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Zgurița rumanisch russisch Zgurica ist ein Dorf im Rajon Drochia im Norden der Republik Moldau Der 1853 als die letzte judische landwirtschaftliche Kolonie in Bessarabien gegrundete Ort war bis in die 1930er Jahre ein Dorf und ein lokales Handelszentrum mit einer judischen Bevolkerungsmehrheit Bei der Volkszahlung 2004 wurden 2840 Einwohner ermittelt Zgurița rum Zgurica russ Staat Moldau Republik MoldauVerwaltungseinheit Rajon DrochiaKoordinaten 48 7 N 28 1 O 48 116666666667 28 016666666667 Koordinaten 48 7 N 28 1 O Einwohner 2 840Zgurița Republik Moldau Zgurița Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Ortsbild 3 1 Judischer Friedhof 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Vom Friedhof Richtung Osten uber die OrtsmitteZgurița liegt an einer Nebenstrasse R7 die von der Stadt Soroca am Ufer des Nistru in sudwestlicher Richtung durch Drochia den Hauptort des Rajon nach Rișcani fuhrt und dort auf die E583 trifft Diese verbindet Bălți die grosste Stadt in Nordmoldau mit Edineț weiter im Norden Aus Soroca kommend zweigt die R7 nach zwolf Kilometern von der R9 die bis Otaci parallel zum Nistru verlauft nach Westen ab und erreicht nach weiteren zwolf Kilometern Zgurița Die Entfernung nach Drochia betragt 18 und nach Rișcani rund 40 Kilometer Ein Fahrweg fuhrt nach Suden zur ahnlich weit entfernten Kleinstadt Florești Der Ort ist von flachen Hugeln umgeben die mit naturlichem Steppengras bewachsen sind Sie bilden die fur Nordmoldau typische weitlaufige Landschaftsform in einer Hohe von 100 bis 300 Metern Angepflanzte Baumstreifen die als Alleebaume entlang der landwirtschaftlichen Fahrwege dienen gliedern die Grasebenen Auf den Feldern werden auf massig fruchtbaren Braunerdeboden uberwiegend Weizen Mais und Sonnenblumen angepflanzt Vereinzelte ursprungliche Waldinseln bestehen aus niedrig wachsenden Eichen und Buchen Die Klimaregion in der nordlichen Landeshalfte mit durchschnittlichen Jahresniederschlagen bis um 500 Millimeter wird als Waldsteppenzone bezeichnet 1 Geschichte Bearbeiten nbsp Hausgarten an einer NebenstrasseDie historische Region Bessarabien die etwas grosser war als das heutige Moldau stand ab dem 16 Jahrhundert ganzlich unter osmanischer Vorherrschaft Nach dem Sieg des Russischen Kaiserreiches im Russisch Turkischen Krieg 1812 fiel Bessarabien in den russischen Machtbereich und war eines der als Ansiedlungsrayon bezeichneten Gebiete in denen Juden die Erlaubnis hatten sich niederzulassen Viele judische Handwerker und Handler wanderten aus Polen der Ukraine und Galizien ein Unter der Herrschaft von Nikolaus I wurden zwischen 1836 und 1853 durch Privilegien begunstigt die Bauern erhielten 17 judische Agrarkolonien gegrundet deren Bevolkerungszahl im Jahr 1858 zusammen uber 10 000 betrug Bis 1859 stellten Juden 83 900 7 9 Prozent der Einwohner Bessarabiens 12 5 Prozent von ihnen waren Landwirte 1897 war die Zahl der Juden auf 288 168 11 8 Prozent angestiegen Einige wurden in eigenen landwirtschaftlichen Kolonien angesiedelt 2 In diesem Rahmen grundeten judische Siedler aus Bessarabien 1853 auf gut 400 Hektar Pachtland in der Nahe bereits existierender rumanischer Dorfer mit Zgurița jiddisch זגוריצה die letzte der 17 Kolonien 1873 kundigte der judische Landeigentumer den Pachtvertrag wodurch der rechtliche Status als judische Agrarkolonie verlorenging Eine weitere Einschrankung ihrer Entfaltungsmoglichkeiten erfuhren die Juden als Folge der Maigesetze vom 3 Mai 1882 die ein Verbot fur Juden sich ausserhalb von Stadten niederzulassen und die Aufhebung von Pachtvertragen ausserhalb von Stadten beinhalteten Unruhen und Ubergriffe gegen Juden in den landlichen Gebieten in den 1880er Jahren zwangen viele Juden in die Stadte zu ziehen Um die Jahrhundertwende lebten mehr als die Halfte der Juden Bessarabiens in den nordlich gelegenen Stadten wo sie durchweg uber ein Drittel der Einwohner ausmachten Lediglich 7 1 Prozent der Juden in Bessarabien waren 1897 in der Landwirtschaft tatig 3 Zwischen 1890 und 1903 konnten sich keine Juden in Zgurița ansiedeln Von den 2020 Einwohnern im Jahr 1897 waren 1802 Juden 85 Prozent Nach der Februarrevolution 1917 verbesserte sich vorubergehend die gesellschaftliche Lage der Juden Am Ende des Ersten Weltkrieges marschierte im Januar 1918 die rumanische Armee in Bessarabien ein Nach der Landreform von 1922 in Rumanien erhielten 150 Juden in Zgurița Land zugeteilt auf dem sie uberwiegend Gemuse anbauten Die Gemeinde organisierte einen Kreditfonds dessen 193 Mitglieder sich 1925 aus 113 Handlern 40 Bauern 25 Handwerkern und weiteren Berufsgruppen zusammensetzten 1930 waren 2541 der 3039 Einwohner Juden 83 9 Prozent Die ortliche Tarbut Organisation Tarbut hebraisch Kultur uberregionale sakulare zionistische Bildungsinitiative betrieb eine Grundschule und einen Kindergarten Nach dem Ruckzug der rumanischen Regierung vor der einruckenden Roten Armee im Juni 1940 gehorte Bessarabien bis zum Kriegseintritt Rumaniens im Juni 1941 auf Seiten der Achsenmachte zur Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik MSSR Mit Beginn der Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg als sich die sowjetische Armee zuruckzog wurde Zgurița am 3 Juli 1941 bombardiert und einige Hauser gingen in Flammen auf Ins Umland geflohene Juden wurden nach zwei Tagen gefangen genommen und im Freien festgesetzt Viele Juden besonders Frauen wurden misshandelt andere von schiesswutigen Soldaten ermordet Ahnlich erging es den Juden an anderen Orten eine Moglichkeit zur Flucht hatten nur wenige Kurze Zeit spater begann die Deportation der Juden aus Bessarabien nach Transnistrien Ein grosser Teil von ihnen vor allem die Alten und Kinder kam bereits beim Transport durch Krankheit Hunger und Durst ums Leben Ende des Jahres 1941 lebten praktisch keine Juden mehr in Bessarabien 4 Von den aus Zgurița deportierten Juden wurden bei Cosăuţi dem Grenzort am Nistru nordlich von Soroca alle jungen Manner aussortiert Sie mussten ihre eigenen Graber ausheben bevor sie erschossen wurden Die ubrigen Juden wurden nach Tiraspol und Balta verschleppt Nur wenige waren nach dem Krieg noch am Leben Im August 1944 kehrten die sowjetischen Truppen nach Bessarabien zuruck und restaurierten die MSSR die bis zur Unabhangigkeit 1991 bestand Der letzte verbliebene Jude Zgurițas war der Besitzer der Getreidemuhle er verliess 2001 den Ort 5 Ortsbild Bearbeiten nbsp Ziehbrunnen sind in Moldau haufig aufwendig gestaltet Bei der Volkszahlung 2004 lebten in Zgurița 2840 Einwohner Davon bezeichneten sich 1912 als Moldauer 774 als Ukrainer 118 als Russen 16 als Rumanen 5 als Bulgaren und 3 als Roma 6 Die schnurgerade Schnellstrasse tangiert Zgurița am nordlichen Rand von wo sich der Ort in einer flachen Mulde einem maandernden Bachlauf folgend nach Suden ausdehnt Die wenigen einfachen Gehofte nordlich der Strasse reichen bis zu einem langgezogenen Stausee der vom Bach Căinar gebildet wird Am Nordende des Sees liegt das kleinere Nachbardorf Măcăreuca Der See wird durch einen Damm aufgestaut uber den die Schnellstrasse hinwegfuhrt Vom Damm gelangt das Wasser unter der Strasse hindurch in einen kleinen und etwas tiefer gelegenen Stausee und von diesem in einen weiteren kleinen See bevor der Bach nach Suden abfliesst und letztlich in den Răut mundet In den umzaunten Hausgarten gedeihen Obstbaume und Gemuse In einem grossen Teil der Gehofte werden Ganse gehalten Es gibt eine Grundschule eine weiterfuhrende Schule Școala Profesională etwa drei Lebensmittelgeschafte und einen winzigen Markt Die Ortsmitte markiert ein Denkmal fur die Opfer des Zweiten Weltkrieges Der Friedhof liegt auf dem unbesiedelten Hugel westlich des Baches gegenuber der Ortsmitte Aus dem 19 Jahrhundert blieb die ehemalige Synagoge erhalten Der rechteckige zweigeschossige Bau mit einem flachen Walmdach ist an den Aussenwanden durch breite Pilaster gegliedert Die Strassenfassade besitzt ausser der zentralen Eingangstur keine Offnung das Obergeschoss wird an der Strassenseite durch drei symmetrisch angeordnete Rundbogenfenster erhellt In sowjetischer Zeit diente das Gebaude als Warenlager heute steht es leer Es ist in einem massigen Erhaltungszustand mit einigen Rissen im Mauerwerk Judischer Friedhof Bearbeiten Der ehemalige judische Friedhof auf einem von Buschen umgebenen Feld ausserhalb ist stark verfallen und wird nicht gepflegt Auf 2000 Quadratmetern befinden sich uber 1000 Grabsteine die heute uberwachsen und zu drei Viertel umgesturzt oder zerbrochen sind 7 Literatur BearbeitenZguritza In Encyclopedia of Jewish Communities in Romania Volume 2 Yad Vashem Jerusalem 1980 S 352Weblinks BearbeitenZgurița Moldova JewishGen Database Webseite des Ortes russisch Einzelnachweise Bearbeiten Wilfried Heller Mihaela Narcisa Arambașa Geographie In Klaus Bochmann Vasile Dumbrava Dietmar Muller Victoria Reinhardt Hrsg Die Republik Moldau Republica Moldova Ein Handbuch Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2012 S 159 161 ISBN 978 3 86583 557 4 Mariana Hausleitner Deutsche und Juden Das Erbe der verschwindenden Minderheiten In Klaus Bochmann u a Hrsg Die Republik Moldau S 218 Yefim Kogan History of Jews in Bessarabia in the 15th to 19th Centuries Geography History Social Status 2008 S 13 Vladimir Solonari Die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik wahrend des Zweiten Weltkrieges 1941 1945 In Klaus Bochmann u a Hrsg Die Republik Moldau S 93 Kratkaya Istoriya sela Zgurica oldstory info russisch Demographic national language and cultural characteristics Excel Tabelle in Abschnitt 7 National Bureau of Statistics of the Republic of Moldoca Jewish Heritage Sites and Monuments in Moldova Memento vom 27 Dezember 2016 im Internet Archive United States Commission for the Preservation of America s Heritage Abroad Washington 2010 S 79f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zgurița amp oldid 224602527