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Das Schwert des Essener Domschatzes haufig als Richtschwert der Heiligen Cosmas und Damian bezeichnet war das Zeremonialschwert der Abtissinnen des Damenstifts Essen Es handelt sich um ein kunsthistorisch wie schmiedetechnisches Einzelstuck das zudem fur die Stadt Essen stadtgeschichtlich bedeutend ist Das Zeremonialschwert des Essener DomschatzesNahaufnahme des Griffs mit abgenommenem KnaufDas aus der Zeit der Ottonen stammende Schwert das heute in seiner goldbeschlagenen Scheide in der Essener Domschatzkammer ausgestellt ist wurde 1988 in einem Forschungsprojekt unter Leitung des damaligen Essener Domkapitulars Alfred Pothmann fachubergreifend untersucht Bei diesen Untersuchungen wurden umfangreiche Erkenntnisse zur Schmiedetechnik und zur Geschichte des Schwerts gewonnen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die ursprungliche Waffe 2 1 Das Schwert 2 2 Schmiedetechnik 2 3 Schleiftechnik 2 4 Einsatz des Schwerts 3 Die Umwidmung zum Kunstwerk 3 1 Technik der Verzierungen 3 2 Die Schwertscheide 4 Restaurierung und Forschung 4 1 Abmessungen 4 2 Metallurgische Untersuchungen 4 2 1 Parierstange 4 2 2 Knauf 4 2 3 Klinge 4 3 Zustand von Scheide und Griff 4 4 Formenkundliche Analyse 4 5 Zusammenfassung 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Schwert gelangte wahrscheinlich 993 als Geschenk des spateren Kaisers Otto III an das Stift Essen Der Besuch Ottos III im Stift Essen dem seine Verwandte Mathilde vorstand stand nach neuerer Forschung vermutlich im Zusammenhang mit der Einrichtung einer Memorialstiftung fur Otto II zu der auch der nicht mehr erhaltene goldene Schrein des Hl Marsus gehorte Nach der Essener Uberlieferung gelangte bei dem Besuch auch die Krone der Goldenen Madonna nach Essen Die Umstande der Schenkung wie auch die Herkunft des Schwerts scheinen bereits fruh in Vergessenheit geraten zu sein Zeugnisse aus der Fruhzeit der Stiftsgeschichte uber die Verwendung des Schwerts gibt es nicht Das Essener Liber Ordinarius aus dem 14 Jahrhundert das die sakrale Verwendung der Gegenstande des Essener Stiftsschatzes dokumentiert erwahnt das Schwert nicht Hieraus wird geschlossen dass es zu dieser Zeit noch nicht als Reliquie angesehen wurde Gegen Ende des 15 Jahrhunderts war der weltliche Ursprung des Schwerts vergessen man glaubte nunmehr das Schwert sei eine Reliquie namlich das Richtschwert der im 3 Jahrhundert hingerichteten Stiftspatrone Cosmas und Damian Dieses ergibt sich aus der Inschrift Gladius cum quo decollati fuerunt nostri patroni Das Schwert mit dem unsere Patrone enthauptet wurden und den auf den spatgotischen Ausbesserungen des Scheidenmundblechs der Einfassung der Offnung der Schwertscheide eingravierten Figuren der beiden Heiligen Das Reliquienverzeichnis des Essener Stifts vom 12 Juli 1626 verzeichnet das Schwert unter der Nr 55 als Gladius sanctorum Cosmae et Damiani Als Reliquie wurde das Schwert auch bei Prozessionen mitgefuhrt die Beschadigungen an dem Schwert stammen hauptsachlich aus dieser Zeit Schwerter galten bereits im fruhen Mittelalter in Anlehnung an eine Bibelstelle Romer 13 4 EU als Herrschaftssymbol und Symbol der Obrigkeit Moglicherweise liessen sich die Abtissinnen schon im hohen Mittelalter das Schwert in ahnlicher Weise als Herrschaftszeichen vorantragen wie die Kaiser das Reichsschwert Belege dafur fehlen Das Schwert gelangte jedoch zu einer Zeit nach Essen als das Stift mit den Abtissinnen Mathilde Sophia und Theophanu Verwandte der ottonischen Kaiserfamilie regierten Gerade Theophanu verwandte viel Energie auf die Ausschmuckung des Stifts mit Prachtobjekten wie dem Theophanu Evangeliar und die Einfuhrung entsprechender Riten Dazu durfte auch das Vorhertragen des Schwerts gehoren das sie vermutlich aufgrund ihrer kaiserlichen Abstammung als Herrschaftsinsignie beanspruchte Diesen Brauch fuhrten ihre nicht mehr mit dem Kaiserhaus verbundenen Nachfolgerinnen weiter Als man diesen Brauch nicht mehr mit dem Rechtsstand der Abtissin verbinden konnte verschob sich die Bedeutung vom Rechtssymbol zur Reliquie Mit Sicherheit wurde das Schwert im Spatmittelalter der Furstabtissin als Symbol der Herrschaft vorangetragen dieses berichtet ohne weitere Details mitzuteilen der Essener Kanoniker Wirich Hiltrop 1617 der die Herausgabe einer Geschichte des Essener Stifts vorbereitete und dessen Notizen erhalten sind Nach Hiltrop der den Reliquiencharakter des Schwerts anzweifelte ging der Brauch der Abtissin das Schwert voranzutragen in den Wirren der Reformationszeit unter Im 18 Jahrhundert wurde der Brauch der Abtissin bei festlichen Anlassen das Schwert voranzutragen wieder aufgenommen und bis zur Aufhebung des Stifts ausgeubt Beim festlichen Einzug der letzten Essener Abtissin Maria Kunigunde von Sachsen schritt dieser der Hofmarschall mit dem Schwert in der Hand voran nbsp Das Essener Stadtwappen mit dem SchwertDer Glaube an das Schwert als Reliquie war in Essen tief verwurzelt Das Schwert fand Aufnahme auf das 1473 erstmals nachgewiesene Briefsiegel der Stadt Essen wie auch auf die 1483 gegossene Ratsglocke Trotz der Einfuhrung der Reformation durch den Rat der Stadt Essen wurde das Wappen mit dem Schwert weitergefuhrt und fand so Aufnahme in das heutige Essener Stadtwappen Mit der Auflosung des Stifts aufgrund der Sakularisation 1803 gelangte das Schwert wie die ubrigen Sakralgegenstande des Domschatzes an die Kirchengemeinde die aus der Pfarrgemeinde der Stiftsangehorigen hervorgegangen war In deren Obhut blieb es bis zur Grundung des Bistums Essen 1958 Die ursprungliche Waffe BearbeitenEine Erklarung zu den waffentechnischen Fachbegriffen findet sich unter Schwert Das Schwert Bearbeiten Das Schwert besteht klassisch aus der Klinge dem Knauf und der Parierstange Diese Bauteile sind aus Metall gefertigt lediglich der Schwertgriff war nicht aus Metall sondern vermutlich aus Holz gearbeitet Der Griff ist nicht erhalten die heutige Verzierung ist direkt auf der Angel angebracht Schmiedetechnik Bearbeiten nbsp Das Schwert mit Scheide Vorder und Ruckseite Abbildung aus dem Tafelwerk von Georg Humann 1904 Der wichtigste Bauteil des Schwerts ist die Klinge Sie besteht aus Stahl der in Damaszenertechnik geschmiedet wurde Diese Technik stellt eine Verfeinerung der alten Schmiedetechnik des Raffinierens dar Hierbei wurde der im Rennofen verhuttete unreine Stahl durch mehrfaches Falten Feuerverschweissen und Ausrecken gereinigt Damaszenerstahl entsteht dann wenn Stahle mit unterschiedlichen Legierungen in dieser Weise miteinander verschweisst werden Nach dem Schleifen der Klinge offenbart ein Atzvorgang die meist zahlreichen Stahllagen die vom Atzmittel haufig Sauren bzw aggressive Substanzen unterschiedlich stark angegriffen wurden Dabei geht es nicht primar darum sog weiche und harte Stahle zu kombinieren wie oft falschlich angenommen wird sondern es werden heute meist zwei oder mehr gut hartbare Stahle kombiniert Eine andere Technik wie sie im fruhen Mittelalter z B bei den Wikingern haufig bei Schwertklingen Anwendung fand kombinierte einen dekorativen Verbund aus nicht oder nur gering hartbaren Stahlsorten zu geringer Kohlenstoffgehalt in der Mitte der Klinge mit einem gut hartbaren Stahl im Bereich der Schneide Solche Klingenkonstruktionen wiesen eine gute Schnitthaltigkeit auf waren aber gleichwohl elastisch genug um die Schockbelastung eines harten Hiebs auf einen festen Gegenstand Schild Rustung etc ohne Bruch auszuhalten Gleichzeitig zeigten solche Schwertklingen ein dekoratives Damastmuster sog wurmbunte Klingen Diese Klingen waren technische Meisterleistungen der Schmiedekunst und naturgemass von sehr hohem Wert Das Klingenblatt des Essener Schwerts wurde genau in dieser kunstvollen und handwerklich aufwandigen Technik hergestellt Dazu wurden funf im Querschnitt quadratische Stabe unterschiedlicher Stahlsorten miteinander so verschweisst dass sich ein Schlangenornament mit 29 Uberkreuzungspunkten ergibt Der entstandene Block wurde mit einem hartbaren Schneidenstahl zu der Schwertklinge verschweisst Nach dem Formschmieden wurde das Schwert ausgekehlt In der Blattmitte unterhalb der Damaszierung ist es dunner als zu den beiden Schneiden hin Durch die Hohlkehle falschlich Blutrinne ahnelt das Profil der Klinge in dem Bereich einer flachgeschlagenen Acht Schleiftechnik Bearbeiten Im Anschluss an das Schmieden wurde das Schwert geschliffen im unteren Teil zu seiner normalen flach rhomboiden Form im oberen Drittel nahe der Parierstange so tief in der Hohlkehle dass das Muster des Damasts erkennbar wurde Dieses Muster ist beim Essener Schwert besonders aufwandig gefertigt zwei der funf Stahlstabe bekamen vor dem Verschweissen Mantel mit stahlernem dunnstem Rodeldraht Weder beim Verschmieden noch beim anschliessenden Schleifen durfte ein einziger dieser dunnen Drahte durchtrennt werden um nicht das Muster zu storen Aufgrund der Materialverluste durch Abbrand beim Verschmieden und durch das Schleifen erforderte das Gelingen dieses Vorhabens ein herausragendes Konnen und die Erfahrung eines Meisterschmieds Die besondere Schmiedetechnik der Damaststahleinlage war durch den Anschliff fur den kundigen Betrachter erkennbar der das Schwert als besonders hochwertig identifizieren konnte was den Status des Tragers unterstrich Nach Fertigstellung der Klinge wurde diese mit einer Griffhulse uber deren Aussehen nichts bekannt ist da sie bei der Umgestaltung der Waffe entfernt wurde und dem Knauf versehen Der Besitzer wird es in einer Schwertscheide getragen haben die heutige Schwertscheide ist nicht die ursprungliche Einsatz des Schwerts Bearbeiten nbsp Das Bild demonstriert die Rolle des Schwerts als Machtsymbol Otto I ein moglicher Besitzer des Essener Schwerts empfangt als Zeichen der Unterwerfung ein Schwert vom links knienden Konig Der Gefolgsmann Ottos rechts tragt ein Schwert mit der Spitze nach oben als Zeichen der Richtgewalt Ottos das Essener Schwert wurde in ahnlicher Weise den Abtissinnen vorangetragen Buchmalerei der Mailander Handschrift Mailand Bibliotheca Ambrosiana Ms f 129sup der Weltchronik des Otto von Freising um 1200 Das fertige Schwert war eine funktionale ausgesprochen gebrauchsfahige und gleichzeitig wertvolle Waffe die von ihrem Besitzer entsprechend ihrer Bestimmung eingesetzt und sicherlich haufig bei Waffenubungen und wahrscheinlich auch im Ernstfall benutzt worden ist Die Waffe wurde zwischen Herstellung und Eingliederung in den Stiftschatz mehrfach nachgeschliffen was auf den intensiven Gebrauch schliessen lasst Wer der Besitzer und vermutlich auch Auftraggeber der Klinge war und wo die Klinge eingesetzt wurde ist mangels Quellen nicht bekannt Die Eingliederung in den Stiftsschatz lasst darauf schliessen dass der Besitzer gesellschaftlich hoch gestellt war und die Waffe in wichtigen historischen Konflikten eingesetzt wurde Da Essen ein ottonisches Hauskloster war kommen hierfur Otto der Grosse Otto II oder auch der Bruder der Abtissin Mathilde Herzog Otto von Schwaben in Betracht Die popularste Spekulation ist dabei dass das Schwert von Otto I in der Schlacht auf dem Lechfeld gefuhrt wurde Wahrscheinlicher ist jedoch Otto II als Benutzer da das Schwert im Zusammenhang mit einer Memorialstiftung fur diesen nach Essen gelangte Die Umwidmung zum Kunstwerk BearbeitenTechnik der Verzierungen Bearbeiten Bei der Umwidmung der Waffe zum Kunstwerk war ein Meister der Goldschmiedetechnik am Werk der typisch fur den fruhmittelalterlichen Kunstler unbekannt ist Der ursprungliche Schwertgriff und die Parierstange wurden entfernt Sodann wurden auf dem Schwertknauf Edelsteine in einfachen Kastenfassungen angebracht zwischen denen Goldfiligran teilweise in Form von Halbkugelchen oder spiralformig gerollten Kegeln angebracht ist Der Griff tatsachlich die Angel des Schwerts wie auch die Ober und Unterseite einer neuen Parierstange wurden ebenfalls mit Goldfiligran bedeckt Die Seiten der Parierstange wurden ausserdem mit Goldfiligran und Edelsteinen mit im Zellenschmelzverfahren angefertigten Emailletafelchen verziert Diese zeigen Stern und Palmettenmuster in verschiedenen Farben Die Schwertscheide Bearbeiten nbsp Details des Rankendekors der Schwertscheide gezeichnet von Georg HumannDen Inhalt der Schwertscheide bilden zwei gewolbte Bretter aus Obstbaumholz vermutlich Kirsche mit zugescharften Kanten Diese Innenscheide aus Holz ist komplett mit getriebenen Goldplatten besetzt Die Treibarbeit ist von hoher Handwerkskunst Den grossten Teil der Flache nimmt Rankenwerk ein mit sorgfaltig verteilten Blattern in fantastischen Formen Zwischen diesen Ranken hat der Kunstler verschiedene fantastische Tiere eingestreut Mit Ausnahme bestimmter vierfussiger Tiere die der Kunstler auf der Vorderseite zweimal wiederholt hat sind samtliche Ornamente nur einmal verwendet Auffallig ist dass das Rankenwerk der Ruckseite starkere Windungen aber weniger und dunnere Blatter aufweist Stilistisch deuten die fantastischen Blattformen auf byzantinischen Einfluss Ranken wie Tiergestalten finden sich ahnlich am Siebenarmigen Leuchter des Essener Munsters Der filigrane Schmuck der Scheide hat durch die Jahrhunderte wahrende Benutzung gelitten bereits im Mittelalter traten Beschadigungen am Klingenmund und der Spitze auf Diese haufig beanspruchten Stellen wurden bereits im 15 Jahrhundert durch Silberbleche geschutzt die stilistisch der Spatgotik zuzuordnen sind Das Ortstuck tragt auf der Vorderseite die Abbildung der Heiligen Cosmas und Damian auf der Ruckseite ein geschlungenes Spruchband Am Mundstuck sind zwei Metallosen auf der Ruckseite auffallig Diese sind zu filigran um als Aufhangung fur ein Schwertgehange zu dienen wahrscheinlich dienten sie dazu um das Schwert mittels einer durch die Osen gezogenen und um den Schwertgriff geschlungenen Schnur in der Scheide zu fixieren Restaurierung und Forschung BearbeitenAngeregt durch Vermutungen das Essener Schwert sei ein Vorganger des Reichsschwerts gewesen wurde das Schwert ab 1989 in einem interdisziplinaren Forschungsprojekt untersucht und restauriert Beteiligt waren neben Kunsthistorikern Archaologen Palaobiologen Ingenieure sowie ein Schmied und Klingensachverstandiger Da in der Vergangenheit hauptsachlich kunsthistorische Untersuchungen zum Goldschmuck der Scheide und des Gefasses vorgenommen worden waren war Ziel der Untersuchung besonders Erkenntnisse zur Klinge und Herkunft des Schwerts zu gewinnen Oberstes Prinzip war bei diesen Untersuchungen die Substanz des Schwerts nicht zu mindern nirgendwo Material abzutragen oder zu zerstoren Dieses wurde durch die Forderung der Thyssen AG die ihre Laboratorien und Mitarbeiter zur Verfugung stellte ermoglicht Weiter war Ziel dieser Untersuchungen einen Nachbau dieses Schwerts zu fertigen um dadurch weitere Erkenntnisse zur Schmiedetechnik der Klinge zu gewinnen Der Nachbau der durch den Schmied Manfred Sachse geschmiedet wurde befindet sich heute ebenfalls in der Domschatzkammer Da das Schwert niemals wie die meisten erhaltenen Schwerter Grabbeigabe war oder als Erdfund auf einem historischen Schlachtfeld gefunden wurde sondern stets gepflegter Gebrauchsgegenstand oder Objekt sakraler Verehrung war ist es aussergewohnlich gut erhalten Der Erhaltungszustand erlaubt es eine Vielzahl von Ruckschlussen auf seine Fertigung zu ziehen Abmessungen Bearbeiten Das Schwert ist heute etwa 94 cm lang wovon 80 5 cm auf die Klinge und 13 5 cm auf das Heft entfallen Die Parierstange hat eine Lange von 14 cm Die Breite des Klingenblatts an der Parierstange betragt 5 5 cm in der Mitte der Klinge 4 5 cm Ungefahr 10 cm vom Ort der Klingenspitze entfernt geht die gleichmassige Verjungung der Klinge in eine starkere Zuspitzung uber Die Lange der Schwertscheide betragt 82 cm sie ist am Mundstuck 7 5 cm in der Mitte 6 5 cm und am Ortbeschlag 5 5 cm breit Die Klinge wiegt 823 8 g der Knauf 238 7 g und die Parierstange 254 5 g Metallurgische Untersuchungen Bearbeiten nbsp Das Schwert in einer radiografischen Aufnahme deutlich erkennbar das Muster der DamaszierungDas Schwert wurde in den Laboratorien der Thyssen AG metallurgisch untersucht wobei alle zerstorungsfreien Untersuchungsmethoden nach dem damaligen Stand der Technik 1988 angewendet wurden wie Durchstrahlungsprufung Radiografie Ultraschallprufung Sonografie Magnetstreuflussprufung Farbeindringprufung Spektrometrische Prufung Weiter wurden Analysen der metallurgischen Bestandteile vorgenommen die eine Zuordnung der verwendeten Metalle und Verarbeitungs sowie Gebrauchseigenschaften erlaubten Der Kohlenstoffgehalt im Stahl des Schwerts liegt im Angelbereich bei 0 7 im Ortbereich bei 1 1 Das bedeutet dass der damalige Stahl bereits bei der Herstellung die Qualitat eines hochwertigen Werkzeugstahles hatte Die chemische Zusammensetzung entspricht dem Stahl aus lothringischer Minette Parierstange Bearbeiten Die Parierstange wies Korrosion und grobe Schleif und Feilspuren auf die weitaus weniger sorgfaltig als die Klinge nachbearbeitet sind Die achteckige Aussparung fur die Durchfuhrung der Angel ist gefeilt Die Parierstange wurde an der Klinge durch Kornerhiebe fixiert um einen Reibschluss zu erzeugen Merkmale fur eine eventuelle Verwendung einer Griffhulse waren nicht zu finden Die Unterseite der Parierstange zeigt Wachsauflagen die moglicherweise bei Anbringen der Goldauflagen erfolgten Knauf Bearbeiten Der Knauf zeigt Korrosion vergleichbar mit der Parierstange Er ist prazise gelocht fur die Angel Er weist vier Feilkerben an der Knauf Unterseite fur die Befestigung der Goldauflagen auf Klinge Bearbeiten Die Klinge zeigte eine alte Korrosion die inaktiv war also sich durchverrostet zeigt Es gab unterschiedlich helle und dunkle Partien Die hellen Partien zeigten intensiven Glanz aus der Politur Es waren Farbschattierungen vorhanden die wie eine Marmorierung wirken Mehrere Partien der Klinge hatten tiefe Korrosion diese hat in diesen Partien die ursprungliche Oberflache zerstort Die Regelmassigkeit der Korrosionsmuster deutete auf unterschiedliche Materialien hin Mittels Schaben wurde die Oberflache vorsichtig freigelegt Durch die folgenden Untersuchungen wurde festgestellt dass die Ursache der regelmassigen Korrosionsmuster eine vorher nicht bekannte Damaszierung der Klinge war die durch die modernen Untersuchungsmethoden wieder erkennbar wurde Das Schwert weist ein Gittermuster auf der Oberflache der Klinge auf das durch die Damaszierung hervorgerufen wird Diese besteht aus funf verflochtenen viereckigen Metallstaben die aus drei Drahten von je 1 5 mm Durchmesser ein Draht als Seele von den beiden anderen umwickelt geschmiedet worden waren Der eine Umwicklungsdraht besteht aus hoch kohlenstoffhaltigem Stahl der andere aus kohlenstoffarmem Eisen Diese Stabe wurden in einem Gittermuster verflochten und verschweisst Im Ergebnis zeigt sich ein Muster aus Schragkreuzen bei dem die einzelnen Linien die von den Staben gebildet wurden durch die unterschiedlichen Drahtsorten abwechselnd hell und dunkel schraffiert erschienen Der gesamte entstandene Zierblock wurde dann mit der Klinge verschweisst Die linienformigen Schweissnahte sind mit Unvollkommenheiten erkennbar die die Begrenztheit damaliger Herstellungstechnik zeigen und die vor der Korrosion auch sichtbar gewesen sind Die ursprunglichen Effekte der Drahtwicklungen waren durch Magnetpulverprufungen sichtbar zu machen Zur Herstellung dieses Musters und seiner Verschmiedung in der Klinge mussen hoch spezialisierte Kenntnisse und Berechnungen des Schmiede Abbrands vorgenommen worden sein Sowohl beim Verschweissen der Stabe als auch beim spateren Spiegelschliff war sorgsam darauf zu achten von den dunnen Ummantelungsdrahten keinen zu beschadigen um nicht das Muster zu zerstoren Die Anfertigung der Rekonstruktion des Schwerts im Originalzustand ergab einen extrem hohen Grad an schmiedetechnischen Problemen bei dieser Partie der Klinge Die Schwertklinge weist keine angesetzten Schneiden auf die Klinge besteht mit Ausnahme der Einlagearbeit aus einem Stuck Material Beim Klingenmaterial handelt es sich um Damaszener Stahl vielfach gefaltet und verschmiedet Die Anzahl der Faltungen liess sich nicht mehr rekonstruieren in der Reproduktion ergab das mehrfache Teilen und Neuverschmieden letztlich eine Lagenzahl vom mehr als 300 und die Eigenschaften der Reproduktion zeigen dass das ursprungliche Schwert eine ahnliche Anzahl von Stahllagen enthalt Die Klingenschultern der Ubergang vom breiten Klingenblatt zur Angel weisen eine ungewohnliche unregelmassige Form auf An ihrer Breite war der Substanzverlust durch haufiges Nachscharfen deutlich erkennbar Gemessen wurde eine maximal 63 mm breite Klinge die knapp 2 cm unterhalb der Schultern nur noch 55 mm breit ist Die Klingenschultern sind 10 mm tief in die Parierstange eingelassen was ungewohnlich ist da die wesentlich einfacher gestaltete Parierstange so die Ornamente der Klinge teilweise verdeckt Es ist daher wahrscheinlich dass die heutige Parierstange nicht die ursprungliche ist da die Ornamentik der Klinge ein ausseres Zeichen fur deren Qualitat war und die meisterliche Arbeit den Status des Tragers unterstrich Der Schwertschmied der ursprunglich die Klinge schuf hatte die Parierstange sicher nicht in dieser Art befestigt Die Ortpartie findet sich ebenso nicht in ihrer ursprunglichen Gestalt Es fehlt Lange und die ursprunglich vorhandene Schwertspitze Wahrscheinlich gingen diese beim vielfachen Nachscharfen verloren das durch einen intensiven Gebrauch der Waffe vor ihrer Umgestaltung notwendig gewesen war Aufgrund der starken Verjungung der Klinge zum Ort hin und dem weit zum Gefass geruckten Schwerpunkt der Klinge war anzunehmen dass das Essener Schwert nicht mehr primar Hiebwaffe war Es wird daher im Ursprungszustand uber eine ausgepragte Spitze verfugt haben Zustand von Scheide und Griff Bearbeiten Die Schwertscheide besteht aus zwei gewolbten holzernen Scheidenbrettern die am Rand mit einer grosseren Anzahl Metallstiften aneinander geheftet sind Bekleidet sind die Aussenseiten der Scheidenbretter mit zwei Streifen verzierten Goldblechs die seitlich von sieben V formig geknickten Kantenstreifen aus vergoldetem Silberblech gehalten werden Befestigt sind diese durch Stifte aus vergoldetem Silber und Messing Mundstuck und Ortstuck sind aus vergoldetem Silber Zur Untersuchung der Scheidenbretter wurden Mund und Ortstuck abgelost Die Scheidenbretter zeigten sich an den Enden verwittert und insbesondere am Ort stark abgestossen Ein abgewittertes Holzstuck wurde an das Institut fur Ur und Fruhgeschichte der Universitat Kiel zur palaobiologischen Untersuchung ubersandt Diese ergab dass es sich um Obstbaumholz wahrscheinlich Kirsche handelt Eine Innenverkleidung der Schwertscheide aus Fellstreifen die ublicherweise ein Herausgleiten der Klinge verhindern fehlt Am oberen Ende der Scheidenbretter waren Streifen unterschiedlicher Entfarbung des Holzes durch Verwitterung erkennbar Unterhalb des oberen Randes befand sich ein etwa 1 cm breiter stark entfarbter Streifen darunter eine Zone von etwa zwei Zentimeter Breite der deutlich frischer wirkt unter diesem beginnt der Bereich wo das Holz durch die Scheidenbeschlage dauerhaft geschutzt war Hieraus wird geschlossen dass die goldenen Scheidenbeschlage ursprunglich langer waren und auch den weniger entfernten Bereich schutzten Die Verkurzung durfte im Zusammenhang mit der Anpassung von Ort und Mundstuck geschehen sein Die Scheidenbretter sind daher alter als diese hochgotischen Ausbesserungen Eine prazisere Altersbestimmung durch Dendrochronologie war nicht moglich hierfur fehlt eine ausreichende Anzahl Jahresringe auf den Brettern wie auch Vergleichstabellen Die Radiokohlenstoffdatierung versprach ebenfalls keinen Erfolg da Steinobstgewachse sehr langlebig sind und diese Messmethode unterschiedliche Ergebnisse fur Holz aus der Baummitte und rindennahes Holz liefert Die Reliefs der Scheidenbeschlage waren getrieben Diese sind zu grossen Teilen zerdruckt weil bei einer zeitgenossischen Ausbesserung vergessen wurde Polstermaterial moglicherweise Filz oder Rohwolle hinter den getriebenen Goldblechverzierungen wieder einzulegen Als Beleg hierfur wird angefuhrt dass die V formigen Kantenbeschlage die die Goldbleche halten altere Nagellocher in den Goldblechen verdecken was darauf schliessen lasst dass die Scheide ursprunglich einen durch die jetzt fehlende Polsterung grosseren Umfang besass Besonders stark zerdruckt sind die Treibarbeiten im Bereich der dritten Rankenwindung der Ruckseite und der dritten und vierten Rankenspirale der Vorderseite Diese Stellen befinden sich dort wo die Schwertscheide auf dem Unterarm eines Tragers aufliegen wurde sind also mutmasslich Gebrauchsspuren aus der Zeit als das Schwert als Zeremonialschwert verwendet wurde Am Griff ist der untere Teil der Umkleidung der Angel eine spatere Ausbesserung was daran erkennbar ist dass dort die Ranken durch tordierten Golddraht gebildet sind Am oberen Teil befindet sich wie am Knauf Ranken aus geperltem Golddraht Von den am Knauf angebrachten Edelsteinen sind samtliche der Ruckseite und zwei der Vorderseite verloren gegangen an der Parierstange fehlen drei der vier Emailtafelchen zwei vorne eine hinten Insgesamt sind die Schaden am Schmuck des Schwerts durch den Gebrauch als Zeremonialschwert entstanden das Schadenbild deckt sich genau mit den Berichten uber die Verwendung Formenkundliche Analyse Bearbeiten Aus dem 10 Jahrhundert ist eine Vielzahl Schwerter erhalten zumeist als Bodenfunde Das Essener Schwert konnte daher mit anderen Schwertern seiner Zeit verglichen werden Beim Essener Schwert sind Schneiden und Hohlkehlen voneinander abgesetzt eine gangige Gestaltungstechnik im Hochmittelalter Das Schwert war dadurch als eindeutig spater als karolingerzeitlich zu datieren Der Klingenquerschnitt ist mehrfach verandert die Klinge ist langsoval im Bereich der Klingenwurzel sechskantig im dekorierten Klingendrittel und in der Ortpartie existiert eine beidseitige Hohlkehle Es ist kein alteres Schwert bekannt das eine solche Gliederung aufweist die spater zum Regelfall wurde Diese Art der Gliederung wird zur Erstellungszeit des Schwerts entwickelt worden sein Die Klinge stammt aus der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts die chemische Zusammensetzung des Stahls wie auch die Damaszierung lassen eine Fertigung im Frankenreich als wahrscheinlich erscheinen Zusammenfassung Bearbeiten Neben der bekannten Bedeutung des Schwerts als Kunstobjekt ergab die wissenschaftliche Untersuchung dass das Essener Zeremonialschwert eine zuvor unbekannte Damaszierung besitzt Die Massivtechnik der Damastarbeit ist ein Einzelfall Eine Verwendung von Drahten zur Erzielung von Damasteffekten ist von anderen Klingen nicht bekannt die Verwendung tordierter Damaste fur Inschriften Marken und Ornamente ist zu dieser Zeit eher eine Ausnahme ublicher waren aufgelagerte Damaste Die meisterhafte Schmiedearbeit des Essener Schwerts stellt mit der anspruchsvollen Technik und der Gestaltung der subtilen Damasteffekte einen Hohepunkt europaischer Damaszierungen dar Literatur BearbeitenGeorg Humann Die Kunstwerke der Munsterkirche zu Essen Schwann Dusseldorf 1904 S 96 114 Leonard Kuppers Paul Mikat Der Essener Munsterschatz Fredebeul amp Koenen Essen 1966 Alfred Pothmann Hrsg Das Zeremonialschwert der Essener Domschatzkammer Aschendorff Munster 1995 ISBN 3 402 06243 7 Alfred Pothmann Der Essener Kirchenschatz aus der Fruhzeit der Stiftsgeschichte In Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 Weblinks BearbeitenEssener Schwert auf den Seiten der Domschatzkammer Essen nbsp Dieser Artikel wurde am 29 Oktober 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zeremonialschwert Essen amp oldid 236341150