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Die Kathedrale Saint Pierre in Poitiers im franzosischen Departement Vienne Region Nouvelle Aquitaine ist Sitz des Bischofs von Poitiers Der abgesehen von den Turmen aus dem 15 Jahrhundert in den Jahren von 1166 bis 1271 errichtete grosstenteils gotische Dom mit beachtlichen Ausmassen steht im Zentrum der Stadt und wurde 1912 zur Basilica minor In seiner unmittelbaren Nahe ist das Baptisterium Saint Jean zu finden Westfassade der Kathedrale von PoitiersInnenansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Fenster 4 Orgel 5 Mobiliar und Domschatz 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 FussnotenGeschichte BearbeitenAls man mit dem Bau der Kathedrale begann vereinte die Diozese von Poitiers etwa 1200 Pfarreien Zu diesem Zeitpunkt war Eleonore von Aquitanien 44 Jahre alt und schon seit uber einem Jahrzehnt Konigin von England Im Jahr der Grundsteinlegung brachte sie ihr 10 Kind Johann Ohneland zur Welt und lebte auf ihrem Schloss zu Poitiers das sie zu einem Zentrum des hofischen Lebens ausbaute Architektur Bearbeiten nbsp Grundriss der Kathedrale von Poitiers nbsp Querschnitt der Kathedrale von PoitiersDie Kirche ist das Musterbeispiel einer Hallenkirche der Angevinischen Gotik Die Errichtung begann wohl 1162 wie gewohnlich mit dem Chorhaupt wurde mit dem Querhaus und dem Langhaus fortgesetzt und im 2 Drittel der 13 Jahrhunderts mit der Westfassade abgeschlossen Die Westturme wurden nicht vor Anfang des 16 Jahrhunderts vollendet Die verschiedenen Baukampagnen sind sowohl von aussen als auch im Inneren der Kathedrale deutlich zu erkennen Die fruhen Gewolbe der beiden ostlichsten Joche und des sudlichen Querhausarmes sind mit dicken Kreuzrippen unterlegt Ebenso wie beim Chorumgang der Abteikirche Saint Denis dem Ausgangspunkt der gotischen Gewolbetechnik wurde auf die dekorativen aber statisch irrelevanten Schlusssteine verzichtet Je weiter der Bau nach Westen fortschritt umso feiner werden die Gewolberippen wahrend die Gestaltung der Seitenwand die Formen der Hochgotik annimmt Der gerade Ostabschluss kann als Ausdruck der Zugehorigkeit von Stadt und Kathedrale zum mit der englischen Krone verbundenen angevinischen Reich gesehen werden Im englischen Kirchenbau ubernahm man etwa zur gleichen Zeit gotische Formen aber nicht den Umgangschor Die Westfassade stammt zum grossten Teil aus dem zweiten Drittel des 13 Jahrhunderts Die drei Westportale mit ihren Tympana erinnern an die grossen Kathedralen des kapetingischen Kronlandes der Ile de France und ihrer Umgebung Die Dreiportalanlage war aber schon mit den Blendarkaden der 1150 vollendeten romanischen Abteikirche Notre Dame la Grande in Poitiers vorweggenommen Die Bogenfelder der Westfassade der Kathedrale Saint Pierre zeigen im mittleren Portal im unteren Register die Auferstehung der Toten daruber die Seligen und die Verdammten ganz oben Jesus als Weltenrichter im linken Portal Maria Himmelfahrt und Kronung Mariens im rechten Portal den unglaubigen Thomas Die Gewande verloren ihre Statuen wahrend der franzosischen Revolution Die prachtige Fensterrose uber den Portalen blieb erhalten Der Innenraum ist als Staffelhalle fur das Poitou typisch in ihrer Ausfuhrung mit gotischen Gewolben aber eine wesentliche Neuerung Der Zusammenhang der Halle ist viel eindrucksvoller als bei den romanischen Staffelhallen mit ihren Tonnengewolben wie sie seit dem 11 Jahrhundert errichtet worden waren Zudem ist diese Halle der Kathedrale mit fast 100 Metern Lange bei einer Hohe von 27 Meter deutlich grosser als die romanischen Hallen und als viele Basiliken Da Heinrich der Lowe und sein Gefolgsmann Bernhard II von Lippe ihr englisches Exil grossenteils nicht in England sondern im angevinischen Westfrankreich verbrachten nehmen namhafte Kunsthistoriker an dass bei der Einfuhrung der gotischen Hallenkirche in Westfalen und davon ausgehend in Norddeutschland und in grossen Teilen Mitteleuropas die Kathedrale von Poitiers Pate stand 1 nbsp Westfassade 1844 noch ohne AttikaIm Unterschied zur Basilika liegen die Kirchenschiffe des Langhauses einer Hallenkirche auf gleicher oder annahernd gleicher Hohe so dass eines der Merkmale dieses Bautypus das Fehlen des Obergadens ist die Seitenwand des Mittelschiffes steigt uber die volle Hohe bis zum Gewolbe auf Der Lichteinfall erfolgt also nicht wie bei dem deutlich erhohten Mittelschiff der Basilika durch eine selbstandige Fensterzone von oben sondern nur von den Seiten Gegenuber der Achsenbezogenheit der Basilika ergeben sich in der Halle durch Schragansichten oft die schonsten Durchblicke und Raumbereicherungen Eine Besonderheit ist das im dritten Joch des Mittelschiffes in Augenhohe in die sudliche Seitenwand gemeisselte Wandlabyrinth von knapp einem Meter Durchmesser Ob es sich dabei um den Plan eines fruher im Boden der Kirche vorhandenen aber verlorengegangenen Labyrinthes handelt ist nicht geklart Interessant zu wissen ist in diesem Zusammenhang dass als Ort fur das Bodenlabyrinth in anderen Kirchen haufig das dritte Joch gewahlt wurde Fenster Bearbeiten nbsp KreuzigungsfensterVon uberragender Bedeutung sind die Bleiglasfenster des Chores und des Querhauses es handelt sich grosstenteils um Originale aus dem 12 und 13 Jahrhundert Besonders bemerkenswert ist das Fenster der Apsis das auf die zweite Halfte des 12 Jahrhunderts datiert wird und damit eines der fruhesten in Frankreich erhaltenen Buntglasfenster ist nach verschiedenen Quellen sogar das fruheste erhaltene des Christentums Fur das fruhe Erschaffungsdatum hat es aussergewohnliche Ausmasse 8 35 m 3 10 m Das Meisterwerk der Glasmalerei nach dem zentralen Motiv auch Kreuzigungsfenster genannt ist in drei Hauptregister untergliedert die von unten nach oben die Martyrien der Namensgeber der Kirche Petrus und Paulus daruber Jesus am Kreuz und ganz oben die Himmelfahrt Christi zeigen Dargestellt sind ebenfalls die Auferstehung Christi unter der Kreuzigungsszene das leere Grab auf das ein Engel hinweist links und am Fuss der Komposition Konig Heinrich II von England und seine Gattin Eleonore von Aquitanien Der franzosische Staat ubernahm die Finanzierung der im Dezember 2004 von den Spezialisten der Werkstatt Barthe Bordeau durchgefuhrten kompletten Restaurierung des Meisterwerkes Die Kosten beliefen sich uber 170 000 Euro Orgel Bearbeiten nbsp Prospekt mit Ruckpositiv der Clicquot Orgel von 1791Die Kathedrale Saint Pierre besitzt eine der schonsten Orgeln Frankreichs Sie stammt aus der Werkstatt des Hoforgelbauers Francois Henri Clicquot 1732 1790 der im Jahr 1787 einen entsprechenden Auftrag des Domkapitels in Empfang nahm Erst 1791 ein Jahr nach seinem Tod nahm das Instrument eine der beiden letzten grossen franzosischen Orgeln des 18 Jahrhunderts in Frankreich seinen heutigen Platz in der Kathedrale ein Es steht seit 1908 unter Denkmalschutz und wurde in den Jahren von 1988 bis 1994 auf Kosten des franzosischen Staates restauriert Gegenwartig sind die beiden Titularorganisten Jean Baptiste Robin und Olivier Houette 2007 Die Orgel hat folgende Disposition PositifMontre 0 8 Second 0 8 Bourdon 0 8 Prestant 0 4 Nasard 0 2 2 3 Tierce 0 1 3 5 Doublette 0 2 Grand Cornet V 0Plein Jeu VIITrompette 0 8 Clairon 0 4 Cromorne 0 8 Grand OrgueMontre 16 Bourdon 16 Montre 0 8 Second 0 8 Bourdon 0 8 Prestant 0 4 Grande Tierce 0 3 1 5 Nasard 0 2 2 3 Doublette 0 2 Quarte de Nasard0 0 2 Tierce 0 1 3 5 Grand Cornet VFourniture VCymbale IV1e Trompette 0 8 2e Trompette 0 8 1er Clairon 0 4 2e Clairon 0 4 Voix Humaine 0 8 RecitFlute 8 Cornet VTrompette0 8 Hautbois 8 EchoBourdon 8 Flute 8 Trompette0 8 PedaleFlute bouchee 0 16 Flute ouverte 0 8 Flute 0 4 Bombarde 16 Trompette 0 8 Clairon 0 4 Mobiliar und Domschatz BearbeitenDas Chorgestuhl von dem angenommen wird dass es ein Geschenk des Bischofs Jean de Melun Bischof von 1235 bis 1257 war gehort zu den altesten in Frankreich erhaltenen Werken dieser Art wenn es nicht sogar wie andere Quellen angeben sogar das alteste ist Von den ursprunglich vorhandenen Stallen Chorstuhlen sind auf jeder Seite der Chorschranke nur noch 37 vorhanden In der hohen Dorsale Ruckenwand sind die Zwickel einer Bogenreihe mit religiosen und profanen Motiven von ausserordentlich grosser Vielfalt ausgestaltet Sie zeigen unter anderem die Jungfrau Engel Tiere Fabeltiere und Szenen aus dem alltaglichen Leben Das sonstige fruher vorhandene Kirchenmobiliar fiel im 18 Jahrhundert der Zerstorungswut der Revolutionare zum Opfer Es wurde nach der Revolution ersetzt durch Gegenstande die aus den wahrend der Revolution zerstorten Klostern und Abteien der Umgebung stammen Der barocke Marmoraltar Ende 17 Jh der mittleren Apsis kommt aus der Benediktinerabtei La Trinite das grosse holzerne Retabel 17 Jh des sudlichen Querhauses aus dem Dominikanerkloster 2 jener aus Eichenholz 18 Jh des nordlichen Querhausarmes aus einem Kapuzinerkloster sein Tabernakel 1700 1701 aus einem Karmelitenkloster Eine Kanzel und ein Beichtstuhl beide 18 Jh Gemalde und Statuen 16 17 Jh vervollstandigen das Mobiliar der Kathedrale Der Domschatz mit Kult und Kunstgegenstanden 12 17 Jh wird im sudlichen Fassadenturm ausgestellt Siehe auch BearbeitenListe von Kathedralen und Domen Frankreich Literatur BearbeitenThorsten Droste Das Poitou Koln 1984 4 Auflage 1990 S 79 80 Abb 7 10 11 Marcel Durliat Romanische Kunst Freiburg Basel Wien 1983 Farbtafel 155Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kathedrale von Poitiers Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Kathedrale von Poitiers auf einer Seite monumentshistoriques free fr franzosisch Die Kathedrale von Poitiers Das Wandlabyrinth auf einer Seite der Diozese franzosisch bebildert Die Kathedrale von Poitiers Das Kreuzigungsfenster auf einer Seite der Diozese franzosisch bebildert Die Kathedrale von Poitiers Die Clicqot Orgel auf einer Seite der Diozese franzosisch Fussnoten Bearbeiten Landschaftsverband Westfalen Lippe Die Dombauten des 13 Jahrhunderts in Paderborn und Riga PDF Institution du Rosaire46 5805 0 3493 Koordinaten 46 34 49 8 N 0 20 57 5 O Normdaten Geografikum GND 4582215 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kathedrale von Poitiers amp oldid 231276841