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Montauk ist eine Erzahlung des Schweizer Schriftstellers Max Frisch Sie erschien erstmals im September 1975 und nimmt in seinem Werk eine Sonderstellung ein Zwar waren auch Frischs fruhere Figuren oft autobiografisch gepragt die Geschichten aber fiktiv In Montauk dagegen heisst der Protagonist wie sein Autor und er berichtet ein authentisches Erlebnis ein Wochenende das Frisch mit einer jungen Frau an der amerikanischen Ostkuste verbrachte Brandung des Atlantiks bei MontaukDie befristete Liebesaffare nimmt Frisch zum Anlass fur eine Ruckschau auf die eigene Biografie Er berichtet von den Frauen mit denen er verbunden war und seinen gescheiterten Beziehungen Weitere Reflexionen gelten dem Alter der Nahe zum Tod sowie der wechselseitigen Beeinflussung von Leben und Werk Auch die Entstehung des Textes Montauk selbst wird zum Thema der Erzahlung Als Gegenentwurf zum bisherigen Werk beschreibt Frisch seinen Entschluss das Wochenende zu dokumentieren ohne dem direkten Erleben etwas hinzuzufugen Bei seinem Erscheinen loste Montauk sehr unterschiedliche Reaktionen aus Die ehemaligen Partnerinnen Frischs sahen sich durch die offenen Schilderungen ihrer Vergangenheit kompromittiert Manche Leser fuhlten sich durch die Selbstentblossung Frischs peinlich beruhrt Andere Kritiker feierten die Erzahlung als das bedeutendste Werk des Autors und lobten die Leistung das eigene Leben zu einem literarischen Kunstwerk zu verarbeiten Marcel Reich Ranicki nahm Montauk in seinen Kanon der deutschen Literatur auf Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Form 2 1 Aufbau und Stil 2 2 Erzahlposition 3 Interpretation 4 Biografischer Hintergrund 5 Entstehungsgeschichte 6 Literaturgeschichtliche Einordnung 6 1 Stellung in Frischs Gesamtwerk 6 2 Stellung in der Literaturgeschichte 7 Rezeption 8 Adaptionen 9 Literatur 9 1 Textausgaben 9 2 Sekundarliteratur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten nbsp Leuchtturm von Montauk nbsp Sonnenaufgang bei Montauk nbsp Blick auf das UN Hauptquartier von der Kreuzung First Avenue 46th StreetDie Rahmenhandlung der Erzahlung Montauk beschreibt das Wochenende des 11 und 12 Mai 1974 das eine Lesereise des Erzahlers des literarischen Alter Ego seines Autors Max Frisch durch die Vereinigten Staaten beschliesst Zwei Tage spater einen Tag vor seinem 63 Geburtstag ist Frischs Ruckflug nach Europa gebucht An seiner Seite befindet sich Lynn eine 30 jahrige Verlagsangestellte die ihn wahrend der Reise betreuen soll vom Werk des Autors aber keine Zeile gelesen hat An ihrem letzten Wochenende kommen Lynn und Frisch einander naher und unternehmen einen Ausflug nach Long Island zum Dorf Montauk an der Atlantikkuste Fur den Autor erwachst an diesem Wochenende das Verlangen die gemeinsamen Tage zu beschreiben ohne etwas zu den Geschehnissen hinzuzufugen Dabei lost Lynns Gegenwart in Frisch Reflexionen und Erinnerungen aus Er sinniert uber das Alter und sein zunehmendes Gefuhl eine Zumutung fur andere zu sein sowie seinen Erfolg und dessen Wirkung auf Neider Verehrer und Frauen Frisch gibt intime Details aus seinem Leben preis das Sterben seiner Mutter seine Impotenz und vier Schwangerschaftsabbruche bei drei Frauen Auch uber sein Werk reflektiert der Autor angefangen von der parallelen Arbeit des jungen Architekten auf der Baustelle und als Verfasser erster Theaterstucke bis zu den immer gleichen Fragen die seine spateren Romane auf Presseterminen auslosen Frisch zeigt sich unzufrieden mit seinen Geschichten mit denen er lediglich das Publikum bedient aber weite Teile seines eigenen Lebens vor sich verschwiegen habe Er hat das Gefuhl sein eigentliches Selbst durch sein Werk verraten zu haben In einer langeren Episode erinnert sich Frisch an seinen Jugendfreund und Mazen W von dem er sich in seiner Jugend dominiert fuhlte Mit Frischs Erfolgen und der Unfahigkeit seines Freundes ihn als Schriftsteller zu akzeptieren endete ihre Freundschaft die Frisch ruckblickend als unheilvoll begreift Eine andere Episode enthullt Frischs Unvermogen in der Zeit seiner ersten Ehe mit einer gelahmten Nachbarin umzugehen die sich als seine erste Liebe entpuppt Vor allem Frischs ehemalige Gefahrtinnen stehen im Mittelpunkt der Erzahlung Lynn lost Erinnerungen an ihre Vorgangerinnen aus angefangen von der Judin Kate dem realen Vorbild der Hanna aus Homo faber der ersten Ehefrau Gertrud Frisch von Meyenburg genannt Trudy der getrennt von ihm lebenden Marianne Frisch die er noch immer liebt bis zur von Horigkeit und Eifersucht gepragten Beziehung zu Ingeborg Bachmann Angesichts des nicht mehr fernen Todes mochte Frisch keine Frau an seine Zukunftslosigkeit binden Er wunscht sich Lynn sei die letzte Frau in seinem Leben Gleichzeitig ist beiden klar dass ihre Beziehung auf dieses eine Wochenende beschrankt bleiben wird und sie danach nicht wieder in Kontakt treten wollen Frisch hofft dass Lynn nicht wie die Frauen zuvor der Name fur eine Schuld werden wird Am Ende der Erzahlung gehen Lynn und Frisch in New York mit einem Bye auseinander An der Kreuzung von First Avenue und 46th Street sieht Frisch der davongehenden Lynn nach die sich nicht noch einmal nach ihm umdreht Form BearbeitenAufbau und Stil Bearbeiten Max Frisch selbst bezeichnete Montauk im Untertitel als Eine Erzahlung Damit hob er die literarische Form des Textes hervor der trotz seines autobiografischen Inhalts weder Autobiografie noch Bericht oder Tagebuch ist 1 Zum Teil wird das Buch auch als Roman klassifiziert Marcel Reich Ranicki sah die Prosa in ihrem Reichtum an Figuren und Episoden romanhaft obwohl ihr Umfang der klassischen Romandefinition von E M Forster kaum genuge 2 Der Erzahlstil wird am Anfang der Erzahlung ironisch gespiegelt ein Schild mit der Aufschrift overlook verspricht eine Aussicht uber die Insel die nicht eingehalten wird Stattdessen gibt es einen Pfad der durch das Gestrupp fuhrt Es ist eine Art von Pfad nicht immer deutlich ein verwilderter Pfad 3 In der gleichen Weise wird auch der Leser dem ein Uberblick uber Frischs Leben versprochen worden ist auf einen Pfad geschickt der durch seine assoziative Erzahlweise geeignet ist den Leser zu verwirren Nicht immer ist klar von welcher Frau gerade gesprochen wird 4 Der Stil ist sprunghaft es ist nicht leicht sich einzulesen Details werden oft nur angedeutet so dass sie einem Leser ohne Kenntnis von Frischs Biografie nicht auf Anhieb verstandlich sind 5 Schon der Titel der Erzahlung Montauk ist doppeldeutig meint den tatsachlichen Ort genauso wie das aus Ort und Zeit gefallene Fremde richtet den Blick des Lesers eher auf die Peripherie des Geschehens als auf ihr Zentrum 6 Die Erzahlung besteht aus einer Collage von gegenwartigen Szenen und erinnerten Lebenssituationen durchbrochen von typografisch in Kapitalchen hervorgehobenen als Leitmotiv eingesetzten Stichworten Zitaten Ortsangaben Small Talk Einsprengseln oder interviewhaften Fragen Lynns Frisch verwendete eine weiterentwickelte Form seines Stils des literarischen Tagebuchs Die Reihung der mosaikhaften Daten und Ereignisse ist zwar chronologisch aber ohne Kausalitat 7 Insgesamt 192 einzelne Szenen variieren in ihrer Lange vom Einzeiler bis zur in sich geschlossenen 21 seitigen Kurzgeschichte uber Frischs Jugendfreund 8 Marcel Reich Ranicki beurteilte Frischs Stil in der Erzahlung Nie hat er knapper und karger und zugleich praziser und pragnanter nie anschaulicher und anregender geschrieben 9 Der Dokumentarfilmer Richard Dindo hob auf die Visualitat der Schreibweise ab Man hat beim Lesen den Eindruck der Autor erlebe und beschreibe einen Film Es ist als ob er einen fotografischen Blick auf die Dinge werfen wurde 10 Erzahlposition Bearbeiten Das Programm fur die Erzahlperspektive in Montauk gibt Frisch in der Erzahlung selbst vor Ich mochte diesen Tag beschreiben nichts als diesen Tag unser Wochenende und wie s dazu gekommen ist wie es weiter verlauft Ich mochte erzahlen konnen ohne irgendetwas dabei zu erfinden Eine einfaltige Erzahler Position 11 Die direkte Wiedergabe der Ereignisse fordert einen Erzahler der eine Beobachterrolle einnimmt Die eher ausserliche Beziehung von Lynn und Frisch erhalt ihren adaquaten Ausdruck in der Er Form der Erzahlung 12 Demgegenuber steht das in den Ruckblenden und Reflexionen verwendete Ich fur Max Frisch den Schriftsteller und Menschen mit all seinen Erinnerungen und Angsten seinen Erfolgen und seinem privaten Scheitern Ich und Er Form bieten zwei Blickwinkel auf dieselbe Figur Die Perspektive der Erzahlung springt je nach Erzahlgegenstand fortwahrend von der Er in die Ich Form und wieder zuruck Erst am Ende als sich das Erleben des Wochenendes bereits in Erinnerung verwandelt bleibt nur noch das Ich Das Du der Erzahlung ist fur Marianne reserviert Frischs zweite Frau Es zeigt Frischs Fixierung die auch Lynn erkennt you love her 13 14 In seinem Tagebuch 1966 1971 findet sich Frischs theoretische Auseinandersetzung mit der Erzahlposition im Abschnitt Vom Schreiben in der Ich Form Darin sieht er die Ich Form direkter aber auch in der Gefahr zur Zumutung fur den Leser zu werden Manche Satze gewannen nur in der Ich Form Objektivitat in der Er Form wirkten sie feige Fur eine maximale Aufrichtigkeit gegenuber sich selbst vermoge dagegen die Er Form mehr Zu Anfang ist es leichter mit der ER Form als spater wenn die bewussten oder unbewussten ICH Depots in mannigfaltiger ER Form notorisch geworden sind nicht weil der Schreiber sich als Person wichtiger nimmt aber weil die Tarnung verbraucht ist kann er sich spater zur blanken ICH Form genotigt sehen 15 Interpretation Bearbeiten nbsp Montaigne von dem das Motto der Erzahlung stammt in einer Lithographie von Francois Seraphin DelpechBereits das vorangestellte Motto der Erzahlung von Montaigne gibt Montauk sein nichtfiktionales Programm Dies ist ein aufrichtiges Buch Leser denn ich bin es den ich darstelle Meine Fehler wird man hier finden so wie sie sind und mein unbefangenes Wesen so weit es nur die offentliche Schicklichkeit erlaubt 16 Der Autor Frisch selbst nannte die Vorrede naiv wie wir es kaum sein konnen 17 Sein Protagonist gleichen Namens will die Umweltverschmutzung durch Gefuhle die nicht mehr zu brauchen sind bereinigen indem er sie beschreibt und dadurch mit Bewusstsein verabschiedet 18 Uber seine bisherigen Versuche sein Leben in Kunst zu verarbeiten urteilt er vernichtend Ich habe mir mein Leben verschwiegen Ich habe irgendeine Offentlichkeit bedient mit Geschichten Ich habe mich in diesen Geschichten entblosst ich weiss bis zur Unkenntlichkeit Ich habe mich selbst nie beschrieben Ich habe mich nur verraten 19 Als Gegenentwurf beschliesst Frisch dieses Wochenende zu erzahlen autobiographisch ja autobiographisch Ohne Personnagen zu erfinden ohne Ereignisse zu erfinden die exemplarischer sind als seine Wirklichkeit Er mochte bloss erzahlen sein Leben 20 Doch Frisch plant keine reine Autobiografie Er stellt sich die Aufgabe Ich mochte wissen was ich schreibend unter Kunstzwang erfahre uber mein Leben als Mann 21 Er schreibt eine Erzahlung uber seine personliche unverschlusselte Wirklichkeit mit den Mitteln der Literatur 22 Trotz des Vorsatzes der autobiographischen Korrektur wird Frisch selbst immer wieder auf das einst Geschriebene zuruckgeworfen Leben im Zitat 23 Die Gegenwart erinnert nicht nur an die eigene Vergangenheit sondern auch an die geschaffenen Werke Lynn wird zum Spiegelbild von Marianne Frisch oder Ingeborg Bachmann im nachsten Augenblick erinnert sie mit rotem Rossschwanz oder beim Ping Pong Spiel an Sabeth aus Homo faber Frisch gerat in den Bannkreis einer anderen Zeit die sowohl Vergangenheit als auch Literatur heissen kann 24 Er erkennt Literatur hebt den Augenblick auf 23 im doppelten Sinne sie loscht ihn als Gegenwart aus und konserviert ihn als Erinnerung Damit steht sie dem direkten Erleben der Liebe entgegen Die Literatur hat die andere Zeit ferner ein Thema das alle angeht oder viele was man von ihren zwei Schuhen im Sand nicht sagen kann 23 Nicht die Literatur sondern s ein Korper lasst ihn empfinden dass er im Augenblick da ist 25 Er vermittelt Frisch das irre Bedurfnis nach Gegenwart durch eine Frau 26 Und Frisch erkennt Er will keine Memoiren Er will den Augenblick 27 28 Dennoch steht zwischen Lynn und Frisch eine unuberbruckbare Distanz Es ist nie gesagt worden i love you 29 Das Alter die unterschiedliche Lebenswirklichkeit allein schon die Fremdsprache trennt die beiden Die begrenzte Zeit des Wochenendes verhindert dass sie sich naher kennenlernen werden Lynn wird sein Laster nicht kennenlernen 30 Lynn wird seine Hysterie nicht kennenlernen 31 S ie werden einander nicht kennenlernen 32 Gerade durch diese Zukunftslosigkeit wird das Wochenende in Montauk diese dunne Gegenwart 33 ein zeitentruckter Augenblick 34 Ein langer leichter Nachmittag hermes geht vorbei 35 Noch wendet sich Hermes der die Toten zum Hades fuhrt nicht Frisch zu Doch seine Gegenwart ist nicht nur in diesem Zitat eines nie umgesetzten Opernentwurfs von Frisch prasent Im Bewusstsein des nicht mehr fernen Todes weiss Frisch dass es sich verbietet eine jungere Frau an diese meine Zukunftlosigkeit binden zu wollen 36 Frisch denkt an Abschied Eine wird die letzte Frau sein und ich wunsche es sei Lynn wir werden einen leichten und guten Abschied haben 25 Als er am Ende nach Lynn sucht klingt in der Auskunft ihrer ehemaligen Kollegin der Tod an lynn is no longer with us 37 Der abschliessende Monolog aus Homo faber gewinnt fur den alten Frisch eine existenzielle Bedeutung auf der welt sein im licht sein standhalten dem licht der freude im wissen dass ich erlosche ewig sein gewesen sein 23 Am Ende bleibt der Zweifel ob selbst mit den Mitteln ruckhaltloser Aufrichtigkeit eine zutreffende Beschreibung des eigenen Ichs gelingen kann als konne ein Mensch sich selber erzahlen 37 Frisch fugt Montaignes Motto einen Nachsatz hinzu dies ist ein aufrichtiges buch leser und was verschweigt es und warum 38 Der Nachsatz ist keine Anspielung auf ein absichtliches Verschweigen von Fakten sondern die Erkenntnis dass auch der wahrhaftigste Versuch nicht zu einer vollstandigen Beschreibung des Lebens fuhren kann 39 Montauk wird zum Werk uber ein Werk das nicht zustande kommt 40 Obwohl die Korrektur der Autobiografie im Grossen missgluckt gluckt das Wochenende im Kleinen ein Tag der Erfullung eine Gegenwart 41 max you are a fortunate man 42 Im gleichzeitigen Bekenntnis zur Vergangenheit erlebt Frisch die Gegenwart als Befreiung Das Begluckende liegt in der Erfahrung ein Stuck Freiheit von den Mechanismen krankhafter Empfindlichkeit und von den Zwangen stereotyper Verhaltensweisen verwirklicht zu haben 43 Biografischer Hintergrund Bearbeiten nbsp Max Frisch ca 1974 Im April 1974 reiste Frisch in die Vereinigten Staaten um die Ehrenmitgliedschaft der Academy of Arts and Letters und des National Institute of Arts and Letters anzunehmen Aus diesem Anlass organisierte seine amerikanische Verlegerin Helen Wolff eine Lesetournee fur Frisch Sie stellte ihm die junge Alice Locke Carey an die Seite die in Montauk den Namen Lynn erhielt Bis auf die Veranderung dieses Namens stimmen die in Montauk erzahlten Fakten von Frischs Amerikaaufenthalt mit der Realitat uberein Verkurzt angegeben ist lediglich der Name des Jugendfreundes W des Kunstsammlers Werner Coninx Obwohl die Erzahlung ihren autobiografischen Hintergrund somit weitgehend unverschlusselt offenlegt und auch keine Fiktion sondern Authentizitat behauptet wurde sie verschiedentlich als Schlusselroman klassifiziert 44 45 Gerhard vom Hofe betonte allerdings Es ware ein Missverstandnis Montauk als eine Art Schlusselerzahlung zu verstehen deren Absicht es sei autobiographische Aufschlusselungen und Entratselungen von Frischs fruherem Werk oder lebensgeschichtliche Quellen und Hintergrunde zu prasentieren 46 Die Frage wie direkt von der Erzahlung auf Frischs Leben geschlossen werden durfe beantwortete Jurgen H Petersen damit dass dies von der Frisch Forschung bei Montauk im Gegensatz zu anderen Werken kaum untersucht worden sei die Ubereinstimmung von Lebensfakten und Textaussagen durfte unbezweifelbar sein 47 Hans Mayer sah den Max Frisch aus Montauk hingegen als Kunstfigur dessen Sehnsuchte nach aufrichtigem Erzahlen schliesslich keine Aufrichtigkeit produzieren sondern eine schone Geschichte Er zog das Fazit Von seinen Geheimnissen hat Frisch auch hier nichts preisgegeben 48 Auch Gerhard P Knapp schloss sich dieser Deutung an und unterschied in seiner Analyse strikt zwischen dem diarischen Ich und der Kunstfigur Max Frisch als Er Erzahler Damit widersprach er der Lesart Montauks als chronique scandaleuse 49 Konstanze Fliedl beschaftigte sich mit Frischs Urteil uber seine Beziehung zu Ingeborg Bachmann Das Ende haben wir nicht gut bestanden beide nicht 50 Der Satz sei zwar subjektiv gewiss aufrichtig sei aber Interpretation und werde durch die Sprache eine Geschichte ein gedeutetes Faktum Sie kam zum Schluss ein wahres Ich gibt es nicht kann es gar nicht geben Ich ist immer ein Ich in Texten 51 In einem Interview das im Dezember 1980 im Playboy erschien urteilte Friedrich Durrenmatt uber seinen Schweizer Kollegen Was mich an Frisch so stort sind diese Unwahrheiten auch in den Romanen zum Beispiel Montauk Das hat er als autobiographisches Werk ausgegeben Aber wenn Sie ihn personlich kennen dann schutteln Sie nur den Kopf Da stimmt einfach gar nichts 52 Allerdings distanzierte sich Durrenmatt spater vom Inhalt dieses Interviews 53 Die Frage nach Wahrheit und Luge thematisierte Frisch in Montauk selbst als die Erzahlung unvermittelt von der Er in die Ich Form springt Er schaut um zu prufen ob seine Zartlichkeit sich wirklich auf Lynn bezieht Oder beluge ich uns 54 An einer anderen Stelle lasst Frisch Lynn ausrufen max you are a liar 55 Damit konterkariert er selbst das Motto Montaignes vom aufrichtigen Buch 56 Im Gegensatz zum in Montauk avisierten Ende hatte die wirkliche Affare zwischen Frisch und Locke Carey ein Nachspiel Nachdem Frisch auf einer erneuten USA Reise vergeblich nach der jungen Frau geforscht hatte meldete sie sich bei ihm infolge der Publikation der amerikanischen Ubersetzung von Montauk im Sommer 1976 Nach der Scheidung von Frischs zweiter Ehe 1979 traf er im Mai 1980 Locke Carey wieder Von diesem Zeitpunkt an lebten Frisch und Locke Carey einige Jahre zusammen abwechselnd in New York und Berzona Die gemeinsame Zeit zwischen Fruhjahr und November 1982 bildete die Basis der postum 2010 veroffentlichten Entwurfe zu einem dritten Tagebuch die Frisch Locke Carey widmete Entstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Uwe Johnson Freund des Ehepaars Frisch und erster Leser der Erzahlung in einer Skulptur von Wieland ForsterNach seiner Ruckkehr aus den Vereinigten Staaten im Mai 1974 setzte Frisch seinen dort gefassten Entschluss das Wochenende mit Alice Locke Carey zu beschreiben in die Tat um Die Erzahlung entstand in einer langanhaltenden Gemutsverfassung der Versohnlichkeit und der Angstlosigkeit in der Frisch das Versteckenspielen oder Verfremden seiner fruheren Arbeiten hinter sich liess Ich wollte nicht mehr muhsam aus dem Architekten Frisch den Ingenieur Soundso machen und aus der eine andere und aus dem einen anderen wo doch jeder der die Verhaltnisse kennt ganz genau weiss wer gemeint ist oder jedenfalls glaubt er wisse es Ich wollte ohne Umleitungen und Verstellungen schreiben 57 Am 13 November 1974 schrieb Frisch an Uwe Johnson dass er die Arbeit an der Erzahlung beendet habe allerdings vorerst ohne an Veroffentlichung zu denken 5 Er wolle das Manuskript erst seiner Ehefrau Marianne unterbreiten Deren Weigerung zur Veroffentlichung zitierte Frisch in der Erzahlung selbst ich habe nicht mit dir gelebt als literarisches material ich verbiete es dass du uber mich schreibst 58 In einem Brief an Marianne Frisch vom 13 Januar 1975 ergriff Johnson Partei fur seinen Freund und die Veroffentlichung der Erzahlung deren Leistung es sei aus dem eigenen Leben mit Mitteln der Literatur ein Kunstwerk herzustellen 59 In ihrer Antwort betonte Marianne Frisch sie habe nie daran gedacht Max vor der Veroffentlichung des Manuskripts auch nur drei Silben abzuhandeln Allerdings rucke sie der Text in eine Vergangenheit in der ich mich zu dem gegenwartigen Zeitpunkt an der Seite von Max lebend nicht wohl fuhle 5 Zur gleichen Zeit entdeckte Max Frisch den bereits 1971 im The New Yorker veroffentlichten Text Departures von Donald Barthelme in dem dieser seine Beziehung zu Frischs Frau andeutete und sich uber Max unter dem Pseudonym Frederick lustig machte Dies festigte Frischs Vorhaben Montauk zu publizieren und sogar noch um die neuen Details zur Affare seiner Frau zu erweitern Marianne kann sich scheiden lassen Literatur als Ehebruch 60 Im Marz 1975 schickte Frisch eine uberarbeitete Fassung an Uwe Johnson zu der er begleitend schrieb Es hat sich gezeigt viel mehr Memoiren sind auf dem fragilen Wochenende nicht zu verstauen 5 Die Episode uber Frischs Jugendfreund W erschien im Mai 1975 als Vorabdruck unter dem Titel Autobiographisches in der Neuen Rundschau Der Text hatte seinen Vorlaufer in einem Eintrag unter dem Titel Dankbarkeiten im Tagebuch 1966 1971 61 Am 20 September 1975 erschien die Erzahlung Montauk bei Suhrkamp 62 Literaturgeschichtliche Einordnung BearbeitenStellung in Frischs Gesamtwerk Bearbeiten nbsp Erstausgabe 1975Montauk steht in starker Verbindung zu Frischs vorangegangener Prosa auf die sowohl in der Handlung als auch in expliziten Zitaten standig verwiesen wird In seiner Form verbindet Montauk das Tagebuchschreiben mit den Verschachtelungs und Collagetechniken der Romane Stiller und Gantenbein 63 Frischs Poetik ging in den vorausgegangenen Werken immer vom in Stiller geausserten Prinzip aus Man kann alles erzahlen nur nicht sein wirkliches Leben 64 Im ersten veroffentlichten Tagebuch 1946 1949 leitete Frisch daraus die Konsequenzen fur sein schriftstellerisches Werk ab In Montauk brach Frisch erstmals mit diesem Prinzip Er erzahlte genau das sein wirkliches Leben und fuhrte damit gleichzeitig den Gedanken aus Stiller der in Homo faber und Mein Name sei Gantenbein ausgearbeitet wurde zu Ende auch im aufrichtigen Versuch der autobiografischen Erzahlung Montauk lasst sich das Selbst nicht ausdrucken 65 Im besonderen Gegensatz steht Montauk zur vorigen Prosaarbeit Frischs Mein Name sei Gantenbein Wahrend dort alle Geschichten als Fiktion prasentiert werden postuliert Frisch in Montauk ein authentisches Erzahlen Dennoch zitiert er in Montauk die zentrale Stelle aus Mein Name sei Gantenbein ich probiere geschichten an wie kleider 19 Doch im Gegensatz zu den fiktiven Geschichten die fur Gantenbein zu Varianten des eigenen Ichs werden sind es in Montauk autobiografische Geschichten die Frisch ausprobiert Nicht mehr Mein Name sei Gantenbein sondern Mein Name sei Frisch Nicht mehr Ich stelle mir vor sondern So war es 66 Die Absicht ist in beiden Fallen die gleiche die Wirklichkeit des Menschen durch die Darstellung seiner Moglichkeiten zu umreissen 67 Nachdem Frisch in seinem gesamten Werk sich selbst immer wieder zum Fall seiner Schriftstellerei gemacht habe war fur Heinz Ludwig Arnold Montauk der Schlusspunkt der das eigene ICH Max Frisch enthullt und als literarische Figur offen in die Erzahlung einfuhrt An die Stelle der in Frischs vorigen Prosatexten stets gescheiterten idealistischen Versuche Selbstverwirklichung und Dialog mit der Umwelt zu vereinen trete die Realitat und das Anerkennen des Scheiterns Arnold kam zum Schluss Indem Max Frisch schliesslich bei sich selbst als Figur angekommen ist und deren Scheitern gezeigt hat hat er sich endlich als Schriftsteller und als Mensch angenommen 68 Die Erzahlung werde eine Flucht nach vorn gleichzeitig eine Flucht ganz zuruck zu sich selbst Frisch leiste in Montauk Bewaltigungsarbeit und bestatige dass auch dieser Weg der Literarisierung trotz aller Risiken sinnvoll ist und fur ihn der einzig mogliche Weg 69 Frisch hatte Montauk ursprunglich als Abschluss seines Werkes geplant wie er 1982 in einem Gesprach mit Volker Hage bekannte Ich dachte das sei das letzte Buch Ich wollte alles noch einmal uberschauen Er wollte mit der Erzahlung auch kunstlerische Brucken abbrechen und war sich bewusst dass er anschliessend keinen unterschwellig autobiografischen Roman mehr hatte schreiben konnen Allerdings ging Frisch im Nachhinein die Offenheit von Montauk nicht weit genug Er fand das Buch unnotig verschleiert es ist viel zu wenig direkt 70 In einem Brief an Uwe Johnson erklarte er mein Buch kommt mir plotzlich etwas feige vor etwas verschuchtert zu zaghaft und zwar in der Behandlung andrer Personen 17 Johnson urteilte Frisch habe sich mit Montauk asthetisch in eine Ecke geschrieben von der aus eine Ruckkehr zur Form des Tagebuchs oder zu spateren Memoiren kaum mehr moglich sei Frisch werde es hubsch schwer haben die Erzahlung mit kunftigen Arbeiten zu ubertreffen 71 Frisch bestatigte diese Einschatzung in einem Fernsehgesprach mit Philippe Pilliod Was bleibt nach diesem Buch noch ubrig Schweigen Philosophieren oder Fiktion 72 Er beschritt in seinen folgenden Werken den Weg der Fiktion wenn auch weiter autobiografische Einflusse erkennbar blieben Der Autor wehrte sich allerdings heftig dagegen die Erzahlung Der Mensch erscheint im Holozan als Fortsetzung seiner Autobiografie zu lesen bloss weil dessen Protagonist alt sei und im Tessin lebe Mit seinem Spatwerk wandte sich Frisch starker noch als in Montauk den existenziellen Problemen von Alter und Tod zu die Texte wurden pessimistischer und resignativer starker verdichtet in der Form 73 bis zur gezugelten Phantasie und den lakonischen Dialogen von Blaubart 74 Stellung in der Literaturgeschichte Bearbeiten Jurgen H Petersen sah Montauk ruckblickend als dichtungsontologisches Novum zum Zeitpunkt seines Erscheinens in dem anders als bei vorangehenden Schriftstellern wie Grimmelshausen Goethe Strindberg oder Thomas Mann Lebensfakten nicht als verschlusseltes Material fur das Werk genutzt werden sondern die ruckhaltlose Darstellung des eigenen Lebens selbst zum Ziel der Literatur wird 75 Gleichzeitig geht die Erzahlung auch auf Distanz zur klassischen Autobiografie wie etwa Dichtung und Wahrheit die eine Vermittlung von Ich und Welt konstruiert und biografische Fakten im Hinblick auf einen versohnenden Lebensweg interpretiert In Montauk steht der Selbstzweifel und die Befangenheit in Rollen und ein letztliches Sich Arrangieren mit der Welt als Widerstand im Mittelpunkt 76 Hans Banzinger urteilte allerdings die Geschichte von Montauk bewege sich am Rand des Trivialen und entbehre der kunstlerischen Uberzeugungskraft der grossen Konfessionen der Weltliteratur oder alterer und neuerer Z e ugnisse wirklicher Dichtung und Wahrheit Bucher 77 Montauk kann als Bekenntnis zur Neuen Subjektivitat in der deutschsprachigen Literatur der 1970er Jahre gewertet werden 78 ohne dass sich Frisch selbst je einer Literaturstromung angeschlossen hatte Daher ausserte Alexander Stephan die Vermutung dass der Statiker Frisch von der Entwicklung der Literatur eingeholt worden war 79 Frisch zitiert in Montauk Peter Handkes Wunschloses Ungluck ein Text der mir Eindruck macht 27 Zum Ausloser seines Schreibexperiments wird Philip Roths ebenfalls autobiografisch gepragter Roman Mein Leben als Mann dessen Titel als wiederkehrendes Thema die Erzahlung durchzieht my life as a man heisst das neue Buch das Philip Roth gestern ins Hotel gebracht hat Wieso wurde ich mich scheuen vor dem deutschen Titel Mein Leben als Mann Ich mochte wissen was ich schreibend unter Kunstzwang erfahre uber mein Leben als Mann 21 Daneben ist Montauk auch Frischs direkteste Auseinandersetzung mit Ingeborg Bachmann deren Roman Malina als Antwort auf Mein Name sei Gantenbein gewertet wird 51 Er verweist auf ihr Horspiel Der gute Gott von Manhattan und zitiert ihr Gedicht Tage in weiss in diesen tagen schmerzt mich nicht dass ich vergessen kann und mich erinnern muss 80 Rezeption Bearbeiten nbsp Marcel Reich Ranicki der Montauk in seinen Kanon aufnahmMarcel Reich Ranicki ausserte sich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach eigener Einschatzung enthusiastisch in einem Satz mit nicht weniger als sechs Superlativen 81 Und doch ubertrifft diese Erzahlung Montauk in mancherlei Hinsicht alles was wir bisher von Frisch kannten Es ist sein intimstes und zartestes sein bescheidenstes und gleichwohl kuhnstes sein einfachstes und vielleicht eben deshalb originellstes Buch 82 Er schloss mit dem Fazit Diese Selbstentblossung ist frei von Exhibitionismus Frischs Intimitat nahert sich nie der Schamlosigkeit seine Abschiedsstimmung kennt keine Larmoyanz keine Wehleidigkeit Montauk ist eine poetische Bilanz ein Buch der Liebe geschrieben von einem Dichter der Angst 83 Walter Jens spottelte 1976 in seiner Rede zur Verleihung der Heine Plakette an seinen damaligen Freund Wenn Max Frisch die alten Manner und jungen Madchen besingt ist es um Reich Ranicki geschehen 84 Reich Ranicki hielt aber auch 1991 in einem Nachruf auf Frisch an seiner Einschatzung fest Montauk sei eines der ganz wenigen Prosawerke der deutschen Literatur der siebziger Jahre die ihre Zeit uberdauert haben 84 2002 nahm er Montauk als einen von zwanzig Romanen in seinen Kanon der deutschen Literatur auf Ich denke Montauk wird von Frischs Prosa am ehesten bleiben 2 Das Buch polarisierte bei seinem Erscheinen Die Frage ob Montauk die Grenzen der offentlichen Schicklichkeit gewahrt habe blieb umstritten Frischs fruhere Partnerinnen fuhlten sich durch die Erzahlung einhellig dupiert 85 Frischs erste Ehefrau Gertrud Frisch von Meyenburg kam sich in der Erzahlung offentlich ausgezogen vor 86 seine Jugendfreundin Kate Schnyder Rubensohn kommentierte ihre Erwahnung als wenig nobel 86 Vor allem Frischs aktuelle Ehefrau Marianne Frisch Oellers protestierte gegen die Blossstellung durch ihren Mann Zwar habe sich dieser durch seine Erzahlung selbst entblosst doch es ist ein Riesenunterschied ob ich ich Esel oder Du Esel sage ob ich mich freiwillig selbst darstelle oder jemand anders mich ohne mein Einverstandnis darstellt 86 Frischs Schriftstellerkollege Peter Bichsel kommentierte Es wird ein grosses Buch sein wenn sein Hintergrund Personen Biographien von keinem Interesse mehr sein wird 87 Fur Rolf Michaelis war es vorauszusehen dass Montauk als wehmutige Glorifizierung des Mannlichkeitswahnes geschmaht werden wird Er sah allerdings in den Szenen krankhafter Eifersucht mannlichen Selbstbehauptungs und Selbstbestatigungswahns nicht die Lebensbeichte eines einzelnen sondern Gestaltung von Lebensmoglichkeiten Formen von Leidenschaft 88 Reinhard Baumgart fand in der Selbstreflexion Frischs keine Unmittelbarkeit sie reiche nicht uber den Grad der Selbstbespiegelung heraus und ende in Selbstinszenierung 89 Dieter Fringeli nannte die Erzahlung in der er miserables Deutsch entdeckte zu hauslich ja zu hausbacken Er urteilte Seine Notizen in Sachen Liebe und Leben gehen letztlich nur einen einzigen Menschen was an Max Frisch 90 Kritik kam auch vor allem von Frauen 91 Sybille Heidenreich zeigte sich von dem neuen Frisch enttauscht Die intimen Bekenntnisse liessen Peinlichkeit zuruck Frisch werde zum Hanswurst vor einem schaulustigen Publikum Sie storte sich an der Rolle Lynns die keine Partnerin sei sondern Mittel zum Zweck als Beweis fur den alten Mann doch noch nicht zu alt zu sein Schliesslich stellte sie die Frage Wenn das Leben langweilig ist wenn es nichts Erlebbares mehr bietet warum schreibt dann Frisch uberhaupt etwas 92 Hellmuth Karasek der Max Frisch seit seinem Theaterstuck Biografie Ein Spiel auf dem schriftstellerischen Ego Trip sah widersprach dem Gefuhl der Peinlichkeit Zwar habe der Autor die Neugierde der Leser in einer fremden Biographie herumzuschnuffeln scheinbar nie so ruckhaltlos bedient doch vertrat Karasek die Auffassung dass Frisch durch seine Aufrichtigkeit durch das Vermogen seiner heiter schmerzlichen Distanz und durch die formale Meisterschaft einer kuhlen und zugleich betroffenen Schreibart jeden aufdringlichen Schweissgeruch einer unzumutbaren Nahe der Privatheit vermeiden kann 93 Volker Hage zeigte sich begeistert wie Frisch die eigene Person zum Gegenstand der Betrachtung mache Das ist das Bestechende an Montauk Wie einer uber sich und von sich erzahlt ohne die Gewissheit zu verbreiten So bin ich so war ich seht her mein Leben Und das Verwunderliche Je mehr er uber sich verrat dieser Max Frisch desto mehr wird er auch sich selber zu einer Romanfigur Montauk war fur ihn gerade so bruchstuckhaft andeutend und skizzierend ein Schlusselwerk der Epoche geworden ein moderner Liebesroman 5 Alexander Stephan urteilte Montauk ist nicht nur das privateste es ist auch eines der kunstvollsten Bucher von Max Frisch Die Erzahlung sei ein Buch uber die Schwierigkeiten Leben zu beschreiben und Literatur zu leben 94 Nicht jene Voyeure wurden bedient die sich Einblicke in die Intimsphare erhofften sondern solche die gern einen Blick in die literarische Werkstatt eines Autors werfen der seit vier Jahrzehnten seine eigene Biografie in Fiktion verwandle 95 Joachim Kaiser schloss An diesem Buch darf kein Frisch Freund kein Zeitgenosse vorbei 96 Adaptionen Bearbeiten1981 setzte Richard Dindo die Erzahlung im Dokumentarfilm Max Frisch Journal I III um 97 Max Frisch anfangs fasziniert von dem Plan entwickelte spater Vorbehalte dagegen dass im Bild zu sehen sein solle w as im Wort eine andere und eigentliche Wirklichkeit gewonnen hat durch die Imagination des Lesers Zudem habe er kein Bedurfnis nach Offentlichkeit in der Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit Das Thema sei fur ihn mit dem Montauk Text abgeschlossen 98 Zwar stimmte Frisch den Dreharbeiten schliesslich doch zu beteiligte sich selbst allerdings nicht an ihnen Aus dem ursprunglich geplanten Dreiteiler wurde am Ende ein Film von 122 Minuten laut Ruedi Christen ein filmischer Essay der dem Zuschauer einiges an Durchhaltevermogen und geistiger Arbeit abverlangt 99 Im Jahr 2008 erschien beim Horverlag eine vollstandige Lesung des Romans von Felix von Manteuffel 100 2011 koproduzierten SWR und SRF das Horspiel von Leonhard Koppelmann Max Frisch Montauk Koppelmann komponierte eine Montauk Montage unter Beizug allerlei archivalischen Materials der Vor Neben und Nachgeschichten und erweitert so das ansonsten stark zusammengekurzte Stuck um die Fragen die der Roman zumal aufwirft Wie sind die Indiskretionen uber Dritte zu bewerten wie reagieren und agieren diese Wie ist mit den Briefgeheimnissen und Nachlassen umzugehen Die zentrale Rolle kommt dabei den Briefwechseln von sowohl Max wie auch Marianne Frisch mit Uwe Johnson zu Lynn tritt nun auch unter ihrem richtigen Namen auf fur den Ruckblick werden Original Soundtracks von Ingeborg Bachmann eingebaut Regie fuhrte Koppelmann selbst Ueli Jaggi spielte Max Monica Gillette Lynn Thomas Sarbacher Uwe und Susanne Marie Wrage Marianne 101 2012 veroffentlichte Horbuch Hamburg das Horspiel als Audiotrager 102 Die Erzahlung inspirierte Volker Schlondorff zu seinem Spielfilm Ruckkehr nach Montauk 2017 Der im gleichen Jahr erschienene Roman Eden Roc des Schweizer Publizisten und Verlegers Matthias Ackeret liefert im Kapitel Montauk 2 eine literarische Fortsetzung von Max Frischs Erzahlung 103 Der identische Handlungsort Montauk der seit 2014 ausgestrahlten amerikanischen Fernsehserie The Affair verleitete diverse Rezensenten zu Referenzen auf Max Frischs Erzahlung 104 105 Literatur BearbeitenTextausgaben Bearbeiten Max Frisch Montauk Eine Erzahlung Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 518 02871 5 Erstausgabe Max Frisch Montauk Eine Erzahlung Suhrkamp Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 518 37200 9 Auf diese Fassung beziehen sich die angegebenen Seitenzahlen Sekundarliteratur Bearbeiten Hanspeter Affolter Viele Anspielungen gehen ohnehin verloren Autofiktion und Intertextualitat in Max Frischs Montauk Chronos Zurich 2019 ISBN 978 3 0340 1499 1 Volker Hage Auf den Spuren der Dichtung Goldmann Munchen 1997 ISBN 3 442 75005 9 S 163 181 Lubbert R Haneborger Max Frisch Das Prosa Spatwerk Books on Demand Norderstedt 2008 ISBN 978 3 8370 2985 7 S 29 56 Rudolf Hartung Schreibend unter Kunstzwang Zu der autobiografischen Erzahlung Montauk von Max Frisch In Walter Schmitz Hrsg Uber Max Frisch II Suhrkamp Frankfurt am Main 1976 ISBN 3 518 00852 8 S 435 442 Sybille Heidenreich Max Frisch Stiller Mein Name sei Gantenbein Montauk Analysen und Reflexionen Band 15 Beyer Hollfeld 2007 ISBN 978 3 88805 152 4 S 123 147 Gerhard vom Hofe Zauber ohne Zukunft Zur autobiographischen Korrektur in Max Frischs Erzahlung Montauk In Walter Schmitz Hrsg Max Frisch Suhrkamp Frankfurt am Main 1987 ISBN 3 518 38559 3 S 340 369 Gerhard P Knapp Noch einmal Das Spiel mit der Identitat Zu Max Frischs Montauk In Gerhard P Knapp Hrsg Max Frisch Aspekte des Prosawerks Peter Lang Bern 1978 ISBN 3 261 02996 X S 285 307 Victor Lindblom Vorstellungen und Uberzeugungen Zur Grenzziehung zwischen fiktionalen und nichtfiktionalen Erzahlwerken mit Untersuchungen zu Max Frischs Montauk und Lukas Barfuss Koala Explicatio Band 24 Brill mentis Paderborn 2022 ISBN 978 3 95743 262 9 doi 10 30965 9783969752623 Open Access Jurgen H Petersen Max Frisch Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 13173 4 S 150 158 Walter Schmitz Max Frisch Das Spatwerk 1962 1982 Eine Einfuhrung Francke Tubingen 1985 ISBN 3 7720 1721 5 S 101 112 Weblinks BearbeitenVolker Weidermann Sie wusste wo es schon sein wurde In FAZ net vom 6 April 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Marcel Reich Ranicki Max Frisch Ammann Zurich 1991 ISBN 3 250 01042 1 S 83 a b Julian Schutt Sind Sie fertig Ich habe zu arbeiten Interview mit Marcel Reich Ranicki In Die Weltwoche 32 2005 Frisch Montauk 1981 S 7 8 Klaus Muller Salget Max Frisch Reclam Stuttgart 1996 ISBN 3 15 015210 0 S 132 a b c d e Volker Hage Ein aufrichtiges Buch In Der Spiegel Nr 50 2006 S 188 online Knapp Noch einmal Das Spiel mit der Identitat Zu Max Frischs Montauk S 288 vom Hofe Zauber ohne Zukunft S 347 359 Heidenreich Max Frisch Stiller Mein Name sei Gantenbein Montauk S 124 129 Reich Ranicki Max Frisch S 87 Richard Dindo Die Beziehung zum Bild In Luis Bolliger Hrsg jetzt max frisch Suhrkamp Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 518 39734 6 S 218 Frisch Montauk 1981 S 82 Vgl zum Abschnitt Petersen Max Frisch S 151 153 Frisch Montauk 1981 S 187 Vgl zum Abschnitt Muller Salget Max Frisch S 134 136 Max Frisch Tagebuch 1966 1971 Suhrkamp Frankfurt am Main 1979 ISBN 3 518 36756 0 S 308 310 Frisch Montauk 1981 S 5 a b Zitiert nach Celine Letawe Max Frischs Montauk eine Chronique scandaleuse In Stefan Neuhaus Johann Holzner Hrsg Literatur als Skandal Falle Funktionen Folgen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 3 525 20855 3 S 452 Frisch Montauk 1981 S 21 22 a b Frisch Montauk 1981 S 156 Frisch Montauk 1981 S 155 a b Frisch Montauk 1981 S 24 Vgl zum Abschnitt Petersen Max Frisch S 150 153 a b c d Frisch Montauk 1981 S 103 Vgl zum Abschnitt Haneborger Max Frisch Das Prosa Spatwerk S 35 36 a b Frisch Montauk 1981 S 130 Frisch Montauk 1981 S 140 a b Frisch Montauk 1981 S 158 Vgl zum Abschnitt Schmitz Max Frisch Das Spatwerk 1962 1982 S 105 Frisch Montauk 1981 S 89 Frisch Montauk 1981 S 94 Frisch Montauk 1981 S 97 Frisch Montauk 1981 S 114 Frisch Montauk 1981 S 138 Muller Salget Max Frisch S 134 Frisch Montauk 1981 S 95 96 Frisch Montauk 1981 S 203 a b Frisch Montauk 1981 S 185 Frisch Montauk 1981 S 197 Vgl zum Abschnitt Petersen Max Frisch S 157 Schmitz Max Frisch Das Spatwerk 1962 1982 S 108 Frisch Montauk 1981 S 198 Frisch Montauk 1981 S 165 vom Hofe Zauber ohne Zukunft S 361 362 Walter Jens Rudolf Radler Hrsg Kindlers neues Literaturlexikon Band 5 Ea Fz Kindler Munchen 1989 ISBN 3 463 43005 3 S 857 Alexander Stephan Max Frisch C H Beck Munchen 1983 ISBN 3 406 09587 9 S 118 vom Hofe Zauber ohne Zukunft S 343 344 Petersen Max Frisch S 200 Hans Mayer Die Geheimnisse jedweden Mannes In Hans Mayer Uber Friedrich Durrenmatt und Max Frisch Neske Pfullingen 1977 ISBN 3 7885 0081 6 S 112 113 Knapp Noch einmal Das Spiel mit der Identitat Zu Max Frischs Montauk S 289 Frisch Montauk 1981 S 151 a b Konstanze Fliedl Deutung und Diskretion Zum Problem des Biographismus im Fall Bachmann Frisch Andre Muller Interview mit Friedrich Durrenmatt 1980 In Playboy 1 1981 Abends Erfolg In Der Spiegel Nr 1 1981 S 150 online Frisch Montauk 1981 S 102 Frisch Montauk 1981 S 52 Stefan Helge Kern Die Kunst der Tauschung Hochstapler Lugner und Betruger im deutschsprachigen Roman nach 1945 am Beispiel der Romane Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull Mein Name sei Gantenbein und Jakob der Lugner PDF 5 6 MB Dissertation Hannover 2004 S 196 Zitiert nach Stephan Max Frisch S 116 117 Frisch Montauk 1981 S 105 Uwe Johnson Zu Montauk In Walter Schmitz Hrsg Max Frisch Suhrkamp Frankfurt am Main 1987 ISBN 3 518 38559 3 S 339 Rolf Kieser Land s End Max Frischs Abschied von New York In Luis Bolliger Hrsg jetzt max frisch S 236 Frisch Tagebuch 1966 1971 S 253 254 Daniel de Vin Max Frischs Tagebucher Bohlau Koln 1977 ISBN 3 412 00977 6 S 75 Karin Tantow Lutz Tantow Max Frisch Ein Klassiker der Moderne Heyne Munchen 1994 ISBN 3 453 05755 4 S 181 182 Max Frisch Stiller Suhrkamp Frankfurt 2001 ISBN 3 518 39710 9 S 64 Petersen Max Frisch S 157 Reich Ranicki Max Frisch S 83 Petersen Max Frisch S 157 Heinz Ludwig Arnold Gescheiterte Existenzen Zu Montauk In text kritik 47 48 3 erweiterte Auflage 1983 ISBN 3 88377 140 6 S 108 111 Heinz Ludwig Arnold Was bin ich Uber Max Frisch Wallstein Gottingen 2002 ISBN 3 89244 529 X S 47 48 Volker Hage Max Frisch Rowohlt Hamburg 1997 ISBN 3 499 50616 5 S 126 Johnson Zu Montauk S 338 339 Haneborger Max Frisch Das Prosa Spatwerk S 65 Vgl Lioba Waleczek Max Frisch Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2001 ISBN 3 423 31045 6 S 144 145 Hage Max Frisch S 118 Vgl zum Abschnitt Petersen Max Frisch S 158 vom Hofe Zauber ohne Zukunft S 352 Hans Banzinger Leben im Zitat Zu Montauk Ein Formulierungsproblem und dessen Vorgeschichte In Gerhard P Knapp Hrsg Max Frisch Aspekte des Prosawerks Peter Lang Bern 1978 ISBN 3 261 02996 X S 281 Haneborger Max Frisch Das Prosa Spatwerk S 29 Stephan Max Frisch S 116 Frisch Montauk 1981 S 141 Reich Ranicki Max Frisch S 105 Reich Ranicki Max Frisch S 81 Reich Ranicki Max Frisch S 88 a b Reich Ranicki Max Frisch S 106 Josef Rattner Gerhard Danzer Europaische Kulturbeitrage im Deutsch schweizerischen Schrifttum von 1850 2000 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2003 ISBN 3 8260 2541 5 S 222 a b c Urs Bircher Mit Ausnahme der Freundschaft Max Frisch 1956 1991 Limmat Zurich 2000 ISBN 3 85791 297 9 S 201 Bircher Mit Ausnahme der Freundschaft Max Frisch 1956 1991 S 200 Rolf Michaelis Love Story und mehr In Die Zeit Nr 39 1975 Haneborger Max Frisch Das Prosa Spatwerk S 46 Dieter Fringeli Der neue alte Frisch In Basler Nachrichten vom 10 Oktober 1975 Ruedi Christen Max Frisch Journal I III In Luis Bolliger Hrsg jetzt max frisch Suhrkamp Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 518 39734 6 S 221 Heidenreich Max Frisch Stiller Mein Name sei Gantenbein Montauk S 131 133 Hellmuth Karasek Bekenntnisse auf Distanz In Der Spiegel Nr 40 1975 S 196 online Stephan Max Frisch S 117 118 Stephan Max Frisch S 121 Joachim Kaiser Stundenbuch einer spaten Liebe In Suddeutsche Zeitung vom 8 Oktober 1975 Literaturbeilage Max Frisch Journal I III Gesprache im Alter Memento vom 19 Dezember 2014 im Internet Archive Auf der Seite des Suhrkamp Verlags Max Frisch an Richard Dindo In Bolliger Hrsg jetzt max frisch S 226 227 Christen Max Frisch Journal I III S 222 Max Frisch Montauk Vollstandige Lesung von Felix von Manteuffel Der Horverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 86717 278 3 Montauk in der Horspiel Datenbank HorDat Max Frisch Montauk Horspiel von Leonhard Koppelmann 2 CDs Horbuch Hamburg Hamburg 2012 ISBN 978 3 86952 118 3 Christian Beck Sind wir nicht alle manchmal ein bisschen Hochstapler In persoenlich com 4 Marz 2017 Anna Maria Wallner Wieder eine Affare in Montauk In Die Presse vom 16 Januar 2015 Ekkehard Knorer Serienheft Countdown VII The Affair Memento des Originals vom 25 Januar 2019 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www cargo film de In Cargo vom 16 Dezember 2014 Werke von Max Frisch Liste der Schriften von Max FrischRomaneJurg Reinhart Die Schwierigen oder J adore ce qui me brule Stiller Homo faber Mein Name sei GantenbeinErzahlungenAntwort aus der Stille Bin oder Die Reise nach Peking Montauk Der Mensch erscheint im Holozan BlaubartTheaterstuckeSanta Cruz Nun singen sie wieder Die Chinesische Mauer Als der Krieg zu Ende war Graf Oderland Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie Biedermann und die Brandstifter Die grosse Wut des Philipp Hotz Andorra Biografie Ein Spiel TriptychonHorspiele und FilmvorlagenDer Laie und die Architektur Rip van Winkle Herr Biedermann und die Brandstifter Zurich TransitSonstige ProsaBlatter 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