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Aus dem Berliner Journal ist der Titel eines literarischen Tagebuchs des Schweizer Schriftstellers Max Frisch das 2014 im Suhrkamp Verlag veroffentlicht wurde Es besteht aus Aufzeichnungen aus den Jahren 1973 und 1974 Sie bilden nur einen Teil des gesamten Berliner Journals das den Zeitraum bis 1980 umspannt und fur dessen Veroffentlichung Frisch eine Sperrfrist von 20 Jahren beginnend mit seinem Tod am 4 April 1991 verfugt hat Im Mittelpunkt des Buchs stehen Frischs Umzug nach Berlin sowie die Begegnungen mit Kollegen aus dem Literaturbetrieb im West und Ostteil der Stadt Gestrichen wurden Auslassungen zu Frischs Privatleben was der Herausgeber Thomas Strassle mit Personlichkeitsrechten begrundet Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Hintergrund 3 Ausgaben 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten nbsp Max Frisch ca 1974 Die Aufzeichnungen beginnen am 6 Februar 1973 mit Frischs Umzug nach Berlin Friedenau in eine Wohnung in der Sarrazinstrasse 8 Mit seiner 28 Jahre jungeren Ehefrau Marianne hat der 61 jahrige Frisch die Schweiz verlassen in der es ihm zu eng geworden ist um in der deutschen Grossstadt einen Neuanfang zu wagen Nachdem die kollegiale Nachbarschaft mit Alfred Andersch im abgelegenen Berzona unter zu grosser Nahe gelitten hat pflegt er in Berlin Freundschaften zu Gunter Grass und Uwe Johnson seinem damaligen Lektor beim Suhrkamp Verlag Er trifft Hans Magnus Enzensberger und reist mehrfach nach Ost Berlin wo im Verlag Volk und Welt eine Auswahl seines zweiten Tagebuchs erscheinen soll Frisch bespricht sich mit dem Verlagsleiter Jurgen Gruner dem Lektor Roland Links und Hermann Kahler der ein Nachwort schreiben soll mit dem sich der sozialistische Verlag vom burgerlichen Schriftsteller distanzieren will Vor allem begegnet er im Osten aber Schriftstellerkollegen wie Jurek Becker Wolf Biermann Gunter Kunert sowie Christa und Gerhard Wolf zu denen er Freundschaften knupft Uwe Johnson hingegen der einst in den Westen geflohen ist begegnet den DDR Schriftstellern mit unversohnlichem Groll Die Situation der Menschen im geteilten Berlin die allgegenwartige Uberwachung und Zensur in der DDR unter der seine Kollegen zu leiden haben und die bis in jedes Gesprach hineinwirkt beeindruckt Frisch so sehr dass er Gedankenspiele uber ein geteiltes Zurich zu Papier bringt Hin und wieder erreichen ihn Nachrichten aus der Schweiz die er kritisch kommentiert so die Auseinandersetzung mit Karl Schmid um seine Rede Die Schweiz als Heimat anlasslich der Verleihung des Grossen Schillerpreises Frisch ist mit der Veroffentlichung des Dienstbuchleins beschaftigt Erste Entwurfe zur Erzahlung Der Mensch erscheint im Holozan unter den Arbeitstiteln Regen und Klima misslingen und werden vom Autor zuruckgezogen Daneben schreibt er vor allem Notizen an der Schreibmaschine findet er Halt In der Beziehung zu Marianne der Frisch sich unzumutbar fuhlt kommt es hingegen zu Spannungen Wiederholt thematisiert er seinen vergeblichen Kampf gegen den Alkohol das zunehmende Alter und die Erwartung eines nahen Todes Frisch plant eine Werkausgabe und rechnet damit dass sie erst postum erscheinen wird Die Aufzeichnungen enden am 26 Marz 1974 wenige Tage vor dem Aufbruch zu einer Lesereise in die USA von der Frisch glaubt es werde seine letzte Reise nach New York sein Hintergrund BearbeitenMax Frisch der zuvor bereits zwei literarische Tagebucher uber die Zeitraume 1946 1949 und 1966 1971 veroffentlicht hatte schrieb von Februar 1973 bis April 1980 ein weiteres Tagebuch dem er den Titel Berliner Journal verlieh Die Aufzeichnungen umfassen den Zeitraum von seinem Umzug nach Berlin uber die in der Erzahlung Montauk verarbeitete USA Reise auf der er seine spatere Lebensgefahrtin Alice Locke Carey kennenlernte bis zum Ende seiner Ehe mit Marianne die 1979 geschieden wurde In einem Interview mit Volker Hage liess Frisch im August 1981 erstmals den Inhalt des unveroffentlichten Journals verlauten Das Tagebuch hat sehr viel mit der Ehe zu tun darum kann ich es nicht vorlegen will es auch nicht Das Ganze ist eine Einheit alles geht ineinander uber ich kann da nicht einfach einen Teil herauslosen und ich mochte auch nicht bearbeitend herangehen Es ist eben kein Sudelheft sondern ein durchgeschriebenes Buch auch die privaten Sachen sind ins Reine geschrieben ausformuliert nicht einfach nur Notizen Der Zwang zur Formulierung ist wichtig sonst wird es das pure Selbstmitleid Das ist jetzt gesperrt bis zwanzig Jahre nach meinem Tod wegen der Beteiligten die dann weiter davon weg sind Max Frisch Interview mit Volker Hage 1 Max Frisch ubergab das Typoskript des Journals 1980 an die kurz zuvor gegrundete Max Frisch Stiftung Als Einziger hatte Frischs Freund Uwe Johnson Teile des Journals gelesen war jedoch vom Autor zum Stillschweigen verpflichtet worden In einem Brief an Johnson schrieb Frisch im Oktober 1980 Ich mochte dass die Kopie die Sie beim Notar hinterlegt haben in Ihren personlichen Besitz ubergeht lieber Uwe unter der Bedingung dass Sie dieses Journal niemand zeigen und wenn Sie als Einziger es gelesen haben mit niemand daruber sprechen Ich weiss nicht mehr was darin steht viel Krudes so vermute ich viel Selbstgerechtigkeiten Hoffentlich steht nichts darin was Sie verletzt Die spateren Hefte befassen sich nur noch mit Marianne bis zum Begrabnis meiner Hoffnung dass eine nacheheliche Freundschaft moglich sei Max Frisch Brief an Uwe Johnson vom 26 Oktober 1980 2 Als 2011 die 20 jahrige Sperrfrist nach Frisch Tod ablief nahm der Stiftungsrat Einblick in das Berliner Journal entschied sich jedoch gegen eine vollstandige Veroffentlichung Eine Auswahl der Eintrage der ersten beiden Jahre wurde der Offentlichkeit erstmals im Januar 2012 anlasslich einer Ausstellung in der Berliner Akademie der Kunste zuganglich gemacht In einer Pressemitteilung aus dem September 2011 begrundete die Max Frisch Stiftung ihre Entscheidung 3 Aus personlichkeitsrechtlichen Grunden kann das Berliner Journal als Ganzes nicht publiziert werden Ob wenigstens Teile daraus in einer Sammlung veroffentlicht werden bedarf weiterer Abklarungen Die entsperrten Bestande in Zurich sind aus juristischen Grunden vorderhand weder fur die Wissenschaft noch fur die Offentlichkeit zuganglich Max Frisch Stiftung Medienmitteilung vom 22 September 2011 Erst im Januar 2014 kam es zu einer Veroffentlichung von Teilen der ersten zwei von insgesamt funf Ringheften die das Berliner Journal im Original umfasst in einer Buchausgabe des Suhrkamp Verlags unter dem Titel Aus dem Berliner Journal Herausgeber war der Prasident der Max Frisch Stiftung Thomas Strassle unter Mitarbeit der Leiterin des Max Frisch Archivs Margit Unser In einem Nachwort der Ausgabe begrundete Strassle die Auslassungen erneut mit personlichkeitsrechtlichen Grunden Er sprach den entfallenen Passagen aber auch entgegen dem Urteil des Autors den Werkcharakter ab da sie nicht durchgearbeitet und somit nicht von allgemeinem literarischen Interesse seien Frisch Biograf Volker Weidermann kritisierte die Entscheidung mit der sich die Stiftung nach der Veroffentlichung der Entwurfe zu einem dritten Tagebuch im Jahr 2010 abermals uber den Willen des verstorbenen Autors hinweggesetzt habe 4 Ausgaben BearbeitenAus dem Berliner Journal Herausgegeben von Thomas Strassle Unter Mitarbeit von Margit Unser Suhrkamp Berlin 2014 ISBN 978 3 518 42352 3 Aus dem Berliner Journal Ungekurzte Lesung von Franziskus Abgottspon fur MDR Figaro Der Audio Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 86231 419 5 5 Weblinks BearbeitenRezensionsnotizen zu Aus dem Berliner Journal bei Perlentaucher Volker Weidermann Rezension FAZ Januar 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Volker Hage Max Frisch Sein Leben in Bildern und Texten Suhrkamp Berlin 2011 ISBN 978 3 518 42212 0 Max Frisch Uwe Johnson Der Briefwechsel 1964 1983 Hrsg von Eberhard Fahlke Suhrkamp Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 518 40960 3 S 227 Abschnitt samt Zitate Jorg Fessmann Max Frischs Berliner Journal In 100 Jahre Max Frisch Eine Ausstellung 14 Januar 11 Marz 2012 Pressedossier der Akademie der Kunste S 7 Volker Weidermann Ich merke schon meine Scham In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10 Januar 2014 Florian Welle Selbstzweifel in der Sarrazinstrasse in Suddeutsche Zeitung vom 7 Oktober 2014 V2 22Werke von Max Frisch Liste der Schriften von Max FrischRomaneJurg Reinhart Die Schwierigen oder J adore ce qui me brule Stiller Homo faber Mein Name sei GantenbeinErzahlungenAntwort aus der Stille Bin oder Die Reise nach Peking Montauk Der Mensch erscheint im Holozan BlaubartTheaterstuckeSanta Cruz Nun singen sie wieder Die Chinesische Mauer Als der Krieg zu Ende war Graf Oderland Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie Biedermann und die Brandstifter Die grosse Wut des Philipp Hotz Andorra Biografie Ein Spiel TriptychonHorspiele und FilmvorlagenDer Laie und die Architektur Rip van Winkle Herr Biedermann und die Brandstifter Zurich TransitSonstige ProsaBlatter aus dem Brotsack Tagebuch 1946 1949 Achtung Die Schweiz Offentlichkeit 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