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Die Geschichte der Judischen Gemeinden in Erfurt beginnt im Hochmittelalter mit der ersten Ansiedlung von judischen Kaufleuten in Erfurt In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich die Gemeinde zu einer der grossten und bedeutendsten im Heiligen Romischen Reich In der Forschung wird zwischen der ersten und der zweiten mittelalterlichen Judischen Gemeinde Erfurts unterschieden Die Anfange der ersten Gemeinde liegen im 12 Jahrhundert ihre Auflosung markiert der Pestpogrom 1349 Die zweite Gemeinde entstand nach der Wiederansiedlung erster judischer Familien 1354 und dauerte bis zur Aufkundigung des Judenschutzes durch den Rat im Jahr 1453 Erst im 19 Jahrhundert bildete sich dann wieder eine neue Judische Gemeinde aus der die heutige Judische Landesgemeinde Thuringen in Erfurt hervorging Inhaltsverzeichnis 1 Die erste mittelalterliche Gemeinde 1 1 Anfange 1 2 Judenpogrom 1221 1 3 Abgaben und Leben vor 1349 1 4 Judenpogrom 1349 2 Die zweite mittelalterliche Gemeinde 2 1 Das Ende der judischen Gemeinde zu Erfurt 3 Die judische Gemeinde 1815 bis 1945 4 Die judische Gemeinde nach 1945 5 Rezeption 6 Literatur 6 1 Quellen 6 2 Darstellungen 6 3 Belletristik 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie erste mittelalterliche Gemeinde Bearbeiten nbsp Die Alte SynagogeAnfange Bearbeiten Erfurt war die bedeutendste judische Ansiedlung Thuringens im Mittelalter Indirekt belegt ist die judische Gemeinde Erfurts mit dem Erfurter Judeneid der mit dem Erfurter Stadtsiegel versehen ist aber keine Datumsangabe besitzt Dieser Judeneid wurde der Stadt vom Mainzer Erzbischof Konrad I verliehen Dieser amtierte bis 1200 somit ist davon auszugehen dass schon zur Lebenszeit Konrads I eine judische Ansiedlung in Erfurt vorhanden war deren genaue Anfangszeit aber nicht bekannt ist Die Juden siedelten in einem nicht abgeschlossenen Viertel in dem auch Christen wohnten Im Zentrum der Stadt standen die meisten von Juden bewohnten Hauser Zwischen dem Rathaus und der Gerafurt spater Kramerbrucke beim Spital in der Krautgasse heute Kreuzgasse und in den Pfarreien St Michael und St Benedikt sowie gegenuber dem Wenigemarkt an dem sich die Via Regia und die Bohmische Strasse trafen Die Umstande deuten darauf hin dass es sich zuallererst um eine Siedlung judischer Kaufleute handelte die nach und nach grosser wurde Im Hauserblock zwischen Fischmarkt Allerheiligenstrasse und Michaelisstrasse lag die Synagoge die bis heute erhalten ist und in jungster Vergangenheit als die Alte Synagoge wiederentdeckt wurde Die Alte Synagoge wurde erstmals 1287 erwahnt sie ist aber deutlich alter und stammt in ihren Grundmauern aus dem 11 Jahrhundert Das erste sichere Datum bezuglich der Erwahnung der Juden in Erfurt ist ein Schreiben Kaiser Ottos IV von 1212 in dem er dem Erzbischof von Mainz gemass einem vor der Kaiserkronung abgeschlossenen Vertrag die Bede uber die Juden verleiht Judenpogrom 1221 Bearbeiten Hebraische Quellen aber auch lateinische Chroniken berichten von einer Judenverfolgung in der Zeit der Kreuzzuge am 16 Juni 1221 in Erfurt bei der 21 bis 26 Juden ermordet wurden oder sich selbst das Leben nahmen Anlass fur das Pogrom war die Ritualmordlegende die falsche Beschuldigung dass Juden einen Christen ermordet und dann dessen Blut getrunken hatten Die Christen sturmten die Synagoge zerstorten die Thorarollen und zwangen die anwesenden Juden ihrem Glauben abzuschworen Als diese sich weigerten legten die Christen Feuer und erschlugen die Juden Die Peterschronik berichtet dass die Verfolgung von friesischen Pilgern ausging Moglicherweise handelte es sich um Kreuzfahrer Trotz der Judenverfolgung bestand die judische Gemeinde in Erfurt weiter 1 Abgaben und Leben vor 1349 Bearbeiten Vermutlich schon Anfang des 13 Jahrhunderts war die judische Siedlung eine voll ausgebildete Gemeinde zu der vor allem ein Friedhof gehorte Mehrere judische Siedlungen der Umgebung gehorten ihr als Tochtersiedlungen an und liessen ihre Toten in Erfurt begraben Die Gerichtsbarkeit uber die Erfurter Juden hatte zu Anfang des 13 Jahrhunderts der Mainzer Erzbischof Des Weiteren besass er das Besteuerungsrecht und das Recht auf Erteilung von Privilegien Er verhangte eine Jahressteuer uber die Juden die bei 80 Mark lotigen Silbers lag und spater auf 100 Mark lotigen Silbers erhoht wurde zu zahlen zu Martini Des Weiteren mussten die Juden in Erfurt Zins von ihren Hausern zahlen und Neujahr hatten sie dem Erzbischofshof in Erfurt vier Pfund Pfeffer zu entrichten Zusatzlich waren sie verpflichtet wenn der Notar des Erzbischofs anwesend war diesen mit Pergament zu versorgen Schutzherr der Juden war der Erzbischof von Mainz Dieser Schutz wurde jedoch immer wieder zeitweise von der Stadt Erfurt ubernommen oder de facto ausgeubt Erzbischof Siegfried III von Mainz ermachtigte 1240 den Pleban der Benediktikirche die Juden die in seiner Pfarrei wohnten zu zwingen die auf die Hauser erhobenen Pfarrabgaben zu zahlen falls deren christliche Eigentumer es nicht taten Uber das geistige Leben der Juden in Erfurt ist wenig bekannt Um 1271 waren mehrere Rabbiner in Erfurt ansassig deren Namen aber nicht uberliefert sind Erhalten sind dagegen mehrere teils aufwandig gestaltete hebraische Handschriften Aus Erfurt stammte auch der Rabbiner Alexander Susskind 1292 beschloss das Aschaffenburger Konzil dass alle Juden nach aussen hin erkennbar sein mussen Sie mussten von nun an einen gelben Judenkreis als Abzeichen tragen um von der christlichen Burgerschaft unterscheidbar zu sein Durch eine Abgabe konnten sich die Erfurter Juden von dieser Pflicht befreien 1309 belagerte Markgraf Friedrich von Meissen Erfurt Die Juden beteiligten sich auf Bollwerken und Mauern an der Verteidigung der Stadt 1330 verlieh Ludwig der Bayer dem Markgraf Friedrich von Meissen die Oberhoheit uber alle Juden in Thuringen Fur Erfurt anderte sich aber nichts dort hatte immer noch der Rat die Oberhoheit 1340 bestimmte der Rat von Erfurt dass Juden nur rechtsgultig auf dem Markt und auf den Strassen handeln durfen aber nicht mehr in ihren Hausern eine Regelung die in erster Linie darauf abzielte Geldgeschafte fur Juden zu erschweren Gut belegt sind die Geldgeschafte der Erfurter Juden Kreditnehmer waren neben Burgern aus Erfurt und der Umgebung auch Lubecker Kaufleute thuringische Adelige die Landgrafen von Thuringen auch geistliche Institutionen Teilweise werden Pfander erwahnt 1348 ubernahm die Stadt Erfurt den Kredit einer judischen Gesellschaft und erhielt im Gegenzug teils als Geschenk und teils uber Verkauf die Burg Kapellendorf Namentlich bekannte judische Geldhandler sind am Anfang des 14 Jahrhunderts Abraham Rotenburg sowie kurz vor 1349 Jutta Kophelin und der wahrscheinliche Besitzer des 1998 gefundenen zahlreiche Silbermunzen enthaltenden und wahrend des Pogroms von 1349 vergrabenen judischen Schatzes von Erfurt Kalman von Wiehe Judenpogrom 1349 Bearbeiten 1349 fand eine grosse Judenverfolgung in Erfurt statt Fast alle Juden wurden getotet oder vertrieben Den Juden wurde vorgeworfen durch die Vergiftung der stadtischen Brunnen am Ausbruch der Pest Schuld zu tragen Der Rat von Wurzburg schrieb an eine Reihe von Stadten darunter auch Erfurt und fragte den Rat von Erfurt ob er hinsichtlich dieser Angelegenheit Beobachtungen angestellt und Erkenntnisse erlangt hatte Der Erfurter Rat liess verlautbaren dass seine Juden nichts dergleichen unternommen hatten und unauffallig geblieben waren Dem gegenuber standen einige ehemalige Ratsherren sowie Teile des Patriziats und einige Zunftmeister die hofften durch die Unruhen im Zusammenhang mit dem Pogrom den stadtischen Rat zu sturzen und selbst an die Regierung zu kommen Am 21 Marz 1349 bewaffneten sie sich und versicherten ihren Leuten dass der Rat insgeheim den Tod der Juden wunsche somit zum Judenschlagen aufgerufen hatte und versammelten sich vor der Synagoge Der Rat erfuhr von diesem Vorfall und schickte einen Ratsherren der die Versammelten aufhalten sollte Dieser tat aber nichts dergleichen sondern ermutigte die Versammelten und befahl den Handwerkern die Wallgasse abzusperren damit die Juden nicht entkommen konnen Die Verschworer stachelten den Mob sowie die Anwohner und andere Leute derart an dass sie niemanden daran hindern wurden uber die Juden herzufallen Die Juden in der Synagoge waren ebenfalls bewaffnet Bei der Eskalation starben etwa 100 Juden in der Synagoge Viele Juden waren schliesslich so verzweifelt dass sie ihre Hauser anzundeten und in ihnen verbrannten oder sich auf andere Weise umbrachten um einem anderen gewaltsamen Tod zuvorzukommen Als Konsequenz der Vorfalle sah der Rat von Erfurt seine Macht erschuttert und musste diese wiederherstellen Drei der Verschworer wurden hingerichtet die Hintermanner blieben jedoch unbestraft Auch der Ratsherr der sich gegen die Befehle des Rates gestellt hatte und gegen die Juden hetzte und vorging blieb straflos Der neue Erzbischof der die Oberhoheit uber die Juden besass wurde von Erfurt anerkannt und verzichtete daraufhin auf alle Rechtsanspruche die er aus dem Judenmord an den Rat hatte etwa durch entgangene Steuereinnahmen Die Hinterlassenschaften der Juden das hinterlassene Gut und die ausstehenden Schulden fielen der Stadt zu und wurden von dieser eingetrieben die Schulden von Burgern und von Erfurt die diese bei den Juden hatten wurden jedoch annulliert Die zweite mittelalterliche Gemeinde Bearbeiten1354 liessen sich wieder zwei Familien in Erfurt nieder und begrundeten die zweite judische Gemeinde Jakob von Schweinfurt der 1357 zu den Neubegrundern der zweiten Gemeinde gehorte war vermutlich ein Uberlebender der Pogrome 2 Die Gemeinde entwickelte sich zeitweise zu einer der grossten im deutschsprachigen Raum Dies ist auch vielen judischen Zuwanderern aus Bohmen Mahren und Schlesien zu verdanken Der Rat stellte den Juden Wohnhauser zur Verfugung die diese auch auf Lebenszeit mieten konnten Ausserdem liess der Rat in den ersten Jahren zwei Reihen mit kleineren Hausern errichten und eine neue Synagoge Dies alles deutet darauf hin dass der Rat ein Interesse an der erneuten Ansiedlung von Juden hatte Bei den Wohnhausern der Juden handelte es sich zum Teil auch um Gebaude die vor 1349 in judischem Besitz gestanden hatten und nach der Verfolgung an die Stadt ubergegangen waren Wie vor 1349 waren mehrere wohlhabende Geldhandler Familien in Erfurt ansassig Ihre Kredite vergaben sie haufig in Gesellschaften zum Teil gemeinsam mit Juden aus anderen Orten Zu ihren Schuldnern gehorten unter anderem die Markgrafen von Meissen die Landgrafen von Thuringen die Deutschordensballei Thuringen der Bischof von Wurzburg Adelige in Thuringen aber naturlich auch Burger aus Erfurt und der Umgebung Innerhalb der judischen Gemeinschaft sind ebenso einige andere Berufe bezeugt wie Fleischer eine Hebamme Schreiber Buchbinder Vorsanger Haus und Gemeindebedienstete und zwei Handwerker die Schofarot herstellten Auch ein Altkleiderhandel wurde betrieben Einen wirtschaftlichen Einschnitt bedeutete die im Jahr 1391 von Konig Wenzel durchgefuhrte Judenschuldentilgung Auf Grundlage dieser Schuldentilgung wurde u a Landgraf Balthasar von Thuringen und seinen Untertanen die Schulden bei Juden und Zinsen ganz oder teilweise erlassen Ein Teil der Gelder ging an Konig Wenzel In Folge wanderten mehrere judische Familien aus Erfurt ab Allerdings zogen andere teils wohlhabende judische Familien nach Erfurt zu An der Spitze der judischen Gemeinde zu Erfurt standen mehrere Gemeindevorsteher Parnassim Zu ihren Aufgaben gehorten die Aufsicht uber die Gemeindeangestellten die Verwaltung der Gemeindeguter sowie die Schlichtung von Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde Die Parnassim wahlten den Rabbiner vertraten die Gemeinde aber auch nach aussen hin etwa gegenuber dem Erfurter Rat Ausserdem waren sie fur die Besteuerung der Juden und die Einhaltung des judischen Burgerrechts verantwortlich Streitigkeiten innerhalb des Gemeindevorstands schlichtete der Erfurter Rat Der Rabbiner auch Judenmeister genannt ubernahm nicht nur die kultischen Aufgaben sondern sass ebenso mit anderen Gelehrten zu Gericht und wirkte als Lehrer Weitere Gemeindeamter werden in einer Urkunde von 1414 genannt Damals gestattete der Erfurter Rat der judischen Gemeinde die Beschaftigung des Judenmeisters zweier Sanger dreier Fleischer eines Schammes eines Mannes und einer Frau als Zustandige fur die Mikwe das judische Bad und eines Mannes fur den Friedhof sowie die Unterstutzung von funf Almosenempfangern Diese Gegebenheiten durften jedoch schon vor 1414 bestanden haben 1436 liess sich der Gemeindevorstand vom Rat der Stadt die alten Besitzrechte an den gemeindlichen Einrichtungen namlich Synagoge Mikwe Friedhof und dem sogenannten Tanzhaus bestatigen Unter dem Tanzhaus kann ein Gemeindehaus verstanden werden Zwischen 1416 und 1421 fand eine Rabbinerversammlung in Erfurt statt an der Lipman Muhlhausen Jechiel b Abraham Semelman sowie Abraham Katz teilnahmen Auf der Synode wurde ein Beschluss in Sachen Verunreinigung von Priestern durch Annaherung an Leichen gefasst Der bekannte Rabbiner Jom Tov Lipman Muhlhausen lebte zu dieser Zeit in Erfurt Spater war der Rabbiner Jakob Weil in Erfurt ansassig Das Zusammenleben von Juden und Christen wurde in mehreren Verordnungen geregelt die sich zumeist an andernorts ublichen Regelungen orientierten 1389 wurde eine Kleiderordnung eingefuhrt und 1452 das Tragen gelber Ringe angeordnet 1375 und 1377 zahlten die Juden Kontributionen zur Anlage von neuen Wallen und Mauern fur die Stadt sowie 1377 die Summe von 100 Pfund fur die Anfertigung von Geschutzen 1447 zahlten sie 400 Pfund die in den Bau des ausseren Mauerringes der Stadt flossen Des Weiteren erhielt die Stadt die regelmassigen Steuern der Juden die an den Erzbischof den offiziellen Schutzherrn weitergeleitet wurden Das Ende der judischen Gemeinde zu Erfurt Bearbeiten In den 1430er Jahren fuhrten wirtschaftliche Krisen aber auch mehrfache Steuerforderungen vom Reich zu einer allmahlichen wirtschaftlichen Schlechterstellung der judischen Familien 1436 wurden in der benachbarten Landgrafschaft Thuringen alle Juden ausgewiesen In den 1440er Jahren setzte die Abwanderung judischer Familien aus Erfurt ein Nach einem Besuch des Predigers Nikolaus von Kues forderte der Rat 1452 die Juden auf gelbe Ringe an ihren Kleidern zur Kennzeichnung zu tragen 1453 kundigte der Rat dem Erzbischof von Mainz also dem Stadtherrn an den Juden den Schutz zu entziehen Damit fehlte den judischen Familien die Rechtssicherheit was sie zur Abwanderung zwang Schon im Sommer 1454 lebten keine Juden mehr in Erfurt und der Rat nahm deren Hauser wieder an sich In den folgenden Jahren bemuhten sich mehrere Juden von ihren neuen Wohnorten aus um Regelungen wegen ihrer Immobilien und noch ausstehender Kredite Zugleich musste sich die Stadt mit dem Erzbischof von Mainz aber auch mit dem Kaiser auseinandersetzen die die Zahlung der von den Erfurter Juden geforderten Steuern verlangten Die nicht erfullten Steuerforderungen des Kaisers fuhrten sogar zu einem Prozess beim Reichskammergericht Nach Unterstutzung durch einzelne Bischofe und den Papst sowie durch ihren Stadtherrn den Mainzer Erzbischof wurde dieser Prozess jedoch niedergelegt Mit dem Erzbischof traf die Stadt 1458 eine Einigung Er erhielt eine Abschlagssumme fur die nun ausbleibende Judensteuer Im Gegenzug gestattete der Erzbischof der Stadt Juden nicht mehr zu dulden Erst als Erfurt von 1806 bis 1813 von den Franzosen besetzt war durften wieder Juden in die Stadt ziehen Die judische Gemeinde 1815 bis 1945 BearbeitenNachdem Erfurt zu Beginn des 19 Jahrhunderts preussisch geworden war siedelten sich wieder Juden in der Stadt an 1840 errichteten sie mit der Kleinen Synagoge ein erstes Gotteshaus Nachdem die Stadt und die Gemeinde durch den Zuzug vieler Juden aus landlichen Regionen stark angewachsen waren errichtete die Gemeinde mit der Grossen Synagoge 1884 am Kartauserring heute Juri Gagarin Ring ein neues Gotteshaus Der Antisemitismus in der Zeit der Weimarer Republik traf den Vater der Thuringer Verfassung Eduard Rosenthal In Erfurt traf es den judischen Schuhfabrikanten Alfred Hess der das Stadtmuseum und sein Haus zu einem Zentrum des Expressionismus gemacht hatte 3 Nach 1933 wurden viele Juden in Erfurt aus ihren Berufen verdrangt ihr Besitz arisiert 4 5 Das Kaufhaus Romischer Kaiser heute Anger 1 Galerie warb mit seiner Arisierung 6 Viele Juden gingen in die Emigration Die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht 1938 zerstort Von 1940 bis 1943 deportierte der NS Staat die Thuringer Juden allein 500 Personen im Mai 1942 in verschiedene Konzentrationslager 7 wo sie Opfer des Holocaust wurden 8 9 Die judische Gemeinde nach 1945 Bearbeiten nbsp Erfurt Neue Synagoge 1952 Willy Nockel Nach Kriegsende bildete sich 1946 in Erfurt wieder eine kleine judische Gemeinde nach erheblicher Abwanderung 1955 noch 112 Mitglieder Den Vorsitz im Landesverband Thuringen der Judischen Gemeinden ubernahm Max Cars Auf dem Platz der niedergebrannten Synagoge wurde 1952 mit der Neuen Synagoge Architekt Willy Nockel die einzige zu DDR Zeiten errichtete Synagoge eroffnet 10 Herbert Ringer 1905 1988 war seit 1947 Reprasentant der Judischen Gemeinde Erfurt 1961 bis 1985 Vorsitzender des Landesverbandes bzw formell ab 1981 der Judischen Landesgemeinde Thuringen Ausserdem war er von 1962 bis 1985 Vizeprasident im Verband der Judischen Gemeinden in der DDR Nach der Wiedervereinigung 1990 wuchs die Gemeinde 1990 28 Mitglieder durch den Zuzug von Kontingentfluchtlingen aus der ehemaligen Sowjetunion bzw den GUS Staaten deutlich an 2020 lag die Zahl bei 620 mit allerdings fallender Tendenz 11 Der Rabbiner ist Alexander Nachama Sohn von Andreas Nachama 12 Rezeption BearbeitenDie judische Geschichte Erfurts erfuhr nach der Wiedervereinigung eine breite Wurdigung in der Forschung Verstarkt wurde das Interesse durch den Fund des Judischen Schatzes von Erfurt 1998 sowie durch die Rekonstruktion der altesten vollstandig erhaltenen Synagoge Mitteleuropas in den 2000er Jahren In der Alten Synagoge ist heute die Ausstellung des Schatzfundes sowie bedeutender mittelalterlicher Handschriften zu sehen Die Stadtverwaltung setzt sich fur die Anerkennung des mittelalterlichen judischen Erbes als UNESCO Welterbe ein In der Alten Synagoge finden seit 2010 einmal monatlich die Erfurter Synagogenabende veranstaltet von Stadt und Verein fur die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt mit Vortragen und Musik statt Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Urkundenbuch der Stadt Erfurt 2 Bde bearb von Carl Beyer Halle 1889 1897 Teil 1 Teil 2 Arthur Sussmann Das Erfurter Judenbuch 1357 1407 Quellenedition erschienen 1915 in Leipzig online verfugbar Darstellungen Bearbeiten Landeshauptstadt Erfurt Geschichte aus Stein und Pergament die Alte Synagoge Erfurt Jena und Quedlinburg 2016 Landeshauptstadt Erfurt Universitat Erfurt Hrsg Erfurter Schriften zur judischen Geschichte Band 1 Die judische Gemeinde von Erfurt und die SchUM Gemeinden Kulturelles Erbe und Vernetzung Quedlinburg 2012 Band 2 Die Grabsteine vom mittelalterlichen judischen Friedhof in Erfurt Quedlinburg 2013 Band 3 Zu Bild und Text im judisch christlichen Kontext im Mittelalter Quedlinburg 2014 Band 4 Die Erfurter judische Gemeinde im Spannungsfeld zwischen Stadt Erzbischof und Kaiser Quedlinburg 2016 Sven Ostritz Hrsg Die mittelalterliche judische Kultur in Erfurt Band 1 Der Schatzfund Archaologie Kunstgeschichte Siedlungsgeschichte Weimar 2010 Band 2 Der Schatzfund Analysen Herstellungstechniken Rekonstruktionen Band 3 Der Schatzfund Die Munzen und Barren Band 4 Die Alte Synagoge Weimar 2009 Band 5 Beitrage zum Kolloquium Reinhold S Ruf Haag Juden und Christen im spatmittelalterlichen Erfurt Abhangigkeiten Handlungsspielraume und Gestaltung judischen Lebens in einer mitteleuropaischen Grossstadt Trier 2007 Maike Lammerhirt Juden in den wettinischen Herrschaftsgebieten Recht Verwaltung und Wirtschaft im Spatmittelalter Bohlau Verlag Koln Weimar 2007 Olaf Zucht Die Geschichte der Juden in Erfurt von der Wiedereinburgerung 1810 bis zum Ende des Kaiserreiches ein Beitrag zur deutsch judischen Geschichte Thuringens Erfurt 2001 ISBN 3 9807764 5 X Belletristik Bearbeiten Anne Bezzel Wenn ich dich je vergesse Wartburg Verlag Weimar 2021 ISBN 978 3 86160 586 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschichte der Juden in Erfurt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetportal zur judischen Geschichte Erfurts Judisches Erbe Alte Synagoge und Erfurter Synagogenabende auf erfurt web Beitrag und historische Aufnahmen zur Neuen Synagoge auf moderneREGIONAL Erfurt Thuringen in Klaus Dieter Alicke Hrsg Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum Online Ausgabe https www judische gemeinden de index php gemeinden e g 574 erfurt thueringenEinzelnachweise Bearbeiten Alte Synagoge und Mikwe zu Erfurt Hrsg Landeshauptstadt Erfurt Jena 2009 ISBN 978 3 932906 97 8 Seite 27 Alemannia Judaica Synagoge in Schweinfurt Abgerufen am 18 Dezember 2018 Antisemitismus in Thuringen Abgerufen am 7 November 2021 Erfurt Lese DenkNadeln Abgerufen am 7 November 2021 Veranstalter Erinnerungsort Topf Sohne Veranstaltungsort Erinnerungsort Topf Sohne Sorbenweg 7 99099 Erfurt workTel 49 361 655 1681 49 361 655 1681 E Mail Internet Zum Stadtplan Arisierung in Thuringen Ausgegrenzt Ausgeplundert Ausgeloscht 9 November 2011 abgerufen am 7 November 2021 Kaufhaus Romischer Kaiser Erfurt Abgerufen am 7 November 2021 Deutsche Welle www dw com Vor 75 Jahren Deportation von Juden aus Thuringen DW 09 05 2017 Abgerufen am 7 November 2021 deutsch Orte und Biogramme 2 Juni 2017 abgerufen am 7 November 2021 Landeszentrale fur Politische Bildung Thuringen Quellen zur Geschichte Thuringens Landeszentrale fur Politische Bildung Thuringen Erfurt 1995 ISBN 978 3 931426 03 3 Ulrike Offenberg Seid vorsichtig gegen die Machthaber die judischen Gemeinden in der SBZ und der DDR 1945 1990 1 Auflage Aufbau Verlag Berlin 1998 ISBN 3 351 02468 1 S 56 58 Gemeinde Erfurt 13 November 2017 abgerufen am 9 November 2021 Der junge Rabbiner In Die Zeit 2 September 2021 abgerufen am 30 November 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinden in Erfurt amp oldid 235936223