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Jakow Saulowitsch Agranow eigentlich Jankel Schmajewitsch Sorenson russisch Yakov Saulovich Agranov Yankel Shmaevich Sorenson 30 Septemberjul 12 Oktober 1893greg in Tschetschersk Gouvernement Mogiljow Russisches Kaiserreich heute Tschatschersk Bezirk Gomel Belarus 1 August 1938 in Moskau war ein hoher sowjetischer Geheimdienstoffizier der u a fur die Uberwachung von Schriftstellern und anderen Kulturschaffenden zustandig war Er war einer der Hauptorganisatoren der stalinistischen Repressalien und wurde schliesslich selbst Opfer des Grossen Terrors Agranow ganz links mit anderen Delegierten wahrend des XVII Parteitags der KPdSU in Moskau Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachleben 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJakow Saulowitsch Agranow wurde als Jankel Schmajewitsch Sorenson im Dorf Tschetschersk rund 60 Kilometer nordlich der Bezirksstadt Gomel in eine judische Familie geboren sein Vater war Inhaber eines Kramerladens Er absolvierte die vierklassige Volksschule 1 1912 fand er in Gomel eine Anstellung als Buchhalter er trat dort auch den Sozialrevolutionaren bei Drei Jahre spater wechselte er zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands SDAPR 1915 wurde er als Gegner der Zarenherrschaft nach Sibirien verbannt Er lernte dort den ebenfalls verbannten Bolschewiken Josef Stalin kennen 2 Nach seiner Ruckkehr aus Sibirien im Revolutionsjahr 1917 wurde Agranow zum Bezirkssekretar der SDAPR von Gomel gewahlt Dort uberzeugte ihn Stalin ins Lager der Bolschewiki zu wechseln Agranow wurde 1918 dank der Protektion Lenins und Stalins zu einem der Sekretare des Rates der Volkskommissare der Russischen Sozialistischen Foderativen Sowjetrepublik der neuen russischen Regierung ernannt Er befand sich somit an einer Schaltstelle der Macht in Moskau 3 1919 ordnete ihn die Parteifuhrung in die neu gegrundete Ausserordentliche Kommission russisch abgekurzt Tscheka die politische Geheimpolizei ab 1921 wurde er in die operative Leitung der Tscheka unter Felix Dserschinski berufen Er war in dieser Funktion mit der Niederschlagung des Kronstadter Matrosenaufstandes des Bauernaufstandes von Tambow sowie der Aufdeckung der angeblichen Taganzew Verschworung befasst Agranow hatte zuvor die Hauptangeklagten foltern lassen ihnen dann aber schriftlich eine milde Bestrafung zugesichert falls sie ihre Beteiligung an der Verschworung gestanden Doch wurden mehrere Dutzend Angeklagte durch ein Erschiessungskommando exekutiert 4 5 Wegen Beteiligung an dieser Verschworung die nach Erkenntnissen russischer Historiker eine Erfindung der Tscheka war um einen Schlag gegen missliebige Intellektuelle zu begrunden wurde auch der Schriftsteller Nikolai Gumiljow erschossen 6 1922 war Agranow im Auftrag Lenins an der Aufstellung einer Liste mit den Namen von Intellektuellen beteiligt die unter Zurucklassung ihres Hab und Gutes per Schiff ins Ausland abgeschoben wurden Unter den Passagieren dieses Philosophenschiffs befanden sich die Philosophen Nikolai Berdjajew Sergei Bulgakow Simon Frank Iwan Iljin und Fedor Stepun 7 Fortan war Agranow auch fur die Uberwachung der Schriftsteller zustandig Im Rahmen dieser Tatigkeit freundete er sich mit Wladimir Majakowski und Boris Pilnjak an zu seinen Zutragern gehorte das Ehepaar Ossip und Lilja Brik die Geliebte Majakowskis Zeitzeugen berichteten dass Agranow zu den zahlreichen Liebhabern Lilja Briks gehort habe 8 Er nahm als Beobachter an Schriftstellertreffen teil 9 Selbst nannte er sich Freund und Beschutzer der Schriftsteller 10 Regelmassig lud er Schriftsteller zu sich nach Hause ein Zu seinen haufigen Gasten zahlten neben den Briks Majakowski und Pilnjak auch Isaak Babel und Wsewolod Iwanow Zeitgenossen bezeichneten ihn allerdings als Henker der russischen Intelligenz und berichteten dass er sich personlich an den Folterungen inhaftierter Intellektueller beteiligt habe 11 1931 stieg er in die Leitung der Geheimpolizei auf die inzwischen OGPU hiess Zwei Jahre spater wurde er unter Wjatscheslaw Menschinski stellvertretender OGPU Chef 1 Er leitete mehrere Verfahren gegen Schriftsteller wegen angeblich konterrevolutionarer Werke darunter gegen Nikolai Erdman 12 Ossip Mandelstam und Nikolai Kljujew 13 Auch koordinierte er die Uberwachung Maxim Gorkis 14 Unter Menschinskis Nachfolger Genrich Jagoda blieb Agranow auf dem Posten die Geheimpolizei wurde in ein eigenes Volkskommissariat mit noch grosseren Kompetenzen umgewandelt und firmierte seit 1934 unter dem Kurzel NKWD Im selben Jahr leitete Agranow in Leningrad die Untersuchungen nach dem Kirow Mord 15 Er stand dabei in direktem Kontakt zu Stalin der ihm auch eine Dienstwohnung im Kreml anweisen liess 1936 37 war er federfuhrend an den Vorbereitungen der Schauprozesse gegen die ehemaligen Parteifuhrer Grigori Sinowjew und Lew Kamenew sowie Martemjan Rjutin beteiligt 16 Agranow wurde im April 1937 aus der NKWD Spitze abberufen und zum NKWD Chef des Bezirks Saratow degradiert Von dort schrieb er an Stalin einen Brief in dem er vorschlug Nadeschda Krupskaja die Witwe Lenins sowie das Politburomitglied Georgi Malenkow verhaften zu lassen 17 Doch Stalin liess stattdessen Agranow verhaften Nach einem Geheimprozess vor dem Militargerichtshof der UdSSR der ihn der Spionage schuldig sprach und zum Tode verurteilte wurde er am 1 August 1938 bei Moskau erschossen 1 Nachleben BearbeitenZwei Jahre nach dem Tod Stalins beantragte die Tochter Agranows 1955 seine Rehabilitierung Die Oberste Militarstaatsanwaltschaft der UdSSR zog zwar nachtraglich den Vorwurf der Spionage zuruck sah aber wegen der systematischen Verletzung der sozialistischen Gesetzmassigkeit durch Agranow keinen Anlass ihn posthum juristisch zu rehabilitieren 18 Der damalige Erste Parteisekretar Nikita Chruschtschow bezeichnete Agranow in seinen Memoiren als ehrenwerten ruhigen klugen Menschen 19 Agranows Nachkommen wiederholten 2001 den Antrag auf Rehabilitierung Zunachst wurde er abgelehnt dann aber im Januar 2013 von der Militarstaatsanwaltschaft genehmigt Acht Monate spater hob das Oberste Gericht der Russischen Foderation den Rehabilitierungsbeschluss wieder auf 20 Der russische Jurist und Publizist Arkadi Waksberg der Agranows Personalakten im NKWD Archiv ausgewertet hat nannte ihn eine grauenhafte Figur die gut in einen psychologischen Kriminalroman passt 21 Literatur BearbeitenE Makarevic Jakov Agranov cekist prisedsij k intelligentam in Dialog 7 2000 S 69 74 N V Petrov K V Sorokin Kto rukovodil NKVD 1934 1941 Spravocnik Hrsg Memorial Moskau 1999 Vitalij Shentalinskij 22 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Yakov Agranov Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c biografische Angaben lt N V Petrov K V Sorokin Kto rukovodil NKVD 1934 1941 Spravocnik Hrsg Gesellschaft Memorial Agranov Jakov Jankel Saulovic Arkadij Vaksberg Pozar serca Kogo ljubila Lili Brik Moskau 2010 S 99 Arkadij Vaksberg Pozar serca Kogo ljubila Lili Brik Moskau 2010 S 311 Arkadi Waksberg Die Verfolgten Stalins Aus den Verliesen des KGB Reinbek 1993 S 137 138 Tagancevskij zagovor k 90 letiju rerassekrecennogo dela svoboda org Radio Svoboda 8 November 2011 Arkadij Vaksberg Pozar serca Kogo ljubila Lili Brik Moskau 2010 S 100 Vitali Chentalinski Les surprises de la Loubianka Nouvelles decouvertes dans les archives du KGB Paris 1996 S 170 Arkadij Vaksberg Pozar serca Kogo ljubila Lili Brik Moskau 2010 S 166 Aleksej Michajlov Tocka puli v konce Moskau 1993 S 193 Vitali Chentalinski Les surprises de la Loubianka Nouvelles decouvertes dans les archives du KGB Paris 1996 S 196 Roman Gul Dzerzinskij nacalo terrora Moskau 1991 S 29 155 Pis mo zamestitelja predsedatelja OGPU Chronos Istoriceskie istocniki Witali Schentalinski Das auferstandene Wort Verfolgte russische Schriftsteller in ihren letzten Briefen Gedichten und Aufzeichnungen Aus dem Russischen von Bernd Rullkotter Bergisch Gladbach 1996 S 337 399 Witali Schentalinski Das auferstandene Wort Verfolgte russische Schriftsteller in ihren letzten Briefen Gedichten und Aufzeichnungen Aus dem Russischen von Bernd Rullkotter Bergisch Gladbach 1996 S 477 Arkadij Vaksberg Pozar serca Kogo ljubila Lili Brik Moskau 2010 S 305 Boris Frezinskij Mozaika evrejskich sudeb XX vek Moskau 2008 S 104 Chronos Biograficeskij ukazatel Agranov Jakov Saulovic V Rossii reabilitirovali stalinskogo palaca gazeta ua 19 Juli 2013 N S Chruscev Vremja ljudi vlast Vospominanija Bd I Moskau 1999 Verchovnyj sud otkazal v reabilitacii palaca russkoj intelligencii Memento vom 30 August 2013 im Internet Archive Arkadi Waksberg Die Verfolgten Stalins Aus den Verliesen des KGB Rowohlt Reinbek 1993 S 137 Oskolki serebryanogo veka Okonchanie Bruchstucke des Silbernen Jahrhunderts In Nowy Mir 1998 Nr 6 Normdaten Person LCCN no2015150255 VIAF 314847311 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 15 Juni 2023 PersonendatenNAME Agranow Jakow SaulowitschALTERNATIVNAMEN Sorenson Jankel SchmajewitschKURZBESCHREIBUNG sowjetischer GeheimdienstgeneralGEBURTSDATUM 12 Oktober 1893GEBURTSORT Tschetschersk Gouvernement Mogiljow Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 1 August 1938STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakow Saulowitsch Agranow amp oldid 238767698