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Hochbrandgips HBG ist eine bei vergleichsweise hoher Brenntemperatur entstehende gipsahnliche CaSO4 Modifikation bzw ein sogenannter Anhydritgips Siehe auch unter Baugips Hochbrandgips ist ein historischer Baustoff dient als Bindemittel und benotigt keine inerten Zuschlagstoffe Hochbrandgips wurde fruher besonders in der Nahe von Rohgipsvorkommen gebrannt und verwendet und ergibt nach dem Mahlen zusammen mit Anmachwasser einen hochfesten und sogar weitgehend wetterbestandigen Mortel und Aussenputz Hochbrandgips unterscheidet sich vom Doppelbrand bzw Montage oder Elektrikergips u a durch langsames Abbinden und hohere Wasserfestigkeit Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Verbreitung 2 Zeitliches Vorkommen 3 Herstellung 4 Anwendung 5 Bauphysikalische Besonderheiten 6 Chemische Besonderheiten 7 Denkmalpflegerische Bedeutung 8 Synonyme 9 Siehe auch 10 Literatur 11 WeblinksGeographische Verbreitung BearbeitenHochbrandgips wird in der historischen Bausubstanz folgender Lander beschrieben Iran Jordanien Agypten Libyen Marokko Sudspanien Sud und Nordfrankreich Sizilien festlandisches Italien Osterreich Schweiz Sud und Norddeutschland Grundlage sind stets naturliche Gipsvorkommen meist in ausstreichender Lagerung gelegentlich im Untertageabbau nicht zuletzt in Salzstocken mit Gipshut und an Diapiren Ein markanter Vorkommenspunkt von Roh und von Hochbrandgips ist der Montmartre damals bei Paris wo der Hochbrandgips wegen seiner Wetterbestandigkeit geruhmt und mit einem eigenen Markennamen belegt wurde montmartrite Bis auf eine Ausnahme ist Hochbrandgips in Deutschland uberall dort verbreitet wo es Naturgips gibt oder gab Das gilt in positiver Weise auch fur heute unbedeutende Vorkommen beispielsweise im nordlichen Harzvorland und in der Norddeutschen Tiefebene bis Westeregeln bei Magdeburg Luneburg Segeberg und Helgoland Wo es keine ortlichen Gipsvorkommen gibt diente gebrannter und geloschter Kalk als entsprechendes Bindemittel Zeitliches Vorkommen BearbeitenNicht gesichert ist ob der beschriebene Gips in Catalhoyuk und in der Cheopspyramide wirklich Hochbrandgips ist Ein sehr altes gesichertes Hochbrandgips Vorkommen ist das jordanische Wustenschloss Qasr al Kharana mit dem Baujahr 710 n Chr In Deutschland sind die altesten Objekte Estriche romanischer Kirchen Danach hatte Hochbrandgips in Deutschland eine gleichbleibende Hochkonjunktur bis die konkurrierenden Baustoffe hydraulischer Kalk und Portlandzement ab Mitte des 19 Jahrhunderts an Bedeutung gewannen Ortlich erlosch die Herstellung von Hochbrandgips erst in den fruhen 1950er Jahren In der heutigen Denkmalpflege wird Hochbrandgips in Frankreich und Deutschland wieder benotigt In den 1990er Jahren wurde haufig argumentiert Mit dem Erloschen der Hochtemperatur Gipsofen ging auch das praktische Wissen um dessen Herstellung und Anwendung verloren Dies stimmt nur bedingt denn in den 1990er und 2000er Jahren ist wichtige einschlagige Literatur ab dem Jahre 1600 bekannt geworden Herstellung BearbeitenRohgips muss zuerst auf die Steingrosse 40 160 mm zerkleinert werden eine anschliessende Trocknung an Luft ist ratsam Als Ofen dienten Schacht Kammer und Grubenofen ebenso wie Meiler Die einfachen Brenneinrichtungen wurden empirisch entwickelt oder vom Kalkbrand ubernommen Energie sparende und konstante Qualitat erzeugende Ofen wurden ofentechnisch in Frankreich und in Walkenried Niedersachsen konstruiert und laufend verbessert Bei einer Brenngutmenge von 1 t mag eine Brenndauer von etwa 8 Stunden genugt haben bei 20 t Brenngut sind jedoch etwa 72 Stunden Brenndauer erforderlich Als Brenntemperatur gilt 950 50 C Eine beginnende Sinterung der Branntgipssteine und eine leichte Entsauerung werden in alter Literatur sogar als wunschenswerte Kriterien fur Garbrand genannt Von niedrigeren Temperaturen als 900 C und von hoheren Werten als 1 000 C distanzieren sich die meisten fruheren Autoren Manuelles Beschicken der Ofen war charakteristisch wie das ebenfalls manuelle Austragen des Brennguts Nach dem Brand wird das Brenngut auf Nussgrosse gebrochen und einem geeigneten Mahlaggregat zugefuhrt Als solches gelten der Kollergang die gewohnliche Muhle das Dreschen mit besonderen Flegeln und mit Patschbrettern Battre comme platre Schlagen wie Gips beim Zerkleinern und beim Estrichlegen wird im Franzosischen heute noch auch im ubertragenen Sinn gebraucht Als maximale Korngrosse gilt etwa 6 mm Somit dient das Grobkorn gleichzeitig als stoffidentischer Zuschlag um Schrumpfrissen beim Abbinden und beim Austrocknen zu begegnen Mit Draht bespannte Schuttelsiebe gibt es schon lange Vor der Drahtepoche gab es Siebe mit pflanzlicher oder tierischer Bespannung Abgesiebtes Uberkorn wurde entweder nachgemahlen oder als Zwischenlage fur Estriche verwendet Anwendung BearbeitenIn zuruckliegenden Epochen wurde Hochbrandgips sehr vielseitig eingesetzt der langfristige bauphysikalische Erfolg war und ist sehr unterschiedlich nbsp Deutsche Schule spater Heimatmuseum in Bad Windsheim Foto Heinrich Delp vor 1962Mortel fur Firstziegel von Giebeldachern und von Mansarddachern fur Biberschwanzziegel auf der Innenseite Aussen und Innenputz grossflachig oder in Gefachen vorzugsweise auf Stein untergeordnet auf Holz und geeigneten Putztragern Aussenputz auch eingefarbt Innen und Aussenstuck Fensterlaibungen aussen Mauermortel von Gebauden der verschiedensten Art Mortel fur Kirchenpfeiler Gewolbe und Gewolberippen Estriche auch eingefarbt Hochbrandgips Beton fur Hauswande mit und ohne Steinfullung Hochbrandgips Beton fur Gefache im Fachwerkbau jeweils in Gipsgusstechnik Fundamentmortel von Hausern Burgen ja sogar grossen Kirchen von Kellern mit und ohne daruber stehenden Gebauden Im Jahre 1986 bestand die historische Bausubstanz von Bad Windsheim in West Mittelfranken zu 64 aus Gipsstein Hochbrandgipsmortel Beispiel ehem Deutsche Schule Bj 1569 in der Schumberggasse 6 Fundamente Keller Gewolbe Mauermortel Aussenputz evtl sogar Mortel fur Firstziegel alles aus Gips Bauphysikalische Besonderheiten Bearbeiten nbsp Ein aus Hochbrandgips gegossener Mauerstein hergestellt um 1870Dem ordnungsgemass ausgeharteten Mortel aus Hochbrandgips werden eine hohe Festigkeit und eine weitgehende Wasserfestigkeit nachgesagt nicht nur in der historischen deutschen und franzosischen Literatur sondern vor allem in der nachweislichen Bereitschaft der Baumeister und Bauherren dieses Produkt auch an Wetterseiten der Objekte in regenreichen Gebieten wie Ile de France Hamburg und dem Harzgebirge einzusetzen Historischer trockener Hochbrandgips Mortel zeigt folgende Eigenschaften Rohdichte 1 6 0 05 g cm Druckfestigkeit 30 10 N mm Wasseraufnahmekoeffizient etwa 0 2 g cm min Steighohenkoeffizient etwa 0 12 cm min mittlere Kristallitgrosse 2 4 mm mittlerer Porenradius 1 mm Thermodynamisch fuhrt an der Loslichkeit des Hochbrandgips Mortels von 2 6 g Calciumsulfat Dihydrat Chemische Bezeichnung von Gips im Liter demineralisierten Wassers kein Weg vorbei Dagegen scheint das In Losung Gehen rein kinetisch verlangsamt zu sein Bei gleicher Rohdichte lost sich Mortel aus Hochbrandgips langsamer als beispielsweise ein solcher aus industriellem Hartgips des 20 und 21 Jahrhunderts Der Wasseraufnahmekoeffizient ist bei Hochbrandgips geringer als bei ausgehartetem Hartgips gleicher Rohdichte man kann also sagen Mortel aus Hochbrandgips weist unter den Gipsprodukten die geringste Losungsgeschwindigkeit und somit die hochste Bestandigkeit gegenuber Wasser auf Der gerne benutzte Begriff Wasserfestigkeit ist somit relativ zu verstehen Dissertationen aus dem Kristallografischen Institut der Technischen Universitat Clausthal postulieren ein bestimmtes Mikro Gefuge der Gips Dihydratkristalle als Voraussetzung fur die uberraschend hohe Wetterbestandigkeit Zur unbestreitbaren begrenzten Wasserloslichkeit kommt als Schadensfaktor noch eine gewisse Umkristallisationsfreudigkeit des Gipses hinzu welche vom Feucht Trocken Wechsel abhangt und die Wetterbestandigkeit ungunstig beeinflusst Der Vergleich mit Kalkmorteln ist schwierig weil diese regional eine stark unterschiedliche Festigkeit und Wetterbestandigkeit aufweisen Weiche Kalkmortel sind Hochbrandgips Mortel weit uberlegen Bei allen Nachteilen von Hochbrandgips gibt es eine Vielzahl bauphysikalischer bis subjektiver Grunde die ihn gegenuber anderen Bindemitteln positiv auszeichnen und die die Baumeister und Bauherrn zuruckliegender Epochen bewogen haben Hochbrandgips einzusetzen Chemische Besonderheiten Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Beim Brand von Gips entweicht kein Prozess CO2 es treten ausser Wasserdampf lediglich Spuren von Schwefelwasserstoff und Schwefeltrioxid auf die durch ihren typischen Geruch starker auffallen als es ihrer tatsachlichen Konzentration im Abgas entspricht Das Abgas wird dominiert vom CO2 des Brennholzes und von den holztypischen polycyclischen Kohlenwasserstoffen die durch optimale Holztrocknung minimiert werden konnen Es kann auch Koks als Brennstoff eingesetzt werden ebenso wie elektrischer Strom nbsp Verformung eines Ziegelmauerwerks durch Volumenzunahme des Gipsmortels in LuneburgEine typische Eigenschaft unmodifizierter Gipsmortel ist die hydratationsbedingte chemische Volumenzunahme welche bis zu 10 mm m betragen und dabei die Putzhaftung und die Estrichqualitat beeintrachtigen kann Durch Zusatz von geringsten Mengen an Kalkhydrat und Weinsaure kann die Expansion gezielt bis unter 1 mm m verringert werden die resultierenden Gefugeeigenschaften im Sinn der Wasserloslichkeit waren dabei noch zu prufen Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Anwendung von Hochbrandgips ist die Wechselwirkung mit bauseits vorhandenen historischen oder aktuellen Kieselsaure und Aluminiumverbindungen So kann es in einem historischen Backstein Gipsmortel Fundament im Laufe von 250 Jahren zur Bildung von Treibermineralen kommen historischer Hochbrandgips kann mit modernen SiO2 oder Al2O3 haltigen Baustoffen ebenfalls reagieren und vorzugsweise bei tiefen Temperaturen Treiberscheinungen in den Reparaturmorteln hervorrufen Denkmalpflegerische Bedeutung Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Um derartigen Wechselwirkungen vorzubeugen sollten bei der Restaurierung historischer Hochbrandgips gebundener Objekte wieder Hochbrandgips heutiger Produktion oder vergleichbare und geprufte Nachfolgeprodukte zum Einsatz kommen Auch aus asthetischen Grunden verwendet die Denkmalpflege bei Hochbrandgips gebundenen Objekten bevorzugt wieder Hochbrandgips Technikgeschichtliche Museen und bestimmte Interessengruppen brennen heute wieder Hochbrandgips und Spezialfirmen mischen aus genormten Grundstoffen Trockenmortel welche dem Hochbrandgips nahekommen in jedem Fall muss die Qualitat eines Ersatzproduktes in Anlehnung an die historischen Vorgaben eingestellt werden Eine entsprechende Eignungs und Eingangsprufung ist ratsam Vorschriften zur morteltechnischen Prufung von Hochbrandgips befinden sich in Vorbereitung In besonderen Fallen kann die Authentizitat eines historischen beziehungsweise eines historisierenden Mortels mit speziellen kristallografischen Methoden uberpruft werden in jedem Fall mussen vor heutiger Anwendung von Hochbrandgips denkmalpflegerische und chemische Vorteile mit bauphysikalischen und wiederum chemischen Nachteilen von Hochbrandgips unter Berucksichtigung der ortlichen Gegebenheiten gewissenhaft gegeneinander abgewogen werden Synonyme BearbeitenHochbranntgips HBG Estrichgips Maurergips platre surcuit gesso yeso high temperature gypsum plasterSiehe auch BearbeitenGipsmuseum SchleitheimLiteratur BearbeitenIn diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Literanturangaben nicht nach wiss Regeln kein Textbezug Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst klassische Literatur von Schickhardt Schreber Diderot und d Alembert Krunitz Hertel Reuleaux Heusinger von Waldegg Moye und so weiter Zeichnungen industrieller Hochbrandgips Ofen im Archiv des Vereins fur Heimatgeschichte Walkenried Dissertationen von Lucas Rauschenbach Middendorf Arens Bode Vogel Weichmann Jakobsmeier Follner Tesch Haassengier und anderen Tagungsbericht Quedlinburg Abschlussbericht Wigger und Visser Veroffentlichungen von Fischer und Lucas in Zement Kalk Gips Literatur Simonin Bertone Kulke Binnewies Steinbrecher Lenz und Srocke und andere Vortragsmitschriften des Arbeitskreises historisierender Gipsbrenner Initiativen des Deutschen Gipsmuseums und seines Fordervereins Walkenried Mitteilungen der 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