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Das Kloster Pontigny lat Abbatia Pontiniacum ist eine ehemalige Primarabtei des Zisterzienserordens am Flusschen Serein in Frankreich gelegen ca 300 m ostlich des ca 800 Einwohner zahlenden Orts Pontigny knapp 20 km Fahrtstrecke nordostlich von Auxerre bzw nordwestlich von Chablis im Departement Yonne im Nordwesten der Region Bourgogne Franche Comte 13 5 km von der Grenze zur Region Grand Est Grosser Osten Es liegt 147 km sudostlich von Paris 1 133 km nordwestlich des Mutterklosters Citeaux 2 und 179 km nordnordwestlich 3 der Benediktinerabtei Cluny des Ausgangspunkts der burgundischen Romanik Zisterzienserabtei PontignySudostansicht der KlosterkircheLage Frankreich Frankreich Region Bourgogne Franche ComteLiegt im Bistum einst Auxerre heute SensKoordinaten 47 54 33 9 N 3 42 52 1 O 47 909419444444 3 7144722222222 Koordinaten 47 54 33 9 N 3 42 52 1 OOrdnungsnummernach Janauschek 3Patrozinium St EdmundGrundungsjahr 1114Jahr der Auflosung Aufhebung 1791Mutterkloster Kloster CiteauxTochterkloster 19 Kloster Liste siehe ArtikelKlosterplan von PontignyAbteikirche mit Narthex und Treppenturm von WestenChor der Abteikirche mit Kapellenkranz und Strebebogen von OstenChor mit Chorgestuhl stalles Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Zitat 4 Ausstattung 5 Sonstiges 5 1 Quelle reformatorischer Ansatze 5 2 Zufluchtsort 5 3 Ort sakularer Kultur 5 4 Mission de France 6 Weinbau 7 Im Kloster beigesetzte Personlichkeiten 8 Jakobsweg 9 Literatur 10 Siehe auch 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Zisterzienserabtei von Pontigny ist eine der vier Primarabteien die vom Mutterkloster aller Zisterzienser der Abtei Citeaux aus gegrundet wurden Das turmlose gotische Monchskloster die zweite Tochter von Citeaux steht auf ehemals unwegsamem Sumpfgebiet und wurde im Jahr 1114 mit 12 Monchen unter Abt Hugo von Macon aufgebaut Die Grafschaft Auxerre in der Pontigny lag gehorte im 12 Jahrhundert noch gar nicht zum Burgund Sie war 1006 1273 mit der Grafschaft Nevers verbunden kam 1242 erstmals durch Heirat an einen Herzog von Burgund Odo dann 1265 1270 an den Kapetinger Johann von Damiette dann das flandrische Haus Dampierre schliesslich durch Heirat der Erbin Margarete III mit Herzog Philipp II 1369 endgultig an das Herzogtum Burgund Das Bistum Auxerre dem Pontigny angehorte war ein Suffragan des Erzbistums Sens dem auch die Bistumer Paris und Chartres und damit die ausser Reims wichtigsten Zentren des franzosischen Kronlandes unterstanden Konig Ludwig VI gewahrte der Abtei 1131 lukrative Privilegien In der Folgezeit empfing sie reiche Zuwendungen durch Thibaut Teobald II Graf der Champagne und als Thibaut IV Graf von Blois Pontigny selbst wurde zum Mutterkloster fur 43 Tochterabteien in Europa darunter die unmittelbaren Tochtergrundungen der Kloster Bourras Cadouin Fontainejean Jouy Saint Sulpice Quincy Chaalis Les Roches Cercamp Trizay L Estree L Etoile Notre Dame de Re Dalon Le Pin und Valence sowie im damaligen Ungarn heute Rumanien des Klosters Igriș Im Verlauf der Franzosischen Revolution wurde das Kloster aufgehoben die Klostergebaude wurden bis auf die Kirche einen Flugel des Kreuzgangs und das Gebaude der Laienbruder zerstort Der Regionalrat Bourgogne Franche Comte erwarb 2003 die Kirche mit dem umliegenden Areal und verkaufte beides 2020 einer Stiftung die dort ein Hotel ein Gourmetrestaurant und Museen errichten mochte 4 Architektur BearbeitenHeute steht nur noch die Kirche aus exakt behauenem hellen Kalkstein Mit 108 m Lange und 25 m Breite ist sie die grosste erhaltene Abteikirche der Zisterzienser Sie war die zweite Kirche des Klosters Der Baubeginn ist nicht chronikalisch erwahnt die hochste Wahrscheinlichkeit haben die Jahre 1137 1138 in diesem erwarb das Kloster einen Steinbruch oder 1140 Mitsamt dem Narthex Vorhalle kann sie 1170 fertiggestellt worden sein Der erste gerade geschlossene Chor bestand wohl aus nur einem einzigen Joch und hatte noch keinen Umgang aber zu beiden Seiten schlossen an die Ostseite des Querhauses je drei Kapellen an 5 Schon 1185 bis 1212 wurde dieser einfache Chor durch den heutigen polygonalen Chor mit Strebewerk und einen entsprechendem Chorumgang mit Kapellenkranz ersetzt Dessen Fassade ist wie die der Seitenschiffe des Langhauses aus leicht braunlichem Sandstein Daher ist die ursprungliche Gestaltung nur noch im Langhaus und im Querhaus erhalten Die Seitenschiffe des Langhauses haben noch spitzbogige Kreuzgratgewolbe nach dem mit Cluny III Baubeginn 1088 eingefuhrten Muster Als Neuerung gegenuber der burgundischen Romanik mit ihren Tonnengewolben uber den Mittelschiffen und ihren fast durchweg rundbogigen Wandoffnungen ist jedoch im Langhaus von Pontigny das Mittelschiff in Joche gegliedert und mit Kreuzrippengewolben gedeckt und alle Fenster sind spitzbogig Mit dieser Kombination hatte die Klosterkirche von Anfang an Anteil an der gleichzeitig im nahen Kronland aufkommenden Gotik Kathedrale von Sens ab 1135 Chorumgang der Basilika von Saint Denis ab 1140 Weil ursprunglicher Chor und erhaltenes Langhaus ohne Strebebogen errichtet wurden wie sie die romanische Abteikirche Cluny III hatte wird sie trotzdem zumeist als romanisch bezeichnet Eine fur die Stilzuordnung allerdings belanglose Besonderheit weisen die Vorlagen des Mittelschiffsgewolbes auf Die Diagonalrippen stutzen sich auf die Ecken vom Boden ausgehender flacher rechteckiger Wandpfeiler aber die Gurtbogen stutzen sich auf Halbsaulen die nicht am Boden beginnen sondern mehrere Meter uber dem Fussboden auf Konsolen Im jungeren Chor stutzen sich Rippen wie Gurtbogen auf am Boden beginnende Dienste mit runden Querschnitten Und der die Seitenschiffe fortsetzende Chorumgang und seine Kapellen haben ebenso Kreuzrippengewolbe wie der Hochchor Aussen ist der Chor mit Strebebogen ohne Fial aufsatze ausgestattet Ahnliche Strebebogen erhielt etwa gleichzeitig der Limburger Dom Wie an vielen anderen Kirchen der Ersten Gotik haben die Fenster von Schiff und Chor kein Masswerk Wande und Gewolbestrukturen beider Teile der Kirche sind in schlichtem Weiss gehalten wie die Kutten der Zisterzienser Die Lage des Kreuzgangs und der ubrigen Klostergebaude Kapitelsaal Refektorium Dormitorium etc auf der Nordseite der Kirche war zwar nicht ublich befand sich aber durchaus in Ubereinstimmung mit den Ordenstraditionen vgl Kloster Obazine Zitat BearbeitenKlaus Bussmann 1977 Der Zisterzienserorden hat die neuen Moglichkeiten der Rippenwolbung uber Spitzbogen sehr schnell begriffen sie in die Strenge und Einfachheit seines Architektursystems integriert und einen Bautypus daraus entwickelt wie er in Pontigny in der altesten erhaltenen Form vor uns steht der sich rasch in ganz Europa ausbreitete dank der straffen Organisation des Ordens und der leichten Handhabung des Systems das auf die technisch komplizierten Aufrisslosungen und statischen Experimente der Wandauflosung der Ile de France verzichtete zugunsten eines soliden kraftvollen Aufbaues der Wand der der burgundischen Tradition entsprach und den Bausitten fremder Lander entgegenkam ein zweigeschossiger Aufriss aus Arkadenzone und Obergaden mit grossen einfachen Lanzettfenstern eine kraftige Durchbildung der einzelnen Joche mit eckigen Gurtbogen und Halbsaulenvorlagen die haufig nicht bis zum Boden herabreichen sondern auf Konsolen abgefangen werden 6 Tatsachlich ist auch bei Zisterzienserkirchen die Gestaltung der Spitzbogenfenster ohne oder mit Masswerk eine Frage der Stilstufe wie der Vergleich der fruhgotischen Kirche des Klosters Sonnenkamp in Neukloster mit dem hochgotischen Doberaner Munster lehrt Auch ist ein zweizoniger Wandaufriss zwar in der Ile de France unublich aber der Gotik insgesamt nicht fremd wie ein Blick ins Freiburger Munster zeigt Ausstattung BearbeitenDie Kirche enthalt ausser einer spater hinzugefugten holzernen Chorschranke dem Chorgestuhl stalles und einem Baldachingrabmal keinerlei Ausstattungsgegenstande Sonstiges Bearbeiten nbsp Pontigny Herzogtum Burgund Grafschaft Champagne und der KrondomaneQuelle reformatorischer Ansatze Bearbeiten Abt Guichard der den Bau der heutigen Kirche initiierte scheint spater als Bischof von Lyon die Bewegung der Waldenser unterstutzt zu haben die seit seinem Nachfolger im Bischofsamt Jean Bellesmains von der Amtskirche verfolgt wurden 7 Zufluchtsort Bearbeiten Im Lauf seiner Geschichte war das Kloster des Ofteren Zufluchtsort Thomas Becket der Erzbischof von Canterbury weilte hier in den Jahren 1164 bis 1166 Er war wegen seines Konfliktes mit Heinrich II aus England geflohen und verliess das Kloster nachdem der Konig massiv Druck auf die Zisterzienser ausgeubt hatte Der Theologe Stephen Langton hielt sich hier von ca 1207 bis 1213 auf bis der Widerstand des englischen Konigs Johann Ohneland gegen seine Ernennung als Erzbischof von Canterbury nachliess und er nach England einreisen konnte um sein Amt auszuuben Edmund Rich von Abingdon Hochschullehrer und Geistlicher fand hier im Jahr 1240 Unterkunft Ort sakularer Kultur Bearbeiten Im Jahr 1909 ging die Kirche in den Besitz von Paul Desjardins uber der anschliessend jeweils in den Jahren 1910 bis 1914 und danach von 1922 bis 1939 franzosische und internationale Intellektuelle bei den Dekaden von Pontigny versammelte Unter anderen nahmen teil Antoine de Saint Exupery Jean Paul Sartre Simone de Beauvoir T S Eliot Thomas Mann Heinrich Mann und Helmut Kuhn mit seiner Frau Kathe Mission de France Bearbeiten Das Mutterhaus der Mission de France ist in Pontigny Dadurch hat Pontigny den kirchenrechtlichen Status einer Territorialpralatur Weinbau BearbeitenNeben den religiosen Aufgaben spielte auch der Weinbau eine grosse Rolle Die Monche von Pontigny legten einen der ersten Weinberge der Region an der die Grundlage fur den beruhmten Wein von Chablis bildete Sie fuhrten im Gebiet auch die Chardonnay Rebe ein die bis heute bedeutendste weisse Rebsorte von Chablis und verankerten den Weinbau als zentralen Bestandteil der Landwirtschaft 8 Im Kloster beigesetzte Personlichkeiten BearbeitenAdela von Champagne 1145 4 Juni 1206 Paris Gemahlin Ludwigs VII Konigin von Frankreich Edmund Rich um 1180 in Abingdon England 16 November 1240 in Soisy Bouy Frankreich Erzbischof von Canterbury Heiliger Paul Desjardins 22 November 1859 in Paris 13 Marz 1940 in Pontigny Philosoph und SchriftstellerJakobsweg BearbeitenDas Kloster war und ist ein Anlaufpunkt auf einer der beiden von Vezelay ausgehenden Routen des Jakobswegs nach Santiago de Compostela Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Lucien Begule Die Abtei Fontenay 6 Aufl durchgesehen und verbessert von Hubert Aynard Aus dem Franzosischen ubersetzt und mit Anmerkungen versehen von Bernhard Nessler Laurens Malakoff 1984 Terryl N Kinder Architecture of the Cistercian abbey of Pontigny the 12th century church University Microfilms International UMI Ann Arbor 1984 zugleich Dissertation University of Indiana Bloomington 1984 Claude Wiener Pontigny Zodiaque Editorial St Leger Vauban 1987 ISBN 2 7369 0035 9 Les Amis de Pontigny Decouvrir Pontigny Pontigny 1994 deutsch Pontigny entdecken Pontigny 1994 Monique Peyrafort Huin La bibliotheque medievale de l abbaye de Pontigny XIIe XIXe siecle CNRS Editions Paris 2001 ISBN 2 271 05715 9 Siehe auch BearbeitenRomanische und fruhgotische ChorumgangeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Pontigny Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kloster Pontigny In archINFORM Bourgogne Romane Pontigny Bilder von Pontigny frz Seite zur Geschichte der Abtei Terry N Kinder Toward Dating Construction of the Abbey Church of Pontigny Burgundische Romanik Pontigny ZisterziensergotikEinzelnachweise Bearbeiten itineraire com de Paris vers Pontigny itineraire com de Saint Nicolas les Citeaux vers Pontigny itineraire com de Cluny vers Pontigny Urkloster der Zisterzienser in Frankreich wird Hotel orf at vom 12 Dezember 2020 abgerufen am 16 Mai 2022 Encyclopaedia universalis Abbaye de Pontigny Klaus Bussmann Burgund Koln 1977 S 189 Michel Rubellin Guichard de Pontigny et Valdes a Loyn la rencontre de deux ideaux reformateurs www persee fr Jancis Robinson Das Oxford Weinlexikon 2 vollstandig uberarbeitete Ausgabe Hallwag Munchen 2003 ISBN 3 7742 0914 6 S 134 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Pontigny amp oldid 237907851