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Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Schlanders ist eine romisch katholische Kirche im Vinschgau in Sudtirol Der markante Kirchturm ist mit seinen 90 60 Metern 1 der hochste gesamt Tirols Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt zu SchlandersEingang zum Widum Schlanders Pfarrhof und ehemalige Kommende des Deutschen Ordens Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 2 1 Turm 2 2 Inneres 2 3 Michaelskirche 3 Galerie 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSchon im Jahr 1170 wird Schlanders mit einem Pfarrer Thebaldus plebanus in Slanders offenbar bereits als Mittelpunkt eines Pfarrsprengels urkundlich erwahnt 2 Es wird vermutet dass die Pfarre Schlanders bereits im 7 oder 8 Jahrhundert entstand als vom Bistum Chur die grossen Landpfarren ausgebaut wurden Die enge Verbindung zum Churer Bistum geht auch daraus hervor dass die Kathedrale in Chur ebenfalls Maria Himmelfahrt geweiht ist Jedenfalls gehort Schlanders zu den altesten Pfarren in Sudtirol Zur Zeit der Entstehung der Pfarre hatte sie wohl einen viel grosseren Umfang als im Spatmittelalter und in der Neuzeit da sie auch die Gebiete von Laas und von Martell betreute Aber auch aus einer Urkunde aus dem Jahr 1380 geht hervor dass die Gemeinde dem Pfarrer ein Pferd zur Verfugung stellen musste damit er die Filialkirchen erreichen konnte um dort die Messe zu lesen 3 Im Hochmittelalter entwickelten sich die sogenannten Landkapitel oder Dekanate Die Leitung eines solchen Dekanats oblag einem Vikar auch Erzpriester genannt Trotz der zentralen Lage von Schlanders wurden aber die dort tatigen Priester bis ins 19 Jahrhundert nie zu Erzpriestern ernannt Die Ursache konnte daran gelegen haben dass die Pfarre seit 1235 dem Deutschen Orden inkorporiert war also von dessen Ordensangehorigen betreut wurde Kaiser Friedrich II hatte die Kirche dem Orden geschenkt Zum Deutschen Orden der wahrend der Kreuzzuge als Ritterorden gegrundet worden war hatten die Bischofe von Chur meist kein gutes Verhaltnis Im Jahr 1499 wurde der Engadiner Krieg zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Schwabischen Bund der mit den Habsburgern verbundet war mit Harte gefuhrt Nach dem Sieg der Eidgenossen in der Schlacht an der Calven wurde von diesen der Vinschgau geplundert Auch Schlanders wurde in Mitleidenschaft gezogen und die Kirche erlitt schwere Schaden Unter der Leitung des Meisters Oswald Furter aus Latsch im Vinschgau wurden die Pfarrkirche und die Kapelle St Michael im spatgotischen Stil vollig erneuert Im Jahr 1505 war alles wiederhergestellt Aus dieser Zeit stammt auch der obere Teil des 97 Meter hohen Turm 1758 59 erfolgte die Barockisierung der Kirche unter dem kaiserlichen Hofmaler Josef Adam Molk Dabei baute man das Kirchenschiff welches man nach Westen erweiterte zu einer Saalkirche mit Tonnengewolbe um Im Gewolbe kann man dennoch die ursprunglich gotische Form erkennen Auch die Aussenwande in die man zwei Konchen brach werden immer noch durch eine Art Strebepfeiler gegliedert 4 Zu Beginn des 19 Jahrhunderts kam es wegen der Napoleonischen Kriege und des Tiroler Freiheitskampfes zu zahlreichen Umbruchen Am 17 September 1808 wurde der Vinschgau dem Bistum Brixen einverleibt Erst jetzt nach der Loslosung von Chur wurde die Pfarre Schlanders 1812 zum Dekanat erhoben Am 12 Oktober 1818 kam die Pfarre zum Bistum Trient Auch die politische Zugehorigkeit von Schlanders anderte sich Nach der Niederlage der Tiroler Schutzen unter Andreas Hofer im Jahr 1809 kam der nordliche Teil des Vinschgaus mit Schlanders zum Konigreich Bayern Die neue Regierung liess 1811 die Kommende die Niederlassung des Deutschen Ordens in Schlanders besetzen und deren Guter verkaufen Auch nach der Ruckgabe Tirols an Osterreich im Jahr 1814 wurde eine Wiedereinsetzung des Ordens nicht mehr erwogen Die Pfarrkirche ist seither Sakularkirche und wird von Diozesanpriestern betreut Im Ort gibt es aber noch ein Kloster des Kapuzinerordens mit einer eigenen kleinen Kirche die Johannes dem Taufer geweiht ist Seit 1964 gehort die Pfarre Schlanders zur Diozese Bozen Brixen Gebaude Bearbeiten nbsp Baunaht auf Hohe des Ziffernblatts nbsp Inneres nbsp Inneres Blick zur OrgelTurm Bearbeiten Der rund 91 Meter hohe gotische Turm ist der hochste Kirchturm in Sudtirol und wegen seiner schlanken schmalen Bauweise bemerkenswert die er 1499 erhielt Betrachtet man die Zifferblatter des Turmes fallt auf dass der Turm bis zur Mitte des dritten Geschosses anders verfugt ist Dies scheint die ursprungliche Hohe des Bauwerks gewesen zu sein das dann nach dem Engadiner Krieg aufgestockt wurde Der spitze oktogonale Helm des Turmes ist mit Holzschindeln gedeckt und leicht nach Westen geneigt Grund fur Letzteres ist wohl ein unzureichend ausgebesserter Blitzeinschlag Der Turm befindet sich an der Nordseite der Kirche 4 Das vierte Geschoss mit seinen masswerkverzierten Schallfenstern beherbergt ein sechsstimmiges Gelaut mit der Stimmung cis1 e1 fis1 gis1 h1 und cis2 Die grosste Glocke cis1 wiegt rund drei Tonnen und wurde im Jahr 1800 von Michael Zach in Bozen gegossen 5 Inneres Bearbeiten Zur Innengestaltung wurde Marmor aus der Region benutzt viele Bauteile der gotischen Kirche wurden integriert Der Hochaltar der Kirche wurde mehrmals umgebaut Nach der Renovierung der Kirche wegen der Zerstorungen im Engadiner Krieg von 1499 errichtete der schwabische Meister Jorg Lederer 1513 einen Schnitzaltar Von diesem sind nur noch wenige Heiligenfiguren erhalten geblieben darunter eine Darstellung der Anna selbdritt Wahrscheinlich wurde dieser spatgotische Schnitzaltar bereits in der Barockzeit durch einen neuen ersetzt Die zentrale Figurengruppe die die Kronung Mariens darstellt und deren Hauptfigur die Marienstatue ist blieb jedoch wenn auch mehrfach umgearbeitet bis heute der Mittelpunkt des Altars der in seiner heutigen neobarocken Form aus dem Jahr 1910 stammt 6 Die kniende Marienfigur wird auch als Gnadenbild Unserer Lieben Frau am Rain verehrt Eine Legende besagt dass sie ein Bauer aus Kortsch einem Gemeindeteil von Schlanders die Statue in einem Feldrain entdeckt hat 1799 war Schlanders von den anruckenden Truppen Napoleons bedroht Die Schlanderser Schutzen gelobten jedes Jahr am Fest Maria Namen die Statue in einer feierlichen Prozession durch den Ort zu tragen wenn die Gefahr vorubergehe Bald zogen die Franzosen ab ohne Kriegsschaden zu hinterlassen Seit dieser Zeit schwebt die Marienstatue alljahrlich vor der Prozession auf einer Schiene vom Altar herab und wird auf einen Tragebaldachin im Volksmund Fergele gestellt Im Anschluss wird sie begleitet von der Musikkapelle den Schutzen und vielen Glaubigen unter Bollerschussen durch das Dorf getragen Der moderne Volksaltar im Zentrum des Chores wurde vom Kunstler Karl Grasser im Jahr 1990 geschaffen 6 Am linken Eingang zum Chor steht der gotische Taufstein von 1529 Im 17 Jahrhundert erhielt er einen holzernen Aufsatz 6 Die beiden in den Seitenkonchen stehenden neuromanischen Seitenaltare sind den hll Josef links und Sebastian gewidmet Diese Altarbilder sind alter und stammen vermutlich von Josef Adam Molk der auch die Deckengemalde fertigte 6 Die Orgel stammt von Paolo Ciresa Trentino aus dem Jahr 1986 der sie in das Gehause der Vorgangerorgel baute Ein Vorgangerinstrument stammte aus der Werkstatt Josef Behmanns und wurde mit 2 Manualen und Pedal und 20 Stimmen 1912 erbaut 7 Sie besitzt 25 Register auf zwei Manualen und Pedal und hat mechanische Trakturen 8 Durch den Verzicht auf den im Barock ublichen Stuck konnte Molk Platz fur grossflachige Fresken schaffen Im Langhaus malte er die biblische Esther vor dem Perserkonig Xerxes I kniend inmitten einer riesigen gemalten Scheinarchitektur Auch im Chor gibt es ein grosses Bild das von mehreren kleineren Malereien in den Feldern des Gewolbes umrahmt wird Es stellt die Verehrung Mariens durch die Erdteile dar Europa tragt die Zuge der damals herrschenden Kaiserin Maria Theresia 6 Michaelskirche Bearbeiten nbsp Die Michaelskirche von AussenIm Osten der Kirche schliesst sich die zweigeschossige Michaelskirche an die 1488 geweiht wurde Das zweischiffige Untergeschoss dient als Gruft und war einst durch einen Gang mit Adelsgrabern unter dem Chor der Pfarrkirche verbunden Das Obergeschoss zeichnet sich durch sein Netzgewolbe aus Hier hangt das ehemalige Hochaltarbild der Pfarrkirche das die Himmelfahrt Mariens zeigt Zur weiteren Ausstattung gehoren ein spatgotisches lebensgrosses Kruzifix sowie einige Fresken von 1511 Der westliche Teil der Oberkirche wird seit der Barockzeit als Sakristei der Pfarrkirche genutzt Das Gebaude wird durch einen Dachreiter mit Zwiebelhelm bekront Dort hangt die Totenglocke die Zugenglocke wie sie im Volksmund heisst Die Michaelskirche dient als Totenkapelle und ist sonst verschlossen Galerie Bearbeiten nbsp Gotisches Nordportal nbsp Fresko Huldigung Mariens nbsp Fresko Legende der Ester von Ahasverus nbsp Hochaltar mit Gnadenbild im Zentrum nbsp Taufstein nbsp Kanzel von 1780 nbsp Altar des hl Sebastian nbsp Altar des hl Josef nbsp OrgelWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Maria Himmelfahrt Schlanders Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Sudtiroler Landesdenkmalamts Pfarre Schlanders Beitrag zur Orgel auf www orgbase nl abgerufen am 25 Februar 2022 Geschichte von SchlandersEinzelnachweise Bearbeiten Hans Wielander Arte sacra a Silandro Bozen 1994 S 72 Franz Huter Bearb Tiroler Urkundenbuch I Abteilung Band 1 Innsbruck Ferdinandeum 1937 S 159 Nr 323 Damian M Hungs Der Deutschordenspriester bis 1800 Fromm 2011 S 48 Online Memento vom 18 Juli 2011 im Internet Archive PDF 1 7 MB a b Martin Laimer Baukultur in der Gemeinde Schlanders Passeier Verlag Lana 2011 ISBN 978 88 89474 20 4 S 27 29 Schlanders Silandro BZ Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Abgerufen am 19 November 2016 a b c d e Hans Wielander Sakrale Kunst in Schlanders Pluristam Bozen 1994 S 72 85 Behmann Josef Orgellandschaft Tirol Orgelbauer Abgerufen am 25 Februar 2022 Organ database Complete description Abgerufen am 25 Februar 2022 Historische Bauwerke in Schlanders und den angeschlossenen Fraktionen Schlanders Altes Gericht Altes Spital Ansitz Freienturm Altes Schulhaus Behaimturm Gsteirhof Heydorf Huterhof Kapuzinerkloster Kemathaus Ladurnhof Oberer Schnatzhof Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Pfarrwidum Pichlhof Pulverturm Sachsalberhaus Schlanderegg Schlandersberg Schlandersburg Spitalkirche Steinberger Stockerhof St Franziskus St Jenewein St Michael Trogerhaus Weinberghauschen am Unteren Riegel Weinberghauschen im OchsentrautKortsch Bertollhof Bruggerhof Gasshof Gelserhof Gungghof Herrenbrunn Hirschenhof Irschenhof Kreuzwirtshof Lorenzihof Mairhof Neuhaus Puferhof Schutzenhof St Agidius St Georg Pfarrkirche St Johannes der Taufer St Luzienhof Sonnenwirtshof St Laurenzius Steinwandhof Trautenhof Unterer Schlipfhof Weingart ZirchhofGoflan Marienkapelle Goflan Filialkirche St Martin St WalburgVetzan Runggnof Schmalzhof St NikolausSonnenberg Dreifaltigkeitskapelle in Talatsch Gmarhof Gsalhof RimpfhofeNordersberg Muhle auf Wieben Turm beim Mairinghof 46 627618 10 772601 Koordinaten 46 37 39 4 N 10 46 21 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Schlanders amp oldid 238310242