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Das Kloster Heinrichau lateinisch Heinrichovium polnisch Klasztor Henrykow tschechisch Klaster Jindrichov ist ein Zisterzienserpriorat im niederschlesischen Henrykow Es liegt etwa 50 km sudlich von Breslau im polnischen Landkreis Zabkowicki Frankenstein Zisterzienserabtei HeinrichauKlostergebaude mit Maria Himmelfahrt KircheLage Polen Polen Woiwodschaft NiederschlesienLiegt im Bistum Erzbistum BreslauKoordinaten 50 40 0 N 17 1 0 O 50 666666666667 17 016666666667 Koordinaten 50 40 0 N 17 1 0 OOrdnungsnummernach Janauschek 597Grundungsjahr 1222Jahr der Auflosung Aufhebung 1810Jahr der Wiederbesiedlung 1947Mutterkloster Kloster LeubusPrimarabtei Kloster MorimondKongregation Polnische KongregationTochterkloster Kloster Grussau 1289 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Abte unvollstandig 3 Bauten und Anlage 4 Heinrichauer Grundungsbuch 5 Literatur 5 1 Genealogie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Barockes TorDas Kloster Heinrichau wurde im Jahre 1222 als Stiftung des Breslauer Domherrn Nikolaus auf herzoglichem Grund im oberen Ohletal errichtet Die Genehmigung hierzu erteilte Herzog Heinrich I der Bartige dessen Notar Nikolaus war Die Besiedlung des Klosters erfolgte 1227 mit einem deutschen Konvent vom Kloster Leubus aus 1228 wurde die Klosterkirche geweiht und das Stiftungsprivileg ausgestellt Nach den 1241 durch den Mongolensturm verursachten Zerstorungen wurde das Kloster wiederaufgebaut Durch Rodung des umliegenden Gebiets und Anlage von deutschrechtlichen Siedlungen wurde das Kloster ein wichtiges Kolonisationszentrum Hochmittelalterliche Ostsiedlung Politisch gehorte es bis 1290 zum Herzogtum Breslau danach zum Herzogtum Schweidnitz und ab 1321 zum Herzogtum Munsterberg mit dem es 1336 an die Krone Bohmen gelangte Fur dieses Jahr sind 44 Priester und 30 Brudermonche belegt Wahrend seiner Zugehorigkeit zum Herzogtum Schweidnitz wurde 1292 das neu gegrundete Kloster Grussau auf Wunsch des Herzogs Bolko I mit Heinrichauer Monchen besiedelt In der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts wurde die Abtei welche die Herrschaftsrechte auf seinen Besitzungen ausubte erweitert Zu Ruckschlagen kam es wahrend der Hussitenkriege Um seine Anspruche auf das Herzogtum Munsterberg durchzusetzen plunderte 1442 Hynek Kruschina von Lichtenburg das Kloster da dieses die Munsterberger Stande unterstutzte die sich gegen Hynek Kruschina stellten 1501 stieg der Abt zum infulierten Pralaten auf Nach dem Tod des Munsterberger Herzogs Karl I 1536 wandten sich seine Sohne der Reformation zu wodurch sich auch im klosterlichen Umfeld das Luthertum ausbreitete Durch den damit verbundenen Nachwuchsmangel und Austritte zahlte der Heinrichauer Konvent 1553 nur noch drei Mitglieder Deshalb zogen im selben Jahr die kolnischen Monche des Klosters Wagrowiec Wongrowitz nach Heinrichau aus Etwa von 1554 bis 1571 wurde die Klosteranlage im Renaissancestil erweitert Nach einem Brand 1621 und den Auswirkungen des Dreissigjahrigen Kriegs wurde das Kloster verlassen Ein wirtschaftlicher und pastoraler Aufschwung erfolgte im Zuge der Gegenreformation in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts 1677 konnte in Verhandlungen ein langjahriger Exemtionsstreit mit dem Breslauer Bischof beigelegt werden Unter Abt Heinrich Kahlert 1681 1702 erfolgte ein barocker Wiederaufbau der Abteikirche und der Klostergebaude Von etwa 1650 bis 1750 fuhrten die Abte von Heinrichau und Kamenz abwechselnd die Landeshauptmannschaft im Furstentum Munsterberg aus 1699 erwarb das Kloster die in den Turkenkriegen untergegangene ungarische Abtei Zirc Nach dem Wiederaufbau wurden von Heinrichau aus Monche und Bauern dorthin entsandt und das Kloster Zirc vom Heinrichauer Abt mitverwaltet 1739 konnte die Heinrichau benachbarte Herrschaft Schonjohnsdorf mit acht Dorfern erworben werden Das Wasserschloss von Schonjohnsdorf diente als Residenz der Abte Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel die Abtei zusammen mit fast ganz Schlesien 1742 an Preussen Die nachfolgenden staatlichen Massnahmen hemmten die weitere Entwicklung des Klosters das 1810 ganz aufgehoben wurde Kunstschatze Archiv und Bibliothek wurden zum grossten Teil an die staatlichen Museen in Breslau ubergeben und die Abteikirche zu einer katholischen Pfarrkirche umgewidmet Die Klostergebaude und die Stiftsherrschaft kamen 1812 an Prinzessin Friederike Louise Wilhelmine eine Tochter des preussischen Konigs Friedrich Wilhelm II und spatere Konigin der Niederlande 1863 wurde der Besitz an die Grossherzoge von Sachsen Weimar Eisenach verkauft 1937 umfasste die Herrschaft Heinrichau dreissig Guter mit einem grossen Verwaltungsbetrieb von einem Generalbevollmachtigten Oberinspektoren Rentamt und Forstmeister Man unterhielt eine Fasanerie und sogar ein eigenes Laboratorium 1 Die Herrschaft gehorte Wilhelm Ernst von Sachsen Seine zweiten Ehefrau der Grossherzogin Feodora von Sachsen geborene Prinzessin von Sachsen Meiningen 1890 1972 besass einen so genannten Erbhof Alt Heinrichau mit drei Nebengutern gesamt 458 ha Die Familie hielt die Beguterungen bis zur Enteignung 1945 Nach dem Ubergang an Polen als Folge des Zweiten Weltkriegs wurden die Klostergebaude und der Klosterbesitz verstaatlicht 1947 gelang es der Krakauer Filiale des Zisterzienserordens die Klosterkirche und einen Teil des Klosterguts zu erlangen Dadurch wurde die Wiederbesiedlung mit Monchen aus dem polnischen Kloster Szczyrzyc ermoglicht 1973 wurde die Niederlassung zu einem einfachen Priorat erhoben Heute stehen die Monche im Dienste der ortlichen Pfarrei die Klostergebaude werden vom Propadeutikum des Priesterseminars der Diozese Breslau und einem katholischen Knaben Lyzeum genutzt Abte unvollstandig Bearbeiten1611 1627 Andreas Beyer 1656 1680 Melchior Welzel 1680 1681 Daniel Meyer 1681 1702 Heinrich III Kahlert 1702 1722 Tobias Ackermann 1723 1724 Anton Niklas res spater aus der Abteliste gestrichen 1725 1732 Gregor Regnard von 1715 bis 1725 auch Administrator von Zirc 1732 1749 Gerhard Wiesner 1749 1763 Candidus Rieger 1763 1778 Konstantin Haschke 1778 1792 Markus Welzel 1793 1810 Konstantin GlogerBauten und Anlage Bearbeiten nbsp Inneres der Klosterkirche nbsp KlostergebaudeDie seit Mitte des 13 Jahrhunderts errichtete Kirche Maria Himmelfahrt und St Johannes der Taufer folgt nicht dem ursprunglichen Plan Sie ist eine dreischiffige kreuzrippengewolbte Basilika mit je funf rechteckigen Langhaus und Seitenschiffjochen Querhaus und drei schmaleren Chorjochen der Chorabschluss ist gerade Den Innenraum gliedern Spitzbogenarkaden Der spatere Umgang im Osten ist tonnengewolbt an ihn schliessen sich drei gewolbte barocke Kapellen an Das Langhaus wurde 1320 fertiggestellt Die Kirche wurde 1648 bis 1698 und von 1702 bis 1722 barockisiert Im Nordwesten liegt ein quadratischer massiger Turm mit Zwiebelhaube der ursprunglich noch aus der gotischen Anlage stammt Die Barockfassade schmuckt ein Volutengiebel Die vorgelegte Vorhalle mit elliptischer Kuppel und Laterne datiert von 1713 Die Kirche verfugt uber eine reiche Barockausstattung Der Hauptaltar von Georg Schrotter enthalt Gemalde von Michael Willmann Das Renaissancegestuhl von 1576 wurde in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts barockisiert Dabei wurden fur die Flachreliefs an den Lehnen des Chorgestuhls Vorlagen von Michael Willmann mit Szenen aus dem Grussauer Passionsbuch verwendet Der Rokoko Orgelprospekt im Suden und ein Scheinprospekt im Norden stammen aus der Zeit um 1750 Die Kanzel zeigt Wappenkartuschen von Heinrichau und dem Kloster Zirc in Ungarn Die Klausur liegt rechts von der Kirche Sie wurde unter Verwendung alteren Mauerwerks von 1681 bis 1702 errichtet spater zur Nebenresidenz ausgebaut und diente von 1945 bis 1990 als Technikum jetzt als Priesterseminar Sie ist eine dreigeschossige Dreiflugelanlage im Nordwesten und Sudwesten mit Eckturmchen mit Zwiebelhauben und Laternen Die Klosteranlage weist zwei Torbauten von 1680 und 1701 sowie verschiedene Wirtschafts und Schulbauten das ehemalige Spital und einen barocken Klosterspeicher auf Heinrichauer Grundungsbuch BearbeitenDas Heinrichauer Grundungsbuch 2 ist eine lateinisch verfasste Klosterchronik die von den deutschen Monchen des Klosters nach 1250 begonnen und bis 1310 gefuhrt wurde Sie wurde vom Breslauer Universitatsprofessor Gustav A Stenzel entdeckt und 1854 unter dem Titel Liber fundationis claustri Santa Mariae Virginis oder Grundungsbuch des Klosters Heinrichau in Breslau veroffentlicht Die Handschrift die auf Pergament geschrieben ist wurde im 17 Jahrhundert in glattes Pergament mit Goldverzierungen eingebunden Sie befindet sich heute in den Sammlungen des erzbischoflichen Museums in Breslau Im Jahr 2015 wurde diese Chronik des Klosters aus dem Hochmittelalter zum Weltdokumentenerbe der UNESCO erklart 3 Die Aufzeichnungen berichten wie das Kloster entstand wie es seine Besitzungen und Zehnten erwarb und die Besiedlung der Umgebung vorantrieb Sie sollten auch die Beweise uber die Rechte des Klosters sichern Zudem wurden die durch den Mongolensturm verursachten Schaden dokumentiert Ausserdem findet sich in den Aufzeichnungen der Hinweis dass ganz Schlesien von einem Wall und Grabensystem umgeben war das als Preseka oder Hag bezeichnet wurde nbsp Ausschnitt aus dem Heinrichauer GrundungsbuchIn dem von einem deutschen Monch verfassten lateinischen Text aus dem Jahr 1270 findet sich der Satz day ut ia pobrusa a ti poziwai 4 den der schlesische Bohme Bogval zu seiner polnischen Frau sprach In der Ubersetzung bedeutet dies Lass mich jetzt mahlen und du ruh dich aus Der Satz der tschechische und schlesische Einflusse aufweist gilt als das alteste uberlieferte Sprachdenkmal der altpolnischen Sprache Literatur BearbeitenGeorg Dehio Julius Kohte Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bd II Nordostdeutschland 2 Auflage Ernst Wasmuth Verlag Berlin 1922 S 199 200 DNB Ernst Badstubner Dietmar Popp Andrzej Tomaszewski Dethard von Winterfeld Hrsg Dehio Handbuch der Kunstdenkmaler in Polen Schlesien Deutscher Kunstverlag Munchen und Berlin 2005 S 355 361 mit Planen ISBN 3 422 03109 X Piotr Gorecki The Text and the World The Henrykow Book Its Authors and their Region 1160 1310 Oxford University Press 2015 ISBN 978 0 19 968879 1 Roman Grodecki Liber fundationis claustri sancte Marie virginis in Heinrichow czyli Ksiega Henrykowska Wroclaw 1949 1991 Edition und Faksimile des Heinrichauer Grundungsbuchs mit polnischer Ubersetzung und Kommentar ISBN 83 900018 1 0 Heinrich Gruger Heinrichau Geschichte eines schlesischen Zisterzienserklosters 1227 1977 in Forschungen und Quellen zur Kirchen und Kulturgeschichte Ostdeutschlands Bd 16 Bohlau Koln Wien 1978 ISBN 978 3 412 06076 3 Historische Kommission fur Schlesien Hrsg Ludwig Petry Geschichte Schlesiens Bd 1 Thorbecke Stuttgart Sigmaringen 1988 S 11 155 313 330 und 383 f ISBN 978 3 7995 6341 3 Konstanty Kalinowski Barock in Schlesien Deutscher Kunstverlag Munchen und Berlin 1990 S 108 111 mit Klosterplan ISBN 978 3 422 06047 0 Petzak Beitrage zur Baugeschichte der Zisterzienserkloster Heinrichau und Kamenz In Zeitschrift des Vereins fur die Geschichte Schlesiens Bd 52 1918 S 165 170 Gisela Rieck 800 Jahren Heinrichau Henrykow Zisterzienser unterstutzen die fruhe Siedlungspolitik der schlesischen Herzoge In Cistercienser Chronik 129 2023 S 583 587 mit Fotos Ambrosius Schneider Lexikale Ubersicht der Mannerkloster der Cistercienser im deutschen Sprach und Kulturraum In Ambrosius Schneider Adam Wienand Wolfgang Bickel Ernst Coester Hrsg Die Cistercienser Geschichte Geist Kunst 3 Auflage Wienand Verlag Koln 1986 S 661 ISBN 978 3 87909 132 4 Hugo Weczerka Hrsg Handbuch der historischen Statten Band Schlesien Kroners Taschenausgabe Band 316 Kroner Stuttgart 1977 ISBN 3 520 31601 3 S 180 182 Wojtek Zmudzki Das Kloster Leubus und seine Filiationen In Ulrich Knefelkamp Wolfgang F Reddig Kloster und Landschaften Zisterzienser westlich und ostlich der Oder 2 Aufl scripvaz Verlag Frankfurt O 1999 S 159 ff ISBN 978 3 931278 19 9 mit Literaturverzeichnis Genealogie Bearbeiten Gottfried Graf Finck v Finckenstein Christoph Franke Gothaisches Genealogisches Handbuch der Furstlichen Hauser GGH Band I Band 1 der Gesamtreihe GGH Verlag des Deutschen Adelsarchivs Marburg 2015 ISBN 978 3 9817243 0 1 S 251 Hans Friedrich v Ehrenkrook Genealogisches Handbuch der Furstlichen Hauser Band I I Abt ehem reg Hauser Band 1 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Glucksburg Ostsee 1951 S 143 ISSN 0435 2408 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Heinrichau Album mit Bildern Abteliste auf Biographia Cisterciensis Website des Zisterzienserklosters Henrykow polnisch Literatur uber das Kloster Heinrichau WorldCat Literatur uber Heinrichau OPAC der Regesta ImperiiEinzelnachweise Bearbeiten Schlesisches Guter Adressbuch Verzeichnis samtlicher Ritterguter sowie der grosseren Landguter der Provinzen Nieder und Oberschlesien 1937 In GAB 15 Reprint Klaus D Becker Potsdam Auflage Niederschlesien Regierungsbezirk Breslau Kreis Frankenstein 507 537 Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1937 ISBN 3 88372 245 6 S 76 79 google de abgerufen am 14 Oktober 2022 Liber fundationis claustetri Santa Mariae Virginis Heinrichow Grundungsbuch hg v Gustav A Stenzel Breslau 1854 Ubersetzung ins Deutsche siehe Paul Bretschneider Das Grundungsbuch des Klosters Heinrichau Breslau 1927 The Book of Henrykow UNESCO Memory of the World abgerufen am 31 August 2017 englisch Klaus Bzdziach wach auf mein Herz und denke Zur Geschichte der Beziehungen zwischen Schlesien und Berlin Brandenburg von 1740 bis heute Gesellschaft fur Interregionalen Kulturaustausch Berlin Instytut Slaski w Opolu 1995 ISBN 3 87466 248 9 1 Normdaten Korperschaft GND 4435998 6 lobid OGND AKS VIAF 263930517 Anmerkung weitere GND 16125194 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Heinrichau amp oldid 232357251