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Karl Stulpner eigentlich Carl Heinrich Stilpner 30 September 1762 in Scharfenstein 24 September 1841 ebenda war ein erzgebirgischer Soldat Wilderer Schmuggler Fabrikant und Lebenskunstler Carl Stulpner nach einem Stich von 1835Literarisch ausgeschmuckte zeitgenossische Biographien und nachfolgend noch freiere Darstellungen seiner Lebensgeschichte in Erzahlungen Romanen volkstumlichen Theaterstucken und schliesslich Verfilmungen haben zu einer umfangreichen Legendenbildung gefuhrt und dazu beigetragen dass Stulpner in seiner Heimatregion noch heute als Volksheld angesehen und gelegentlich als sachsischer Robin Hood bezeichnet wird Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 1 1 Sachsen 1 2 Erzgebirge 1 3 Grundherrschaft Scharfenstein 2 Biographische Quellen 3 Kompilierte Biographie 3 1 1762 bis 1779 Kindheit und Jugend 3 2 1779 bis 1785 Militardienst 3 3 1785 bis 1794 Wander oder Wildererzeit 3 4 1794 bis 1800 Ruckkehr in die Gesellschaft 3 5 1800 bis 1807 zweiter Militardienst 3 6 1807 bis 1820 Existenzgrundung und Familienleben 3 7 1820 bis 1831 zweite Ehe und Ruckkehr nach Sachsen 3 8 1831 bis 1841 spate Wanderjahre und Ende 4 Verfilmung 5 Ehrungen 6 Bier 7 Quellen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichtlicher Hintergrund BearbeitenSachsen Bearbeiten Wahrend des Siebenjahrigen Krieges 1756 1763 hatte das Kurfurstentum Sachsen erhebliche Schaden erlitten und war am Ende hoch verschuldet Im Zuge des Retablissements leiteten Kurfurst Friedrich Christian 1763 und Prinz Xaver Regent von 1763 bis 1768 eine Reihe von Reformen ein die u a die beginnende Industrialisierung forderten Eine ebenfalls geplante Neuordnung der Wald und Wildbewirtschaftung gelangte dagegen nicht zur Ausfuhrung Auch an der Situation der bauerlichen Bevolkerung anderte sich wenig Wirtschaftliche Notlagen und andere Missstande fuhrten zum Bauernaufstand von 1790 der mit Militargewalt niedergeschlagen wurde Zwischen 1805 und 1814 verursachten die Napoleonischen Kriege erneut materielle Belastungen sowie politische Unsicherheit Erzgebirge Bearbeiten Im Gefolge des jahrhundertelangen Bergbaues war das Erzgebirge relativ dicht besiedelt und wurde bis an die Grenze des damals Moglichen ackerbaulich genutzt Die von den Grund und Landesherren betriebene Uberhege der Wildbestande schmalerte die im rauen Klima ohnehin bescheidenen und unsicheren Ertrage der Landwirtschaft zusatzlich Nach Missernten und Teuerungen in den Jahren 1771 und 1772 kam es zu einer Hungersnot die mehrere tausend Opfer forderte Grundherrschaft Scharfenstein Bearbeiten Besitzer des Rittergutes Scharfenstein waren um 1800 verschiedene Angehorige der Familie von Einsiedel die Grund und Gerichtsherren von Scharfenstein und Gutern in Dittersdorf bei Zschopau Griessbach Grossolbersdorf Grunau bei Wolkenstein Hohndorf bei Zschopau Hopfgarten bei Wolkenstein Kemtau Scharfenstein Weida bei Scharfenstein und Weissbach bei Zschopau waren Die Bewirtschaftung des Gutes Scharfenstein war einem Pachter und die Wahrnehmung des Patrimonialgerichtes einem in Thum ansassigen Gerichtsverwalter ubertragen worden Eine permanente Gendarmerie oder Polizei stand dieser Herrschafts und Justizstruktur noch nicht zur Verfugung Die Auseinandersetzung mit Wilderern blieb weitgehend den Jagd und Forstangestellten vor Ort uberlassen Biographische Quellen Bearbeiten nbsp Stulpnerberg Heimatberg uber das Leben von Karl Stulpner in Zwickau PlanitzNur wenige Details aus Karl Stulpners Lebenslauf sind urkundlich belegbar Ein grosser Teil der uberlieferten Geschichten basiert allein auf den eher literarischen als dokumentarischen Werken seiner Zeitgenossen Friedrich von Sydow und Carl Heinrich Wilhelm Schonberg Systematische Recherchen in amtlichen Unterlagen wurden erst ab der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts unternommen insbesondere durch den Lehrer und Heimatforscher Johannes Pietzonka Dabei traten viele Differenzen zwischen der tradierten Uberlieferung und der Aktenlage zutage Die meisten der Abenteuer und Anekdoten die das Charakterbild Stulpners und seine langanhaltende Popularitat pragten sind aber ohnehin so beschaffen dass sie sich jeder Uberprufung entziehen Friedrich von Sydow verbrachte seine Kindheit in Thum trat 1794 als Dreizehnjahriger in das Infanterieregiment Prinz Maximilian ein in dem 1779 1785 und 1800 1807 auch Stulpner diente und war anfangs wie dieser im Erzgebirge stationiert Nach einer wechselvollen Militarkarriere erschien v Sydow im Marz 1812 im Rang eines Premierlieutenants als Platzkommandant 1 in Freiberg und veroffentlichte dort im Juni und Juli desselben Jahres unter dem Autorenkurzel F v S in den Nummern 23 bis 29 der Wochenzeitung Freyberger gemeinnutzige Nachrichten eine Fortsetzungsgeschichte mit dem Titel Carl Stulpner ein beruchtigter Wildschutz im sachsischen Erzgebirge Wann und wie die darin beschriebenen Begebenheiten zu seiner Kenntnis gelangt waren legte er darin jedoch nicht dar Zwanzig Jahre spater publizierte v Sydow nunmehr im Ruhestand in Sondershausen lebend das Material erneut und erweitert unter dem Titel Der beruchtigte Wildschutz des Erzgebirges Carl Stulpner Ein biographisches Gemahlde der Wahrheit treu angelegt und mit romantischen Farben ausgemahlt In diesem Werk ist die Ausschmuckung mit fiktiven Elementen offensichtlich Weitere drei Jahre spater erschien Carl Stulpner s merkwurdiges Leben und Abenteuer als Wildschutz im sachs Hochgebirge sowie dessen erlittene Schicksale wahrend seines unter verschiedenen Kriegsperioden und Nationen gethanen 25jahrigen Militairdienstes Von ihm selbst der Wahrheit treu mitgetheilt und herausgegeben von Carl Heinrich Wilh Schonberg Wann wo und in welcher Weise Schonberg mit Stulpner in Kontakt stand ist bislang nicht bekannt Zu v Sydows Stulpner Biographie von 1832 bemerkt Schonberg diese sei weder mit Wissen noch mit Bewilligung Stulpners herausgegeben worden und enthalte ubertriebene und falsche Angaben Soweit inhaltliche Ubereinstimmung besteht ahnelt Schonbergs Text aber oft nahezu wortlich dem seines Vorgangers Die Historie von Karl Stulpner dem kuhnen Wildschutzen des sachsisch bohmischen Erzgebirges in poetischem Gewande geschildert und nach Stulpners eigener Ueberlieferung mitgetheilt von Paul Haar 1888 ist eine Bearbeitung der Schonbergschen Biographie Im Unterschied zu anderen literarischen Nachverwertern betrieb Haar aber selbst Nachforschungen vor Ort und prasentierte einige bis dato unveroffentlichte Episoden und Daten in Form von Fussnoten Als Gewahrsmann nennt er den Scharfensteiner Ortsvorsteher Wilhelm Gottschalk dessen Hausgenosse Stulpner zeitweise war Die Zusammenschau dieser Quellen ergibt folgendeKompilierte Biographie Bearbeiten1762 bis 1779 Kindheit und Jugend Bearbeiten nbsp Karl Stulpner Gedenkstein am Standort des Geburtshauses in ScharfensteinCarl Heinrich Stilpner kam am 30 September 1762 laut Schonberg am 20 September 1761 als letztes von acht Kindern des Johann Christoph Stilpner zur Welt Die Familie besass seit 1745 in Scharfenstein ein Hausleranwesen mit Garten und einem Stuck Hochwald den Lebensunterhalt erwarb Karls Vater hauptsachlich als Muhlknappe und Schuster Karls Mutter Marie Sophie war eine Tochter des Hauslers und Schutzen Melchior Schubarth laut Schonberg des herrschaftl Forsters in Scharfenstein eines gewissen Malcher Schonberg Nachdem er schulfahig geworden wurde er in die eine halbe Stunde entfernte Schule in Grossolbersdorf geschickt Pietzonka Der Heimatforscher R Hofer weiss aus alten Schulakten zu berichten dass Karl in den Jahren 1771 bis 1774 zu Rektor Johann Gotthelf Glaser in die Knabenschule gegangen sei Schonberg Als Karl das achte Jahr erreicht hatte starb sein Vater an den Folgen einer Brustentzundung Pietzonka Im zustandigen Totenregister zu Grossolbersdorf findet sich kein entsprechender Vermerk es weist allerdings eine von 1771 bis 1774 reichende Eintragungslucke auf 1772 verzeichnet das Gerichtsrepertorium Scharfenstein einen Bericht uber die auf dem hiesigen Schlosse von Marien Sophien Stilpnerin ihrem Sohnchen und Schwiegersohn Gottfried Mehnern begangene Fleisch und Getreidedeube Deube Diebstahl Dies ist lediglich ein Registriervermerk der nicht verrat ob es nachfolgend zu einer Anklage und Verurteilung gekommen ist Der Bericht selbst ist verschollen der Name des Sohnchens bleibt somit ungenannt Karl war zu dieser Zeit etwa zehn die beiden anderen Sohne der Stilpnerin etwa 16 bzw 21 Jahre alt Schonberg und von Sydow erwahnen den Vorfall nicht Schonberg Mit dem Eintritte seines 10 Jahres nahm ihn ein Anverwandter der Forster Muller aus Ehrenfriedersdorf zu sich Dort wurde Karl mit dem Jagerhandwerk vertraut gemacht Pietzonka Nachweisbar ist die Existenz eines Forstadjunktes C C Muller in Ehrenfriedersdorf das Verwandtschaftsverhaltnis dagegen bisher nicht Schonberg Hier in Ehrenfriedersdorf blieb Carl bis zu seinem 12ten Jahre wo er dann auf dringendes Verlangen seiner Mutter wieder zu ihr nach Scharfenstein zuruck kehrte Haar 1774 wurde das Haus der Stilpners wegen aufgelaufener Schulden zwangsversteigert Marie Sophie Stilpner behielt jedoch das Recht auf freie Wohnung im Hause bis zu ihrem Tode Schonberg Karl nahm Gelegenheitsarbeiten an um zum Lebensunterhalt beizutragen Auch als er nach zuruckgelegtem 14ten Jahre in Grossolbersdorf von dem wurdigen Pastor Portius confirmiert worden war blieb er noch in der Behausung seiner Mutter und suchte durch allerlei fur ihn passende Handarbeiten fur sich und seine Mutter die nothwendigsten Lebensbedurfnisse zu befriedigen Wegen seiner Jagdkenntnisse wurde er auch zu herrschaftlichen Jagden herangezogen Laut Schonberg wurde Karl Stulpner bereits im Alter von weniger als 16 Jahren erstmals zum Militardienst einberufen Er habe im Bayerischen Erbfolgekrieg 1778 79 zwei Jahre als Trainsoldat gedient und sei schliesslich nur auf energisches Betreiben seiner Mutter entlassen worden und nach Scharfenstein zuruckgekehrt Von Sydow berichtet von dieser Episode nichts Pietzonka erwahnt sie mit Verweis auf Schonberg fand aber selbst keine bestatigenden Dokumente und vermutet eher nur einen Hilfsdienst als Trossbube Haar Mit etwa 18 Jahren soll Stulpner von einem Forster beim Wildern ertappt und durch einen Schrotschuss an der Stirn verletzt worden sein 1779 bis 1785 Militardienst Bearbeiten Historische Mannschaftslisten belegen dass sich Carl Heinrich Stilpner im November 1779 gegen ein Handgeld von 2 Talern 18 Groschen d h freiwillig zu einer achtjahrigen Dienstzeit beim sachsischen Infanterieregiment Prinz Maximilian verpflichtete und im Januar beim Regiment in Chemnitz in Zuwachs genommen wurde Von Sydow erwahnt 1812 diesen Militareintritt Stulpners ohne weitere Einzelheiten Erst in seinem Roman von 1832 fugte er die Geschichte ein Stulpner sei zwangsweise rekrutiert worden dem Rekrutierungskommando aber entwischt und nach Chemnitz vorausgeeilt um sich dort durch scheinbar freiwilligen Eintritt wenigstens noch das Handgeld zu verschaffen Schonberg beschreibt ebenfalls eine Zwangsrekrutierung jedoch ohne die Fluchtepisode Karl Sewart weist darauf hin dass Stulpners Eintritt in Chemnitz tatsachlich ungewohnlich war denn nach Massgabe der seinerzeit festgelegten Rekrutierungsbezirke gehorte er eigentlich dem Einzugsgebiet des Zschopauer Truppenteils an Durch eine im November 1784 beurkundete Versetzung Stulpners nach Zschopau war diese Unregelmassigkeit wieder beseitigt Schonbergs Angabe dass Stulpner drei Jahre in Zschopau gedient habe passt nicht zur Datierung des Versetzungsvermerkes Letzterem zufolge durfte er nur wenige Wochen dort gewesen sein Schonberg nennt explizit als Grund fur die Versetzung dass gegen Stulpner zunehmend Beschwerden wegen Wilderei eingegangen seien Stulpner sei zwar im Rahmen seines Dienstes ganz offiziell mit Jagdaufgaben in den von seinen Vorgesetzten gepachteten Revieren betraut gewesen habe dabei jedoch oft und mit stillschweigender Billigung seiner Auftraggeber die Reviergrenzen uberschritten Auch v Sydow vermeldet illegale Jagdaktivitaten Stulpners jedoch nur auf eigene Hand wahrend der Heimaturlaube in Scharfenstein Ende 1784 ist aktenkundig dass Stulpner wegen Tatlichkeiten gegen einen Jager in Arrest beim Stab genommen wurde Dieser Arrest wahrte mehr als ein halbes Jahr ohne dass eine Verurteilung erfolgte Stulpner wurde sogar als Gefangener zu einem Manover mitgefuhrt Auf dem Ruckmarsch ist er dann laut Mannschaftsliste am 3 Juli 1785 in Simselwitz bei Dobeln aussen Arrest desertiert 1785 bis 1794 Wander oder Wildererzeit Bearbeiten nbsp Infotafel Stulpnerhohle bei den GreifensteinenLaut Schonberg kehrte Stulpner nach seiner Desertion nur kurz nach Scharfenstein zuruck und setzte sich dann nach Bohmen ab Fur die nachsten Jahre nennt Schonberg folgende Stationen Schreibweise der Ortsnamen lt Quelle 2 Jahre als Hausknecht in einem Gasthof in Grumau wahrscheinlich Krima heute Krimov bei Sebastiansberg 3 Jahre als Forstadjunkt bei einem Grafen von Nostitz in Heinrichsgrun 10 Monate als Jager bei einem ungarischen Grafen namens Wesslini wahrscheinlich Wesselenyi in Debrezyn Wanderung uber Wien nach Bohmen Bayern Unterosterreich Tirol Innsbruck Schweiz Baden Hessen Hannover bei Osterode als Dragoner angeworben nach 1 Jahr und 4 Monaten desertiert einige Zeit wieder im Erzgebirge als Wilderer einige Zeit um Baireuth 2 Jahre als Revierjager bei einem Herrn von Reitzenstein auf Kunersreuth 14 Monate als Revierjager bei einem Herrn von Plotaw auf Zedwitz in der Gegend von Hof durch preussische Werber in Bayreuth zwangsrekrutiert 2 Jahre als Musketier beim Infanterieregiment Prinz Heinrich in Spandau 1792 93 Teilnahme am Interventionskrieg gegen Frankreich im Herbst 1793 bei Weissenburg desertiert Ostern 1794 nach Scharfenstein und zum Leben als Wilderer zuruckgekehrtNichts davon konnte bislang nachgewiesen werden Ausserdem passt die Summe der von Schonberg genannten Zeitspannen bei weitem nicht in das Intervall zwischen Juli 1785 und Ostern 1794 Bei v Sydow fuhrt Stulpner stattdessen wahrend der fraglichen Zeit durchweg ein Leben als Wilderer im sachsisch bohmischen Grenzgebiet Klaus Hoffmann zitiert 1974 aus dem Repertorium des Justizamtes Wolkenstein den Registriervermerk einer ACTA die auf des Revierforsters H Johann Gottlieb Fierigs in Johstadt Veranlassung im Ober Amte Pressnitz beschehene Arretur des beruchtigten Wildprets Diebes Carl Heinrich Stulpners und deshalb erfolgte gehorsamste Berichterstattung s w d m anhangig betr 1788 Wenngleich die Akte selbst verschollen ist und die Registernotiz nicht verrat ob der Arretur eine Anklage und Verurteilung folgte halt Hoffmann eine langere Haftstrafe fur wahrscheinlicher als ausgedehnte Reisen 1794 bis 1800 Ruckkehr in die Gesellschaft Bearbeiten nbsp Personliche Gegenstande aus dem Wildschutz und Alltagsleben Stulpners im Museum sachsisch bohmisches Erzgebirge Bergmagazin Marienberg nbsp Ehemaliges Ortsrichterhaus Scharfenstein Infotafel Wohnhaus von Karl Stulpners FrauAls nachstes markantes Ereignis ist ein fehlgeschlagener Versuch der grundherrschaftlichen Gerichtsbehorde uberliefert Stulpner im Domizil seiner Mutter in Scharfenstein zu verhaften Nicht nur v Sydow und Schonberg berichten daruber ausfuhrlich sondern auch ein Beteiligter und Augenzeuge der Oberforster Pugner aus Geyer Pugners Bericht an seinen Vorgesetzten nennt unter anderem den genauen Zeitpunkt der Aktion die Nacht vom 12 zum 13 Oktober 1795 In einigen Punkten z B der Aufzahlung der bei der Hausdurchsuchung konfiszierten Jagdutensilien Stulpners stimmen v Sydow und Schonberg mit Pugner bis in unscheinbare Details uberein In anderen Punkten unterscheiden sich die Darstellungen betrachtlich besonders hinsichtlich der Gegenaktion Stulpners der sogenannten Belagerung der Burg Scharfenstein die seither als sein bekanntester und dreistester Streich gilt Nebenbei enthalt Pugners Bericht auch einen Hinweis auf Stulpners Lebensgefahrtin Da er nicht wie erhofft im Haus angetroffen aber im Ort gesehen worden war entstundt die Vermuthung dass der Stilpner ein Mensch in Scharfenstein caresiret d h sich mit einem Madchen vergnugt hat Er vermuthlich bey diesem Mensch mag gesteckt haben Einschrankend muss bemerkt werden dass vom Bericht des Oberforsters Pugner nur noch der Wortlaut uberliefert ist Der Schriftsteller Kurt Arnold Findeisen auch Verfasser eines Stulpner Romans zitierte ihn 1921 in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Sachsische Heimat Das Dokument selbst war bei Nachforschungen zu Beginn des 21 Jhds unauffindbar Im zeitlichen Umfeld der Verhaftungsaktion also um 1795 soll Stulpner begonnen haben die Moglichkeit seiner Begnadigung und Ruckkehr ins normale Leben zu erkunden Zu diesem Zweck habe er lt v Sydow den Pachter des Ritterguts Scharfenstein angesprochen lt Schonberg ausser dem Pachter namens Philipp nachgewiesen ist Samuel Gottlieb Philipp in Scharfenstein bis 1798 auch den Grundherren Major von Einsiedel anhand des Dienstgrades kann Alexander Abraham von Einsiedel gest 1798 identifiziert werden In der Folge sei es zu einer inoffiziellen Ubereinkunft gekommen Stulpner stellt das Wildern ein und verweilt unauffallig in Scharfenstein im Gegenzug wirken ihm wohlgesinnte Personlichkeiten auf seine Begnadigung hin Stulpner sei dabei zugutegehalten worden dass er von der Wilderei abgesehen nie schwere Verbrechen beging im Gegenteil sogar Raubern das Handwerk legte In der Ausgabe vom 17 Dezember 1795 veroffentlichte das Nachrichtenblatt Leipziger Zeitungen einen Steckbrief mit der Personenbeschreibung Stulpners und der Zusicherung von 50 Talern Belohnung fur seine Ergreifung desgleichen fur Hinweise die zu seiner Verhaftung fuhren Zu den Unterzeichnern gehort u a Julius Friedrich David von Zinsky Andererseits erwahnt Schonberg einen Rittmeister von Zinsky als einen der Gonner Stulpners der ihn auf dem Weg der Resozialisierung auch materiell unterstutzte Am 26 Februar 1796 beurkundet das Register zu Grossolbersdorf Ein todtgeborenes Sohnlein Hannen Christianen Wolfin so sie in Unehren empfangen von Heinrich Stilpner aus Scharfenstein mit der Bemerkung Stilpner hat sich da er sich nicht selbst darf sehen lassen bey der Nacht gegen die hiesige verpflichtete Wehefrau Wolfin als Vater dieser Leibesfrucht angegeben Stulpners Geliebte Johanne Christiane Wolf die Tochter des Scharfensteiner Ortsrichters Johann Christian Wolf war seinerzeit achtzehn Jahre alt Stulpner dreiunddreissig Am 11 Juli 1799 wurde die Geburt der Tochter Johanne Eleonore registriert Stulpner hatte sich wiederum unverzuglich zur Vaterschaft bekannt 1800 bis 1807 zweiter Militardienst Bearbeiten nbsp Christophhammer Karl Stulpner Denkmal 2017 Anhaltspunkte fur Stulpners Ruckkehr zum Militar gibt eine Mannschaftsliste des Regiments Prinz Maximilian Neben seinen Personalien steht dort unter der Rubrik Auf was Art er zu diesem Regiment und Compagnie gekommen die Notiz d 11 Sept 1800 als Arrestant gemeldet In der Rubrik Ob er eine Capitulation habe ist notiert Nein Dies bedeutet dass Stulpners 1779 80 vereinbarte Capitulation d h Dienstzeitbegrenzung von 8 Jahren nicht mehr gultig war was den damaligen Bestimmungen fur Deserteure entsprach Ansonsten wurde Stulpner lt v Sydow wegen der inzwischen 15 Jahre zuruckliegenden Desertion lediglich noch mit einem vierwochigen Arrest bestraft lt Schonberg kam er sogar ohne jegliche Strafe davon Auch wegen der Wilderei wurde er nicht belangt Kurze Zeit darauf als Stulpner wieder zu seinem Regimente zuruckgekehrt war erdichtet Schonberg dessen Eheschliessung mit Christiane Wolf bald darauf einen tuchtigen Knaben und spater eine durch weitere Kinder anwachsende Familie In Wirklichkeit wurde auch Stulpners drittes Kind die Tochter Christiane Eleonora am 4 Januar 1806 noch unehrlich d h unehelich geboren und starb schon nach wenigen Tagen Beide Biographen bescheinigen Stulpner 1806 die Teilnahme am Feldzug gegen Napoleon Schonbergs Angabe dass er zu diesem Zeitpunkt schon wieder neun Jahre gedient habe vertragt sich nicht mit dem Datum des Wiedereintritts Nach der Ruckkehr der Truppen in die Garnison verzeichnet eine Kompanieliste Stulpner als im Monat Mai 1807 auf Urlaub desertiert Dies sei aus Enttauschung geschehen so behaupten v Sydow und Schonberg weil man ihm vergebliche Hoffnungen auf baldige Entlassung und eine Anstellung als Forster gemacht habe An dieser Stelle scheidet v Sydow als Biograph aus denn in seiner Veroffentlichung vom Sommer 1812 wusste er uber Stulpners weiteres Schicksal noch nichts zu berichten und was er in seinem spateren Roman daruber schrieb ist offensichtlich frei erfunden 1807 bis 1820 Existenzgrundung und Familienleben Bearbeiten nbsp Karl Stulpner im Alter von 77 JahrenSchonberg Nach seiner neuerlichen Desertion ging Stulpner wieder nach Bohmen wo er sich in der Nahe von Sebastiansberg auf St Christoph Hammer eine Schenke pachtete und seine Familie dahin nachkommen liess Pietzonka In Zobietitz bei Sonnenberg soll sich der Wildschutz eine Schenke gepachtet haben Schonberg Nachdem 1813 in Sachsen Generalpardon d h eine allgemeine Amnestie erlassen worden war ging die Stulpner Familie wieder nach Scharfenstein im Jahre 1814 kaufte sich Stulpner ein Haus in Grossolbersdorf Pietzonka Aktenkundig ist dass am 22 Juli 1816 die Stilpnerin ein Haus kaufte Ihr Familienname lasst darauf schliessen dass das Paar inzwischen geheiratet hatte Darauf deutet auch der Registereintrag des vierten Kindes hin Die Tochter Christiane Concordia wurde am 24 November 1816 ehrlich geboren starb aber schon nach wenigen Wochen Schonberg In Grossolbersdorf blieb Stulpner 5 Jahre und wanderte dann abermals nach Bohmen wo er sich in Pressnitz niederliess und mit glucklichem Erfolg den Paschhandel trieb d h illegale Schmuggelgeschafte Bald darauf starb daselbst den 15 Octbr 1820 seine Gattin an den Folgen einer schweren Niederkunft Pietzonka Nach der Sterbematrikel verstarb Johanne Christiane Stilpner geborene Wolf am 31 Mai 1820 in Pressnitz Ihr Ehemann ist Carl Heinrich Stilpner Zwirnfabrikant Naheres uber dieses Gewerbe Stulpners teilt Pietzonka an dieser Stelle jedoch nicht mit 1820 bis 1831 zweite Ehe und Ruckkehr nach Sachsen Bearbeiten nbsp Sterbehaus von Karl Stulpner in ScharfensteinAm 11 August 1823 heiratete Stulpner in Pressnitz die 31 Jahre jungere Maria Anna Veronika Wenzora Neben dem Geburtseintrag ihres bereits am 24 April 1821 unehelich geborenen Sohnes Carl Friedrich findet sich im Pressnitzer Kirchenbuch die Notiz XXX der Karl Heinrich Stilpner Taglohner u Inwohner allhier Nro 404 hat sich als Vater dieses Kindes erklart und eigenhandig eingezeichnet welches auch durch die nachfolgende Trauung als ehelich legitimiert wurde 2 Falls die drei Kreuze Stulpners eigenhandige Einzeichnung darstellen sollen deutet dies darauf hin dass er des Schreibens nicht kundig war Ein weiterer Sohn namens Johann kam am 20 August 1828 zur Welt Schonberg erwahnt diese Beziehung mit keinem einzigen Wort er schreibt uber die Zeit nach 1820 nur lapidar Stulpner blieb bis zum Jahre 1828 noch in Bohmen wo ihn das grosse Ungluck traf durch den Staar ganz zu erblinden In dieser fur ihn hochst traurigen Lage brachte er bis 1831 zu wo er sich in Mittweida bei dem nun verstorbenen Stadtrichter Seyfarth der Operation unterwarf aber nur auf dem linken Auge seine Sehkraft wieder erlangt hat In einer Fussnote zu dieser Textpassage veroffentlicht Schonberg die Danksagung Stulpners an einen Unterstutzer namens Preussler welcher sich seiner in dieser fur ihn so hochst unglucklichen Lage nicht nur uberaus theilnehmend annahm sondern auch dafur sorgte dass er operirt wurde und selbst noch aus seinen eigenen Mitteln die Kosten der Operation trug welche sich uber 25 Thlr beliefen Demnach war Stulpner um 1830 wieder nach Sachsen gewechselt Die Umstande der Trennung von seiner zweiten Frau sind nicht bekannt Laut Pietzonka war sie nachweislich 1855 noch am Leben 1831 bis 1841 spate Wanderjahre und Ende Bearbeiten nbsp Stulpners Grab auf dem Grossolbersdorfer FriedhofIm Vorwort zu seiner 1835 erschienenen Stulpner Biographie beschreibt Schonberg den Protagonisten als einen Menschen der in seinem schon gesteigerten Alter so ganz isolirt hier steht kein bestimmtes und festes Domicilium hat und hinsichtlich seiner zitternden Hand und geschwachten Sehkraft nicht vermogend ist seine durftige Existenz sich selbst zu sichern Wo Stulpner wahrend dieser Zeit untergekommen war und wovon er lebte ist nicht belegt Mit 72 Jahren wurde Stulpner nochmals Vater Am 7 Juni 1835 gebar die 24 jahrige Auguste Wilhelmine Gunther aus Zschopau eine uneheliche Tochter namens Amalie Aemilie die nach einigen Monaten starb Nachdem Schonbergs Buch gedruckt worden war erhielt Stulpner einen Anteil vom Ertrag sowie einige Exemplare zur eigenen Verfugung Mit diesen Buchern unerlaubterweise hausierend wurde Stulpner Anfang August 1835 in Leipzig von der Polizei aufgegriffen und in seinen Heimatort Scharfenstein abgeschoben Am 5 Oktober 1839 brachte man Stulpner wegen alter Schwache und sein Lahmen Bein von Lauta nach Scharfenstein Anschliessend oblag es dem Gemeinderat fur seinen Lebensunterhalt zu sorgen Man zahlte ihm wochentlich 6 Groschen aus der Armenkasse und die Hauswirte des Ortes mussten ihn reihum fur jeweils acht Tage beherbergen Am 24 September 1841 starb Karl Stulpner knapp 79 jahrig an Entkraftung Sein Grab auf dem Grossolbersdorfer Friedhof ist bis heute erhalten Verfilmung BearbeitenDie siebenteilige Serie Stulpner Legende des Fernsehens der DDR 1973 mit Manfred Krug in der Hauptrolle schildert in freier Adaption einige legendare Episoden aus Stulpners Leben etwa aus der Zeit von 1779 bis 1795 Ehrungen BearbeitenIm Jahr 2000 wurde der am 29 Dezember 1998 in der Volkssternwarte Drebach entdeckte Planetoid 1998 YH27 nach Karl Stulpner benannt Er tragt die offizielle Bezeichnung 13816 Stulpner und bewegt sich zwischen den Planeten Mars und Jupiter um die Sonne Bier BearbeitenIn Olbernhau wurde bis 2009 ein nach Stulpner benanntes Starkbier gebraut Seither wird es saisonal fur die Inhaberin der Markenrechte im Eichsfeld in Thuringen hergestellt und abgefullt und durch sie aus Olbernhau vertrieben 3 Quellen BearbeitenKlaus Hoffmann Beschlagnahmt und verboten Volkstumliche Literatur uber den Wildschutzen Carl Stulpner in Kulturbund der DDR Hrsg Sachsische Heimatblatter 20 Jahrgang 1974 Heft 6 S 241 bis 267 Johannes Pietzonka Karl Stulpner Legende und Wirklichkeit Sachsenbuch Leipzig 1998 ISBN 3 910148 33 6 Carl Heinrich Wilhelm Schonberg Carl Stulpner s merkwurdiges Leben und Abenteuer Zschopau 1835 Digitalisat Reprint Leipzig 1973 Karl Sewart Mich schiesst keiner tot Die Geschichte des Volkshelden Karl Stulpner Chemnitzer Verlag Chemnitz 1994 ISBN 3 928678 14 0 Friedrich von Sydow Carl Stulpner ein beruchtigter Wildschutz im sachsischen Erzgebirge in Freyberger gemeinnutzige Nachrichten Jahrgang 1812 Nummern 23 bis 29 Digitalisat Literatur BearbeitenChristian Gottlob Wild Karl Stulpner ein merkwurdiger Wildschutz in Neue Jugend Zeitung Industrie Comptoir Leipzig 1816 7 Folgen in den Nummern 90 92 95 97 98 101 103 Scans bei digipress digitale sammlungen de abgerufen am 25 Juli 2023 Friedrich von Sydow Der Wildschutz Carl Stulpner F A Eupel Sondershausen 1832 Scan bei digital slub dresden de abgerufen am 25 Juli 2023 Eduin Milan Leben Taten und Ende Karl Stulpner s Verlag der J G Walde schen Buchhandlung Lobau 1858 Scan bei digital slub dresden de abgerufen am 25 Juli 2023 Hermann Lungwitz Altes und Neues uber Karl Stulpner Benutzung der Schonberg schen Aufzeichnungen Verlag Loseke Ehrenfriedersdorf 1887 Scan bei digital slub dresden de abgerufen am 25 Juli 2023 Kurt Arnold Findeisen Der Sohn der Walder Der Lebensroman des Raubschutzen Karl Stulpner Grethlein amp Co Leipzig Zurich 1922 Hermann Heinz Wille Der grune Rebell Verlag Neues Leben Berlin 1956 Scan der 2 Auflage 1957 bei digital slub dresden de abgerufen am 25 Juli 2023 Erich Loest Stulpner Novelle in Erich Loest Etappe Rom Zehn Geschichten Verlag Neues Leben Berlin 1975 Wolfgang Riemer Wahre Geschichten um Stulpner Karl Tauchaer Verlag Taucha 1993 ISBN 3 910074 15 4 Max Wenzel Der Stulpner Karl Die Geschichte des erzgebirgischen Wildschutzen Hrsg Rosemarie Zimmermann Sachsenbuch Leipzig 1997 ISBN 3 89664 009 7 Jens amp Joerg G Fieback Karl Stulpner Robin Hood der sachsischen Walder Zeitbrucke Aue 2011 ISBN 978 3 9814717 0 0 Horbuch Kai von Kindleben Stulpner Karl der Robin Hood des Erzgebirges seine grossten Abenteuer packend inszeniert Sutton 2018 ISBN 978 3 95400 966 4 Fotoband Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Stulpner Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Karl Stulpner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Karl Stulpner in der Sachsischen BibliografieEinzelnachweise Bearbeiten Freyberger gemeinnutzige Nachrichten Jahrgang 1812 No 12 vom 19 Marz 1812 S 94 Absatz Bekanntmachungen an die Bewohner Freybergs Friedrich von Sydow kundigt seinen Dienstantritt als Platzkommandant an Link zum Kirchenbucheintrag Stadt Olbernhau Bierspezialitaten der Marke Olbernhauer Bier Stulpner Brau Starkbier In bierbasis de Abgerufen am 8 August 2016 Normdaten Person GND 118619675 lobid OGND AKS VIAF 62341590 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stulpner KarlALTERNATIVNAMEN Stilpner Carl Heinrich wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG erzgebirgischer VolksheldGEBURTSDATUM 30 September 1762GEBURTSORT ScharfensteinSTERBEDATUM 24 September 1841STERBEORT Scharfenstein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Stulpner amp oldid 239382798