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Bei Holzteer englisch wood tar als Arzneimittel Pix liquida handelt es sich um eine braunschwarze durchscheinende leicht kornige klebrige Flussigkeit von eigentumlichem kraftigem Geruch und Geschmack 1 Das zahflussige nicht wasserlosliche Gemisch organischer Substanzen entsteht neben Holzkohle Holzgas Holzessig und Wasser bei der Pyrolyse von Holz Fruher waren Pech und Teer nicht abgegrenzt heutzutage definiert die Norm DIN 55946 die beiden Begriffe Holzteer Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Herstellung 3 Zusammensetzung 4 Eigenschaften 5 Verwendung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Teerofen zur Holzverschwelung Ansicht Heizungsoffnung Die Verkohlung des Holzes zum Zwecke der Gewinnung von Holzkohle ist sehr alt bereits in der Mittelsteinzeit kannte man die bei der Verkohlung entstehenden Destillationsprodukte z B flussigen Holzteer und Holzessig welche die Agypter zum Einbalsamieren ihrer Toten verwandten Holzteer wurde genutzt als Klebemittel sowie Konservierungsmittel Teer und Pech aus Holz sind die altesten Kunststoffe der Menschheitsgeschichte So gewannen zeitgleich mit technologischen Neuerungen bei der Teerherstellung die Plunderfahrten der Wikinger deutlich an Dynamik 2 3 Die aus der Vorzeit stammenden Verkohlungsmethoden hielten sich grundsatzlich fast unverandert bis in die heutige Zeit Wahrend man es zwar schon fruher verstand den Holzteer zu verwerten Kohlenmeiler erfolgte die technische Ausnutzung der leichter fluchtigen Destillationsprodukte erst im 19 Jahrhundert mit Erfolg Bis Ende des 18 Jahrhunderts geschah die Verkohlung von Holzkohle haufig in Grubenmeilern 4 Kohlenmeilern oder Teergrubenmeilern 5 wodurch alle wertvollen Produkte ausser Teer verlorengingen Eine wesentliche Verbesserung brachten die gemauerten Ofen Einkammerofen der Pechofen diese waren schon seit dem 17 Jh im Gebrauch 6 auch wurde Holzteer auf Pecholsteinen gewonnen sowie in gemauerten Hangmeilern Um 1800 wurde Essig aus Holzessig hergestellt Johann Tobias Lowitz 7 Nach den Untersuchungen von Carl Reichenbach 1835 uber die Bestandteile des Holzteeres und durch Philippe Lebon und Max von Pettenkofer uber die des Holzgases begann man den Holzdestillationsprodukten z B Kreosot grossere Aufmerksamkeit zu schenken Die nachste Folge dieses Bestrebens war die Anwendung von gusseisernen Ofen und Retorten Zweikammerofen 7 zum Verkohlen des Holzes Die Holzteerdestillate wurden spater durch Steinkohle Braunkohle und Petroleumdestillate verdrangt 8 Herstellung BearbeitenWird Holz unter Luftabschluss in einem abgeschlossenen Behalter Meilern Ofen Retorte uber etwa 250 C und hoher erhitzt also pyrolysiert beginnt es sich in die Stoffe Holzkohle Holzteer Holzessig und Holzgas zu zersetzen Bis auf die Holzkohle sind bei der hohen Temperatur alle Stoffe gasformig Bei der Abkuhlung auf Umgebungstemperatur kondensieren Holzteer und Holzessig und lediglich das Holzgas bleibt gasformig Der Holzessig besteht aus dem Wasser das bei der Pyrolyse entsteht und den in ihm gelosten organischen Stoffen wie zum Beispiel Methanol Ameisensaure Essigsaure und Phenol Der Holzteer enthalt die wasserunloslichen organischen Stoffe beide Flussigkeiten sind nicht mischbar der Holzessig schwimmt oben Will man nicht von aussen heizen kann man auch ein wenig Luft in den Behalter stromen lassen so dass das Holz verschwelt Unter solchen Bedingungen die denen einer Holzvergasung entsprechen reagiert der Sauerstoff mit den organischen Teer und Holzessigstoffen Deren Eigenschaften und Zusammensetzung sind dann anders als bei der reinen Pyrolyse und entsprechen nahezu denen des Holzgaskondensates Man unterscheidet Absetzteer Buttenteer Ligninteer dieser trennt sich durch die hohere Dichte vom Holzessig Extraktionsteer Ruckstandteer Blasenteer dieser ist im Rohholzessig gelost und verbleibt als Blasenruckstand nach Abdestillieren der Essigsaure Esterteer der schwefelsaurehaltig ist fallt bei der Herstellung von Methylester aus 9 Die Rohholzteere werden durch fraktionierte Destillation zu Kreosot verarbeitet unter gleichzeitiger Gewinnung von Holzteerolen bei Nadelholzteer wird zusatzlich Terpentinol gewonnen der verbleibende Rest ist Holzteer Pech 10 11 Fruher wurde Holzteer nur verkocht die leichteren Fraktionen gingen verloren man erhielt dann feineres und groberes Pech Teer und den Ruckstand den Pechkuchen Die Zusammensetzung der verschiedenen Holzteere ist stark von dem eingesetzten Holz und dem angewendeten Verkohlungsverfahren abhangig Die besten Ausbeuten an Teer ergeben Laubholzer besonders wertvoll ist Teer aus Buchenholz Kreosot Zusammensetzung BearbeitenHolzteere setzen sich zusammen aus Harzsauren Fettsauren Phenolen Terpenen Harzen und Aromaten Benzol Toluol Xylol Styrol Benzo a pyren Naphthalin Reten Chrysen Cumol Cymole Mesitylen Pseudocumol Ketonen und verschiedenen anderen Stoffen Kreosol Kresolen Phenolether Guajakol Essigsaure und anderen organische Sauren sowie hochsiedenden Kohlenwasserstoffen aliphatische Alkoholen Aldehyden Brenzcatechin Glyceriden Paraffinen und Pyrogallolether 12 13 14 1 8 Im Gegensatz zu Steinkohlenteer enthalt Holzteer keine Teerbasen Stickstoffhaltige Heterozyklen Der Heizwert betragt ca 24 MJ pro kg 10 Eigenschaften BearbeitenHolzteer ist ein gut brennbares Gemisch wurden bei der Herstellung auch die Stoffe mit vergleichsweise niedrigem Siedepunkt gewonnen so ist der Teer flussig nicht zahflussig riecht stechend nach Rauch und hat eine braune Farbe Lasst man den Teer offen stehen so wird er durch Verdunstung und weitere chemische Reaktionen der organischen Stoffe an Licht und Luft immer zahflussiger bis fest Der Teer ist dann fast schwarz und fest wie etwa Knetmasse Der aromatische Geruch geraucherter Wurst und Fleischwaren stammt von diesen Stoffen Holzteer ist schwerer als Wasser und Teere von Braunkohle Torf und Schiefer 1 Verwendung BearbeitenHolzteer wurde lange Zeit im Holz Schiffbau zum Kalfatern und zur Konservierung von Holz und Tauwerk Textilien und Leder verwendet Kreosot sowie als Klebemittel im Salzwasser verwendete Netze wurden ebenfalls mit Holzteer impragniert Auch als Schmierstoff mit Zusatzen Kienol Kalk tierische Fette Bienenwachs war er in Gebrauch als Wagenschmiere sowie bei Hammerwerken etc Auch wurden daraus Tinten und Farben hergestellt Er wurde auch als Trager im griechischen Feuer verwendet 15 Heute findet er vor allem in Form von Buchenholzteer nicht zu verwechseln mit Buchenteer als Lockstoff fur Schwarzwild und Rotwild an Suhlen Verwendung Beim Hufbeschlag und beim Klauenschneiden wird heute noch Holzteer als Desinfektionsmittel verwendet In der Medizin dient Holzteer zur Behandlung von Hautkrankheiten Im Mittelalter dienten mit Holzteer getrankte Leinen Lederlappen als Wundpflaster 15 Der Holzteer von verschiedenen Kieferngewachsen Pinaceen Koniferen Abietineen 16 bildet eine dicke schwarze Flussigkeit von der Konsistenz eines dunnen Extraktes Pix liquida 17 In Kosmetikprodukten wird Holzteer in der Liste der Inhaltsstoffe als PINUS PALUSTRIS WOOD TAR INCI 18 aufgefuhrt Die in Teeren enthaltenen Inhaltsstoffe wirken juckreizlindernd entzundungshemmend und antiseptisch die epidermale Zellproliferation wird gehemmt 19 Holzteer wird auch als Flotationsmittel in der Erzaufbereitung verwendet 20 auch kann er als Brennstoff verwendet werden Siehe auch BearbeitenTeer Teeren und FedernLiteratur BearbeitenW Bleyberg G Meyerheim W Bachmann J Davidsohn F Frank F Fritz J Herzenberg L Jablonski H Kantorowicz H P Kaufmann E L Lederer P Levy I Lifschutz H Lindemann H Mallison Kohlenwasserstoffole und Fette sowie die ihnen chemisch und technisch nahestehenden Stoffe 7 Auflage Springer Verlag 1933 ISBN 978 3 642 89045 1 S 593 598 Dieter Osteroth Von der Kohle zur Biomasse Chemierohstoffe und Energietrager im Wandel der Zeit Springer Verlag 1989 ISBN 978 3 642 88669 0 S 86 91 Weblinks Bearbeitenmaritime org Holzteer Geschichte und Gebrauch eng Einzelnachweise Bearbeiten a b c W Brandt A Braun R Brieger H Dieterle R Dietzel W Moeser P N Schurhoff F Stadlmayr O Wiegand Kommentar zum Deutschen Arzneibuch 6 Ausgabe 1926 2 Band Springer Berlin Heidelberg 1928 ISBN 978 3 642 88891 5 S 299 Was die Wikinger zu gefurchteten Seefahrern machte In Spiegel Online vom 6 November 2018 abgerufen am 6 November 2018 Andreas Hennius Viking Age tar production and outland exploitation In Antiquity Band 92 Nr 365 2018 S 1349 1361 doi 10 15184 aqy 2018 22 Grubenmeiler Memento vom 9 Januar 2017 im Internet Archive Teergrubenmeiler Memento des Originals vom 6 Februar 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stadtentwicklung berlin de PDF 2 60 MB auf stadtentwicklung berlin de abgerufen am 6 Februar 2017 Dieter Osteroth Biomasse Ruckkehr zum okologischen Gleichgewicht Springer 1992 ISBN 978 3 642 77410 2 S 88 a b H M Bunbury W Elsner Die trockene Destillation des Holzes Springer Berlin Heidelberg 1925 ISBN 978 3 642 91149 1 a b Max Klar Technologie der Holzverkohlung Springer Verlag 1903 ISBN 978 3 642 98495 2 Karl Winnacker Leopold Kuchler Chemische Technologie Organische Technologie I II Carl Hanser Verlag 1952 S 571 a b L Schmitz J Follmann Die flussigen Brennstoffe ihre Gewinnung Eigenschaften und Untersuchung 3 Auflage Springer 1923 ISBN 978 3 642 89309 4 S 112 f J Falbe M Regitz ROMPP Lexikon Chemie Band 3 H L 10 Auflage Georg Thieme Verlag 1997 ISBN 3 13 734810 2 Bleyberg S 594 Otto Anselmino Ernst Gilg Kommentar zum Deutschen Arzneibuch 3 Band 5 Auflage Springer 1911 ISBN 978 3 662 38918 8 Reprint S 57 P H List L Horhammer Hrsg Handbuch der Pharmazeutischen Praxis 4 Auflage 6 Band Chemikalien und Drogen Teil A N Q Springer 1977 ISBN 978 3 642 65036 9 Reprint S 538 a b Dieter Osteroth Biomasse Ruckkehr zum okologischen Gleichgewicht Springer Verlag 1992 ISBN 978 3 642 77409 6 S 85 Abietineen auf zeno org abgerufen am 5 August 2016 Joseph Herzog Adolf Hanner Die chemischen und physikalischen Prufungsmethoden des Deutschen Arzneibuches 5 Ausgabe Springer Verlag 1924 ISBN 978 3 662 27585 6 Reprint S 359 Eintrag zu PINUS PALUSTRIS WOOD TAR in der CosIng Datenbank der EU Kommission abgerufen am 11 Dezember 2021 Hans Hasso Frey Hrsg Felix R Althaus Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie fur die Veterinarmedizin 3 Auflage Enke Verlag 2010 ISBN 978 3 8304 1079 9 S 415 Otto Lange Metalle und Minerale 1 Band 3 Auflage Springer Verlag 1923 ISBN 978 3 662 31451 7 Reprint S 10 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Holzteer amp oldid 234199069