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Maria Clara von Spaur Pflaum und Valor haufig auch Maria Clara von Spaur Pflaum und Vallier um 1590 14 Dezember 1644 in Koln war Furstabtissin von Essen und Abtissin der Frauenstifte Nottuln und Metelen Bleibendes Vermachtnis ihrer von Gegenreformation und Dreissigjahrigem Krieg gepragten Amtszeit ist ein Reliquiar im Essener Domschatz Das Wappen der Freiherren von Spaur Pflaum und Valor auf dem Fuss des von Maria Clara gestifteten Reliquiars Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Wahl zur Abtissin von Essen 1 2 Amtsfuhrung 2 Das Cosmas und Damian Reliquiar 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMaria Clara entstammte einem Sudtiroler Adelsgeschlecht das jedoch nicht dem Hochadel angehorte Ihr Vater Leo Freiherr von Spaur Pflaum und Valor war in kaiserlichen Diensten zu Ansehen gelangt ihre Mutter war Juliane Barbara Grafin Frederici Das Geschlecht war streng katholisch Maria Claras Bruder Christoph war Domherr in Brixen wo Verwandte auch schon Bischofe gewesen waren Trotzdem war Maria Claras Abstammung aus einem nur freiherrlichen Geschlecht fur das katholische Stift Essen das sich im Laufe des Spatmittelalters und der Fruhen Neuzeit zu einem hochadeligen Stift entwickelt hatte nicht vornehm genug Die Aufnahme Maria Claras in Essen der spater ihre Schwestern Veronika und Catharina und ihre Nichte Hieronyma folgen sollten bedeutete fur die Familie von Spaur daher einen sozialen Aufstieg Dass Maria Clara die vermutlich am 7 Oktober 1600 bereits im Stift Buchau aufgenommen worden war trotz ihrer geringen Herkunft in das Essener Stift eintreten konnte hatte religionspolitische Grunde Bei der Wahl der Abtissin Elisabeth von Bergh s Heerenberg 1604 hatten sich in Essen gegenreformatorische Krafte durchgesetzt Zu den Wahlversprechen die man Elisabeth von Bergh auferlegt hatte gehorte dass sie nur katholische Stiftsdamen mit Prabenden versehen durfe diese Auflage diente dazu wieder eine katholische Mehrheit bei den Stiftsdamen zu erreichen Uber die Aufnahme neuer Stiftsdamen hatte jedoch nicht die Abtissin sondern das Kapitel unter Vorsitz der Propstin zu entscheiden Die Propstin Felicitas von Eberstein gehorte jedoch dem reformierten Glauben an und blockierte auch darum die Aufnahme Maria Claras Elisabeth von Bergh entzog der Propstin daraufhin am 12 Dezember 1607 eine ihrer Prabenden und wies diese Maria Clara zu Damit verstiess Elisabeth zwar gegen die Regeln des Stiftes zumal auch keine Aufschworung Maria Claras vorlag setzte diese aber als Stiftsdame durch Im Stift Rellinghausen einer Essener Tochtergrundung das auch dem niederen Adel offenstand hatte Maria Clara weniger Schwierigkeiten dort ist sie bereits 1607 als Propstin genannt 1608 versuchte ihre Familie Maria Clara auch im Stift Vreden unterzubringen dort aufgenommen wurde sie jedoch erst 1612 Ein Jahr zuvor hatte Maria Clara in Essen das Amt einer Dechantin erhalten 1613 wurde schliesslich auch die Ahnenprobe Maria Claras in Essen nachgereicht Eine solche Kumulation von Prabenden war nicht ungewohnlich sie diente sowohl der wirtschaftlichen Absicherung der Stiftsdamen wie auch dem Prestige der Familien Wahl zur Abtissin von Essen Bearbeiten Am 12 Janner 1614 verstarb Elisabeth von Bergh Furstabtissin von Essen Abtissin von Freckenhorst und Nottuln sehr uberraschend im Alter von nur 33 Jahren Im Stift Essen verstandigte man sich bereits an ihrem Todestag auf den 11 Februar als Wahltag fur die Wahl einer neuen Abtissin Wahlchancen rechnete sich neben Maria Clara die Propstin Felicitas von Eberstein aus die bereits zehn Jahre zuvor bei der Wahl Elisabeth von Berghs gescheitert war Felicitas war reformierten Glaubens Sie hatte die Unterstutzung des Essener Stadtrats da sich die Stadt Essen als Freie Reichsstadt und somit unabhangig vom Stift Essen betrachtete und sich 1563 der Reformation angeschlossen hatte Ausserdem hoffte Felicitas von Eberstein auf die Unterstutzung von einem der Stiftsvogte des Kurfursten von Brandenburg Die Vogtei uber das Stift hatte bis 1609 bei den Herzogen von Julich Kleve Berg gelegen diese waren aber mit dem Tode des letzten Herzogs Johann Wilhelm von Julich Kleve Berg am 25 Marz 1609 ausgestorben Aufgrund des Dortmunder Rezesses stand die Vogtei dem Kurfursten Johann Sigismund von Brandenburg einem Reformierten und Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg der im Juli 1613 heimlich vom Lutheraner zum Katholizismus konvertiert war gemeinsam zu Die Neuwahl der Essener Abtissin fiel damit mitten in den Julich Klevischen Erbfolgestreit In dieser Situation war die Essener Abtissinnenwahl von hoher politischer Brisanz Die katholischen Krafte wurden zugig aktiv um die Wahl einer ihnen genehmen Abtissin zu erwirken Am 30 Januar traf in Essen ein Mandat Kaiser Matthias ein in welchem dem Stift die Wahl einer katholischen Abtissin nahegelegt wurde andernfalls werde es sich in hochste beschwar und ungelegenheit sturtzen 1 Wenige Tage spater schickte der Generalvikar des Erzbistums Koln am 3 Februar auf Bitten Maria Claras ebenfalls ein Mandat dass das Erzbistum nur eine Wahl nach den Vorschriften des Tridentinums akzeptieren werde Zwei Tage vor der Wahl traf dann Johannes von Darl der kolnische Statthalter des Vestes Recklinghausen in Essen ein Ihm gelang es am Tag darauf einen Vertrag zwischen der Propstin Felicitas von Eberstein und den ubrigen Stiftsdamen zu vermitteln in dem der Propstin die Gewahrleistung ihrer Rechte und Einkunfte zugesagt wurde Dieser Vertrag war allerdings keine Wahlkapitulation Maria Claras da sie ihn nach ihrer Wahl nicht unterzeichnete Am Wahltag selbst verstandigten sich die katholischen Stiftsdamen darauf dem Jesuitenorden in Essen Platz zum Wohnen und fur eine Schule zuzuweisen Diesen vielfaltigen Bemuhungen zugunsten Maria Claras hatte Felicitas von Eberstein nichts entgegenzusetzen Der Kurfurst von Brandenburg schickte zwar Gesandte nach Essen diese trafen jedoch erst nach der Wahl ein und reisten unverrichteter Dinge wieder ab Mit dem Vertrag vom 10 Februar gab Felicitas ihre Bemuhungen auf die Wahl Maria Claras in Essen am nachsten Tag war damit sicher Auf Begeisterung stiess Maria Claras Wahl in der Stadt Essen nicht Bei ihrem festlichen Einzug in die Stadt am 14 Oktober musste Maria Clara von spanischer Reiterei begleitet werden die zwei Essener Burger erschoss Ihre papstliche Bestatigung war bereits am 18 Juli in Essen eingetroffen die kaiserliche Bestatigung folgte erst 13 Jahre spater Im Stift Nottuln dessen Abtissinnenwurde ebenfalls Elisabeth von Bergh innehatte stiess Maria Claras Wahl ebenfalls auf Schwierigkeiten Ferdinand von Bayern Erzbischof von Koln und Bischof von Munster setzte das dortige Kapitel allerdings erfolgreich unter Druck Amtsfuhrung Bearbeiten Maria Claras Amtszeit teilt sich in zwei Halften Bis 1629 war sie Abtissin in Essen danach Abtissin von Essen da sie aufgrund des Vordringens protestantischer Streitkrafte im Dreissigjahrigen Krieg das Stift verliess und bis zu ihrem Tod in Koln residierte Bereits kurz nach ihrer Wahl wurde der Kapuziner Orden nach Essen gerufen der im ehemaligen Beginen Konvent Im Kettwig nahe dem Kettwiger Tor im Suden der Stadt angesiedelt wurde Maria Clara beschenkte diese wie auch die Jesuiten grosszugig mit Stiftseigentum 1616 und 1624 erliess Maria Clara restriktive Religionsordnungen fur das Stiftsgebiet die wie gleichzeitige ahnliche gegenreformatorische Ordnungen im Erzbistum Koln das Ziel hatten den katholischen Glauben wiederherzustellen 2 Im Konvent selbst war Ruhe eingekehrt Felicitas von Eberstein die protestantische Propstin hatte sich nach Herford wo sie seit 1604 selbst Abtissin war zuruckgezogen und verstarb dort 1621 Die wenigen verbliebenen Protestantinnen im Konvent sahen sich durch Neuaufnahmen weiterer katholischer Stiftsdamen darunter auch einer Nichte der Abtissin einer stabilen katholischen Mehrheit gegenuber Streit gab es jedoch auch mit der Nachfolgerin Felicitas von Ebersteins der seit 1616 zunachst als katholischen Gegenpropstin eingesetzten und 1621 dann auch gewahlten Johanna Helena von Staufen Grund hierfur war die Machtfulle des Essener Propsteiamtes das zum einen mit reichen Eigengutern verbunden war zum anderen aber auch das Recht beinhaltete im Namen des Damenkapitels die Prabenden an neue Stiftsdamen zu vergeben und davor deren standesgemasse Abkunft zu prufen In den Entwurfen der Stiftsstatuten die unter Maria Clara aufgesetzt wurden wurden diese Kompetenzen vermindert und die Propstin deutlicher der Abtissin unterstellt Die Propstin sollte der Abtissin Gehorsam geloben und deren Bestatigung einholen Ab 1638 kam der Abschluss einer Wahlkapitulation der Propstin hinzu Die Vergaben von Prabenden an Bewerberinnen aus Tirol und Burgund durch Maria Clara fuhrte zu einem Konflikt mit den benachbarten katholischen Reichsgrafen die ihre Interessen in Essen gefahrdet sahen 1629 versuchte Maria Clara die Aufnahme von Tochtern aus dem Haus Salm Reifferscheidt darunter der spateren Abtissin Anna Salome zu blockieren Die Grafen von Salm Reifferscheid und Manderscheid Blankenheim drohten daraufhin sogar mit einer Klage beim Kaiser 1633 gab die inzwischen nach Koln gefluchtete Abtissin schliesslich nach nbsp Im Kolner Kloster Mariengarten residierte Maria Clara von 1629 bis zu ihrem Tod 16441627 fluchtete Maria Clara nach Koln da protestantische niederlandische Truppen auf Essen vorruckten und sich die katholischen spanischen Truppen aus Essen zuruckzogen Bei der Flucht nahm Maria Clara den Stiftsschatz und die Kanzleiakten mit Als sich das Kriegsgluck 1629 gewendet hatte kehrte sie nochmals im Schutz katholischer Truppen kurz nach Essen zuruck Danach zog sie mit den Truppen in die seit 1563 protestantische St Gertrudiskirche liess dort die Kanzel auspeitschen und wieder die katholische Messe lesen 3 Dieses Zwischenspiel war jedoch kurz da die protestantischen Truppen verstarkt zuruckkehrten Maria Clara begab sich nach Koln zuruck wo sie bis zu ihrem Tod blieb In Koln lebte sie im Kloster Mariengarten gab aber die Anspruche als Essener Abtissin nicht auf Im Mai 1634 wurden bei der grossen Reliquienprozession in Koln anlasslich des von Papst Urban VIII verkundeten Jubeljahres die Essener Reliquien darunter der uberaus prachtige Marsus Schrein der selbst im Kreis der prunkvollen Kolner Schreine fur Aufsehen sorgte 4 in der Prozession mitgefuhrt Bei dieser Gelegenheit verfasste Aegidius Gelenius die praziseste Beschreibung dieses 1797 verlorenen gegangenen Schreines Nach dem Tod der Propstin Johanna Helena von Staufen 1639 liess Maria Clara das Propsteiarchiv nach Koln schaffen und verlangte dass auch Kapitelsitzungen in Zukunft nur am Aufenthaltsort der Furstabtissin erfolgen sollten Maria Clara starb am 14 Dezember 1644 in ihrem Kolner Exil Ihr Grab befand sich in der nach 1800 niedergelegten Kolner Kapuzinerkirche Zu ihrer Nachfolgerin wurde noch in Koln Anna Eleonore von Staufen gewahlt Das Cosmas und Damian Reliquiar Bearbeiten nbsp Das Cosmas und Damian Reliquiar in der Ausstellung Gold vor Schwarz 2008Maria Clara von Spaur stiftete 1643 ein silbernes Reliquiar fur den Essener Stiftsschatz das noch heute jedes Jahr am 8 Juli dem Festtag der beiden Patrone des Essener Doms in der Liturgie zum Einsatz kommt Das Reliquiar dem Georg Humann 1904 bescheinigte es weise weder Geschmack in der Erfindung noch Sorgfalt in der Ausfuhrung auf ist teilweise aus wieder verwendeten Teilen zusammengesetzt und im Typ fur seine Zeit ungewohnlich 5 Das Reliquiar ist 45 cm hoch und am Fuss 23 5 cm breit Es besteht aus zwei Teilen die aus unterschiedlichen Silberlegierungen bestehen und daher im Farbton voneinander abweichen Der Fuss und Schaft des Reliquiars haben einen hoheren Silbergehalt Einzelformen wie der sternformige Schaftzwickel weisen auf ein Entstehen des Fusses im ersten Viertel des 16 Jahrhunderts Der Fuss wurde daher bei der Erschaffung des Reliquiars von einem alteren Ostensorium ubernommen Maria Clara liess diesen Fuss durch Gravuren verzieren Auf der rechten Seite des Fusses ist die Heilige Clara graviert auf der linken Seite des Fusses befindet sich das Wappen der Familie von Spaur Pflaum und Valor Die Gravuren werden durch eine gravierte Inschrift verbunden die den Konturen des Fusses folgt MARIA CLARA DEI GRATIA ABBATISSA NATA EX COMITIBUS DE SPAUR ME FIERI FECIT ANNO 1643 Maria Clara Abtissin von Gottes Gnaden geboren aus dem Grafengeschlecht von Spaur befahl im Jahr 1643 mich anzufertigen Das Reliquiar ist ein Dreiturmreliquiar das in den seitlichen Glaszylindern Reliquien des Heiligen Cosmas und des Heiligen Marsus und in den mittleren ubereinander liegenden Glaskapseln Schadelreliquien Cosmas und Damians enthalt Auf den Helmen der Turme befinden sich Statuen der Heiligen Cosmas und Damian und in der Mitte Marias Das Reliquiar wurde wie das Beschauzeichen unter dem Fuss nachweist in Koln gefertigt Es entstand damit wahrend des Exils der Abtissin Das ikonographische Programm des Reliquiar ist vor diesem Hintergrund zu verstehen Es enthalt die Reliquien der Stifts und Stadtpatrone Cosmas und Damian sowie Marsus dessen kostbares Sammelreliquiar die wichtigsten Essener Reliquien zeitweise sogar das Richtschwert der Stiftspatrone barg und damit die wichtigsten im Stift Essen verehrten Heiligen die unter der zentralen Figur Marias die sowohl Namenspatronin der Abtissin wie weitere Stiftspatronin war versammelt sind Es verdeutlichte damit das Fortbestehen des Herrschaftsanspruchs Maria Claras uber das Stift Essen und ermoglichte gleichzeitig die Ausubung ihrer mit dem Amt verbundenen Pflichten im Exil Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Spaur Clara Maria In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 36 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1878 S 94 f Digitalisat Ute Kuppers Braun Frauen des hohen Adels im kaiserlich freiweltlichen Damenstift Essen 1605 1803 Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung Munster 1997 ISBN 3 402 06247 X Marion Boschka Das Cosmas und Damian Reliquiar von 1643 aus dem Essener Domschatz In Birgitta Falk Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg wie das Gold den Augen leuchtet Schatze aus dem Essener Frauenstift Klartext Verlag Essen 2007 ISBN 978 3 89861 786 4 Einzelnachweise Bearbeiten HSDu EA 34 fol 248f hier zitiert nach Kuppers Braun Frauen S 131 Kuppers Braun Frauen des Hochadels S 264 Mews Die Essener Marktkirche EB 78 1962 S 12 Beuckers Der Essener Marsus Schrein S 1f Boschka S 257Normdaten Person GND 1018388095 lobid OGND AKS VIAF 220793580 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spaur Pflaum und Valor Maria Clara vonALTERNATIVNAMEN Spaur Maria Clara vonKURZBESCHREIBUNG Furstabtissin von EssenGEBURTSDATUM um 1590STERBEDATUM 14 Dezember 1644STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria Clara von Spaur Pflaum und Valor amp oldid 214641352