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Kurt Freiherr von Lersner 12 Dezember 1883 in Saarburg Reichsland Elsass Lothringen 7 Juni 1954 in Dusseldorf war ein deutscher Diplomat und Politiker DVP Lersner war zweiter Fuhrer der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen von Versailles in der Zeit vom Juli 1919 bis zum Fruhjahr 1920 Reichstagsabgeordneter der Weimarer Republik und Emissar Konrad Adenauers nach dem Zweiten Weltkrieg Kurt von Lersner Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Deutsches Kaiserreich 1883 bis 1914 1 2 Erster Weltkrieg und Versailler Friedensverhandlungen 1914 bis 1920 1 3 Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus 1920 bis 1945 1 4 Nachkriegszeit 1945 bis 1954 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenDeutsches Kaiserreich 1883 bis 1914 Bearbeiten Lersner wurde 1883 als Sohn des preussischen Offiziers und Gutsbesitzers Alphons Freiherr von Lersner und seiner Ehefrau Emmy geborene Jacobson geboren Nach dem Besuch von Gymnasien in Koln Karlsruhe und Darmstadt und einer Ausbildung im Bankfach studierte er Rechtswissenschaften an den Universitaten Bonn Berlin Heidelberg und Paris Er war ab 1902 Mitglied des Corps Borussia Bonn 1 Nach einer kurzen Tatigkeit als Kammergerichtsreferendar 1906 wurde Lersner 1908 in den deutschen diplomatischen Dienst aufgenommen In den folgenden Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er in rascher Folge an verschiedenen diplomatischen Auslandsvertretungen des Deutschen Reiches eingesetzt Nach der Verwendung als Botschafts Attache in Paris 1907 1910 wurde er als Gesandtschaftsattache nach Brussel 1910 erneut nach Paris 1911 1913 und schliesslich als Botschaftssekretar nach Washington D C 1913 14 geschickt Dort freundete er sich unter anderem mit Franklin D Roosevelt damals stellvertretender Marineminister in der Regierung von Woodrow Wilson und mit Franz von Papen seines Zeichens Militarattache an der deutschen Botschaft an Erster Weltkrieg und Versailler Friedensverhandlungen 1914 bis 1920 Bearbeiten nbsp Lersner bei der Unterzeichnung eines diplomatischen Dokumentes im Uhrensaal des franzosischen AussenministeriumsUnmittelbar nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 kehrte Lersner nach Deutschland zuruck 1915 war er in Sofia Bulgarien beteiligt an der Ausarbeitung des am 6 September sodann unterzeichneten Bundnisvertrags 2 Zeitweise liess er sich als Rittmeister der Reserve reaktivieren um an der Front zu kampfen 1916 wurde er wieder als Diplomat eingesetzt Als Legationsrat und Vertreter des Auswartigen Amtes wurde er ins Grosse Hauptquartier abkommandiert wo er die folgenden zwei Jahre bis zum Kriegsende als Verbindungsmann des Reichskanzlers und des Auswartigen Amtes zur obersten militarischen Fuhrung verbrachte Ausser mit dem Generalquartiermeister und faktischen deutschen Kriegsdiktator Erich Ludendorff hatte Lersner in diesen Jahren engen Kontakt mit den Reichskanzlern Georg Michaelis und Georg von Hertling sowie mit den Aussenstaatssekretaren Arthur Zimmermann und Paul von Hintze 1917 war er an der von der Obersten Heeresleitung gesteuerten Einschleusung Lenins aus der Schweiz durch Deutschland nach Russland beteiligt die den Zweck verfolgte das Zarenreich zu revolutionieren und so als Kriegsgegner auszuschalten Im Fruhjahr 1918 gehorte Lersner der von Richard von Kuhlmann gefuhrten Friedensdelegation bei den Verhandlungen von Brest Litowsk an Nach dem Ende der Kampfhandlungen im November 1918 vertrat Lersner von November 1918 bis Februar 1920 die deutsche Regierung bei den Verhandlungen mit den alliierten Machten die zur Beendigung und Abwicklung des Krieges fuhrten Von November 1918 bis April 1919 gehorte er der deutschen Delegation zur Aushandlung des Waffenstillstandes in Spa an Anschliessend wurde er von April bis Juli als deutscher Regierungskommissar zu den Friedensverhandlungen in Versailles geschickt Nach der Annahme des Friedensvertrages von Versailles fungierte er als Nachfolger von Ulrich Graf von Brockdorff Rantzau von Juli 1919 bis Februar 1920 als Vorsitzender der deutschen Friedensdelegationen in Versailles und Paris Gemeinsam mit Georges Clemenceau und David Lloyd George war Lersner der erste der den Vertrag von Versailles unterschrieb In der Folgezeit unterschrieb Lersner im Namen der deutschen Regierung zudem eine Erklarung gegenuber den Alliierten in der das Deutsche Reich sich zur Annullierung des Artikels 61 der Weimarer Verfassung verpflichtete der Deutschosterreich eine Vertretung im Reichsparlament als vorbereitenden Schritt fur einen Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich zusicherte 3 Die von den Alliierten geforderte Auslieferung einiger Dutzend deutscher Kriegsverbrecher scheiterte nicht zuletzt an Lersners Androhung gegenuber der Reichsregierung von seinem Posten zuruckzutreten sollte dieser Forderung stattgegeben werden Weimarer Republik und Zeit des Nationalsozialismus 1920 bis 1945 Bearbeiten Nach dem Ende seiner diplomatischen Tatigkeit in Frankreich kehrte Lersner nach Deutschland zuruck Er verfasste drei Erinnerungsbucher in denen er seine Erlebnisse wahrend der Friedensverhandlungen schilderte und seine Kritik an der Versailler Friedensordnung zum Ausdruck brachte Politisch engagierte Lersner sich zunachst in der Deutschen Volkspartei DVP Von Juni 1920 bis Mai 1924 sass er fur diese als Abgeordneter im ersten Reichstag der Weimarer Republik in dem er den Wahlkreis 31 Leipzig vertrat Nachdem sich die ortliche Organisation der DVP weigerte ihn fur die Wahl vom Mai 1924 wieder zu nominieren verliess er die DVP um sich der weiter rechts stehenden DNVP anzuschliessen Nach dem Preussenschlag der Regierung Papen im Juli 1932 bei dem die preussische Landesregierung abgesetzt und die Regierungsgewalt in Preussen durch die Reichsregierung ubernommen wurde ernannte Franz von Papen seinen alten Freund Lersner zu seinem personlichen Vertreter bei den suddeutschen Landesregierungen Seine Aufgabe dort bestand vor allem darin diese zu beruhigen und Befurchtungen vor neuen Schlagen nun gegen ihre Eigenstandigkeit zu zerstreuen 1932 stellte Lersner Papen zudem Kurt Freiherr von Schroder vor der bei einer Zusammenkunft in seinem Haus am 4 Januar 1933 den Kontakt zwischen Adolf Hitler und Papen herstellte der in der Bildung der Regierung Hitler und letztendlich zur nationalsozialistischen Machtergreifung Ende Januar 1933 mundete Im weiteren Verlauf der 1930er Jahre agierte Lersner als Vertreter Papens in Genf und im Saargebiet sowie als geschaftlicher Vertreter der I G Farben in der Turkei Als sogenannter Halbjude er galt nach den Nurnberger Gesetzen als judischer Mischling ersten Grades geriet Lersner in Deutschland zunehmend in Bedrangnis 1939 befurchtete er dass die Gestapo hinter ihm her sei Um ihn ihrem Zugriff zu entziehen nahm Papen der in diesem Jahr als deutscher Botschafter in die Turkei entsandt wurde Lersner mit auf diesen sicheren Aussenposten vgl Exil in der Turkei 1933 1945 An der Botschaft in Ankara wirkte Lersner als Kulturattache Wahrend des Zweiten Weltkrieges agierte Lersner als Mittelsmann von Friedenssondierungen die die Gruppe um Wilhelm Canaris hinter Hitlers Rucken mit den Alliierten einleitete Von Ankara aus vermittelte Lersner Paul Leverkuehn Kontakt zum amerikanischen Sondergesandten fur den Balkan George H Earle einem engen Freunde des US Prasidenten Roosevelt und trug so mit dazu bei ein heimliches Treffen Canaris mit Earle Ende Januar 1943 zu organisieren 4 Nachkriegszeit 1945 bis 1954 Bearbeiten nbsp Grabstein von Kurt von Lersner auf dem Alten Friedhof Nieder ErlenbachNach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geriet Lersner in amerikanische Kriegsgefangenschaft Wohl nicht zuletzt aufgrund seiner zahlreichen Verbindungen in den Vereinigten Staaten und in Frankreich kam er bald wieder frei In der Folge stand er mit dem amerikanischen Militargouverneur in Deutschland Lucius Clay in Verbindung Von 1947 bis 1949 fungierte Lersner zudem als Verbindungsmann Konrad Adenauers zum ehemaligen franzosischen Staatschef Charles de Gaulle den Lersner aus fruheren Zeiten personlich kannte Bei zahlreichen Besuchen bei de Gaulle der zu dieser Zeit vorubergehend im politischen Abseits stand und zuruckgezogen auf seinem Landsitz lebte beobachtete Lersner dessen sich allmahlich wandelndes Deutschlandbild zwischen 1947 das zerstuckelte Deutschland von 1648 muss wieder hergestellt werden und 1949 als langsam die deutsch franzosische Freundschaft erwuchs und informierte den CDU Politiker daruber 5 Nach 1950 arbeitete Lersner in der Schwerindustrie Er ist in dem denkmalgeschutzten Familiengrab auf dem Alten Friedhof Nieder Erlenbach begraben Schriften BearbeitenVoraussetzungen und Wirkungen der Beschrankung einer Prokura nach H G B 50 Abs 3 s l e a Dissertation Als Vorsitzender der Friedensdelegation in Paris Hamburg s a 1920 Versailles Berlin 1921 Neuauflagen 1922 1923 Deutschland und die Schuldfrage Berlin 1923 Literatur BearbeitenLersner Kurt Freiherr von in Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft Das Handbuch der Personlichkeiten in Wort und Bild Zweiter Band S 1104 1105 Deutscher Wirtschaftsverlag Berlin 1931 Maria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 3 Gerhard Keiper Martin Kroger L R Schoningh Paderborn u a 2008 ISBN 978 3 506 71842 6 Horst Muhleisen Lersner Kurt Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 323 f Digitalisat Horst Muhleisen Kurt Freiherr von Lersner Gottingen 1988 Kurt Freiherr von Lersner Nieder Erlenbach Internationales Biographisches Archiv 27 1954 vom 28 Juni 1954 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Winfried Baumgart Hg Kurt Freiherr von Lersner Hinter den Kulissen von Oberster Heeresleitung und Reichsleitung 1914 1920 Erinnerungen Paderborn Verlag Ferdinand Schoningh 2021 ISBN 9783657791163 ISBN 978 3 506 79116 0 ISBN 3 506 79116 8Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kurt von Lersner Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kurt von Lersner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurt von Lersner in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Kurt von Lersner in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik Nachlass BArch N 1685Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Korps Listen 1910 Bd 19 S 745 Hans Joachim Bottcher Ferdinand von Sachsen Coburg und Gotha 1861 1948 Ein Kosmopolit auf dem bulgarischen Thron Osteuropazentrum Berlin Verlag Anthea Verlagsgruppe Berlin 2019 ISBN 978 3 89998 296 1 S 298 299 u a New York Times vom 23 September 1919 Michael Mueller Canaris The Life and Death of Hitler s Spymaster 2007 S 211 Ulrich Lappenkuper Die Deutsch Franzosischen Beziehungen 1949 1963 2001 S 1204 Normdaten Person GND 118844709 lobid OGND AKS LCCN nr89013657 VIAF 3268077 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lersner Kurt vonALTERNATIVNAMEN Lersner Kurt Freiherr von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und Politiker DVP MdRGEBURTSDATUM 12 Dezember 1883GEBURTSORT Saarburg Reichsland Elsass LothringenSTERBEDATUM 7 Juni 1954STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt von Lersner amp oldid 215099938