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Der Koblenzer Stadtwald ist ein geschlossenes Waldgebiet sudlich der Stadt Koblenz linksrheinisch an der Peripherie der Hunsruckhohen gelegen Das Naherholungsgebiet umfasst ein verzweigtes Wanderwegenetz Lehrpfade zu archaologisch und geologisch interessanten Ortlichkeiten zwei Gaststatten einen Wildpark und Kinderspielplatze Wildfreigehege Remstecken mit Hotelrestaurant Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Ausflugsziele 4 Lehrpfade 5 Abgrenzung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Fernmeldeturm KoblenzDer Koblenzer Stadtwald ist 2772 ha gross und gehort im Wesentlichen zum Stadtteil Koblenz Karthause Im Suden grenzt er an das Ortsgemeindegebiet von Waldesch und den Rhenser Wald Im Osten endet er an steilen Schieferfelsklippen einer Formation aus dem Unterdevon die uber 100 m tief zum Rhein abfallen Stadtteil Koblenz Stolzenfels von einigen Talern Laubach Konigsbacher Tal Siechhaustal Grundgesbachtal durchschnitten Im Westen fallt der Hohenwald sanft zur Mosel Koblenz Lay und Koblenz Moselweiss ab Grenze zum Gemeindegebiet von Dieblich ist der Konderbach Durchschnitten wird der Koblenzer Stadtwald in Nord Sud Richtung durch die B 327 Hunsruckhohenstrasse Geschichte Bearbeiten nbsp Teilrekonstruierte Grundmauern der Villa Rustica am Remstecken nbsp Grundmauern des MercuriustempelsUm dem feuchten Klima und den zum Teil sumpfigen Boden entlang von Rhein und Mosel zu entgehen hielten sich die Menschen in prahistorischer Zeit bevorzugt auf den umliegenden Hohen auf Dazu zahlte auch das Gebiet des heutigen Koblenzer Stadtwaldes das damals noch grosstenteils waldfrei war und aus Wiesen und Ackern bestand Anhand zahlreicher Bodenfunde lasst sich dort eine durchgehende etwa tausendjahrige Besiedlung belegen Der Oberlahnsteiner Studienrat Robert Bodewig konnte um 1900 die Uberreste von 24 Villen und Gehoften sowie 28 Grabern bzw Graberfeldern nachweisen 1 Das bedeutendste keltische Denkmal ist die Fliehburg und Kultstatte der Treverer auf dem Dommelberg zur Rheinseite hin dessen altester Teil aus der spaten Urnenfeldzeit stammt Aus dem Trevererdorf hervorgegangen ist dann eine romische Bergsiedlung die der Geschichtsschreiber Plinius zusammen mit dem unten an der Mosel gelegenen Confluentes als Vicus Ambitarvius supra Confluentes bezeichnet hatte 2 Bodewig geht davon aus dass dort in den Jahren 14 bis 16 n Chr zwei Kinder Drusilla und ein fruhverstorbener Sohn des romischen Feldherrn Nero Claudius Germanicus und dessen Ehefrau Agrippina geboren wurden also Geschwister des spateren romischen Kaisers Caligula 3 Das Bergdorf bestand vor allem aus landwirtschaftlichen Betrieben Auf einigen Hofen wurde aber auch Holzkohle gebrannt Glas geschmolzen oder Eisen verhuttet und damit das romische Heer beliefert Kultischer Mittelpunkt war die 1898 freigelegte galloromische Mercurius und seiner gallischen Gefahrtin Rosmerta geweihten Tempelanlage 4 Eine quadratische Cella mit Altar umgeben von einem Portikus ca 19 18 m gross stand inmitten eines von einer Umfassungsmauer umgebenen heiligen Bezirks Temenos der mindestens drei Eingange hatte und neben einem Brunnen verschiedene kleinere Gebaude aufwies Das Gelande mass an seiner breitesten Stelle 106 m Durchmesser Die 1986 87 restaurierte Anlage von der jedoch nur Grundmauern erhalten blieben befindet sich im oberen Teil des Verbindungswegs rechts vom Wegekreuz Eiserne Hand hinauf zum Pastorenpfad Die Siedlung durchlief ein bereits von den Kelten auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Mosel angelegter Verbindungsweg der noch von den Romern als Landstrasse zwischen Confluentes Koblenz und Vincum Bingen genutzt wurde Der bis heute im Stadtwald erhaltene und in den Karten als Alte Romerstrasse bezeichnete Teil verlauft als asphaltierte Strasse von der Bundesstrasse 327 uber die Auffahrt zum Forsthaus Kuhkopf zum Kuhborn uber das Johanniskreuz das Backers Kreuzchen zum Wegekreuz Eiserne Hand Von dort fuhrte die Strasse damals Richtung Waldesch und Pfaffenheck bog mit einem Arm von dort ab nach Bontobrice Boppard und der andere verlief uber den Hunsruck weiter bis Bingen 5 Nach dem Ende des Westromischen Reiches im 5 Jahrhundert brach die Siedlungsgeschichte ab und die gesamte Flache wurde nach und nach uberwaldet nbsp Kuhborn QuelleIn der Neuzeit geschah die Beaufsichtigung und Verwaltung des Stadtwaldes nur durch Laien Dazu wurden zwei Burger zu Waldmeistern und je zwei weitere aus der Stadt aus Lutzel aus Neuendorf und aus Moselweiss zu Waldforstern gewahlt Erst im 19 Jahrhundert gelangte man durch ausgebildete hauptamtliche Forster zu einer forstmassigen Bewirtschaftung des Koblenzer Stadtwaldes Da es in fruherer Zeit also keinen Holzhandel gab brachte der Wald kaum Einnahmen fur die Stadt Daher liess der Magistrat in der Mitte des 17 Jahrhunderts einige Waldbezirke roden um dort Acker Wiesen und Gehofte anzulegen die dann auf jeweils einige Jahre hin verpachtet wurden 1683 erhielt Johann Schuller fur 12 Jahre die Pacht des an der Rheinseite oberhalb von Kapellen Stolzenfels gelegenen Hofes Das fortan als Schullerhof bezeichnete Anwesen wurde letztmals 1739 erwahnt Damals stand aber nur noch ein Hofgebaude die Landwirtschaft hatte man bereits vor 1720 aufgegeben Nicht weit vom Schullerhof lag ein weiteres Gehoft das 1698 an eine Familie Schneider aus Waldesch verpachtet war Auch dieser Betrieb wurde schon bald wieder aufgegeben Ende des 18 Jahrhunderts waren beide Hofe niedergebrannt Erhalten blieben lediglich zwei kleine direkt am Pastorenpfad gelegene Weiher An der Moselseite auf dem Layerberg entstanden um 1655 der Guntershof und vermutlich etwas spater der Lauxenhof Aufgrund der schlechten Bodenbeschaffenheit musste auch bei diesen beiden Hofen wie bei denen auf der Rheinseite der landwirtschaftliche Betrieb wieder eingestellt werden Johann Gunter hat die Pacht fur seinen Hof bereits 1702 gekundigt der dann zu gleichen Teilen an zehn Layer Burger verpachtet wurde 1779 waren die Landereien vollig verwahrlost und die Hofgebaude verfallen Die Landwirtschaft auf dem grosseren Lauxenhof hatte man schon um 1700 aufgegeben und das Anwesen als Schaferei genutzt 1790 wurden die restlichen Gebaude zum Abbruch versteigert Der bedeutendste und grosste aller Waldhofe war der Remsteckerhof Der Name soll sich von Rebstocken ableiten Demnach hatten in den Hanglagen rund um den Hof in fruherer Zeit vermutlich Layer oder Moselweisser Burger einige Weinberge bewirtschaftet Der Hof war 1654 56 zusammen mit dem Gunterhof gegrundet worden 1699 besass die Familie Runkelt aus Metternich bei Munstermaifeld die Pacht 1768 wurden die noch vorhandenen Acker und Wiesen des Lauxenhofes und 1779 die des Gunterhofes dem Remsteckerhof zugeschlagen der in den 1820er Jahren noch uber 250 Morgen Landereien besass Allerdings hatte man bereits begonnen die schlechteren Boden aufzuforsten Zum 11 November 1840 kundigte die Stadt die Pacht und der landwirtschaftliche Betrieb wurde auch hier eingestellt In die beiden Hauptgebaude zog die Forstverwaltung ein 6 Anfang des 20 Jahrhunderts wurde das bis heute erhaltene Forsthaus Remstecken anstelle der beiden alten Hofgebaude erbaut Bereits 1843 45 war zur Rheinseite hin das Forsthaus Kuhkopf entstanden nbsp JohanniskreuzSeit der Mitte des 19 Jahrhunderts wurden erste Teile des Koblenzer Stadtwaldes mit Grundung der Kaltwasserheilanstalt Laubach als Naherholungsgebiet erschlossen 1892 entstand auf dem Rittersturz eine Waldgaststatte Ausflugsziele Bearbeiten nbsp Aussichtspunkt Rittersturz nbsp Aussicht vom Rittersturz rheinabwarts auf den Sportpark Oberwerth und die Festung EhrenbreitsteinOstlich der B 327 liegt das Wandergebiet rund um die historische Romerstrasse von deren ursprunglicher Pflasterung indes nichts erhalten ist Von verschiedenen Parkplatzen sind eingebunden der Aussichtspunkt Rittersturz auf dem 1948 mit der Rittersturz Konferenz die Basis fur das Grundgesetz fur die Bundesrepublik Deutschland gelegt wurde der Kuhkopf mit 382 m die hochste Erhebung im Koblenzer Stadtwald mit ehemaligem Forsthaus von 1843 heute Gaststatte und dem Fernmeldeturm Koblenz der Dommelberg 225 m altester Siedlungskern des heutigen Stadtwaldgebiets mit keltischen Ringwallen der Hasenberg 273 m mit Aussicht uber den Rhein die Augustahohe 349 m mit Kaiserin Augusta gewidmetem Pavillon die im 19 Jahrhundert freie Aussicht auf Lahnstein ist heute zugewachsen Die Sicht auf den Rhein durch eine Waldlichtung liegt vielmehr etwas unterhalb 317 m an der neu erbauten Schwerin Hutte und offnet sich nach Norden linksrheinisch auf die Stadt Koblenz bis zum Deutschen Eck und uber die rechtsrheinischen Stadtteile und die Festung Ehrenbreitstein hinweg nach Vallendar und die Hohen des Westerwaldes der Pastorenpfad ca 8 km zwischen Waldesch und Koblenz Stolzenfels den einst der gemeinsame Pastor beider Gemeinden sonntagmorgens zu allen Jahreszeiten und bei jedem Wetter zu Fuss begehen musste um in beiden Kirchen die Messe zu lesen An ihm liegen die Reste des romischen Mercuriustempels und der ihn umgebenden romischen Siedlung sowie ca 2 km weiter am Schullerhof eine Fundstatte einer Villa Rustica die bereits um 1900 durch Robert Bodewig lokalisiert 1991 indes erst ausgegraben wurde Das rechteckige Areal mit Herrenhaus Getreidescheune und Stallungen war von einer Umfassungsmauer umgeben Heute ist nur noch wenig zu erkennen Westlich der B 327 ist wichtigstes Naherholungsziel fur die Koblenzer Familien der Wildpark Remstecken mit ehemaligem Forsthaus Gaststatte in der Nahe stehen die Grundmauern der bekanntesten Villa Rustica des Koblenzer Stadtwaldes die ebenfalls ursprunglich von Bodewig erkannt und heute in Teilen rekonstruiert sind Wanderwege gehen von dort nach Waldesch sowie zur Mosel beispielsweise uber den Layer Kopf nach Koblenz Moselweiss sowie entlang an Remstecker Bach Eschbach und Silberkaulsbach romisches Graberfeld hinunter ins Kondertal Lehrpfade BearbeitenIm Rahmen der 2000 Jahr Feier der Stadt Koblenz 1992 wurden im Koblenzer Stadtwald ein geologisch landeskundlicher und ein archaologischer Wanderweg angelegt Der Geologisch Landeskundliche Lehrpfad verlauft im Bereich von Kuhkopf und Rittersturz und hat 12 mit Dokumentationstafeln unterlegte Stationen Erklart werden Hohengliederung Verwitterung Hangschutt Becken und Terrassen Gesteine Klima und Gewasser die Geologie des Rheintals und Grundzuge der Talbildung im Allgemeinen sowie ein Aufschluss durch Gesteinsschichtungen Der Archaologische Lehrpfad verbindet mit 7 Stationen teilweise auf der Trasse der historischen Romerstrasse als markante Eckpunkte die prahistorischen Siedlungen am Dommelberg keltische Grabhugel am Kuhkopf den Gutshof bei Remstecken romische Siedlungen am Pastorenpfad und den Mercuriustempel Abgrenzung BearbeitenEs gab ausgehend von einer Schenkung der Koblenzer Burger an die Schonstatter Augustinerinnen im Jahr 1198 auch einen rechtsrheinischen Koblenzer Stadtwald Dieser nicht geschlossene Wald rund um Vallendar Arzheim Immendorf Simmern und Neuhausel wird heute nicht mehr als Koblenzer Stadtwald bezeichnet Literatur BearbeitenHans Bellinghausen Der Merkurtempel im Coblenzer Stadtwald Teil 1 In Koblenzer Heimatblatt Nr 47 Koblenz 15 November 1925 dilibri de Hans Bellinghausen Der Merkurtempel im Coblenzer Stadtwald Teil 2 In Koblenzer Heimatblatt Nr 48 Koblenz 22 November 1925 dilibri de Robert Bodewig Ein Trevererdorf im Coblenzer Stadtwald In Westdeutsche Zeitschrift fur Geschichte und Kunst Band 19 1900 S 1 67 archive org Wolfgang Frank Lehrpfade im Koblenzer Stadtwald Hrsg Stadt Koblenz Amt fur Liegenschaften und Forsten Koblenz 1993 72 S Willi Michels Unser Stadtwald die grune Lunge von Koblenz Hrsg Stadt Koblenz Amt fur Liegenschaften und Forsten Koblenz 1993 166 S Stadt Koblenz Amt fur Stadtvermessung und Bodenmanagement Hrsg Wanderkarte Stadtwald Koblenz Erholung zwischen Rhein und Mosel Koblenz 2017 Massstab 1 10 000 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Koblenzer Stadtwald Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rechtsrheinischer StadtwaldEinzelnachweise Bearbeiten Bodewig S 2 13 32 47 Bellinghausen Merkurtempel Teil 1 Bodewig S 65 Bellinghausen Merkurtempel Teil 1 u 2 Josef Hagen Erlauterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz Publikationen der Gesellschaft fur Rheinische Geschichtskunde Band 12 8 Romerstrassen der Rheinprovinz Bonn u Leipzig 1923 S 222 226 uni koeln de R Spindler Ehemalige landwirtschaftliche Betriebe im Coblenzer Stadtwald In Mittelrheinische Geschichtsblatter Band 5 Nr 12 1925 S 2 3 dilibri de 50 306388888889 7 5591666666667 Koordinaten 50 18 23 N 7 33 33 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koblenzer Stadtwald amp oldid 207225921