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Mikronahrstoffe sind im Gegensatz zu den Makronahrstoffen wie Fett Kohlenhydrate und Eiweiss Stoffe die der pflanzliche tierische und menschliche Organismus aufnehmen muss ohne dass sie Energie liefern Zu den Mikronahrstoffen zahlen in erster Linie Vitamine Mineralstoffe Mengenelemente und Spurenelemente proteinogene Aminosauren und Omega Fettsauren 1 2 Mikronahrstoffe sind essentiell fur den Ablauf kataboler wie anaboler Reaktionen im Organismus Inhaltsverzeichnis 1 Rolle im Stoffwechsel 2 Versorgungslage mit Mikronahrstoffen 3 Mangelversorgung 3 1 Entstehung 3 2 Mangelerscheinungen 3 3 Oxidativer Zellstress 4 Vitalstoffe 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseRolle im Stoffwechsel BearbeitenMikronahrstoffe sind am Stoffwechsel innerhalb der Zellen und damit an den Grundfunktionen des biologischen Korpers beteiligt etwa dem Zellwachstum und der damit verbundenen Erneuerung von Haut Knochen Muskulatur Blutkorperchen der Nervenreizleitung sowie der Bildung von Sekreten und Botenstoffen Manche Mikronahrstoffe dienen als Cofaktoren d h niedermolekulare Substanzen welche zu einer biochemischen Reaktion beitragen z B Vitamin K fur Reaktionen der g Glutamylcarboxylase andere wie Niacin bilden Bausteine verschiedener Coenzyme NAD NADP manche Derivate von Vitaminen dienen direkt als Coenzyme z B Ubichinon 10 bzw Coenzym Q10 oder werden z B in Fermentationsprozessen wie der Sauerteig Garung durch Hefezellen gebildet z B Acetyl Coenzym A aktivierte Essigsaure aus Hefezellen Mikronahrstoffe sind damit fur die Funktion bestimmter Enzyme bzw exogener und endogener Enzymreaktionen essentiell Andere sind Bestandteile fur Hormone z B Jod als Bestandteil des Schilddrusenhormons als Elektrolyte oder als Antioxidantien Versorgungslage mit Mikronahrstoffen BearbeitenNach Einschatzung der Deutschen Gesellschaft fur Ernahrung ist Deutschland kein Vitaminmangelland entsprechende Krankheiten seien sehr selten 3 Auch das Bundesinstitut fur Risikobewertung 4 und das Deutsche Krebsforschungszentrum 5 sehen die Versorgung im Normalfall als ausreichend an Dennoch werden aus Sorge vor Mangelerscheinungen haufig Nahrungserganzungsmittel eingenommen Dies ist meist uberflussig lediglich fur bestimmte Nahrstoffe und Lebenssituationen kann dies sinnvoll sein etwa Folsaure in der fruhen Schwangerschaft oder Vitamin D bei Sauglingen und pflegebedurftigen Menschen In Deutschland kommen bezuglich Vitamin D allerdings weitere Risikofaktoren hinzu wie etwa die geographische Lage und eine zu geringe Sonnenexposition aufgrund bestimmter Lebensgewohnheiten sodass hier neben den genannten Risikogruppen auch fur weitere Teile der Bevolkerung ein Defizit im Jahresverlauf festgestellt werden kann 6 Mangelversorgung BearbeitenEntstehung Bearbeiten Normalerweise werden Mikronahrstoffe dem menschlichen Korper bei ausgewogener Ernahrung ausreichend zugefuhrt da sie in naturlichen Nahrungsmitteln in grossen Mengen enthalten sind Am Beispiel der Inhaltsstoffe von 100 Gramm Apfel frisch ungeschalt lasst sich ersehen dass neben den dort vorhandenen naturlichen Kohlenhydraten Zuckerarten als Energielieferanten zur o g Verstoffwechselung derselben eine Vielzahl von Mikronahrstoffen in ausreichender Menge vorhanden sind Eine Unterversorgung bleibt ohne akute Krankheits Symptome einer Mangelernahrung wenn und solange der Korper auf Depots z B in Knochen Zahnen Bindegewebe Haut Leber und Muskulatur zuruckgreifen kann Bei weitem nicht alle Mikronahrstoffe konnen mittels aufwandigerer Stoffwechselschritte selbst synthetisiert werden falls moglich werden dann ebenfalls Mikronahrstoffe verbraucht Bei den Vitaminen konnen z B elf von 13 organischen Verbindungen auf keine Weise vom Organismus selbst synthetisiert werden Sowohl der Zugriff auf o g Depots an Mikronahrstoffen als auch zweitens die teilweise Moglichkeit zur eigenen Synthetisierung ermoglicht dem Korper uber eine gewisse Zeit und in gewissem Umfang eine Kompensation fehlender Versorgung Kommt es durch langere oder chronische Krankheit oder sonstige korperliche Stresszustande durch z B Rauchen Umweltgifte metabolischer und oxidativer Stress 7 8 zu erhohtem Verbrauch an Mikronahrstoffen oder fehlt durch zu geringe Zufuhr bei langerer Mangelernahrung einer oder mehrere dieser Stoffe oder ist dessen Zufuhr erheblich eingeschrankt so entwickelt sich ein Defizit an Mikronahrstoffen Dann kommt es je nach Umfang zu mehr oder weniger schwerwiegenden Mangelerscheinungen Mangelernahrung tritt z B bei zu haufigem oder in Relation ubermassigem Verzehr von in der Natur unbekannten leeren Energietragern umgangssprachlich auch leere Kalorien genannt auf Dabei handelt es sich um industriell hergestellte Produkte mit Gehalt an Makronahrstoffen welche zwar fur deren Verstoffwechselung Mikronahrstoffe verbrauchen selbst jedoch keinen oder nur ungenugenden Gehalt an Mikronahrstoffen aufweisen haufig in Form von Kohlenhydraten bzw kohlenhydrathaltigen Lifestyle Produkten wie Cola Limo Kartoffelchips Tutennudeln etc Da potenziell weiterhin Mikronahrstoffe entdeckt werden 9 und kunstliche Zugaben vor allem bezuglich ihrer Dosierung umstritten sind konnen selbst als mit Vitamin xy oder ahnlich beworbene Produkte den naturlichen Nahrungsmitteln nicht als gleichwertig angesehen werden Zudem lassen sich durch ihren Verzehr sowohl Mangelerscheinungen als auch Uberdosierungen u a Hypervitaminosen nicht ausschliessen Mangelerscheinungen Bearbeiten Bei insbesondere langerfristigem und chronischem Vitalstoffmangel u a Hypovitaminose treten Storungen des Stoffwechsels auf Beispielsweise Skorbut bei starkem Mangel an Vitamin C u a Blutgerinnungsstorungen wegen zahlreicher Protein Synthesestorungen durch Vitamin K Mangel vgl Vit K Funktionen beim Menschen anschaulich auch bei den in Rattengift eingesetzten Cumarinen Ein weiteres Beispiel sind Rachitis sowie Storungen des Immun und Hormonsystems durch Vitamin D Mangel mit Auswirkungen auch auf den Mineralstoffwechsel vgl mangelhafte Calciumregulation bei Hyperparathyreoidismus mit Abbau von Knochen und Zahnsubstanz Ebenso kann ein Mangel an Mineralstoffen zu Storungen fuhren die fur das jeweilige Mineral spezifisch sind siehe z B Eisenmangel Kaliummangel Selenmangel Jodmangel Oxidativer Zellstress Bearbeiten Oxidativer Stress erzeugt Zellschaden und gilt nach der Theorie der freien Radikale nicht nur als mitverantwortlich fur das Altern sondern wird auch in Zusammenhang mit der Entstehung von Krankheiten gebracht Einen Schutz vor Schadigungen durch freie Radikale stellt das korpereigene Abwehrsystem dar Ausser endogen gebildeten Antioxidantien wirken im Abwehrsystem bestimmte Mikronahrstoffe als Radikalfanger und Reduktionsmittel Basierend auf den Ergebnissen aus Fallkontroll und Kohortenstudien gibt es Hinweise darauf dass die antioxidativen Vitamine C E und die Carotinoide in der Primarpravention von Herz Kreislauferkrankungen und Krebs eine Rolle spielen 10 Vitalstoffe BearbeitenDer Begriff Vitalstoffe wurde 1935 von dem Chemiker Hans Adalbert Schweigart als Sammelbezeichnung fur chemisch uneinheitliche Stoffe die eine Rolle im Stoffwechsel spielen eingefuhrt 1954 grundete Schweigart die Internationale Gesellschaft fur Nahrungs und Vitalstoff Forschung IVG In der Zeitschrift der IVG wurde der Begriff erstmals 1956 erwahnt Als Vitalstoffe galten demnach biologisch hochwichtige Substanzen zu denen neben Wasser und Sauerstoff die primar fur die Pflanze notwendige Kohlensaure die exogen essentiellen Amino und Fettsauren die Vitamine und Mineralstoffe einschliesslich Spurenelemente und endogen essentiellen Enzyme und Hormone gehoren 1957 definierte dann der wissenschaftliche Rat der Gesellschaft Vitalstoffe sind uberwiegend als Biokatalysatoren in Zellen und Geweben bei Anwesenheit von Wasser Sauerstoff und Kohlensaure letztere bei Pflanzen wirksame lebenswichtige Bestandteile Dazu gehoren nach bisherigen Feststellungen Enzyme Co Enzyme Vitamine Hormone exogen essentielle Aminosauren exogen essentielle Fettsauren Haupt und Spurenelemente Duft und Geschmacksstoffe 11 Zwei Jahre spater kritisierte die Deutsche Gesellschaft fur Ernahrung DGE den Begriff als ungenau und lehnte die darauf aufbauende dynamische Ernahrungslehre ab Dennoch wird die Bezeichnung bis heute vereinzelt in der Literatur benutzt vor allem in Zusammenhang mit der sogenannten Orthomolekularen Medizin Die Definition unterscheidet sich dabei von Autor zu Autor 11 Max Otto Bruker etwa Begrunder der vitalstoffreichen Vollwertkost bezeichnete neben Vitaminen Mineralstoffen Spurenelementen Enzymen ungesattigten Fettsauren und Aromastoffen auch Ballaststoffe als Vitalstoffe 12 Der Begriff ist fur den wissenschaftlichen Gebrauch ungeeignet da er eine grosse Anzahl Substanzen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zusammenfasst 13 Die Brockhaus Enzyklopadie digital definiert ihn als unprazise Bezeichnung fur mehrere Gruppen von Wirkstoffen v a Vitamine essenzielle Amino und Fettsauren die fur den Aufbau und die physiologischen Funktionen der lebenden Zellen und des gesamten Organismus notwendig sind 14 Die IVG fuhrte ausserdem den Begriff Antivitalstoffe ein und verstand darunter Substanzen die durch unerwunschtes Eingreifen im Zellgeschehen den von Natur aus gesicherten Ablauf hemmen zerstoren oder auch uberfordern 15 Dieser Begriff setzte sich nicht durch Siehe auch BearbeitenNahrwert Nahrstoff Pflanze Literatur BearbeitenNIH State of the Science Panel National Institutes of Health State of the Science Conference Statement Multivitamin Mineral Supplements and Chronic Disease Prevention In The American Journal of Clinical Nutrition Band 85 Nr 1 2007 S 257S 264S PMID 17209206 Volltext abgerufen am 5 Februar 2013 Bruce N Ames Low micronutrient intake may accelerate the degenerative diseases of aging through allocation of scarce micronutrients by triage In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 103 Nr 47 21 November 2006 S 17589 17594 doi 10 1073 pnas 0608757103 Weblinks BearbeitenBewertung von Vitaminen und Mineralstoffen in Lebensmitteln In Bundesinstitut fur Risikobewertung Abgerufen am 6 Januar 2022 Einzelnachweise Bearbeiten European Food Information Council Makro und Mikronahrstoffe Memento vom 15 Februar 2015 im Internet Archive Max Rubner Institut Bioaktive Substanzen in Fleisch Memento vom 22 Dezember 2014 im Internet Archive Deutsche Gesellschaft fur Ernahrung e V Deutschland ist kein Vitaminmangelland Memento des Originals vom 22 Februar 2013 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dge de Bundesinstitut fur Risikobewertung Gesundheitliche Bewertung von Nahrungserganzungsmitteln Vitamine Spurenelemente und Krebs K ein Plus fur die Gesundheit Memento des Originals vom 19 Juli 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www krebsinformationsdienst de Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ Heidelberg 3 November 2011 Abgerufen am 3 September 2014 Martina Rabenberg et al Vitamin D status among adults in Germany results from the German Health Interview and Examination Survey for Adults DEGS1 In BMC Public Health Band 15 Nr 1 Dezember 2015 S 1 15 doi 10 1186 s12889 015 2016 7 Scinexx de University of Rochester Medical Center 10 Februar 2005 Umweltgifte erhohen Parkinson Risiko PCBs und Pestizide machen Gehirnzellen anfalliger fur Schaden Scinexx de Universitat Zurich 22 Mai 2007 Enzym gegen Krebs entdeckt Schutzschild wirkt gegen oxidativen Stress Takaoki Kasahara und Tadafumi Kato A new redox cofactor vitamin for mammals In Nature Band 422 Nr 6934 2003 S 832 doi 10 1038 422832a Neues B Vitamin entdeckt Auf wissenschaft de vom 24 April 2003 abgerufen am 9 September 2019 Monika Eichholzer Antioxidanzien in der Pravention von Herz Kreislauf Krankheiten und Krebs Epidemiologische Beweislage In Schweizer Zeitschrift fur Ernahrungsmedizin SZE 8 5 12 20 a b Jorg Melzer Vollwerternahrung Diatetik Naturheilkunde Nationalsozialismus sozialer Anspruch Stuttgart 2003 S 311 Claus Leitzmann Markus Keller Andreas Hahn Alternative Ernahrungsformen 2 Auflage Georg Thieme Verlag 2005 S 167 ISBN 3 8304 5324 8 Brockhaus Ernahrung Artikel Vitalstoffe 2 Aufl 2004 Vitalstoffe In Brockhaus Enzyklopadie digital Bibliographisches Institut amp F A Brockhaus AG 2002 Jorg Melzer Vollwerternahrung Diatetik Naturheilkunde Nationalsozialismus sozialer Anspruch Stuttgart 2003 S 315 f Normdaten Sachbegriff GND 1113692197 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mikronahrstoff Medizin amp oldid 234184698