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Die Angevinische Gotik ist ein in westlichen Regionen Frankreichs verbreiteter Baustil Der franzosische Architekturhistoriker Eugene Viollet le Duc bezeichnete sie als Style ogivale Plantagenet etwa Plantagenet Rippen Stil Stiftskirche Notre Dame nach 1214 in Le Puy Notre Dame Departement Maine et Loire Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 1 1 Vorherige Bauweisen 1 2 Politischer Rahmen 2 Gewolbeformen 3 Wandgestaltung 4 Transfer in andere Regionen Westfalische Gewolbe 5 Siehe auch 6 Quellen 7 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenVorherige Bauweisen Bearbeiten nbsp Kathedrale von Perigueux mit byzantinischen KuppelnIm 11 und fruhen 12 Jahrhundert wurden in Sudwestfrankreich Kirchenraume vorzugsweise mit Tonnengewolben gedeckt Das gilt sowohl fur Basiliken als auch fur die nicht seltenen Hallenkirchen Im 12 Jahrhundert konnten die Tonnen auch spitzbogig sein Kreuzgratgewolbe finden sich in dieser Region vergleichsweise selten Bei einigen wenigen aber bedeutenden Kirchen Kathedralen von Perigueux und von Angouleme und die Abteikirche Fontevraud verwendete man eine andere Gewolbeform nicht nur uber der Vierung sondern auch Chorjoch Querhausarmen und Langhaus errichtete man Pendentifkuppeln wohl nach byzantinischen Vorbildern Politischer Rahmen Bearbeiten Die Heirat der normannischen Prinzessin romisch deutschen Kaiserwitwe und englischen Thronerbin Matilda mit Graf Gottfried V von Anjou legte 1128 den Keim zur Herrschaft des Hauses Anjou Plantagenet in England und Teilen Frankreichs Ihr Sohn Heinrich erlangte durch seine Ehe mit der Herzogin Eleonore von Aquitanien 1152 die Herrschaft uber den Sudwesten Frankreichs Nach der Schlacht von Bouvines 1214 kam allerdings die Grafschaft Anjou nordlich der Loire in die Hand der franzosischen Krone Unter Ludwig VII seit 1131 1137 Konig von Frankreich dem geschiedenen ersten Ehemann Eleonores entstand im Umfeld von Paris der Ile de France damals der Krondomane und ein paar angrenzenden Gebieten um 1140 die Gotik gekennzeichnet durch Spitzbogen und aus dem Kreuzgratgewolbe entwickelte Kreuzrippengewolbe Gewolbeformen Bearbeiten nbsp St Pierre 12 13 Jh in Airvault Netzgewolbe nbsp Schiff der Kathedrale von Angers nbsp Chor der Kathedrale von PoitiersIm angevinischen Westfrankreich griff man das Prinzip der Gewolberippen auf da diese Versteifung es ermoglichte Gewolbe leichter zu bauen als vorher Hier entschied man sich fur oft mehr der Kuppel abgeleitete Hohenreliefs sogenannte Domikalgewolbe Manchmal bestand die Versteifung aus vier Diagonalrippen oft kamen vier Scheitelrippen hinzu sodass man achtrippige bzw achtteilige Gewolbe findet Die Kathedrale von Angers Hauptbauphasen 1148 1158 und 1202 1240 entspricht im Grundriss den kuppelngedeckten Bauten von Angouleme Perigueux und Fontevrauld hat aber anstelle der Kuppeln Rippengewolbe Einen grossen asthetischen Fortschritt bedeutete die Verwendung der Domikalgewolbe anstelle von Tonnengewolben fur Hallenkirchen nun erst wurden die Raume in Querrichtung optisch genau so durchlassig wie in Langsrichtung Bekanntestes Beispiel ist die Kathedrale von Poitiers begonnen 1162 Nur wenige altere Hallenkirchen haben Kreuzgratgewolbe obwohl Hallen mit Kreuzgratgewolben seit Langem die gangige Bauweise fur Krypten waren Vereinzelt ging man daran das Rippenprinzip auf Tonnengewolbe anzuwenden und auf Kapellen oder Chorschlusse die aus Tonne und Halbkuppel bestanden So entstanden fruhe Formen von Netzgewolben nbsp Notre Dame 1491 1550 in Niort angevin flamboyantObwohl die angevinische Gotik im Wesentlichen eine Form der Fruhgotik ist hielt man in ihrem Verbreitungsgebiet noch lange an der Achtrippigkeit fest Busung und Stich wurden dabei immer weniger Ein gutes Beispiel ist die 1491 1550 im Flamboyantstil errichtete Kirche Notre Dame in Niort Wandgestaltung BearbeitenDie im Vergleich zur Bauweise der Ile de France steileren Gewolbeflanken erzeugten weniger Seitenschub und erforderten weniger ausseres Strebewerk Die Verbindung von Rippengewolben und Spitzbogenstil war weniger konsequent als dort Einerseits finden sich schon in der Romanik Westfrankreichs beispielsweise die Spitzbogenblenden beiderseits des Westportals von Notre Dame la Grande in Poitiers andererseits haben die altesten hinsichtlich der Gewolbe gotischen Gebaudeteile nicht nur in der Kathedrale von Poitiers noch Rundbogenfenster Transfer in andere Regionen Westfalische Gewolbe Bearbeiten nbsp Westfalisches Gewolbe der Holwierder Kirche Provinz Groningen nbsp Angevinische Gewolbe im sudlichen Seitenschiff des Bremer Doms um 1225Ab etwa 1200 wurden Gewolbe nach angevinischem Vorbild in Westfalen errichtet Als Ausloser wird vermutet dass Bernhard II zur Lippe als Gefolgsmann Heinrichs des Lowen diesen vorubergehend ins englische Exil begleitete und dort die Baustelle der Kathedrale von Poitiers besuchte 1 Die ersten Beispiele sind die Grosse Marienkirche in Lippstadt und die Kirche des ZisterzienserKlosters Marienfeld Beide waren um 1200 ausserlich romanisch Der Gewolbetyp breitete sich in Norddeutschland und den damals noch nicht von Norddeutschland abgegrenzten nordlichen Niederlanden aus und pragte die dortige Fruhgotik in den Niederlanden auch Romano Gotik mit melonenformigen westfalischen Gewolben Dabei kam es zu weiteren Entwicklungen Schon in Marienfeld sind wie das heute verputzte Mauerwerk auch die Gewolbeschalen aus Backstein nur die Rippen aus Sandstein Ahnlich ist die Materialverwendung in den Gewolben der Bremer Liebfrauenkirche wohl ab 1220 die als erste gotische Vierstutzenhalle Norddeutschlands gilt Schon Anfang des Jahrhunderts baute man die Stiftskirche Bassum abgesehen von wenigem Zierrat vollstandig aus Backstein Wahrend in Westfrankreich die Gewolbeschalen uberwiegend auf Kuff gemauert wurden verwendete man ostlich des Rheins uberwiegend zirkulare Steinlagen Da dort die meisten Gewolbe verputzt wurden wirkte sich das aber nur selten auf das Erscheinungsbild aus Bei vielen Dorfkirchen liegen jedoch die Kampfer weit unterhalb der halben Raumhohe was es allerdings auch bei Hohenreliefs nach dem Muster der Ile de France gibt Siehe auch BearbeitenGotico Angioiano ein fast gleichnamiger aber vollig anderer Stil in Suditalien Weitere Inhalte in denSchwesterprojekten der Wikipedia nbsp Commons Medieninhalte Kategorie Quellen BearbeitenViollet le Duc Dictionnaire raisonne de l architecture IV S 117 122 und IX S 521 337 zusammengefasst in Anthyme Saint Paul Annuaire de l Archeologue francais premiere annee 1 Jg 1877 S 125 127 Origine du style ogivale PlantagenetEinzelnachweise Bearbeiten Holger Kempkens Bernhard II zur Lippe und die Architektur der Abteikirche Marienfeld in Jutta Prieur Hrsg Lippe und Livland Bielefeld 2008 ISBN 9783895347528 Inhaltsverzeichnis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angevinische Gotik amp oldid 236594715