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Jakob Josef Bob Reichert 28 Januar 1901 in Beaumarais 9 Dezember 1973 in Saarbrucken war ein deutscher Musiklehrer Chorleiter und Rundfunkjournalist Josef Reichert 1960 Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Ausbildung 2 Beruflicher Werdegang 2 1 Fruhe Jahre und Reichssender Saarbrucken 2 2 Zweiter Weltkrieg 2 3 Radio Saarbrucken und Saarlandischer Rundfunk 3 Werke Auswahl 3 1 Horspiele Horbilder 3 2 Sendereihen 3 3 Kompositionen 3 4 Filmmusik 3 5 Filme 3 6 Lyrik Prosa 4 Auszeichnungen 5 Literatur und Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie und Ausbildung Bearbeiten nbsp Vaterlicher Betrieb und Geburtshaus in Beaumarais bei Saarlouis Postkartenansicht ca 1912 Josef Reichert wurde als altester Sohn von funf Kindern des Backerinnungsmeisters Johann Joseph Reichert 1878 1935 und seiner Frau Katharina geb Riga 1878 1943 aus Buren heute Ortsteil von Rehlingen Siersburg geboren Die Eltern fuhrten in Beaumarais ein Backereigeschaft mit angegliederter Gastwirtschaft das bereits sein Grossvater 1903 vaterlicherseits begrundet hatte Josef besuchte die ortliche Volksschule und lernte im elterlichen Betrieb und in Hostenbach bei Wadgassen das Backerhandwerk Sein fruh entdecktes musikalisches Interesse wurde vom Elternhaus nach Kraften und Moglichkeiten gefordert In dieser Zeit nahm er bereits Musikstunden bei einem Organisten und Geigenlehrer am Ort Er schloss seine Backerlehre mit der Gesellenprufung im Jahr 1918 ab und ging nach dem Krieg auf Wanderschaft im saarpfalzischen Raum Seine spateren Musiklehrer waren Otto Weidner Ludwig Zee Wirthmann und die Pfirmann sche Musikschule Seine musikalische Begabung eroffnete ihm schliesslich 1923 bis 1927 den Zugang zum Musiklehrerseminar am Konservatorium bei Eduard Bornschein in Saarbrucken einem Vorgangerinstitut der heutigen Hochschule fur Musik Saar Er schloss als examinierter Musiklehrer ab Im Jahre 1932 heiratete er Henrietta Anna Maria geb Albert 1912 1998 aus Wallerfangen Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor Franz Josef 1934 2012 Harald 1939 und Ingrid 1943 2013 Die Familie lebte in Wallerfangen und Saarbrucken im Zuge der ersten Evakuierung der Roten Zone zeitweise in Frankfurt am Main und Wurzburg Hier hatte Josef Reichert zwischen 1939 und 1941 Gelegenheit bei Hermann Zilcher an der Hochschule fur Musik Wurzburg Kompositions und Musiklehre als Gasthorer zu belegen Das Kriegsende erlebte er mit seiner Familie in der zweiten Evakuierung in Butthard danach in Saarlouis und zuletzt in Dillingen Saar Josef Reichert verstarb wahrend eines Klinikaufenthaltes in Saarbrucken er wurde am 12 Dezember 1973 auf dem Friedhof in Dillingen beigesetzt Begleitet war sein Abschied von Abordnungen des kulturellen Lebens aus drei Landern in welchen Reichert gewirkt hatte Unter ihnen die Schriftstellerin Anise Koltz der Komponist Josy Meisch und Leon Blasen vom Kulturministerium des Grossherzogtum Luxemburg Vom Saarlandischen Rundfunk Chefredakteur Reintgen in Vertretung des Intendanten Dr Franz Mai Programmdirektor Dr Garber Emil Lehnen Direktor Werbefunk Saar Personalratsvorsitzender Axel Buchholz Fruhere Kollegen des Senders Wilhelm Heinrich Recktenwald und Dr Heinz Freiberger neben der Autorin Maria Croon Die Lothringer Volksmusikgruppe Petits chanteurs lorrains unter Leitung seines Weggefahrten Auguste Rohr besorgte den musikalischen Rahmen Besonders zahlreich erschienen Mitglieder samtlicher Chore mit welchen Josef Reichert jemals zusammen gearbeitet hatte Beruflicher Werdegang BearbeitenFruhe Jahre und Reichssender Saarbrucken Bearbeiten nbsp Die Belegschaft des Reichssenders Saarbrucken 1940 Vorne links im Bild J Reichert Josef Reichert betatigte sich zunachst als freiberuflicher Musikpadagoge fur Violine und Klavier Chorleiter und Kapellmeister im Landkreis Saarlouis In dieser Zeit bot sich ihm ebenfalls die Moglichkeit zu einer freien Mitarbeit beim Saarlandischen Rundfunk an welcher sich seit 1929 im Aufbau befand Reichert schrieb fur die Abteilung Kunst und Musik Sendemanuskripte mit Schwerpunkt volkstumlicher Musik lieferte eigene Liedkompositionen und Bearbeitungen als Programmbeitrage fur den Horfunk der wie zur damaligen Zeit ublich ausschliesslich Livesendungen produzierte Wahrend der Auffuhrung mit teils uberregionaler Reichweite so genannte Reichssendungen oblag ihm die musikalische Programmkoordination die Leitung der Chore Orchester und Solointerpreten Sein Engagement fuhrte ihn nach der Ruckgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich 1935 in eine Festanstellung bei der nun Reichssender Saarbrucken benannten Rundfunkanstalt unter Leitung Adolf Raskins die mit der Reichs Rundfunk Gesellschaft gleichgeschaltet war Seit 1936 war er freier Mitarbeiter ab dem 1 Marz 1938 wurde Reichert Leiter des Referates Jugend und Volksmusik Nachfolgend beteiligte er sich am Aufbau der so genannten Bann Spielschar Saarlautern Diese bestand aus Kinderchoren und gemischten Choren einem Jugendorchester und wechselnden Solisten Reichert ubernahm die kunstlerische Leitung und war damit fur die Programmarbeit verantwortlich welche die praktische und sendereife Gestaltung in musikalischer und dichterischer Hinsicht zu erfullen hatte Zu seiner Tatigkeit zahlten auch Reportagen und Moderationen uber kulturelle Ereignisse im Saargebiet und dem angrenzenden Lothringen In dieser Zeit entwickelte sich eine Freundschaft zum Wadgasser Heimatdichter Johannes Kirschweng die sein Werk entscheidend pragte Uber die Zusammenarbeit mit Choren und Volksmusikgruppen aus Lothringen ubte der Volkskundler und Liedersammler Louis Pinck ebenfalls starken Einfluss auf Reicherts Tatigkeit aus An die 40 bis 50 Bearbeitungen der in der uberlieferten Originalversion meist nur einstimmig gesetzten Pinck schen Verklingenden Weisen und anderen Volksliedern entstanden durch Reichert fur den Sender Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Am 1 Mai 1942 wurde Josef Reichert zur Wehrmacht einberufen Er war als Kriegsberichterstatter und musikalischer Leiter am deutschen Soldatensender Rovaniemi im finnischen Lappland eingesetzt Fur eine Mitgliedschaft in Partei oder den Organisationen der NSDAP finden sich in der Zentralkartei keine Belege 1 Durch Bombenschaden und Verschleppung seiner Habe verlor er uber den Krieg und in der nachfolgenden Besatzungszeit seine Fachbibliothek sowie samtliche Aufzeichnungen und Noten Radio Saarbrucken und Saarlandischer Rundfunk Bearbeiten nbsp Zeitgenossisches Veranstaltungsplakat von Radio Saarbrucken 1948 Nach Kriegsende lag der Rundfunkbetrieb des ehemaligen Reichssenders vollstandig am Boden Schon seit dem Evakuierungsbefehl am 6 Dezember 1944 waren samtliche Anlagen der Sendezentrale am Eichhornstaden demontiert aus einem kleinen Studio im Dudweiler Rathaus wurde noch Notbetrieb gefahren bis am 17 Marz 1945 amerikanische Jagdbomber die Funkanlagen in Heusweiler zerstorten Die Siegermachte verfolgten zunachst den Plan das Saargebiet zum franzosischen Staatsgebiet zu annektieren es erhielt einen Sonderstatus in der franzosischen Besatzungszone Die Militarregierung errichtete neben ihrer offiziellen Sendeanstalt in Baden Baden auch die ortliche radiodiffusion Sarrebruck welche die meisten ehemaligen Angehorigen des Reichssenders zunachst von der Mitarbeit ausschloss Um seine Familie zu ernahren schlug sich Reichert der Kriegsgefangenschaft entgangen und aus der Evakuierung heimgekehrt als Vertreter einer Saarlouiser Schuhfabrik durch und kehrte zeitweise auch in die Backstube seiner verstorbenen Eltern zuruck die sein Bruder Edmund weiter betrieb Erst nachdem die franzosischen Eingliederungsplane final scheiterten und das Saarland erneut unter eine Protektoratsverwaltung kommen sollte nahm Radio Saarbrucken ab dem 17 Marz 1946 zwei Wochen fruher als Baden Baden seinen Sendebetrieb wieder auf an welchem auch Reichert wieder gestalterisch mitwirken konnte Im teilautonomen Saarland konstituierte sich die Sendeanstalt in der Saarbrucker Wartburg einem requirierten Saalbau des Gemeindehauses der evangelischen Kirchengemeinde Saarbrucken Sankt Johann Nach zunachst freier Mitarbeit trat Reichert zum 1 Januar 1951 in eine Festanstellung als Leiter der Abteilung Chor und Volksmusik Heimat und Kirchenfunk Er grundete in dieser Zeit den Saarlandischen Volksliederchor ebenfalls musikalisches Ruckgrat seiner Arbeit fur den Sender In seinen Programmbeitragen manifestierte sich ein starker heimatkundlicher Bezug regelmassig kamen Heimatforscher und volkstumliche Traditionsvereine zu Wort Im Vordergrund stand ebenfalls die grenzuberschreitende Volkerverstandigung in der Saar Lor Lux Region Reicherts Abteilung arbeitete nun auch der neu gegrundeten Telesaar zu mit seiner Sendereihe Huben und Druben hatte er von 1954 bis 1958 ebenfalls Auftritte im ersten privaten Saarlandischen Fernsehen Der Volksentscheid am 23 Oktober 1955 uber das Zweite Saarstatut gliederte das Saarland als zehntes Bundesland in das Bundesgebiet der damaligen Bundesrepublik Deutschland ein Aus Radio Saarbrucken wurde zum 1 Mai 1959 die offentlich rechtliche ARD Anstalt Saarlandischer Rundfunk SR Der Personalstamm wurde nahezu unverandert ubernommen Reicherts Arbeitsressort unterlag ab dieser Zeit einem stetigen Wandel Auch der Kirchenfunk erfuhr unter den neuen politischen Vorzeichen eine vollstandige Neustrukturierung der Eigenanteil des Senders an Produktionen der Volksmusiksparte sank bestandig der regionale Horizont erweiterte sich nochmals betrachtlich Am 4 September 1961 folgte der Umzug in das neue Funkhaus auf dem Halberg Stand wahrend seiner beruflichen Laufbahn fur Josef Reichert lange Zeit das Musizieren im Vordergrund so verlegte sich seine Tatigkeit nun zunehmend auf die Verwaltungsarbeit welche eine Umstrukturierung der uberkommenen Sendeformate in Richtung eines neuzeitlich orientierten regionalen Kulturprogrammes zum Ziel hatte Im Januar 1966 wurde Josef Reichert in den Ruhestand verabschiedet Sein Nachlass der neben Noten und Manuskripte auch zahlreiche Entwurfe fur Rundfunksendungen beinhaltet ist im Landesarchiv Saarbrucken uberliefert Werke Auswahl Bearbeiten nbsp Das Kulturmagazin Huben und Druben im Programm der saarlandischen TELESAAR um 1955 moderiert von J Reichert Horspiele Horbilder Bearbeiten Die Silbermann Orgeln Die Bilderschnitzer von Berus Bergblau Peter Cornelius in Wallerfangen Der junge Goethe im Elsass Der Engel von Tholey Der Verlauf der Mosel Die Saar von den Quellen bis zur Mundung Das Idyll von Sessenheim Sendereihen Bearbeiten Stadtebilder vor 1945 Die Dreilanderecke Zur guten Nachbarschaft Sitte und Brauch Singende klingende Heimat Huben und Druben Kompositionen Bearbeiten 1965 Lass dein Herze frohlich singen Lob des Jahres Kantate bearbeitet von Gustav Kneip Solisten Sybille Fuchs Karin von Cramer Siegmund Nimsgern Ingrid Reichert Sinfonieorchester des SR Saarlandischer Volksliederchor Duppenweiler Kinderchor Aufnahmeleitung Leo Clambour Filmmusik Bearbeiten Das schone Sankt Wendeler Land Filme Bearbeiten Sankt Oranna und ihr Land Zum Erntedankfest 1960 Lyrik Prosa Bearbeiten Die Begegnung Prolog zu einer Serenade im alten Palais zu Perl Auszeichnungen BearbeitenFur seine Bemuhungen um die Deutsch franzosischen Beziehungen wurde Reichert mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet Im Dreilandereck Deutschland Frankreich Luxemburg wurdigte das Grossherzogtum Luxemburg sein Engagement um die kulturelle Verstandigung mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens Josef Reichert hat es verstanden in der Einfachheit der volkstumlichen Beziehungen und Freundschaften zwischen den Singgruppen und Musikanten etwas zu schaffen als es noch nicht ganz einfach war uber die kurzliche Vergangenheit miteinander zu reden Damit hat er der Versohnung und der Verstandigung einen grossen Dienst geleistet Nachruf in Le Republicain Lorrain 11 Dezember 1973 Unzahlbare Ehrbezeugungen brachten ihm die Gemeinden Vereine und Chore entgegen die er durch seine Tatigkeit in den Fokus der Offentlichkeit ruckte Den ursprunglich ihm zugedachten Louis Pinck Preis der Alfred Toepfer Stiftung F V S nahm postum fur ihn sein Sohn am 7 Dezember 1989 entgegen Literatur und Quellen BearbeitenChristine Frick Unsere Archive Mitteilungen aus rheinland pfalzischen und saarlandischen Archiven Nr 45 April 2000 S 32 Karin Stoverock Musik in der Hitlerjugend Organisation Entwicklung Kontexte Uelvesbull 2013 Die Hitlerjugend im Rundfunk in Amtlicher Fuhrer fur die 12 Grosse Deutsche Funkausstellung Berlin 1935 Heribert Schwan Der Rundfunk als Instrument der Politik im Saarland 1945 1955 Verlag Volker Spiess Berlin 1974 ISBN 3 920889 21 5 Hans Bunte et al Axel Buchholz und Fritz Raff Hrsg Geschichte und Geschichten des Senders an der Saar 50 Jahre Saarlandischer Rundfunk Verlag Herder GmbH Freiburg Breisgau 2007 ISBN 978 3 451 29818 9 Zimmermann Hudemann Kuderna Hrsg Medienlandschaft Saar 3 Bd Verlag R Oldenbourg Munchen 2010 ISBN 978 3 486 59170 5 An dem reinsten Fruhlingsmorgen Josef Reichert in Saarbrucker Zeitung vom 18 November 1949 Besinnliche Heimatliebe Josef Reichert steht 20 Jahre in ihrem Dienst beim Rundfunk in Saarbrucker Zeitung Nr 25 1958 Abschied von Josef Reichert in Saarbrucker Zeitung vom 14 Dezember 1973 Nr 290 S 20 Josef Reichert gestorben in Le Republicain Lorrain deutschsprachige Rubrik Aus dem Saarland vom 11 Dezember 1973 S 13Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Reichert Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abstammungslinie J J Reichert auf GeneaNet zuletzt abgerufen am 6 Marz 2015 Die HJ Spielschar beim Reichssender Saarbrucken in Fundstucke online auf der Webprasenz des Saarlandischen Rundfunks zuletzt abgerufen am 28 November 2017 Rundfunk in der HJ auf dem Webportal Jugend 1918 1945 des NS Dokumentationszentrums NSDOK der Stadt Koln zuletzt abgerufen am 6 Marz 2015 Biographie Leo Clambour auf der Website des Saarlandischen Zupforchesters zuletzt abgerufen am 10 Marz 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Fred K Prieberg Handbuch Deutsche Musiker 1933 1945 Kiel 2004 S 5483ff CD ROM Lexikon online Normdaten Person GND 1026848008 lobid OGND AKS VIAF 268662722 Wikipedia Personensuche Personendaten NAME Reichert Josef ALTERNATIVNAMEN Reichert Jakob Josef vollstandiger Name Reichert Bob Spitzname KURZBESCHREIBUNG deutscher Musiklehrer Chorleiter und Rundfunkjournalist GEBURTSDATUM 28 Januar 1901 GEBURTSORT Beaumarais STERBEDATUM 9 Dezember 1973 STERBEORT Saarbrucken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Reichert Musiklehrer amp oldid 239233814