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Karl Ludwig August Friedrich von Phull Pfuel 6 November 1757 in Ludwigsburg 25 April 1826 in Stuttgart war Generalstabschef Friedrich Wilhelms III in der Schlacht von Auerstedt 1806 und stand anschliessend in russischen Diensten zuletzt als Generalleutnant Bekannt ist er vor allem wegen seiner umstrittenen Bedeutung fur die erfolgreiche Ruckzugsstrategie der Russen im Abwehrkampf 1812 gegen Napoleon Karl Ludwig von Phull Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Militarkarriere 1 3 Familie 2 Nachwirkung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Karl Ludwig von Phull gehort zur wurttembergischen Linie 2 Ast 1 Zweig 1 Haus des alten markischen Adelsgeschlechts von Pfuel auch Pfuhl oder Phull Er war Sohn des wurttembergischen Generalleutnants und schwabischen Kreiskommandanten Carl auch Karl Ludwig Wilhelm August von Phull 1723 1793 und dessen Ehefrau Auguste Wilhelmine geborene von Kesslau 1734 29 September 1768 in Stuttgart Militarkarriere Bearbeiten Phull stand ab 13 Februar 1774 zunachst als Leutnant bei der Leibgarde zu Fuss in wurttembergischen Diensten Nach vier Jahren nahm er seinen Abschied trat in preussische Dienste uber und wurde am 1 April 1778 als Sekondeleutnant im Freiregiment Graf Hordt angestellt Nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg kam Phull 1779 als Kapitan nach Potsdam zu Friedrich II und trat 1781 in dessen Generalstab ein 1793 nahm er am Rheinfeldzug teil und wurde fur das Gefecht auf dem Karlsberg am 18 April 1793 mit dem Orden Pour le Merite ausgezeichnet 1796 wurde er zum Oberstleutnant befordert 1798 zum Oberst und 1805 zum Generalmajor 1803 fungierte er als Direktor der Militarischen Gesellschaft in Berlin 1 Seit 1804 Departementschef im Generalstab nahm er als Generalstabschef Friedrich Wilhelms III an der Schlacht von Auerstedt teil Im Anschluss an die katastrophale Niederlage wurde er vom Konig mit einer Sendung an den russischen Zaren Alexander beauftragt Phull blieb am Zarenhof gewann das Vertrauen des Zaren und trat am 20 Dezember 1806 als Generalmajor a la suite in russische Dienste um den Zaren in der Kriegskunst zu unterrichten Dabei war naturlich schon nach dem Frieden von Tilsit 1807 die Moglichkeit eines weiteren russisch franzosischen Kriegs ins Auge zu fassen Am 19 September 1809 wurde Phull zum Generalleutnant und Generalquartiermeister ernannt Es ist umstritten inwieweit Phull der Urheber der russischen Ruckzugsstrategie 1812 war und auch wie konsequent er diese Strategie dann auch tatsachlich anwendete Quellenmassig belegt ist indessen ein Brief des Zaren an Phull vom 12 Dezember 1813 C est Vous qui avez concu le plan qui avec l aide de la providence a eu pour suite le salut de la Russie et celui de l Europe Sie waren es der den Plan entwarf welcher mit Hilfe der Vorsehung zur Rettung Russlands und Europas wurde Von russischen Offizieren wurde er jedoch aus verschiedenen Grunden angefeindet so dass er im Oktober 1812 uber Schweden nach England fliehen musste Napoleon verliess Moskau am 19 Oktober 1812 Angeblich soll der Zar vor der Flucht seines Vertrauten diesen acht Tage lang in seinem Kabinett versteckt haben 1813 erteilte er in Den Haag dem Prinzen von Oranien kriegswissenschaftlichen Unterricht Im Juni 1814 nach dem Sieg bei Waterloo wurde er zum russischen Gesandten im Haag und in Brussel ernannt Der Zar blieb ihm stets gewogen und war ihm gegenuber grosszugig Nach der Gemutserkrankung seiner Frau trat Phull 1821 zuruck und ging noch immer in der Gunst des Zaren zuruck nach Stuttgart wo er 1826 starb Seine Witwe hatte sich erholt und erwarb 1827 das pommersche Rittergut Schwerin auf dem sie aufgewachsen war und wo sie nun bis zu ihrem Tode 1840 als Gutsherrin lebte 2 Unter anderem legte sie auf ihrem Besitz 1838 das Vorwerk Elmershagen an Carl Ludwig August von Phull wurde auf dem Stuttgarter Hoppenlaufriedhof beerdigt Sein Grabdenkmal hat die Gestalt einer Tumba mit einer grossen Grabplatte die russisch und deutsch beschriftet ist Der deutsche Text lautet Nicht uns dem Universum gehoren wir an Hier ist begraben Carl Ludwig August Freiherr von Phull kaiserlich russischer Generallieutenant Grosskreuz des russischen Orden des heiligen Alexander Newsky des heiligen Wladimir erster Classe der heiligen Anna erster Classe Grosskreuz des niederlaendischen grossen Loewenordens Ritter des preussischen Ordens Pour le Merite geb den 6 November 1757 Gest den 25 April 1826 3 Familie Bearbeiten Phull war dreimal verheiratet I in Potsdam am 2 Mai 1790 Henriette Luise Charlotte von Beguelin 25 Dezember 1763 1810 Tochter des Nikolaus von Beguelin Die Ehe wurde 1800 geschieden II am 18 September 1801 in Warschau mit Charlotte Poths 1766 1808 Die Ehe wurde 1803 geschieden III in Berlin am 4 Oktober 1810 mit Sabine Friederike Henriette von Wedel nach 1773 19 Februar 1840 in Schwerin 4 Seine dritte Frau beschrieben als umsichtige und geistreiche Gemahlin mit der er 1814 in Brussel ein glanzendes Haus fuhrte wurde spater gemutskrank und gab damit den Anlass zu seinem Rucktritt Seine Kinder sind 5 aus erster Ehe Marie Luise Emilie Henriette 14 August 1792 in Berlin 1864 aus zweiter Ehe Eugen 1801 1857 Emilie von Boths Cousine Die Nachkommenschaft des Karl Ludwig von Phull bluhte in Polen auf In der Familiengenealogie wird daher auch von dem Polnischen Zweig 6 gesprochen Nachwirkung Bearbeiten nbsp Militarrat des Zaren Alexander I in Drissa abgehalten am 1 Juli 1812 Gemalde von Aleksandrs Apsitis 1912 Der Streit um seine Bedeutung fur die russische Ruckzugsstrategie 1812 spiegelt sich ausfuhrlich in Leo Tolstois Roman Krieg und Frieden 1868 Der Anspruch dem Zaren die Ruckzugsstrategie empfohlen zu haben nehmen mehrere Militars fur sich in Anspruch u a Bernadotte Dieser Streit wird dadurch relativiert dass seit der erfolgreichen Guerilla Taktik der Aufstandischen im spanischen Befreiungskrieg ab 1808 jedem interessierten Offizier Europas durch Militarzeitungen diese defensive Strategie bekannt war Clausewitz zufolge der den Anfang des Russlandfeldzugs in der Umgebung Phulls verbrachte soll dieser lediglich den Ruckzug bis Drissa eingeleitet haben wo Phull Napoleon eine Schlacht liefern wollte Sein Plan hatte so ungewollt zum russischen Ruckzug bis Moskau beigetragen da Generale wie Barclay de Tolly auf eine Schlacht bereits an der Grenze gedrangt hatten Phull die gesamte Ruckzugsstrategie zuzuschreiben lehnt aber Clausewitz ausdrucklich ab Vielmehr sei es eine Kette von Zufallen und augenblicklichen Entscheidungen gewesen bei denen Phulls Ruckzug nach Drissa wohl aber der wichtigste war 7 Caulaincourt der franzosische Gesandte am Zarenhof berichtet jedoch dass Alexander schon vor dem Juni 1811 also ein Jahr vor Beginn des Feldzugs eine Ruckzugsstrategie erwog Wenn das Waffengluck gegen mich sein sollte hatte Alexander gesagt zoge ich mich lieber bis nach Kamtschatka zuruck als dass ich Provinzen abtrate und in meiner Hauptstadt einen Vertrag abschlosse der nur ein Waffenstillstand ware Der Franzose ist tapfer aber lange Entbehrungen und ein hartes Klima entmutigen ihn Unser Klima unser Winter werden fur uns kampfen Wunder geschehen bei Euch nur dort wo der Kaiser steht Er kann nicht uberall sein er kann nicht jahrelang von Paris fernbleiben Alexander hatte gesagt er sei sich des Talents Napoleons Schlachten zu gewinnen nur zu bewusst und werde es daher vermeiden dort gegen die Franzosen zu kampfen wo sie unter seinem Kommando stunden Mit Bezug auf die guerilla in Spanien ausserte er die ganze russische Nation werde einer Invasion Widerstand leisten 8 Literatur BearbeitenKurt von Priesdorff Soldatisches Fuhrertum Band 3 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg o O Hamburg o J 1937 DNB 367632780 S 168 172 Nr 1078 Eugen Schneider Phull Karl Ludwig August von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 26 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 93 f Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Johann David von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Lehrer Artillerist Wegbereiter Preussen 1801 1804 Bohlau Verlag Koln Weimar 2005 ISBN 978 3 412 25005 8 S 26 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Kay von Wedel Schwerin Aus dem bewegten Leben einer pommerschen Landfrau Henriette von Pfuel geborene von Wedel aus Schwerin In Pommern Zeitschrift fur Kultur und Geschichte Heft 1 2011 ISSN 0032 4167 S 19 25 Udo Dickenberger Waltraud und Friedrich Pfafflin Der Stuttgarter Hoppenlau Friedhof als literarisches Denkmal Marbacher Magazin 59 1991 ISBN 3 928882 34 1 S 202 Geschiedene Glasenapp Vgl Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Hauser 1901 Erster Jahrgang S 330 Gothaisches adeliges Taschenbuch A 1906 S 577 Genealogisches Handbuch des Adels Adelslexikon Band XX Seite 337 Band 93 der Gesamtreihe C A Starke Verlag Limburg Lahn 1988 Der Feldzug von 1812 in Russland der Feldzug von 1813 bis zum Waffenstillstand und der Feldzug von 1814 in Frankreich Hinterlassenes Werk des Generals Carl von Clausewitz Bd 7 bei Ferdinand Dummler Berlin 1835 Hrsg von Marie von Clausewitz Armand Augustin Louis de Caulaincourt Unter vier Augen mit Napoleon Denkwurdigkeiten des Generals Caulaincourt hrsg v Friedrich Matthaesius Bielefeld 1937 S 18 34 zitiert nach Adam Zamoyski 1812 Napoleons Feldzug in Russland Munchen 2012 S 94 Normdaten Person GND 117685704 lobid OGND AKS VIAF 15552563 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Phull Karl Ludwig vonALTERNATIVNAMEN Phull Karl Ludwig August Friedrich vonKURZBESCHREIBUNG preussischer Offizier und GeneralstabschefGEBURTSDATUM 6 November 1757GEBURTSORT LudwigsburgSTERBEDATUM 25 April 1826STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Ludwig von Phull amp oldid 232312055