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Orhei orˈhej russisch Orge ev Orgejew auch Orhej Orchei jiddisch אוריװ Uriv ist die Hauptstadt des gleichnamigen Raion im Zentrum der Republik Moldau Die knapp 50 Kilometer nordlich von Chișinău gelegene Stadt hat etwa 21 065 Einwohner nach einer Berechnung zum 1 Januar 2014 1 Die heute neuntgrosste Stadt des Landes entwickelte sich im 19 Jahrhundert in der Nachfolge des 20 Kilometer sudostlich gelegenen alten Siedlungsplatzes Orheiul Vechi rumanisch Alt Orhei der im Mittelalter eine bedeutende Rolle spielte Orhei rum Orgeev Orhej russ Wappen FlaggeStaat Moldau Republik MoldauKoordinaten 47 23 N 28 49 O 47 383333333333 28 816666666667 Koordinaten 47 23 N 28 49 OFlache 8 5 km Einwohner 21 065Bevolkerungsdichte 2 478 Einwohner je km Orhei Republik Moldau Orhei Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Stadtbild 3 1 Judischer Friedhof 4 Sport 5 Sohne und Tochter der Stadt 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenOrhei liegt am Fluss Răut der in sudostlicher Richtung dem Nistru zufliesst Die Schnellstrasse M2 verlauft von der Landeshauptstadt Chișinău nach Orhei und weiter nach Nordwesten uber Florești bis zur ukrainischen Grenze kurz hinter Soroca Die R20 verbindet Orhei mit der 45 Kilometer nordlich gelegenen Kreisstadt Rezina von wo eine Brucke uber den Nistru nach Ribnița auf der Seite Transnistriens fuhrt Das Gebiet Orheiul Vechi ist auf der von der M2 abzweigenden Nebenstrasse R28 uber die Dorfer Ivancea und Brănești zu erreichen Die Umgebung der Stadt besteht aus flachen Hugeln mit Braunerde und Schwarzerdeboden die uberwiegend landwirtschaftlich genutzt werden Neben Getreide und Sonnenblumen die in weiten Teilen des Landes gedeihen wird ab der Landesmitte und vor allem im Suden auch Weinbau betrieben Als Aushangeschild fur einen qualitatvollen Weinbau hat sich das Weingut Chateau Vartely etabliert das mit seiner modernen Anlage auf einem Hugel am ostlichen Stadtrand auslandische Geschaftsleute anspricht Die verbliebenen kleinen Waldinseln sind mit Eichen Buchen Eschen und Linden bestanden 2 Geschichte Bearbeiten nbsp Funf Lei Briefmarke mit der 1634 bis 1640 erbauten Kirche Sfantul Dumitru ihrem Stifter dem moldauischen Fursten Vasile Lupu und dem uber der Kirchentur in Stein gehauenen Wappen der Republik Moldau Die Stadt erhielt ihren Namen vom alten Ort Orhei der seit der Steinzeit in der Antike und im fruhen Mittelalter besiedelt war im spaten Mittelalter bluhte und dessen Bedeutung bis zum 17 Jahrhundert allmahlich zuruckging Um 1510 wurde offenbar die dortige Festung der Bojaren lokale Herrscher und Grossgrundbesitzer durch ein Feuer zerstort wahrend die orthodoxen Hohlenkloster weiterbestanden und erst 1816 aufgegeben wurden Ștefan cel Mare reg 1457 1504 Woiwode Furst des unter dem Einfluss des Osmanischen Reiches stehenden Furstentums Moldau kampfte gegen die Osmanen die Ungarn und im Osten gegen einfallende Tataren Beim Dorf Lipnic unweit des Nistru im Nordosten Moldaus bei Ocnița besiegte 1469 das Heer Ștefan cel Mares die unter dem Kommando von Akhmat Khan angreifenden Wolga Ural Tataren der Goldenen Horde Beide Seiten verzeichneten hohe Verluste 3 Im selben Jahr schlug Ștefan cel Mare einen Angriff in der Nahe des Nistru bei Orhei zuruck Kurz danach liess er an jener Stelle eine Festung zur Sicherung der Grenze am Nistru vor weiteren Uberfallen errichten Die Festung besass zusammen mit vier direkt am Nistru gelegenen Verteidigungsanlagen Soroca Bender Hotin und Akkerman eine wesentliche strategische Funktion fur das Furstentum und fur das Osmanische Reich bei den Kampfen gegen das Russische Kaiserreich Im Jahr 1812 annektierte das Russische Reich nach dem Sieg im Russisch Turkischen Krieg den Bessarabien genannten Ostteil des ehemaligen Furstentums Moldau In der Folgezeit schwand die Bedeutung von Orhei 4 nbsp Strada Vasile Lupu mit Banken Laden und offentlichen Einrichtungen nbsp BusbahnhofDie Stadt hiess ab dem 19 Jahrhundert Orgejew Innerhalb des Russischen Reichs durften sich Juden nur in den Gebieten niederlassen die 1791 mit der Teilung Polens an Russland gekommen waren Zu diesem Ansiedlungsrajon in den viele Juden aus Polen der Ukraine und Galizien einwanderten gehorte auch Bessarabien Die Juden kamen seit 1812 als Handwerker und Handler in die Stadte oder grundeten wie in Zgurița eine landwirtschaftliche Kolonie In Orhei wo 1741 erstmals Juden erwahnt wurden war die judische Bevolkerung bis 1864 auf 3 102 gewachsen 1897 waren 7 144 57 9 Prozent der 12 339 Einwohner Juden Ebenfalls uber 50 Prozent lag der Anteil der Juden in Bălți und Soroca Insgesamt bestand bei der Volkszahlung 1897 die Einwohnerschaft in den Stadten aus 37 4 Prozent Juden 5 Wie anderswo waren die Juden von Orhei uberwiegend Handler und Handwerker daneben betrieben einige Weinbau Die Gemeinde verwaltete einen Kreditfonds 1925 waren von dessen 1 480 Mitgliedern 286 Bauern 1930 betrug die Einwohnerzahl 15 294 davon waren 6 408 41 9 Prozent Juden Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bessarabien Teil des Konigreichs Rumanien Nach dem Abzug der rumanischen Regierung vor der vorruckenden Roten Armee im Juni 1940 gehorte Bessarabien bis zum Kriegseintritt Rumaniens im Juni 1941 zur Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik MSSR Als die sowjetischen Soldaten mit Beginn der Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg die Moldauische Republik raumten verhalfen sie vielen Juden zur Flucht Einige nahmen die Route uber Criuleni in die Ukraine Wer Krankheiten Hunger und Luftschlage der deutschen Flugzeuge uberlebte gelangte in die Gegend von Stalingrad Als der Krieg naherruckte wurden die Juden von dort weiter nach Osten geschickt Einige Juden aus Orhei erreichten schliesslich Taschkent Am 8 Juli 1941 fuhren die ersten rumanischen und deutschen Militareinheiten in die Stadt Eine zur Begrussung erschienene Abordnung von Juden wurde sofort ermordet die ubrigen Juden kamen in ein Sammellager wo viele misshandelt und umgebracht wurden Allein am 6 August wurden rund 200 Juden ermordet deren Leichen man in den Nistru warf 1942 wurden alle noch lebenden Juden von Orhei in ein Konzentrationslager nach Tiraspol in Transnistrien deportiert Auf dem Weg dorthin wurden die jungen Manner aussortiert misshandelt und viele von ihnen getotet 6 In Transnistrien starb die Mehrheit der aus Bessarabien verschleppten Juden 7 Zu den aus Bessarabien Deportierten zahlte auch ein Teil der Roma 8 Bei der grossangelegten Ruckeroberung Bessarabiens durch die sowjetische Armee in der Operation Jassy Kischinew am 20 August 1944 wurde Orhei vollig zerstort Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau in der erneut etablierten MSSR die bis zur Unabhangigkeit des Landes 1991 existierte Stadtbild Bearbeiten nbsp Kulturzentrum Centrul de Cultură Ion Suruceanu benannt nach einem beliebten Popsanger1993 wurde die Bevolkerungszahl mit 37 887 berechnet Der weitgehende Zusammenbruch der Wirtschaft nach der Unabhangigkeit fuhrte vielerorts zu schrumpfenden Einwohnerzahlen Bei der Volkszahlung 2004 lebten 25 641 Einwohner in Orhei Davon bezeichneten sich 17 745 als Moldauer 5 089 als Rumanen 1 398 als Russen 920 als Ukrainer 151 als Zigeuner 47 als Bulgaren 37 als Juden 32 als Gagausen und 19 als Polen 9 1999 wurde Orhei die Hauptstadt eines der neun Landkreise rumanisch județ Plural județe Seit der Verwaltungsreform 2003 ist Orhei der Hauptort des kleineren gleichnamigen Verwaltungsdistrikts raion Plural raione Die M2 verlauft in nord sudlicher Richtung in der Ebene im Westen an der Stadt vorbei Am Westrand der Stadt haben sich am Rand der Felder an der Strada Uniri einige Industriebetriebe angesiedelt die vor allem Lebensmittel verarbeiten Ebenfalls am Westrand an der Strada Sadoveanu liegt der grosse Busbahnhof Nach Osten steigt zur Innenstadt das Gelande leicht an Wenige Meter oberhalb des Busbahnhofs befinden sich der Markt mit Kleidung Haushaltswaren Obst und Gemuse sowie an der Kreuzung Strada Uniri und Strada Mihai Eminescu das Kulturzentrum Centrul de Cultură Ion Suruceanu Die Hauptachse der Stadt ist die Strada Vasile Lupu mit der Stadtverwaltung und einem historisch ethnographischen Museum Sie fuhrt im Norden an einem kunstlichen See Lacul Orhei vorbei und wird stadtauswarts zur R20 Die bedeutendste Kirche der Stadt ist die zwischen 1634 und 1640 erbaute Biserica Sfantul Dumitru din Orhei die sich an der Strada Chișinăului der im Suden der Innenstadt beginnenden Ausfallstrasse zur M2 nach Chișinău befindet Die orthodoxe Kirche mit einem an der Sudwestecke nachtraglich angebauten Glockenturm ist eine der altesten erhaltenen Kuppelkirchen Bessarabiens Sie wurde von Woiwode Vasile Lupu eingeweiht 10 Judischer Friedhof Bearbeiten nbsp Judischer FriedhofIm Norden des Stadtzentrums zwischen Strada Uniri und Strada Tudose Roman befindet sich der nach den judischen Friedhofen von Chișinău und von Bălți drittgrosste judische Friedhof des Landes Auf einer Flache von 40 Hektar stehen rund 15 000 11 nach anderen Angaben 3 500 Grabsteine hebraisch Mazewa 12 Der Friedhof ist von einer Mauer umgeben und im vorderen Bereich von hohen Baumen bestanden Die noch in Gebrauch befindliche Anlage wird regelmassig gepflegt Viele Grabsteine sind im vorderen Teil mit Gebusch uberwachsen auf der weitlaufigen Wiese nordlich dahinter sind die meisten Grabsteine umgesturzt oder zerbrochen Die altesten Grabstatten stammen aus dem 18 Jahrhundert Durch die Hanglage besteht die Gefahr von Erdrutschen ein vorbeugendes Denkmalschutzprojekt der offentlichen Verwaltung wurde aus finanziellen Grunden vorzeitig beendet Auf dem Friedhof stehen Denkmaler fur die Opfer des Holocaust und fur judische Soldaten Sport BearbeitenOrhei beheimatet den Fussball Erstligisten FC Milsami der 2012 den moldauischen Fussballpokal gewann In der Saison 2014 15 wurde der Verein moldauischer Meister Seine Spiele bestreitet FC Milsami im 1980 eroffneten Stadion Complexul Sportiv Raional Orhei Der Verein gehort dem Unternehmer verurteilten Betruger und ehemaligen Burgermeister von Orhei 2015 2019 Ilan Șor Șor Partei 13 Sohne und Tochter der Stadt BearbeitenMihail Maculeţchi 1861 rumanischer Politiker Moissey Kogan 1879 1943 russisch judischer Bildhauer und Graphiker Jacobo Fijman 1898 1970 argentinischer Poet Dovid Knut 1900 1955 russischer Poet Sima Vaisman 1903 1997 Arztin Zahnarztin und Autorin Grigori Janez 1948 sowjetischer Fussballspieler Rodica Mahu 1959 moldauischer Journalist Pasha Parfeny 1986 moldauischer Pop Sanger und Komponist Tatiana Gousin 1994 griechische HochspringerinLiteratur BearbeitenKlaus Bochmann Vasile Dumbrava Dietmar Muller Victoria Reinhardt Hrsg Die Republik Moldau Republica Moldova Ein Handbuch Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2012 ISBN 978 3 86583 557 4 Andrei Brezianu Historical Dictionary of the Republic of Moldova European History Dictionaries No 37 The Scarecrow Press Lanham Maryland London 2007 Orhei in Guy Miron Hrsg The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust Jerusalem Yad Vashem 2009 ISBN 978 965 308 345 5 S 552f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Orhei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der StadtEinzelnachweise Bearbeiten Populaţia la recensămintele din 2004 si 2014 pe medii in profil teritorial XLS Biroul Național de Statistică al Republicii Moldova rumanisch Wilfried Heller Mihaela Narcisa Arambașa Geographie In Klaus Bochmann u a Hrsg Die Republik Moldau S 160 Soroca In Andrei Brezianu Historical Dictionary of the Republic of Moldova S 331 Orhei In Andrei Brezianu Historical Dictionary of the Republic of Moldova S 268f Yefim Kogan History of Jews in Bessarabia in the 15th to 19th Centuries Geography History Social Status 2008 S 13 Orgeyev Jewish Virtual Library Marianne Hausleitner Deutsche und Juden Das Erbe der verschwindenden Minderheiten In Klaus Bochmann u a Hrsg Die Republik Moldau S 221 Vladimir Solonari Die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik wahrend des Zweiten Weltkrieges 1941 1945 In Klaus Bochmann u a Hrsg Die Republik Moldau S 93 Demographic national language and cultural characteristics Excel Tabelle in Abschnitt 7 National Bureau of Statistics of the Republic of Moldoca Biserica Sfantul Dumitru din Orhei ctitoria domnitorului Vasile Lupu Moldova Orthodoxă rumanisch Orhei Jewish Cemetery Jewish Memory Orhei In Jewish Heritage Sites and Monuments in Moldova United States Commission for the Preservation of America s Heritage Abroad Washington 2010 S 57 59 Reinhard Veser Der gute Bankrauber von Orhei In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung FAZ net 29 Mai 2023 Normdaten Geografikum GND 4578317 2 lobid OGND AKS LCCN n83318858 VIAF 141938828 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orhei amp oldid 234150445