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Reinhard Baumgart 7 Juli 1929 in Breslau Provinz Niederschlesien 2 Juli 2003 in Gavardo Italien war ein deutscher Schriftsteller Literatur und Theaterkritiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Auszeichnungen und Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBaumgart wurde als Sohn eines Arztes und einer Krankenschwester in einer Vorstadt von Breslau geboren Gegen Kriegsende wurde der Vater nach Konigshutte in Oberschlesien versetzt Auf der Flucht von dort uberlebte Baumgart als 15 Jahriger im Februar 1945 den grossen Bombenangriff auf Dresden Bei Verwandten im Allgau arbeitete er bis er wieder zur Schule gehen durfte Nach dem Abitur 1947 studierte Baumgart Geschichte Anglistik und Literaturwissenschaft an den Universitaten Munchen Glasgow und Freiburg wo er 1953 bei Walther Rehm uber die Ironie bei Thomas Mann promovierte Mann nahm die Dissertation wohlwollend zur Kenntnis wie den spater veroffentlichten Tagebuchern zu entnehmen ist Nach einem Jahr als Lektor fur Deutsch an der Universitat Manchester entschied sich Baumgart gegen eine Universitatslaufbahn Von 1955 bis 1962 arbeitete er als Lektor u a von Ingeborg Bachmann im Piper Verlag dann als freier Schriftsteller und Kritiker Ab 1957 wurde Baumgart von Hans Werner Richter regelmassig zu den Treffen der Gruppe 47 eingeladen als Verlagsvertreter Kritiker aber auch als Autor In der Offentlichkeit war er hauptsachlich bekannt als Literatur und Theaterkritiker Baumgart schrieb zunachst fur die Suddeutsche Zeitung eine Zeitlang in einer monatlichen Kolumne fur den Spiegel dann hauptsachlich in der Zeit Anfang der 1970er Jahre war er an der Seite u a von Dieter Lattmann vier Jahre lang stellvertretender Vorsitzer des Deutschen Schriftstellerverbandes der sich in dieser Zeit intensiv fur die Verbesserung der Situation von Autoren und Journalisten einsetzte u a entstand als Folge dieses Engagements die Kunstlersozialversicherung Baumgart bewegte sich in vielen literarischen und publizistischen Formen Sein einziger Roman Der Lowengarten 1961 wurde viel beachtet und ubersetzt 1962 veroffentlichte er sein zweites erzahlerisches Werk Hausmusik eine eigenwillig konstruierte Familienchronik aus der NS Zeit Dieses Buch wurde in der Zeit von Marcel Reich Ranicki entschieden verrissen was von Beobachtern auch als Resultat der Rivalitat dieser beiden damals einflussreichen und vom Typus her hochst unterschiedlichen Kritiker bewertet wurde Als Baumgart dann im Spiegel eine kritische Besprechung des Reich Ranicki Werkes Deutsche Literatur in Ost und West veroffentlichte wurde das von Reich Ranicki als Racheakt mit antisemitischem Hintergrund verstanden Nach diesem Konflikt schrieb Baumgart zunachst kaum noch fiktionale Prosa erst 1967 erschien ein weiterer Erzahlungsband Panzerkreuzer Potjomkin Er veroffentlichte Kritiken und Essays zur Literatur wurde u a 1966 von Adorno zur Frankfurter Poetikvorlesung eingeladen und wandte sich grundsatzlich gegen die damals starke Tendenz zur dokumentarischen Darstellung Die verdrangte Phantasie in der die selbststandige literarische Sprache kaum eine Rolle spielte In den 1970er und 1980er Jahren war er insgesamt acht Jahre lang Mitglied der Jury fur das Berliner Theatertreffen Erst 2002 veroffentlichte Baumgart wieder einen Band mit Erzahlungen Gluck und Scherben Das eigentliche das literarische Schreiben hatte ihn als Sehnsucht und Fluchtpunkt seiner Vielseitigkeit nie losgelassen Baumgart sagte gern dass er sich mit seinen haufigen Genre Wechseln zwischen alle Stuhle setzte Auch das Medium Film zog ihn theoretisch und praktisch an Alle seine filmischen Arbeiten beziehen sich auf historische Personen oder literarische Werke sind also in diesem Sinne nicht rein fiktional Mit dem Regisseur Michael Mrakitsch drehte Baumgart fur das Fernsehen zunachst einen Film uber Garcia Lorca dann zwei uber die Wahlverwandtschaften und Wilhelm Meister in einer Goethe Serie des Hessischen Rundfunks Es folgte das Drehbuch Sommer in Lesmona zu einer sechsteiligen Fernsehserie von Peter Beauvais nach den Tagebuchbriefen einer jungen Bremerin in den letzten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts in ihrem Filmdebut gespielt von Katja Riemann die Produktion wurde mit vier Adolf Grimme Preisen mit Gold ausgezeichnet unter anderem fur Baumgarts Drehbuch Das bereits filmisch bearbeitete Wahlverwandtschaftenthema griff Baumgart in einem Theaterstuck Wahlverwandtschaften wieder auf Ein weiteres Schauspiel Jettchen Geberts Geschichte entstand nach einem im Anfang des 20 Jh sehr beliebten Roman von Georg Hermann Urauffuhrung 1978 an der Freien Volksbuhne Berlin Nachdem Baumgart spat zum Richard Wagner Liebhaber geworden war schrieb er das Drehbuch Wahnfried Bilder einer Ehe das 1985 von Peter Patzak mit Otto Sander als Wagner verfilmt wurde nbsp Grab von Reinhard Baumgart auf dem Friedhof Heerstrasse in Berlin WestendVon 1990 bis zu seiner Emeritierung 1997 hatte Baumgart den ehemaligen Lehrstuhl fur Literaturwissenschaft von Walter Hollerer an der TU Berlin inne Sein Leben war gepragt von den kulturellen politischen vor allem linksintellektuellen Debatten und Spannungen seiner Zeit die auch in seinen personlichen Freundschaften zu Konflikten fuhrten so mit Uwe Johnson Martin Walser Jurgen Habermas Baumgart schrieb schliesslich seine Autobiographie Damals Ein Leben in Deutschland Diese wurde 2004 posthum veroffentlicht denn wenige Tage nachdem er die Arbeit an diesem Manuskript beendet hatte starb er vollig uberraschend am 2 Juli 2003 nach einem kurzen schweren Fieber vermutlich infolge einer Virusinfektion Die Beisetzung erfolgte auf dem landeseigenen Friedhof Heerstrasse in Berlin Westend Grablage 11 A 6 7 1 Reinhard Baumgart war seit 1954 verheiratet mit der Romanistin Ubersetzerin und Autorin Hildegard Baumgart und hat mit ihr zwei Tochter und einen Sohn Schriften BearbeitenAufsatze Zahlreiche Essays insbesondere fur die Hamburger Zeit Literatur fur Zeitgenossen Essays Suhrkamp Frankfurt M 1966 Die verdrangte Phantasie 20 Essays uber Kunst und Gesellschaft Luchterhand Darmstadt 1973 ISBN 3 472 61129 4 Liebesspuren Eine Lesereise durch die Weltliteratur Hanser Munchen 2000 ISBN 3 446 19920 9 Autobiografie Damals Ein Leben in Deutschland 1929 2003 Hanser Munchen 2004 ISBN 3 446 20451 2 Prosa Der Lowengarten Roman Dtv Munchen 1989 ISBN 3 423 10999 8 Nach d Ausg Olten 1961 Hausmusik Ein deutsches Familienalbum Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt M 1989 ISBN 3 596 29574 2 Nachdr d Ausg Olten 1962 Panzerkreuzer Potjomkin Zwolf Erzahlungen Luchterhand Neuwied 1967 Jettchen Geberts Geschichte Ein Stuck nach zwei Romanen von Georg Hermann In Theater heute Die Theaterzeitschrift Bd 19 1984 Heft 4 S 33 44 ISSN 0040 5507 Wahnfried Bilder einer Ehe Hanser Munchen 1984 ISBN 3 446 14310 6 Gluck und Scherben Drei lange Geschichten vier kurze Hanser Munchen 2002 ISBN 3 446 20207 2 Sachbucher Das Ironische und die Ironie in den Werken Thomas Manns Diss Universitat Freiburg im Breisgau 1953 Uberarbeitete Fassungen C Hanser Munchen 1964 Ullstein Frankfurt M 1974 ISBN 3 548 03085 8 Aussichten des Romans oder Hat Literatur Zukunft Frankfurter Vorlesungen Luchterhand Neuwied 1968 Glucksgeist und Jammerseele Uber Leben und Schreiben Vernunft und Literatur Hanser Munchen 1986 ISBN 3 446 14654 7 Selbstvergessenheit Drei Wege zum Werk Thomas Mann Franz Kafka Bertolt Brecht Hanser Munchen 1989 ISBN 3 446 15744 1 Auferstehung und Tod des Joseph Roth Drei Ansichten Hanser Munchen 1991 ISBN 3 446 16207 0 Deutsche Literatur der Gegenwart Kritiken Essays Kommentare 1959 1993 Hanser Munchen 1994 ISBN 3 446 17679 9 Addio Abschied von der Literatur Variationen uber ein altes Thema Hanser Munchen 1995 ISBN 3 446 18267 5 Auszeichnungen und Ehrungen Bearbeiten1983 Mitglied der Deutschen Akademie fur Sprache und Dichtung 1987 Johann Heinrich Merck Preis fur literarische Kritik und Essay 1988 Adolf Grimme Preis mit Gold fur Sommer in Lesmona zusammen mit Peter Beauvais Katja Riemann und Herbert Gronemeyer 1991 Friedrich Marker Preis fur EssayistenLiteratur BearbeitenIris Radisch Die Hoflichkeit des Herzens In Die Zeit Nr 29 2003 NachrufWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Reinhard Baumgart im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Reinhard Baumgart Archiv im Archiv der Akademie der Kunste BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 483 Normdaten Person GND 118507591 lobid OGND AKS LCCN n85125497 VIAF 76345195 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baumgart ReinhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und LiteraturkritikerGEBURTSDATUM 7 Juli 1929GEBURTSORT Breslau Provinz NiederschlesienSTERBEDATUM 2 Juli 2003STERBEORT Gavardo Italien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reinhard Baumgart amp oldid 225604308