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Die Stiftskirche St Mauritius und St Viktor in Bassum ist eine evangelisch lutherische Kirche in der niedersachsischen Stadt Bassum Landkreis Diepholz Sie ist benannt nach St Mauritius und St Viktor die als Heilige verehrt werden Sie wurde als Stiftskirche des Frauenstiftes Bassum errichtet befindet sich aber seit 1932 nicht mehr unter dessen Patronat Stiftskirche in Bassum von SudwestenDas Gemeindeburo der Kirche ist seit 2018 im benachbarten Fachwerkhaus von 1820 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Portale 2 2 Inneres 2 3 Ausstattung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie mittelgrosse Backsteinkirche aus dem 13 Jahrhundert besteht aus einem Chorquadrat mit Apsis einem Querschiff mit quadratischem Vierungsturm und einem dreischiffigen Hallenlanghaus Sie zeigt insgesamt einen Ubergangsstil mehrere Gebaudeteile weisen sowohl romanische als auch gotische Stilelemente auf Es wird vermutet dass die Kirche bis zu einem Brand im Jahr 1327 Westturme gehabt habe Allerdings hat der Vierungsturm ein stilistisch zur ersten Halfte des 13 Jahrhunderts passendes geraumiges Glockengeschoss Schon im Mittelalter erhielt die Nebenapsis eine umfangreiche Reparatur Nach dem Mittelalter wurde die nordliche Langhauswand mit vier breiten Strebepfeilern stabilisiert die sudliche mit einem Neuzeitlich sind auch die Aussenhaut des sudlichen Querhausgiebels und grosse Teile der sudlichen Langhauswand Bei der Restaurierung der Kirche durch Conrad Wilhelm Hase in den Jahren 1866 69 wurde das nordlichen Querhausportal mit einem neuen Tympanon ausgestattet das sudliche vollig ersetzt Im Fruhjahr 2014 wurde der Fussboden des Chorquadrates restauriert 1 Baubeschreibung BearbeitenDie im ersten Viertel des 13 Jahrhunderts errichteten Ostteile haben bis in Traufenhohe eine ganzlich romanische Wandgestaltung mit Rundbogenfenstern und der Lisenengliederung Hauptapsis Sie hat ein Rundbogenfries ebenso wie die mit Ecklisenen geschmuckten Querhausfronten In den Winkeln zwischen Chor und Querhaus befindet sich auf der Sudseite ein Treppenturm auf der Nordseite die Sakristei und im Winkel zwischen dieser und dem Querhaus die nur einseitig vorhandene Nebenapsis Ursprunglich waren an den Kreuzarmen Seitenapsiden vorhanden Die sind mit Ecklisenen und Rundbogenfries gegliedert Das nordliche Querhausportal wurde 1866 69 instand gesetzt das sudliche vollstandig erneuert nbsp Sudliches Seitenschiff zweigeschossige Fas sade unten rund bogig oben uber wiegend spitz bogig orange roter und dunkler Back stein mittelalterlich grau roter und roter neuzeitliche Reparaturen nbsp Kirche von Sudosten nbsp Kirche von Osten nbsp Nordliches Seitenschiff Fas sade zwei geschos sig und Fenster formen wie Sudseite gotisches Portal mit ersetz tem char riertem TympanonUrsprunglich war ein basilikales Langhaus geplant wie im Innenraum noch zu erkennen ist Das nordliche Seitenschiff ist breiter und hat eine dickere Aussenwand als das sudliche Beide Langswande sind in ursprunglich gleicher Weise zweigeschossig gegliedert in der Romanik und Fruhgotik eine haufige Gestaltung u a bei der Zisterzienserkirche Haina und der Marburger Elisabethkirche Die Fenster des unteren Geschosses sind rundbogig die des oberen spitzbogig Sitzbogig ist auch als einziges dieser Kirche das fur den Gottesdienstbesuch der Laien geschaffene Portal in der nordlichen Langhauswand Der Westbau hat auch im oberen Geschoss Rundbogenfenster Das Mauerwerk der zweigeschossigen Turmunterbauten endet in der Hohe der Seitenschiffstraufen Die Traufensimse samtlicher geraden Wande ausser am Turm sind mehrteilig und beginnen mit einem liegenden Rundstabprofil aus Formsteinen An vielen Stellen sind sie vom mittelalterlichen Mauerwerk durch mehrere Lagen Blockverband getrennt Das Material ist teilweise graurot wie innen die erneuerten Zwischenpfeiler der Arkaden teilweise tief orangerot Ausser am Treppenturm haben diese Simse weiter oben eine 90 Kehle ebenfalls liegend und aus Formsteinen Nur der nordliche Turmunterbau ist dickwandig und steht gegenuber der Langhauswand vor was auf das Vorhaben eines hoch ragenden Turms deutet Der Westgiebel des Mittelschiffs hat Ecklisenen ein der Dachkante folgendes gestuftes Rundbogenfries aber ein hohes fruhgotisches Spitzbogenfenster Das oberhalb gelegene Rundfenster erhellt nicht den Kirchenraum sondern den Dachboden nbsp Nordlicher Querhausgiebel nbsp Nordportal Tympanon im 19 Jahr hundert erneuert nbsp Apsis Chor u Querhaus unten romanisch oben Chor giebel und Vierungs turm uberw gotisch nbsp Nebenapsis evtl schon im Mittelalter geflickt nbsp Westfassade nbsp Westportal mittelalterliche Farb fassung vom Tym pan on und Rund stab bogen ersetz ter Tur rahmen Portale Bearbeiten Die Portale konnen in ihren ausseren Konturen allesamt noch original aus dem 13 Jahrhundert sein sind aber zumindest im Material in unterschiedlichem Masse erneuert Am geringsten verandert ist das Westportal das Tympanon oberhalb des Attikasimses und der Rundstab am Uberfangbogen zeigen Reste der mittelalterlichen Farbfassung Der charrierte steinerne Turrahmen stammt im Material aus dem 19 Jahrhundert kann aber der Ersatz fur einen Vorganger in weitgehend gleichen Formen sein Das Tympanon des nordlichen Querhausportals stammt in Stil von relief und Schrift aus dem 19 Jahrhundert Seine Unterseite und die Kapitelle der inneren Saulen sind mit modernen Charriereisen bearbeitet Die ausseren Saulen sind aber mittelalterlich Das Backsteingewande des nordlichen Schiffsportals ist im Material vollig erneuert Tympanon und Tursturz weisen die gleiche neuzeitliche Charrierung auf wie am nordlichen Querhausportal und am Rahmen des Westportals zu finden konnen aber Ersatz fur grundsatzlich gleich gestaltete Vorganger sein Am sudlichen Querhauspoartl sind alle Teile ersetzt der Naturstein ganz in Gestaltung des 19 Jahrhunderts Inneres Bearbeiten Im Innern belegen niedrige rundbogige Durchgange und daruberliegende vermauerte Rundbogenfenster in der Westwand der Kreuzarme die ursprungliche Planung eines basilikalen Langhauses Dies ist aber der einzige Hinweis einer eindeutigen Bauabfolge In allen Teilen ist die Rezeption westfalischer Vorbilder die ihrerseits an der angevinischen Gotik Westfrankreichs orientiert sind und ihre Umsetzung in die Formen der Backsteinarchitektur sichtbar Der Raum wird durch die wuchtigen Formen der Kreuzpfeiler bestimmt die jedoch erst teilweise so elegant gestaltet sind wie etwa in der Bremer Liebfrauenkirche In der Vierung werden Triumphbogen und Scheidbogen von Runddiensten gestutzt Scheid und Gurtbogen des Langhauses jedoch nicht Runddienste stutzen die Rippen in Chorjoch Vierung westlichem Langhausjoch und Turmjoch Konsolen die des ostlichen Langhausjochs Der Fussboden im Chorquadrat wurde in aufwandiger und heute nur noch selten erhaltener Inkrustationstechnik aus Hochbrandgips geschaffen nbsp Bandrippengewolbe der Vierung ohne Schluss stein Sud quer haus mit Neben apsis nbsp Chorjoch Band rippen gewolbe mit Schluss stein nbsp Nordquerhaus Band rippen mit Schluss stein nied riger Bogen und ver mauer tes Fenster zum Seiten schiff nbsp Sudquerhaus Band rippen mit Schluss stein keine Nebenapsis nbsp Nordseitenschiff nied riger Bogen zum Quer haus noch fur Basilika vorgesehen nbsp Gewolbe uber der EmporeBesonders machtig sind die Vierungspfeiler ausgebildet die den entsprechenden Pfeilern in der gleichzeitig oder etwas fruher errichteten Kirche des Klosters Marienfeld ahneln Ahnliche Formen sind auch in der Liebfrauenkirche in Bremen gleichzeitig oder etwas junger und in der Kirche in Berne zu finden Das aus zwei quadratischen Jochen bestehende Langhaus ist als Hallenkirche ausgebildet jedoch mit dem fur Basiliken entwickelte Gebundenen Systems Vergleichbare Formen der Hallenkirche sind unter anderem in den Kirchen in Billerbeck 1234 geweiht und Metelen bis 2 Viertel des 13 Jh zu finden beide jedoch ohne Querhaus Die steil ansteigenden Domikalgewolbe uber den Pfeilern werden in den Ostteilen und im Mittelschiff des Langhauses von Bandrippen verstarkt Darin unterscheidet sich die Stiftskirche in Bassum von den genannten Vergleichsbauten in Westfalen und an der Unterweser denn diese haben Rippen mit runden Querschnitten teils noch Wulst teils schon Birnstabrippen auf runden Vorlagen Im wohl ab 1224 eingewolbten Bremer Dom gibt es nur ein einziges Joch mit Gurtbogen eckigen Querschnitts und Bandrippen das zweitwestlichste Die Domikalgewolbe der Bassumer Seitenschiffe haben keine Rippen aber im Nordseitenschiff trotzdem hangende Schlusssteine Hierin zweigt sich ebenso wie an dem Verzicht auf Dienste im Langhaus eine Anlehnung an die Zisterziensergotik Auch die Westfassade ahnelt denjenigen mehrerer Zisterzienserkirchen 2 nbsp Empore mit Orgelprospekt nbsp Mittelschiff nach Sud westen Band rippen gewolbe ohne Schluss steine nbsp Nordseitenschiff rippen lose Gewolbe zapfen formi ge Schluss steine nbsp Sudseitenschiff rippen lose Gewolbe ohne Schluss steine nbsp Erdgeschoss des Nord turm unter bausAusstattung Bearbeiten nbsp Viktor Reliquiar im Sudquerhaus nbsp Taufstein im Hintergrund Estorff EpitaphWegen eines Brands im Jahr 1797 ist nahezu keine mittelalterliche Ausstattung erhalten Von der Restaurierung unter Conrad Wilhelm Hase stammen das grosse Mosaik im Chor der Altar die Orgel die Kanzel der Taufstein das Lesepult und das Chorgestuhl Ein Holzkern eines Reliquienschreins aus dem 13 Jahrhundert in Hausform ist mit einem Rundbogenfries verziert Das Grabmal der Grafin Anna von Hoya 1585 zeigt die Verstorbene als vollplastische Ganzfigur auf einem mit 16 Wappen geschmucktem Sarkophag liegend Zwei Epitaphe mit Saulenrahmung und Beschlagwerkornament stammen aus der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts Zwei Wappentafeln aus Sandstein sind auf 1542 und 1687 datiert Ein wohlgestaltetes fruhklassizistisches Epitaph fur die Abtissin Eleonora von Estorff 1769 zeigt einen schlanken holzernen Aufbau mit gemalten Wappenschilden und einer grossen klassizistischen Urne Im Turm der Stiftskirche hangen drei Bronzeglocken der Glockengiesserei Otto aus Hemelingen Bremen mit der Schlagtonreihe dis fis gis 3 4 Literatur BearbeitenRudolf Fantini Nicolaus Heutger Kirche und Stift Bassum Grosse Baudenkmaler Heft 224 2 vollig veranderte Auflage Munchen Berlin 1987 BASSUM Kr Diepholz Ev Stiftskirche St Mauritius und St Viktor In Georg Dehio Hrsg Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1992 ISBN 3 422 03022 0 S 197 198 Ernst Andreas Friedrich Die Stiftskirche in Bassum In Wenn Steine reden konnten Band IV Landbuch Verlag Hannover 1998 ISBN 3 7842 0558 5 S 49 51 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum 2 Auflage Ostfriesische Landschaftliche Verlags und Vertriebs Gesellschaft Aurich 2009 ISBN 978 3 940601 05 6 S 101 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiftskirche St Mauritius und St Viktor Bassum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ev luth Kirchengemeinde Bassum Das Stift Bassum im Kulturportal Nordwest Memento vom 12 April 2019 im Internet Archive Glockengelaut der StiftskircheEinzelnachweise Bearbeiten Die Stiftskirche Bassum und ihr leuchtender Gipsinkrustationsboden Deutsche Stiftung Denkmalschutz abgerufen am 6 November 2017 Ulrich Lamm Burgundische Romanik Pontigny Zisterziensergotik In Gebaut eu Abgerufen am 6 August 2022 Gerhard Reinhold Otto Glocken Familien und Firmengeschichte der Glockengiesserdynastie Otto Selbstverlag Essen 2019 ISBN 978 3 00 063109 2 S 588 insbes S 546 Gerhard Reinhold Kirchenglocken christliches Weltkulturerbe dargestellt am Beispiel der Glockengiesser Otto Hemelingen Bremen Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen Nijmegen NL 2019 S 556 insbes S 504 Normdaten Geografikum GND 4488477 1 lobid OGND AKS VIAF 242727692 52 844778 8 723665 Koordinaten 52 50 41 2 N 8 43 25 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftskirche Bassum amp oldid 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