift fur Hohenzollerische Geschichte 35 Band 1999 S 93 100 Fritz Kallenberg Beitrag zum Forschungsdiskurs uber die Revolution 1948 49 in Hohenzollern In Zeitschrift fur Hohenzollerische Geschichte 35 Band 1999 S 101 104 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Revolution in Sigmaringen amp oldid 238795920