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Die Kathedrale Saint Etienne St Stephans Kathedrale in Sens im Departement Yonne Region Bourgogne Franche Comte ist die Bischofskirche des romisch katholischen Erzbistums Sens Sie wurde ab 1130 1133 errichtet 1 und ist damit die erste gotische Kathedrale Sens lag im Sudosten des franzosischen Kronlandes und zum Erzbistum Sens gehorte bis 1622 unter anderem das Bistum Paris 1141 wurde in Sens ein Konzil abgehalten Etwa gleichzeitig entstand der Chor der 130 Kilometer nordwestlich gelegenen Abteikirche Saint Denis geweiht 1144 Kathedrale Saint Etienne in Sens Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Chor und Langhaus 1 2 Spatgotisches Querhaus 1 3 Spatere Kapellenanbauten 2 Fassade 3 Innenraum 4 Orgel 5 Glocken 6 Masse der Kirche 7 Wilhelm von Sens 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksBaugeschichte Bearbeiten nbsp Seitenschiff eher noch romanisch Gewolberippen aber RundbogenUm 1140 entstanden gleichzeitig die vier ersten fruhgotischen Kirchen die Benediktiner kirche Saint Denis die Kathedrale von Sens der Vorgangerbau der gegenwartigen Kathedrale von Chartres und die Zisterzienserkirche Pontigny Verantwortlich waren Abt Suger von Saint Denis sowie die Bischofe Heinrich von Sens Henri Sanglier und Gottfried oder Godefroi von Chartres Sie waren miteinander befreundet und teilten die gleichen Uberzeugungen Die Abteikirche von Saint Denis war die Grablege des franzosischen Konigshauses Pontigny dessen Kirche zwar wegen der Zisterzienserregel weniger uppig aber ebenfalls mit Kreuzrippengewolben und Spitzbogenfenstern gebaut wurde liegt nur 45 km sudostlich von Sens und war 1131 von Konig Ludwig VI von Frankreich mit grosszugigen Privilegien ausgestattet worden Obgleich fur die Kathedrale von Sens keine so genauen Baudaten wie fur St Denis vorliegen wird der Abteikirche von St Denis gelegentlich ihr allgemein anerkannter Rang als erstes gotisches Bauwerk abgesprochen und die Ansicht vertreten der Chor von Sens sei wenige Jahre vor St Denis begonnen worden Richtig ist dass St Etienne in Sens die erste gotische Kathedrale ist denn St Denis war keine Kathedrale nbsp Hochchor rund schliessend Rund bogen fries hoch gotisch vergrosserte Fenster Axial kapelle poly gonal hoch gotisch Neben kapellen 16 bzw 18 Jh nbsp Romanisches Seitenschiff und verschiedene Phasen der GotikChor und Langhaus Bearbeiten Die Aussenwande von Chorumgang und Seitenschiffen zeigen dass man sich in Sens erst wahrend der Bauarbeiten Schritt fur Schritt an die Formen herangetastet hat die wir heute als gotisch bezeichnen In St Denis stammt nur der untere Teil des Chores noch aus dem fruhen 12 Jahrhundert die Obergaden des Binnenchors wurden ab 1231 in hochgotischem Stil erhoht In Sens wurden Chorumgang und Binnenchor ab 1140 45 ohne Bauunterbrechung in einem Zug errichtet und 1168 2 nahezu vollendet war Papst Alexander III weihte 1163 den Hauptaltar der Kathedrale von Sens Um 1168 wurde das Langhaus fertiggestellt Die Westfassade entstand in ihrer ursprunglichen Form bald nach 1184 Im 13 Jahrhundert wurden die Fenster der Axialkapelle und der Obergaden von Chor und Schiff vergrossert und mit fruh hochgotischem Masswerk versehen Sie haben also zwar im Gegensatz zu denen von St Denis ihre fruhgotischen Proportionen behalten aber doch nicht mehr ihr bauzeitliches Aussehen Spatgotisches Querhaus Bearbeiten nbsp Querhaus mit grossen Fenstern des FlamboyantSens war ursprunglich eine dreischiffige Pfeilerbasilika ohne Querschiff Das heutige Querschiff wurde im beginnenden 14 Jahrhundert und spater in der Zeit um 1500 eingezogen als man in der Spatgotik in der Lage war derartig riesige Masswerkfenster zu bauen Ein Blick direkt in die Fensterzone und das Gewolbe des Querhauses demonstriert hier bis zu welchem Grad von Wandauflosung die Spatgotik gekommen ist Das Masswerk hat ist ein typisches Beispiel des spatgotischen Flamboyant Stils Die Zuruckdrangung der Mauer zugunsten immer grosser werdender Fenster war nicht ohne Gefahren und hat auch einige Ruckschlage erlitten Es ist vorgekommen dass solche Riesenfenster den Gewolbedruck nicht mehr auffangen konnten und eingesturzt sind Aber solche immense Glasflachen boten naturlich die Moglichkeit das Licht das durch das Glas gefarbt wird in einer bis dahin ungekannten Intensitat in den Innenraum einstromen zu lassen Die Gotik ist nicht nur hier bis an die Grenze des technisch Moglichen gegangen Spatere Kapellenanbauten Bearbeiten Gegenuber dem spatgotischen Zustand wurden an den Chorumgang noch zwei weitere Kapellen gehangt Die Chapelle du Sacre Cœur sudlich neben der axialen gotischen Chapelle Saint Savinin entstand im 16 Jahrhundert und gehort schon der Renaissance an ihre grossen Rundbogenfenster haben noch Masswerk Spiegelbildlich dazu wurde im 18 Jahrhundert die Chapelle Sainte Colombe im Barockstil eingefugt nbsp Wandaufbau im Langhaus drei zonig ohne Em po re nbsp Wandaufbau Chor drei zonig Quer haus zwei zonig ohne Triforium nbsp Rechts sudostliche Re nais sance kapelle links gotische Axialkapelle nbsp Hauptaltar und nord ost liche BarockkapelleFassade BearbeitenDurch den Einsturz des Sudturms 1267 erlitt die Westfassade erhebliche Schaden Die bei der Wiederherstellung im ausgehenden 13 Jahrhundert geschaffenen grossen hochgotischen Masswerkfenster stehen im Kontrast zu den schmalen fruhgotischen Fenstern des Sudturms Innenraum Bearbeiten nbsp InnenraumUnd auch hier im Innenraum muss man sich einiges anders vorstellen als es 1140 gebaut wurde In Sens sind 1230 die Gewolbe und der ganze Lichtgaden erneuert worden und genau wie bei der Fassade den damals neuen Bauvorstellungen angepasst Zum Zeitpunkt der Entstehung der Kathedrale gab es noch kein Masswerk Das erste Masswerkfenster entstand 1215 20 in Reims Man muss in Gedanken diese Fenster durch schlichte Spitzbogenfenster ersetzen und dann hat man einen ziemlich genauen Eindruck davon wie eine fruhgotische Kathedrale im Inneren ausgesehen hat Der Bauherr von Sens Erzbischof Henri Sanglier stand den damaligen Reformorden nahe und ordnete fur seine neue Kathedrale einen relativ einfachen Grundriss an der im Vergleich zu den damaligen Prunkbauten der Cluniazenser keine Aneinanderreihung verschiedener Raumteile wollte sondern den unterteilten Einheitsraum Der ursprungliche Zustand der Kirche besass keine Querhauser und keinen Kapellenkranz Sens ist noch weit von der grazilen Skelettbauweise der Hochgotik entfernt 3 Hier haben wir noch eine Betonung der Schwere der Wand deren Flache an vielen Stellen noch ungestaltet bleibt Das untere Stutzensystem in Sens hat noch Ahnlichkeit mit dem romanischen Formenkanon Einige Fachautoren rechnen Sens daher noch nicht zur Gotik Romanisch ist hier vor allem im unteren Geschoss dass nach jedem Zweierpaar von Saulen ein machtiger sogenannter Bundelpfeiler folgt Eine solche Aufeinanderfolge von Saulen und Pfeilern wird ein Stutzenwechsel genannt Ein Bundelpfeiler ist ein Pfeiler der rundum von vorgelegten Halb und Dreiviertelsaulen umgeben ist Uber den Kapitellen der dazwischenstehenden Saulen steigen die sogenannten Dienste hoch Der Begriff Dienst taucht erstmals in den Wochenrechnungen des Prager Dombaus 1372 78 als dinst auf Diese Bezeichnung wurde von Georg Gottfried Kallenbach 1843 45 in die baugeschichtliche Literatur eingefuhrt 4 Und diese Dienste gehen ganz oben in die Gewolberippen uber so dass sich jeweils eine durchgehende Linie von unten nach oben ergibt Saule Dienst Gewolberippe einerseits und Bundelpfeiler Halbsaule Gewolberippe andererseits Nimmt man die Erweiterung dieses Systems nach aussen mit den Strebebogen und den Strebepfeilern hinzu haben wir das typische lineare Stutzsystem der Gotik vor uns Mit dem Stutzenwechsel verbunden ist eine spezielle Art wie sich das Langhaus der Kirche aus einzelnen Abteilungen zusammensetzt Da gibt es in der damaligen Architektur Unterschiede Es gibt romanische Kirchen deren Mittelschiff ist mit einer einzigen sogenannten Tonne gewolbt einer rund gebogenen Flache ohne Unterteilungen Hier in der Fruhgotik wird es eine Entwicklung von einem sechsteiligen Gewolbe wie hier in Sens zu einem vierteiligen geben Und das hat damit zu tun dass sich die Rhythmisierung des Raumes andert In der Hochgotik wird es keinen Stutzenwechsel mehr geben sondern nur noch einheitliche Formen und die zugehorigen Gewolbe werden damit vierteilig der Rhythmus wird schneller Kathedrale von Chartres In Sens in der Fruhgotik wird noch mit einem Stutzenwechsel gearbeitet und mit sechsteiligen Gewolben der Rhythmus ist hier noch gravitatischer gemessener Die sechsteiligen Gewolbe werden in der Langsrichtung abgetrennt durch sogenannte Gurtbogen oder Gurte Ein Gewolbegurt ist nichts anderes als eine besonders stark ausgepragte Rippe Die Gurte liegen nur uber den Bundelpfeilern dazwischen stehen die Saulen uber denen die Dienste und die normalen Rippen hochsteigen so dass sich insgesamt ein sechsteiliges Gewolbe ergibt Sens wirkt in einigen Aspekten noch romanisch Die Lichtfulle ist hier kein tragendes Prinzip geworden die Fenster waren klein Das unterstreicht noch einmal die Einzigartigkeit von Sugers St Denis 5 Orgel BearbeitenDie grosse Orgel auf der Empore wurde 1734 von dem Orgelbauer Mangrin erbaut und zuletzt von dem Orgelbauer Boisseau Cattiaux restauriert Das Instrument hat 48 Register auf vier Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch 6 I Positif C D c31 Bourdon 8 2 Montre 4 3 Flute 4 4 Nazard 2 2 3 5 Doublette 2 6 Tierce 1 3 5 7 Fourniture III8 Cymbale II9 Cromorne 8 Tremblant doux II Grand Orgue C g310 Montre 16 11 Bourdon 16 12 Montre 8 13 Flute dessus 8 14 Bourdon 8 15 Prestant 4 16 Flute 4 17 Grosse Tierce 3 1 5 18 Quinte 2 2 3 19 Quarte de nazard 2 20 Cornet V 8 21 Fourniture V22 Cymbale III IV23 1ere Trompette 8 24 2e Trompette 8 25 Voix humaine 8 26 Clairon 4 III Recit f0 g327 Bourdon 8 28 Flute 4 29 Nasard 2 2 3 30 Flute 2 31 Tierce 1 3 5 32 Trompette 8 33 Hautbois 8 IV Echo c0 g334 Bourdon 8 35 Prestant 4 36 Nasard 2 2 3 37 Doublette 2 38 Tierce 1 3 5 39 Larigot 1 1 3 40 Cymbale III41 Cromorne 8 Tremblant doux Pedale C f142 Contrebasse 16 43 Soubasse 16 44 Flute 8 45 Flute 4 46 Bombarde 16 47 Trompette 8 48 Clairon 4 Die Chororgel wurde 1855 von dem Orgelbauer Daublaine Callinet erbaut Das Instrument hat 15 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch Glocken BearbeitenIm Sudturm hangen vier Glocken darunter die beiden Bourdons die von Gaspard Mongin Viard in Auxerre gegossen wurden 7 8 Ihre Namen sind eine Hommage an die ersten beiden Bischofe von Sens St Savinien und St Potentien Weiterhin gibt es drei Glocken fur den Uhrschlag die fest montiert sind im Glockenturm oberhalb des Turms Die grosste wurde durch den Konig gestiftet und schlagt die vollen Stunden die beiden kleineren wurden von Burgern der Stadt Sens gestiftet und zeigen die Viertelstunden an Heutiges GelautNr Name Gussjahr Giesser Durchmesser mm Masse ca kg Schlagton HT 1 16 1 Savinienne gros bourdon 9 1560 Gaspard Mongin Viard 2 617 9 620 d0 0 22 Potentienne petit bourdon 10 1560 Gaspard Mongin Viard 2 358 7 690 f0 0 43 Louise Therese Cloche des morts Totenglocke 1819 Lombard amp Cochois 1 136 775 es1 04 Cloche de l angelus Angelusglocke 1369 Jean Jouvente 817 360 h1 0 8UhrschlagglockenNr Name Gussjahr Giesser Durchmesser mm Masse ca kg Schlagton HT 1 16 I Stundenglocke 1376 Jean Jouvente 1 500 d1II Grossere Viertelstundenglocke 1377 Jean Jouvente 550 g2III Kleinere Viertelstundenglocke 1377 Jean Jouvente 400 a2Masse der Kirche Bearbeiten nbsp Grundriss um 1500 nbsp Wilhelm von Sens Dachfigur Kunsthistorisches Museum WienLange aussen 122 Meter Lange innen 113 50 Meter Hohe des Mittelschiffs 24 4 Meter Breite des Mittelschiffs 15 25 MeterWilhelm von Sens Bearbeiten Hauptartikel Wilhelm von Sens Ein Architekt Wilhelm von Sens errichtete um 1175 herum in England in Canterbury den dortigen Chor neu womit er die erste englische Phase der Gotik das Early English einleitete Thomas Becket war in Sens mit grosser Gastlichkeit aufgenommen worden welchem Umstand man wohl die Berufung des Baumeisters von Sens fur den Neubau von Canterbury zu verdanken hat Unter der Bauleitung Wilhelm von Sens hat der Monch Gervasius einen der neben dem Abt Suger wenigen erhaltenen zeitgenossischen Berichte zum Bau gotischer Kathedralen verfasst den sogenannten Gervasius Bericht Siehe auch BearbeitenLeben des Thomas Becket Kathedrale von Sens Fenster aus dem 13 Jahrhundert Romanische und fruhgotische ChorumgangeLiteratur BearbeitenGunther Binding Was ist Gotik Eine Analyse der gotischen Kirchen in Frankreich England und Deutschland 1140 1350 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2000 Arno Borst Lebensformen im Mittelalter Frankfurt u a 1979 S 219 228 enthalt u a eine deutsche Ubersetzung des beruhmten Gervasius Berichts Nicolas Marie Joseph Chapuy Cathedrales francaises Vues pittoresques de la cathedrale de Sens Paris 1828 Digitalisat Norbert Nussbaum Sabine Lepsky Das gotische Gewolbe Die Geschichte seiner Form und Konstruktion Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1999 Irene Plein Die fruhgotische Skulptur an der Westfassade der Kathedrale von Sens Rhema Verlag Munster 2005 ISBN 978 3 930454 40 2 Werner Schafke Frankreichs gotische Kathedralen DuMont Kunst Reisefuhrer DuMont Koln 1994 S 71 75 Abb 4 5 Otto von Simson Die gotische Kathedrale Darmstadt 1956 3 Auflage 1979 Rolf Toman Hrsg Die Kunst der Gotik Architektur Skulptur Malerei Koln 1998 Einzelnachweise Bearbeiten Ville de Sens La Cathedrale Nussbaum S 50 Zum Thema Skelettbau s Binding S 130 Binding S 227 Simson S 205 Nahere Informationen zur Orgel Vollgelaut der Kathedrale zu Sens Innenaufnahme auf YouTube La Savinienne et la Potentienne cathedrale de Sens auf YouTube La Savinienne cathedrale de Sens volee de noel auf YouTube Sonnerie de la potentienne petit bourdon de la cathedrale de Sens auf YouTube Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kathedrale von Sens Sammlung von Bildern Videos und 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