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Die Judische Gemeinde Schweinfurt bestand in der sogenannten ersten Ara in Schweinfurt vom 13 Jahrhundert bis 1555 in der Judengasse im Alten Gewerbeviertel am Main Nach einer gemeindelosen Zwischenzeit existierte von 1863 bis 1942 in der zweiten Ara die bisher letzte Gemeinde der Stadt Der letzte Hinweis auf judisches Leben in Schweinfurt ist eine Gedenkstatte an der Brandmauer des Hauses Siebenbruckleinsgasse 12 Auf dem grossen Grundstuck Nr 14 in einem vormaligen Obstgarten in der westlichen Altstadt lag das neuzeitliche Gemeindezentrum Das Vorderhaus von 1888 bildete das Gemeindehaus und das Hinterhaus die 1874 errichtete Synagoge Direkt daneben befand sich der Burgerhof Schranne das heutige Privatkundenzentrum der Sparkasse Schweinfurt Hassberge Die Synagoge wurde wahrend der Novemberpogrome 1938 nicht in Brand gesteckt jedoch spater bei Bombenangriffen zerstort das Gemeindehaus aber nur beschadigt und danach als Wohnhaus hergerichtet Es wurde von der Stadtischen Sparkasse erworben und um 1970 abgebrochen zur Erweiterung ihres benachbarten Kundenparkplatzes der sich damals bereits auf dem Areal der einstigen Synagoge befand Synagoge in der Siebenbruckleinsgasse 1943 durch Fliegerbomben zerstort Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter Die erste judische Ara 1200 1555 1 1 1 Erste Juden in der Stadt 1 1 2 Entstehung der Gemeinde 1 1 3 Zeit um 1500 Synagoge in der Judengasse 1 1 4 Vertreibung der Juden aus der Stadt 1 2 Zwischenzeit Juden als Gaste 1 3 Neuzeit Die zweite judische Ara 1813 1942 1 3 1 Anfange der neuen Gemeinde 1 3 2 Synagoge in der Siebenbruckleinsgasse 1 3 3 Judische Vereine 1 3 4 Judisches Geschaftsleben 1 3 5 Nationalsozialismus 1 3 5 1 Anfangszeit 1 3 5 2 Novemberpogrome 1938 1 3 5 3 Gemeindeauflosung 1 3 5 4 Holocaust 2 Gegenwart ohne judische Gemeinde 3 Gemeindeentwicklung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalter Die erste judische Ara 1200 1555 Bearbeiten Erste Juden in der Stadt Bearbeiten 1212 werden erstmals Juden in Schweinfurt erwahnt Abraham aus Schweinfurt unterzeichnet in Wurzburg eine Urkunde als Zeuge 1 1243 weist Marquard der Butigler von Nurnberg vom Geld das er von Heinrich dem Erwahlten von Bamberg erhalten soll 50 Mark Silber fur die Juden in Schweinfurt an 2 In der Folgezeit lassen sich vereinzelt judische Familien in Schweinfurt nachweisen die sowohl 1298 vom Rintfleisch Pogrom als auch vom Pestpogrom von 1348 bis 1351 betroffen waren 3 Bei letzterem mit dem Vorwurf der Brunnenvergiftung 2 Jakob von Schweinfurt der 1357 zu den Neubegrundern der zweiten mittelalterlichen Judischen Gemeinde Erfurt gehorte war vermutlich ein Uberlebender der Pogrome 4 Entstehung der Gemeinde Bearbeiten 1368 erhielt die Reichsstadt Schweinfurt vom Kaiser Karl IV 1346 1378 das Privileg in ihren Mauern erneut bis auf Widerruf Juden des Kaisers Kammerknechte aufnehmen zu durfen 2 3 In der Folgezeit konnten die Juden die sich in Schweinfurt niederliessen gegen Zahlung hoher Steuern relativ frei und sicher leben 3 1420 erhielt die Reichsstadt ein erneutes Privileg vom Konig Sigismund 1411 1437 Juden als Steuerobjekte aufzunehmen Judenzins 2 1424 betrugen die Steuern an den Kaiser welche die Schweinfurter Juden zahlen mussten die Halfte ihres Einkommens 5 1429 wird die Erlaubnis von Konig Sigismund auf 20 Jahre begrenzt dafur erhalten die Juden Steuerbefreiung Sie sollen unbekumert ungedrungen und unangelanget sein von jedermann Diese Befreiung wurde jedoch schon 1433 2 dem Jahr als Sigismiund zum Kaiser gekront wurde wieder aufgehoben Zeit um 1500 Synagoge in der Judengasse Bearbeiten nbsp Vermutete Lage der ersten Synagoge in der Judengasse im damaligen Gewerbeviertel sudlich des Markts Katasterplan von 1907 nbsp Judengasse heute nbsp die Synagoge stand beim aussersten rechten Haus Unter der Obhut von Sigismund genossen die Juden Schweinfurts einige Rechte Sie konnten sich Anfang des 15 Jahrhunderts relativ frei bewegen lebten vor allem von der Geldleihe und einige trieben Handel mit Waren insbesondere Wein 4 1 2 Die Gerichtsbarkeit unter ihnen hatte ein dafur bestimmter Judenrat 4 Die Familien wohnten nahe dem Marktplatz im Gewerbeviertel am Main 3 1436 wird erstmals die Judengasse erwahnt sie wird gepflastert Heute befindet sich am Strassenschild ein Legendenschild mit der Aufschrift Judengasse Bis zur Vertreibung nach dem Stadtverderben von 1554 Wohnsitz der damals aus 16 Familien bestehenden judischen Gemeinde Als Strassenname erstmals 1436 belegt1437 mussen sich die Juden steuerlich am teutschen Hauskauf beteiligen als die Reichsstadt die Besitzungen des Deutschen Ordens nordostlich der Stadt erwirbt 2 Peterstirn Altstadt Hilpersdorf Zell Weipoltshausen Deutschhof Thomashof Ottenhausen und Weipoltsdorf 1444 mussen die Juden zwecks Kronung Kaiser Friedrichs III 1440 1493 ein Drittel ihres Vermogens als Kronungssteuer bezahlen 2 Im Jahre 1479 wurde erstmals anlasslich einer Erneuerung des Gebaudes die Synagoge genannt 4 wohl mit Mikwe Judenbad Als Standort wird das heutige Friederike Schafer Heim Altenheim in der Judengasse Ecke Nussgasse vermutet 1 Die Synagoge stand wahrscheinlich am sudwestlichen Ende der Judengasse an Stelle der einstigen Hauser Judengasse Nr 25 und 27 4 dem heutigen Nord und Ostflugel des Altenheims Die Synagoge hatte drei Strassenfronten 4 zur Judengasse zur Petersgasse und zur westlichen Verlangerung der heutigen Nussgasse einst auch Petersgasse die vor dem Bau des Altenheims von der Spitalstrasse bis zum Mainufer durchlief Unter oder neben der Synagoge befand sich das Judenbad 4 Die judische Gemeinde durfte einen Vorsteher Judenrat und wohl auch einen Rabbiner gehabt haben 1 2 Der mittelalterliche Judenfriedhof lag am heutigen Jagersbrunnen 500 m westlich der Judengasse siehe Judischer Friedhof Mittelalterlicher Friedhof In den Jahren 1492 93 mussen Schweinfurter Juden Leibzoll Geleitschutz bei Reisen entrichten 2 Bereits 1500 liess sich die Reichsstadt von Konig Maximilian I 1486 1519 den Besitz der Synagoge und des Judenfriedhofes bestatigen fur den Fall dass Juden uber kurz oder lang nicht mehr in Schweinfurt wohnen 4 1 2 Im Bauernkrieg mussen sich 1525 auch Schweinfurter Juden am Widerstand gegen die aufstandischen Bauern beteiligen 2 Konig Ferdinand I 1531 1564 gab 1542 der Reichsstadt das Privileg dass sich kein Jude in Schweinfurt ohne Bewilligung niederlassen darf 1 2 1544 beschwerden sich die Schweinfurter Juden uber die Versperrung ihrer Schule am 1 Mai mit Androhung einer Klage beim Reichskammergericht 2 Vertreibung der Juden aus der Stadt Bearbeiten In Folge des Zweiten Markgrafenkriegs wird Schweinfurt 1554 niedergebrannt siehe Schweinfurt Zweites Stadtverderben Die mittelalterliche judische Gemeinde fand danach 1554 1555 ihr Ende Das Motiv fur das Vorgehen der Schweinfurter war ihre starke Verschuldung bei den Juden 3 Am 3 September 1555 erteilt Kaiser Karl V 1519 1556 der Reichsstadt das Privilegium dass sie die Juden die vor dem Stadtverderben in Schweinfurt wohnten und ihre abgebrannten Hauser wieder aufbauen wollen daran hindern darf Die Stadt braucht auch kunftig keine Juden mehr aufzunehmen mit der offiziellen Begrundung des judischen Wuchers 1 2 Bis zu diesem Zeitpunkt war Schweinfurt weit und breit die einzige Reichsstadt die uberhaupt noch Einwohner judischen Glaubens hatte 5 Die Synagoge wurde 1555 geschlossen 4 Nach ihrer Vertreibung aus Schweinfurt siedelten sich Juden u a im 8 km westlich gelegenem Euerbach an Es war auch der Begrabnisort judischer Burger der benachbarten Dorfer Obbach und Niederwerrn 1171 Grabsteine im Judischen Friedhof Euerbach zeugen von einer langen judischen Geschichte Bis 1940 erfolgten hier noch Beisetzungen 1 Zwischenzeit Juden als Gaste Bearbeiten Zwischen 1555 und 1817 gibt es in der Stadt keine ansassigen Juden sondern nur vorubergehend langere Zeit sich hier aufhaltende Juden 2 Laut Ratsprotokoll vom 8 Juni 1573 haben Juden bei Eintritt in die Stadt Vortorzoll zu entrichten 2 Bereits aus dem Ratsprotokoll des Jahres 1634 erfahrt man dass sich mittlerweile wieder viele Juden in der Stadt aufhielten kurze Zeit dort Herberge und Unterkunft suchend Ein Erlass des Jahres 1636 teilte zwar den Schweinfurter Burgern mit dass sie bei Strafe sofort die Juden ausweisen mussten und kunftig keinen mehr uber Nacht beherbergen durften den aber die Schweinfurter nicht befolgten Eine Polizei Ordnung von 1651 spricht den Schweinfurter Burgern ihr Missfallen aus dass sie wieder Gemeinschaft mit den Juden suchen und Geldgeschafte mit ihnen betreiben 2 Verschiedene Verordnungen regelten den Geschaftsverkehr mit Juden im 17 und 18 Jahrhundert Eine Ansassigmachung war aber trotzdem nicht erlaubt In der Zeit von 1555 bis zum Verlust der Reichsfreiheit 1802 durften hier keine Juden mehr einen standigen Wohnsitz nehmen Es war ihnen lediglich erlaubt zu ubernachten wofur sie eine Gebuhr zu entrichten hatten 5 Neuzeit Die zweite judische Ara 1813 1942 Bearbeiten Anfange der neuen Gemeinde Bearbeiten nbsp Ehemalige Synagoge Niederwerrn heute GemeindebibliothekDas Edikt uber die Verhaltnisse der judischen Glaubensgenossen im Konigreiche Baiern das Bayerische Judenedikt von 1813 trat fur Unterfranken im Dezember 1816 in Kraft Juden werden fast die gleichen Rechte wie ihrem christlichen Umfeld zugebilligt Sie durfen jetzt Grund und Boden erwerben und erhalten Zugang zu den Universitaten des Landes Geistige und gesellschaftliche Integration wird ermoglicht 1 6 Jedoch mussten sich die Juden in Matrikel einschreiben die fur jeden Ort Obergrenzen regelte Nach etwa 250 Jahren durften sich erneut judische Familien mit landesherrschaftlicher Erlaubnis in Schweinfurt niederlassen Dies erregte Unwillen besonders bei Zunften und Gilden die die judische Konkurrenz furchteten 3 1817 sind unter entschiedenem Protest der Stadt Schweinfurt die den Ruin ihres eigenen Kaufmannsstandes befurchtete Michael Moises Kleemann und sein Sohn Kusel aus dem nahen Schonungen zugezogen Weinhandel und Okonomie 4 1 6 Nach dem Wegfall des Matrikelparagraphen im Jahre 1861 siedelten sich auch in Schweinfurt vermehrt judische Familien an Ihren ersten Gottesdienst hielten sie im Herbst 1862 in einem Gartenlokal in der Johannisgasse ab 3 1863 sind in Schweinfurt bereits 12 judische Familien ansassig und 7 Familien wohnhaft 1 6 Am 26 April 1863 beschlossen die in der Stadt ansassigen und wohnhaften Israeliten die Grundung einer Gemeinde und vereinbarten Statuten zunachst provisorischen Charakters ohne obrigkeitliche Genehmigung Der Antrag auf Bildung einer neuen Israelitischen Kultusgemeinde folgte am 11 Juli 1864 beim Stadtmagistrat und wurde durch die Konigliche Regierung am 8 August verfugt 4 6 1864 wurde das Distriktsrabbinat Niederwerrn nach Schweinfurt verlegt als Distriktsrabbinat Schweinfurt 4 1 2 Der bisher in Niederwerrn tatige Distriktrabbiner Mayer Lebrecht nahm nun diese Position in Schweinfurt ein 4 Die Juden in Schweinfurt gehoren uberwiegend dem burgerlichen Mittelstand an als Geschaftsleute Rechtsanwalte Arzte oder Direktoren 1 Synagoge in der Siebenbruckleinsgasse Bearbeiten nbsp Lage des Gemeindezentrums in der Siebenbruckleinsgasse 14 sudlich des Rossmarkts Katasterplan von 1907 nbsp Judisches Gemeindehaus um 1950 Nun als Wohnhaus genutzt Abbruch um 1970 Heute Sparkassen Parkplatz am Rande mit judischer Gedenkstatte1866 kaufte die Kultusgemeinde das Anwesen in der Siebenbruckleinsgasse 14 in der Altstadt nahe dem Rossmarkt Der Standort befindet sich nur 300 m westlich der einstigen mittelalterlichen Synagoge in der Judengasse Das Anwesen war geeignet in provisorischer Weise im Vorderhaus mit Betsaal alle Bedurfnisse abzudecken Der dazugehorige Obstgarten dahinter im Innenhof konnte als Synagogenbauplatz dienen Das Vorderhaus wurde bald zu klein und man entschloss sich 1872 fur den Neubau einer Synagoge fur die man schon im Jahre 1865 eine Synagogenbaustiftung grundete Die Synagoge wurde am 4 September 1874 eingeweiht 4 5 Die Langsfassaden ahnelten einer christlichen Kirche mit neugotischen Spitzbogenfenstern Der Haupteingang fuhrte zur Mannersynagoge im Erdgeschoss und ein weiterer Eingang zur Frauenempore 4 in Bayerns erster Synagoge mit Orgel 3 Zunachst wurden in der Synagoge wahrend der Zeit des Rabbiners Maier Lebrecht Reform Gottesdienste mit Orgelbegleitung abgehalten 4 In einer liberalen judischen Zeitung stand zur Einweihung Bekanntlich wuchert in Unterfranken die Hyperorthodoxie und der Obskurantismus in uppigster Blute fort und nirgends zeigt sich auf religiosem Gebiete auch nur eine Spur von Fortschritt nur die Gemeinde Schweinfurt tragt dem Zeitgeiste Rechnung denn in der in wenigen Wochen vollendeten neuen Synagoge wird Orgel und Gesang eingefuhrt Die Fortschritte und Errungenschaften der hiesigen Gemeinde fallen schon deshalb doppelt in die Waage wenn man bedenkt dass vor circa 15 Jahren den Juden der Aufenthalt hier gar nicht gestattet war Allgemeine Zeitung des Judentums vom 4 August 1874 4 Doch wahrend der Amtszeit von Rabbiner Dr Salomon Stein 1890 1934 kehrte man zur orthodoxen Richtung mit traditioneller Liturgie zuruck Rabbiner Stein war zugleich Vorsitzender des Bundes gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns Dadurch fanden in Schweinfurt auch regelmassig dessen Jahrestagungen statt 4 6 nbsp Judischer Friedhof innerhalb des Hauptfriedhofs im Jahre 20131874 wurde auch der neue Friedhof der Stadt Schweinfurt der heutige Hauptfriedhof angelegt Am 18 November desselben Jahres wurde der innerhalb des neuen Friedhofareals gelegene Judische Friedhof eingeweiht 1888 wurde als neues Vorderhaus das judische Gemeindehauses Schul und Wohnhaus des Rabbiners errichtet 1 6 Religionsunterricht erhielten damals 24 Kinder der Gemeinde 4 Es waren nun alle Einrichtungen einer judischen Gemeinde vorhanden Synagoge mit Rabbiner rituelles Bad judische Schule Religionsschule mit angestelltem Lehrer der Zugleich als Schochet tatig war Gemeindebibliothek Friedhof 4 und Leichenhalle Die Synagoge wurde 1920 um 50 Platze erweitert 6 und 1928 renoviert 4 Judische Vereine Bearbeiten An judischen Vereinen gab es den Israelitische Frauenverein gegrundet 1864 die Israelitische Armen und Wandererunterstutzungskasse bzw Wandererunterstutzungsverein 1864 den Israelitischen Wohltatigkeitsverein Chewra Gemilus Chassodim e V 1882 den Judischen Jugendverein 1918 den Verein fur Judische Geschichte und Literatur den Verein Concordia Pflege der Geselligkeit und Ortsgruppen des Centralvereins und des Reichsbundes judischer Frontsoldaten 4 Judisches Geschaftsleben Bearbeiten nbsp Die Schuhfabriken Emil Heimann und Silberstein amp NeumannVon judischen Kaufleuten und Gewerbetreibenden wurden zahlreiche teilweise fur die weitere Entwicklung der Stadt bedeutende Handelsbetriebe Laden Kaufhauser und Fabriken eroffnet Es gab zudem judische Rechtsanwalte und Arzte 4 Hervorzuheben sind die beiden nicht mehr existierenden Schuhfabriken Emil Heimann in der Cramerstrasse Westliches Grunderzeitviertel und Silberstein amp Neumann in der Friedhofstrasse Nordlicher Stadtteil 3 1 Zudem in der Spitalstrasse Altstadt an Stelle der heutigen Commerzbank eine Filiale der Warenhauskette Tietz die 1933 enteignet und in Kaufhof umbenannt wurde Nach Ludwig Silberstein wurde im Hafen Ost eine Strasse benannt Nationalsozialismus Bearbeiten Anfangszeit Bearbeiten Zum Judenboykott am 1 April 1933 besetzte die SA in Schweinfurt die Eingange judischer Laden mit Plakaten Wer hier kauft begeht Landesverrat Raus mit den Juden 1 6 Die Parteizeitung Frankisches Volk vom 9 September 1933 schreibt Seit dem grossen Boykott vermisst man bei den judischen Geschaften den grossen Aufdruck auf Karton Einwickelpapier und Huttuten Wir kennen aber doch die Leute die bei Juden kaufen denn gerade das neutralste Mantelchen stempelt sie zum Volksverrater Besonders an Samstagnachmittagen sind die weissen und blauen Einschlagpapiere leicht festzustellen geschamig werden die Pakete unter den Arm geklemmt Auch betreten die Kaufer erst dann das Haus wenn sie sich durch stetes Umblicken vergewissert haben dass sie nicht beobachtet werden 6 In Folge wirtschaftlichen Boykotts zunehmender Entrechtung und Repressalien ist in den folgenden Jahren ein Teil der Juden aus Schweinfurt verzogen oder ausgewandert wahrend aus Landgemeinden einige zuzogen 4 Im Juli 1935 untersagte der Stadtrat allen Juden die Nutzung der stadtischen Bader Trotz des Wirtschaftsboykotts gelang es vielen ansassigen Juden bis 1937 ihre traditionell starke Position im Viehhandel zu behaupten Erst Ende 1937 wurden sie vermehrt zur Aufgabe ihrer Geschafte gezwungen 4 Oberburgermeister Ludwig Posl Die Juden haben selber Schuld daran dass ihnen das Baden verboten worden ist Ein Gast der sich nicht anstandig betragen kann muss immer gewartig sein dass er hinausgeworfen wird 6 Als Folge der Nurnberger Gesetze werden am 15 November 1937 in Schweinfurt die ersten Juden in Schutzhaft genommen Es folgen freiwillige Notverkaufe judischer Geschafte unter Wert um den Zwangsmassnahme zuvorzukommen die Geschaftsaufgaben oder ubernahmen passierte in der Folge der Arisierung 6 Novemberpogrome 1938 Bearbeiten Wahrend des Novemberpogroms am 9 November 1938 wurde das Inventar der Synagoge verwustet das Gebaude wurde jedoch nicht in Brand gesetzt aus Sorge um ein Ubergreifen des Feuers auf ein benachbartes Fachwerkhaus In den judischen Wohnungen und Gebauden wurde erheblicher Schaden angerichtet 4 Gegen 7 Uhr am Morgen verhaftet die Stadtpolizei 45 judische Manner und nimmt sie in der Hadergasse in Schutzhaft Andere werden zum Viehhof getrieben wo fanatische und aufgehetzte HJ ler johlend und scherzend mit Steinen auf die verangstigten Menschen werfen Alsdann geht man daran das Innere der Synagoge zu verwusten Allein die Tatsache dass das Feuer auf die umstehenden Fachwerkhauser ubergegriffen hatte bewahrt die Synagoge davor angezundet zu werden Der Oberburgermeister der Stadt Posl lasst es sich nicht nehmen die Aktion personlich zu leiten Auch die Kirchen in Schweinfurt haben keinerlei Stellungnahme fur die bedrangten Juden abgegeben oder sich irgendwie offentlich fur sie eingesetzt Es gab allerdings auch Solidaritat mit den Juden am Ort Einige nahmen judische Nachbarn die keine intakten Fenster mehr hatten auf 7 1 Unmittelbar vor dem Novemberpogrom fand auf dem Marktplatz eine NSDAP Grosskundgebung statt Auf Weisung der Gauleitung gingen SA Leute in Zivil in den fruhen Morgenstunden des 10 November 1938 brutal gegen die Juden in vor vor aller Augen und unter Polizeiaufsicht wurden judische Bewohner aus ihren Hausern geschleppt und unter Beifall und Steinwurfen der Menschenmenge aus der Stadt getrieben ihre Wohnungen waren inzwischen demoliert worden Im Synagogenhof hangte man eine Schlinge an einen Baum und rief dazu Daran wollen wir den Rabbi hangen 3 Das Schweinfurter Tagblatt von 11 November 1938 berichtete Wie im ganzen Reich kam es gestern auch in Schweinfurt aus Anlass des von feiger judischer Morderhand getoteten Gesandtschaftsrats vom Rath zu Kundgebungen der emporten Bevolkerung gegen das Judentum wobei Aktionen gegen judischen Besitz durchgefuhrt wurden Eine Anzahl Juden musste in Schutzhaft genommen werden 6 Im Marz 1939 wurde die judische Gemeinde gezwungen Synagoge und Gemeindehaus zu einem Spottpreis an die Stadtverwaltung zu verkaufen Die Synagoge wurde in ein Feuerwehrdepot umfunktioniert 6 Uber die Vorgange berichtete der Oberburgermeister der Stadt an die Staatspolizeistelle Wurzburg Die Hitlerjugend war nicht unterwegs Dass sich derartigen Demonstrationen Jugend anschliesst ist selbstverstandlich und nicht ohne Weiteres zu unterbinden Mit Steinen wurden aber die Juden auch von diesen Jugendlichen nicht beworfen Es ist auch nicht richtig dass zerfetzte Betten auf den Strassen umherlagen Plunderungen und Brandstiftungen sind nicht zu verzeichnen Die in den judischen Wohnungen offen vorhanden gewesenen Geldkassetten und Geldbetrage sowie Wertgegenstande wurden von der Polizei sicher gestellt Die Aktion gegen die Juden wurde vom grossten Teil der Bevolkerung gebilligt Der Oberburgermeister gez P o s l 3 Vier Jahre nach Kriegsende standen die Hauptverantwortlichen fur die Pogromaktionen in Schweinfurt vor Gericht 3 Gemeindeauflosung Bearbeiten nbsp Ruine der 1943 durch Fliegerbomben zerstorten Synagoge in der SiebenbruckleinsgasseZwischen 1933 und 1941 hatten mehr als 200 Juden Schweinfurt verlassen und waren in andere deutsche Stadte verzogen im gleichen Zeitraum gingen nochmals mehr als 200 judische Bewohner Schweinfurts in die Emigration 3 1942 wurde die Judischen Gemeinde endgultig auflost Juden werden in wenigen Hausern sog Judenhausern etwa in der Ruckertstrasse 17 zusammengepfercht Augenzeugen berichten von nachtlichen Anlieferungen 1 Die Synagoge wurde 1943 durch mehrere Fliegerbomben zerstort 5 Holocaust Bearbeiten 1942 begannen die Deportationen der in Schweinfurt verbliebenen Juden Ziele waren das Ghetto Izbica bei Lublin und das KZ Theresienstadt Drei Juden konnten in Schweinfurt auf Grund ihrer privilegierten Mischehe uberleben 4 Gegenwart ohne judische Gemeinde BearbeitenNach dem Krieg wurde das Grundstuck des Gemeindezentrums der Judischen Restitutionsnachfolger Organisation JRSO ubertragen 4 die es spater an die Stadtische Sparkasse verkaufte Um 1970 wurde das judische Gemeindehaus sudlich der Synagoge an der Siebenbruckleinsgasse fur die Erweiterung des Sparkassenparkplatzes abgebrochen 1973 wurde an dieser Stelle ein Gedenkstein angebracht der zwei falsche Informationen enthalt siehe auch Reichspogromnacht und Gemeindeauflosung Hier stand die Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde unserer Stadt Sie wurde am 9 November 1938 ein Opfer des Rassenwahns Den Toten zum ehrenden Gedenken Den Lebenden zur Erinnerung u Mahnung nbsp In der SynagogeCarl Spitzweg um 1860 Seit 1991 ist die Zahl der bis dahin sehr wenigen Juden in Mainfranken stark angestiegen durch die Kontingentfluchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion In Schweinfurt entstand jedoch keine neue Gemeinde Die Juden aus der Region Schweinfurt gehoren deshalb derzeit zur Judischen Gemeinde Wurzburg und Unterfranken die durch die Fluchtlinge von 180 auf uber 1 000 Gemeindeglieder anstieg Am 9 November 2013 wurde zum 75 Jahrestag die Gedenkstatte erweitert und Informations Stelen errichtet 5 Die Schweinfurter Ausschreitungen waren nicht am 9 sondern ausschliesslich am 10 November Hierzu wurde vom Pfarrer Offentlichkeitsbeauftragtem des Evangelisch Lutherischen Dekanats Schweinfurt und Lehrbeauftragtem fur Biblische Theologie an der Otto Friedrich Universitat Bamberg Siegfried Bergler anlasslich der Gedenkfeier ein Bezug hergestellt Kirchliches Gedenken an den 9 und 10 November 1938 komme an Martin Luther nicht vorbei der geboren am 10 November 1483 etliche schwer antijudische Schriften verfasste Darunter die beruhmteste aus dem Jahr 1543 Von den Juden und ihren Lugen in der der Reformator die Landesherren aufruft ihre der Juden Synagogen oder Schulen anzustecken Fast konnte man meinen Hitler habe nur das ausfuhren mussen was Luther 400 Jahre zuvor gefordert hatte sagte Bergler 1 Das Gemalde In der Synagoge von Carl Spitzweg um 1860 wurde zum 75 Jahrestag im Museum Georg Schafer ausgestellt 4 das allerdings auch wegen Raubkunst in die bundesweiten Schlagzeilen kam Gemeindeentwicklung BearbeitenJahr GemeindemitgliederPersonen Anteilder Bevolkerung Einwohnerzahlder Stadt1542 56 1 2 1837 16 4 0 2 4 7 330 4 1852 27 4 1867 200 4 2 0 4 9 748 4 1875 380 4 3 4 4 11 233 4 1880 490 4 3 9 4 12 601 4 1890 352 4 2 8 4 12 472 4 1900 415 4 2 7 4 15 302 4 1910 428 4 1 9 4 22 194 4 1912 468 4 1 9 4 25 125 4 1924 414 4 1 1 4 36 336 4 1933 363 4 0 9 4 40 176 4 1935 318 4 1936 319 4 1937 308 4 1938 260 4 1939 77 6 0 15 50 0001940 72 6 Siehe auch BearbeitenListe von Sakralbauten in Schweinfurt Reichsstadt SchweinfurtLiteratur BearbeitenSalomon Stein Die israelitische Kultusgemeinde Schweinfurt I Teil Seit ihrer Neugrundung 1864 1914 Schweinfurt 1914 Salomon Stein Die israelitische Kultusgemeinde Schweinfurt II Teil 1914 1930 Wurzburg 1931 Karl Werner Hoppe Beitrage zur Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde Schweinfurt Stadtarchiv Schweinfurt 1986 Willy Adler Meine Jugend in Schweinfurt Erinnerungen eines ehemaligen judischen Mitburgers an seine Heimatstadt 1904 bis 1934 Historischer Verein Schweinfurt 1987 ISBN 9787100114806 DGB Bildungswerk e V Kreis Schweinfurt Hrsg Verschickt und verschollen 1942 Reichspogromnacht 1938 und Judenverfolgung in Schweinfurt Schweinfurt 1989 Gerhard Gronauer Hans Christof Haas Schweinfurt mit Obereuerheim und Werneck in W Kraus H C Dittscheid und G Schneider Ludorff Hg Mehr als Steine Synagogen Gedenkband Bayern III 2 2 Lindenberg im Allgau 2021 S 1554 1611 Weblinks BearbeitenLandjudentum in Unterfranken Tagesexkursion an judische Orte im Raum Schweinfurt 25 Mai 2014Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Christliche Gemeinden in Schweinfurt Chronologie der Juden in Schweinfurt Abgerufen am 18 Dezember 2018 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Evangelisch Lutherisches Dekanat Schweinfurt Die erste judische Ara Mittelalter 1200 1555 Abgerufen am 18 Dezember 2018 a b c d e f g h i j k l m Aus der Geschichte der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum Schweinfurt Abgerufen am 18 Dezember 2018 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl Alemannia Judaica Synagoge in Schweinfurt Abgerufen am 18 Dezember 2018 a b c d e f Peter Hofmann Schweinfurtfuhrer Geschichte des judischen Lebens in Schweinfurt Abgerufen am 18 Dezember 2018 a b c d e f g h i j k l m n o Evangelisch Lutherisches Dekanat Schweinfurt Die zweite judische Ara Neuzeit 1813 1942 Abgerufen am 17 Dezember 2018 Darstellung nach DGB Bildungswerk e V Hrsg Verschickt und verschollen 1942 Reichspogromnacht 1938 und Judenverfolgung in Schweinfurt Schweinfurt 1989 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Schweinfurt amp oldid 238942667