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Der Papstpalast zu Avignon frz Palais des papes Palast der Papste war zwischen 1335 und 1430 die Residenz verschiedener Papste und Gegenpapste Der Palast gehort mit der Altstadt von Avignon zum Weltkulturerbe Es ist eines der grossten und wichtigsten mittelalterlichen gotischen Gebaude in Europa Der Ehrenhof des Palastes wurde vom franzosischen Staat mit dem Europaischen Kulturerbe Siegel ausgezeichnet Frontfassade mit HaupteingangstorEhrenhof Blickrichtung zum Haupteingang Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Baugeschichte 2 Architektur und Ausstattung 3 Papste die im Palast residierten 4 Ausstellungen im Palais des papes 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die oft besungene Rhonebrucke Kathedrale Notre Dame Papstpalast nbsp KreuzgangAvignon war eine beschauliche Provinzstadt als sie ab 1309 durch das avignonesische Papsttum zu einem Zentrum der Weltoffentlichkeit wurde Als Folge dessen anderte sich das Aussehen der Stadt radikal und schnell Die machtige Palast Anlage ist in zwei Bauphasen errichtet worden Sie sieht auf den ersten Blick wie eine Festung aus innen gleicht sie eher einem Schloss Vorgeschichte Bearbeiten 1304 war Papst Benedikt XI nach kurzem Pontifikat gestorben und der franzosische Konig Philipp der Schone wollte aus dem Papsttum ein personliches Machtinstrument machen Der franzosische Einfluss im Kardinalskollegium war damals sehr gross und so wurde 1305 der Erzbischof von Bordeaux als Papst Clemens V gewahlt der zu seiner Inthronisation erst gar nicht in Rom erschien sondern in Frankreich blieb und in Lyon gekront wurde Diese Stadt gehorte zwar nominell zum Heiligen Romischen Reich stand jedoch damals bereits unter franzosischem Einfluss Clemens ausserte wiederholt seinen Willen nach Italien zu ziehen hielt sich jedoch aus gesundheitlichen und politischen Grunden ausschliesslich in Mittel und Sudfrankreich auf Auf der Suche nach einer wurdigen Residenz wahlte man kurz darauf Avignon und machte es zur grossten Baustelle des Jahrhunderts Avignon befand sich im Besitz des Grafen der Provence der als Konig von Neapel gleichzeitig Vasall des Papstes war das Comtat Venaissin ostlich der Stadt war bereits 1271 an den Papst gefallen Clemens V residierte jedoch nur vorubergehend in Avignon und wohnte im Kloster der Dominikaner Sein Nachfolger war der 72 jahrige Papst Johannes XXII der von 1310 bis 1312 Bischof von Avignon gewesen war und den amtierenden Bischof seinen Nepoten zum Kardinal und zum Administrator der Diozese erhob und sich nach seiner pomposen Kronung in Lyon im bischoflichen Palast einrichtete den er ausbauen und vergrossern liess 1 Dieser Palast stand an einem Hang sudlich der Kathedrale Notre Dame des Doms Baugeschichte Bearbeiten nbsp Papstpalast mit Stadtmauer AvignonsTrotz der Verbesserungen erschien dieses feste Haus Papst Benedikt XII unzureichend Er erwarb es liess es abreissen und an seiner Stelle durch seinen Baumeister Pierre Poisson ab 1335 einen vierflugeligen Palast errichten Dieser Teil ist heute als alter Palast Palais vieux bekannt Sein Nachfolger Papst Clemens VI fugte im Suden und Westen die grossen Bauten hinzu die als Neuer Palast Palais neuf bekannt sind Sein Architekt war Jean de Louvres und sein bestallter Maler Matteo Giovanelli aus Viterbo Durch die ab 1342 durchgefuhrten Erweiterungen wurde die Grosse des Palastes verdoppelt Papst Innozenz VI vervollstandigte und sicherte das Werk Clemens VI nach 1352 Urban V liess wahrend seines Pontifikats 1362 bis 1370 in den Garten im Osten des Palastes die Roma errichten Papst Gregor XI schliesslich beschaftigte sich vor allem mit der Ruckkehr des Heiligen Stuhles nach Rom die erstmals im Jahre 1376 erfolgte Im Zuge der Franzosischen Revolution wurde ein Teil des Palastes in eine Kaserne umgewandelt und den Pionieren zugewiesen Zwischen 1881 und 1900 befand sich in der nunmehr nach dem General Jean Etienne Benoit Duprat Caserne Duprat genannten Anlage ein Infanterieregiment Architektur und Ausstattung Bearbeiten nbsp Grundriss nbsp Audienzsaal nbsp Kapelle St Jean nbsp Eingangstor daruber kurzer mit Maschikulis bestuckter WehrgangDer Papstpalast ist unterteilt in den Alten Palast erbaut 1334 1342 und den Neuen Palast erbaut 1342 1370 Mit seinen ungefahr 15 000 m Nutzflache ist er eines der grossten Feudalschlosser seiner Zeit Die ganze Anlage ist sehr kompliziert mit ineinander verschachtelten Raumsystemen Der Palast steht unubersehbar in der architektonischen Tradition des Festungsbaues Die massive abweisende Fassade zeigt zahlreiche Schiessscharten in der charakteristischen Kreuzform Die waagerechte Offnung diente der Auflage fur die schweren Gewehre die senkrechte der Bewegung des Gewehrlaufes nach unten auf die Angreifer Im oberen Bereich gibt es grosse Pechnasen Der Baugrund des Palasts besteht aus massivem Felsgestein Auch dies war im 13 Jahrhundert nicht unwichtig denn es gab zu jener Zeit zahlreiche erfolgreiche Versuche eine Burg mit Hilfe unterirdischer Gange zu erobern Der Ehrenhof genannte Innenhof des Neuen Palasts ist so gross dass auch ausgedehnte kunstlerische Veranstaltungen problemlos durchgefuhrt werden konnen Das sich nach aussen wie eine Festung gebende Gebaude ist im Inneren eindeutig ein Schloss und das sollte es nach dem Willen der Papste auch sein Die Sale im Innern sind in der Regel sehr gross und als Folge der Zerstorungen wahrend der Franzosischen Revolution ihrer einstmals kostbaren Moblierung weitgehend entkleidet 1810 wurde der Palast zur Kaserne was das Ende fur die noch verbliebenen Kunstschatze bedeutete Zahlreiche Fresken wurden abgenommen und in Bruchstucken an Antiquitatenhandler verkauft Die leeren Raume werden heute notdurftig mit Wandteppichen und Papstportrats dekoriert Der Konsistoriensaal befindet sich auf dem Niveau des Innenhofes des Alten Palasts und hat eine Grosse von 34 10 Meter In diesem Saal tagte zur Zeit des Schismas das oberste Tribunal der Christenheit Des Weiteren wurde Birgitta von Schweden hier heiliggesprochen und Cola di Rienzi verurteilt Der sogenannte Jesussaal verbindet das Konsistorium mit dem Papstturm In der Sakristei wurde auch die papstliche Korrespondenz aufbewahrt Der Raum des Kammerers mit in den Boden eingelassenen Tresoren befindet sich direkt unter dem Raum des Papstes die beiden Etagen sind durch eine Treppe miteinander verbunden Eine weitere Treppe fuhrt hinab in die Grosse Schatzkammer den Sitz der papstlichen Finanzverwaltung sowie den eigentlichen Tresorraum im zweiten Stock des Papstturms Der Speisesaal Grand Tinel des Papstes im oberen Geschoss des Alten Palasts uber dem Konsistorium besitzt ein grosses Tonnengewolbe aus Holz das nach einem Brand 1413 wiederhergestellt wurde Er hat eine Lange von 48 Meter und eine Breite von zehn Meter wodurch eine sehr grosse Gesellschaft furstlich verkostigt werden konnte Die Tatsache dass ausgerechnet der Speisesaal der grosste Raum des Palastes ist ist bezeichnend fur die Situation der Kurie im 14 Jahrhundert An der Nordseite des Speisesaals befindet sich der Zugang zur Kuche Magna coquina die 1342 im neu erbauten Kuchenturm entstand und durch einen pyramidenformigen 18 Meter hohen Rauchfang beeindruckt Es gibt im Papstpalast mehrere Kapellen darunter die Kapelle St Jean Hier sind die mittelalterlichen Fresken teilweise erhalten Bis zur Hohe von zwei Meter wurden die Fresken jedoch abgetragen und verkauft Lediglich der hoher liegende Bereich ist erhalten Es wurde fruher vermutet die Fresken des Gewolbes habe Simone Martini der nachweislich in Avignon gewesen ist geschaffen Mittlerweile neigt man aber eher dazu sie seinem Schuler Matteo Giovannetti zuzuordnen Aus kunstgeschichtlicher Sicht ist das sogenannte Hirschzimmer das 1343 mit weltlichen Jagdszenen ausgemalt wurde einer der wichtigsten Raume Wahrend die anderen Sale ausschliesslich mit religiosen Themen geschmuckt waren wurde in dem Raum mit quadratischem Grundriss ein profanes Thema dargestellt das damals sehr popular war die Jagd in ihren verschiedenen Gattungen von der Falkenjagd bis zur Jagd mit den Hunden Seinen Namen erhielt das Zimmer von einer Darstellung an der Westseite die einen jagenden Windhund zeigt wie er einen Hirsch mit den Zahnen reisst Die Nordwand hingegen schmuckt eine Szene der Angeljagd mit vier an einem Fischweiher gruppierten Personen Der Maler dieser 1343 entstandenen Fresken ist unbekannt Die Nordliche Sakristei stellt den Ubergang zum Neuen Palast dar von hier aus fuhrte eine unter Innozenz VI erbaute Brucke uber den Ehrenhof die im 19 Jahrhundert zerstort wurde Der zentrale Raum dieses Gebaudeteiles ist die 52 19 Meter messende Grosse Kapelle Magna Capella die zu Pfingsten 1351 von Clemens VI eingeweiht wurde Darunter befindet sich die Audienzhalle Audientia nova die niedriger und durch 5 Pfeiler gegliedert ist dort tagte das papstliche Gericht Bemerkenswert ist ein 1353 von Matteo Giovannetti fertiggestelltes Fresko das zwanzig Propheten Konige und Patriarchen des Alten Testaments darstellt Der Zugang zur Grossen Kapelle erfolgte uber eine zweiteilige langgestreckte Treppe und die Magna Porta die in der Revolutionszeit und im 19 Jahrhundert stark beschadigt wurde Vom rekonstruierten Fenster am Ende des Treppenaufgangs aus erteilte der Papst den im Hof versammelten Glaubigen seinen Segen Papste die im Palast residierten BearbeitenBenedikt XII 1334 1342 Clemens VI 1342 1352 Innozenz VI 1352 1362 Urban V der Gluckliche 1362 1370 Gregor XI 1370 1378 Clemens VII Papst der avignonesischen Obodienz 1378 1394 Benedikt XIII Papa Luna Papst der avignonesischen Obodienz in Avignon von 1394 bis 1408 Ausstellungen im Palais des papes BearbeitenSeit 1947 sind im Papstpalast regelmassig Ausstellungen zu sehen Die Tradition wurde durch den Kunstkritiker Christian Zervos und den Dichter Rene Char begrundet die im Papstpalast 1947 eine Ausstellung u a von Henri Matisse Pablo Picasso Georges Braque und Piet Mondrian organisierten 2 Seither waren etwa zwei Ausstellungen Picassos 1970 und 1973 oder in jungerer Vergangenheit die umfangreiche Ausstellung La beaute in fabula 2000 3 und eine Einzelausstellung Miquel Barcelos 2010 zu sehen Im Jahr 2014 wurde eine Retrospektive Stefan Szczesnys gezeigt Siehe auch BearbeitenListe der Bischofe und Erzbischofe von AvignonLiteratur BearbeitenGeorges Duby Die Zeit der Kathedralen Kunst und Gesellschaft 980 1420 Frankfurt am Main 1992 2 Auflage 1994 S 455 ff Anne Marie Hayez Avignon IV Papstpalast In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 1303 Gottfried Kerscher Architektur als Reprasentation Spatmittelalterliche Palastbaukunst zwischen Pracht und zeremoniellen Voraussetzungen Avignon Mallorca Kirchenstaat Tubingen Berlin 2000 Dominique Vingtain Le Palais des papes d Avignon Arles Editions Honore Clair 2015 ISBN 9782918371229 auch in englischer Sprache erhaltlich Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Papstpalast Avignon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website Papstpalast in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Der Papstpalast in Avignon als 3D Modell im 3D Warehouse von SketchUpEinzelnachweise Bearbeiten Bernhard Schimmelpfennig Das Papsttum Grundzuge seiner Geschichte von der Antike bis zur Renaissance Grundzuge 6 Darmstadt 1984 S 223 224 Siehe Szczesny Metamorphoses mediterraneennes S 7 Vorwort von Cecile Helle http www cairn info resume php ID ARTICLE LPM 002 0112Welterbestatten in FrankreichHistorische Stadtzentren Bischofstadt Albi 2010 Bordeaux Port de la Lune 2007 Carcassonne 1997 Le Havre 2005 Lyon 1998 Nizza 2021 Seineufer von Paris 1991 Provins 2001 Strassburg von der Grande Ile zur Neustadt 1988 2017 Abteikirche und Stadthugel von Vezelay 1979 Bedeutende Kurstadte Europas Vichy 2021 nbsp Bauwerke Abtei von Fontenay 1981 Abteikirche von Saint Savin 1983 Romische und romanische Denkmaler von Arles 1981 Papstpalast Kathedrale und Brucke von Avignon 1995 Belfriede in Belgien und Frankreich 2005 Canal du Midi 1996 Festungsanlagen von Vauban 2008 Kathedrale von Amiens 1981 Kathedrale von Bourges 1992 Kathedrale von Chartres 1979 Das architektonische Werk von Le Corbusier 2016 Leuchtturm von Cordouan 2021 Mont Saint Michel und seine Bucht 1979 Platze Stanislas de la Carriere und d Alliance in Nancy 1983 Theater und Triumphbogen von Orange 1981 Pont du Gard 1985 Kathedrale Notre Dame ehemalige Abtei Saint Remi und Palais du Tau in Reims 1991 Grosse Saline von Salins les Bains und Konigliche Salinen von Arc et Senans 1982 Schloss Fontainebleau und sein Park 1981 Schloss und Park von Versailles 1979 Archaologische Statten Chauvet Grotte bei Vallon Pont d Arc 2014 Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen 2011 Vezere Tal Fundorte und Hohlenmalereien 1979 Kultur und Naturlandschaften Bergbaugebiet Nord Pas de Calais 2012 K Bezirk Saint Emilion 1999 K Buchenurwalder und Alte Buchenwalder der Karpaten und anderer Regionen Europas 2021 N Causses und Cevennen 2011 K Climats Weinbaugebiete des Burgund 2015 K Franzosische Sud und Antarktisgebiete 2019 N Wege der Jakobspilger in Frankreich 1998 K Golf von Porto Piana Calanche Golf von Girolata und Naturschutzgebiet Scandola 1983 N Mont Perdu 1997 K N Lagunen von Neukaledonien 2008 N Tal der Loire Zwischen Sully sur Loire und Chalonnes sur Loire 2000 K Taputapuatea 2017 K Vulkanlandschaft auf La Reunion 2010 N Weinberge Weinhauser und Weinkeller der Champagne 2015 K Grab und Gedenkstatten des Ersten Weltkriegs Westfront 2023 K Normdaten Geografikum GND 4297022 2 lobid OGND AKS 43 9508 4 8075 Koordinaten 43 57 2 9 N 4 48 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Papstpalast Avignon amp oldid 234526661