www.wikidata.de-de.nina.az
Organische Sauren sind chemische Verbindungen die uber eine oder mehrere funktionelle Gruppen oder andere Strukturelemente verfugen die unter Abgabe von Protonen mit Wasser oder anderen protonierbaren Losungsmitteln Gleichgewichtsreaktionen eingehen Dabei entstehen die jeweiligen Anionen der betreffenden organischen Sauren und die Protonen werden im Fall von Wasser als Losungsmittel das als Protonenakzeptor und damit als Base reagiert unter Bildung von Oxoniumionen H3O aufgenommen Die Konzentration der Oxoniumionenin der Losung ist dann grosser als die Konzentration von Hydroxidionen sodass die Losung als sauer bezeichnet wird R XH H 2 O R X H 3 O displaystyle ce R XH H2O lt gt R X H3O Neben organischen Sauren die bereits mit Wasser als Sauren reagieren gibt es eine Vielzahl weiterer organischer Verbindungen die zwar nicht mit dem schwachen Protonenakzeptor Wasser wohl aber mit anderen starkeren oder sehr starken Protonenakzeptoren wie z B mit dem Hydrid Anion H oder mit dem Amid Anion NH2 als Sauren reagieren konnen In diesen beiden speziellen Fallen stellt sich aber kein Gleichgewicht ein denn es kommt zur Bildung von gasformigem Wasserstoff bzw von gasformigem Ammoniak die beide als Gase entweichen R XH H R X H 2 displaystyle ce R XH H gt R X H2 R XH NH 2 R X NH 3 displaystyle ce R XH NH2 gt R X NH3 Auch solche Reaktionen sind Saure Base Reaktionen mussen aber in Abwesenheit von Wasser und in einem Losungsmittel durchgefuhrt werden das selbst keine Protonen abgeben kann z B in Diethylether Sonst wurden die benotigten sehr stark basischen Anionen Hydrid bzw Amid vom Wasser oder dem unpassenden Losungsmittel protoniert und damit vernichtet werden Inhaltsverzeichnis 1 Gruppierung organischer Sauren 1 1 Vorbemerkungen Saurestarke 1 2 Carbonsauren 1 3 Alkohole Phenole Enole 1 4 Thiole 1 5 Schwefelsaureester und Sulfonsauren 1 6 Phosphorsaureester und Phosphonsauren 1 7 CH und NH acide Verbindungen 2 Ubersicht 3 EinzelnachweiseGruppierung organischer Sauren BearbeitenVorbemerkungen Saurestarke Bearbeiten Ein Mass fur die Saurestarke einer chemischen Verbindung ist die Saurekonstante bzw ihr pKs Wert Der Wert der Saurekonstante gibt an wie stark die Verbindung als Saure bei der obigen Gleichgewichtsreaktion mit Wasser reagiert protolysiert d h wie weit das obige Gleichgewicht auf die rechte Seite verlagert ist Dabei gilt je kleiner der pKs Wert desto grosser ist die Saurestarke der organischen Saure Der Begriff Organische Saure wird haufig vorschnell und vereinfachend mit Carbonsaure gleichgesetzt also mit Verbindungen die eine oder mehrere Carboxygruppen COOH tragen Es gibt jedoch sehr viele organische Verbindungen die als Sauren reagieren konnen die aber gar keine Carboxygruppe sondern andere Gruppen enthalten die ebenfalls mehr oder weniger leicht ein Proton abgeben d h sauer reagieren konnen Das konnen Gruppen sein wie z B die Hydroxygruppe in Alkoholen R OH oder die Sulfanylgruppe SH in Thiolen oder die Gruppe SO3H in organischen Sulfonsauren nbsp Strukturformel von Ascorbinsaure einem EnolDie Abgabe eines Protons gelingt um so leichter d h die Verbindung ist eine um so starkere Saure je besser das entstehende Anion durch Mesomerie oder andere zusatzliche Effekte stabilisiert wird Dafur ist die Verbindung Ascorbinsaure Vitamin C ein besonders drastisches Beispiel In der Molekulstruktur findet sich keine Carboxygruppe und trotzdem ist diese Verbindung mit pKS 4 25 eine starkere Saure als die Essigsaure mit pKS 4 75 weil das Anion der Ascorbinsaure wegen der vorhandenen Enolgruppen und moglicher tautomerer Effekte stabilisiert wird Wichtig ist es festzuhalten dass auch an C oder an N Atome gebundene Protonen abgegeben werden konnen wenn die entstehenden Anionen mesomeriestabilisiert sind Solche Verbindungen bezeichnet man auch als C H acide bzw als N H acide Verbindungen Bei diesen Verbindungen kann man in Abwesenheit von Wasser als Losungsmittel die vollstandige Abgabe des Protons durch Zugabe des starken Reduktionsmittels Natrium erzwingen wobei die Protonen zum elementaren Wasserstoff reduziert und damit dem Gleichgewicht entzogen werden Mit den so hergestellten Anionen der C H bzw N H aciden Verbindung konnen dann chemische Synthesen durchgefuhrt werden Carbonsauren Bearbeiten Hauptartikel Carbonsauren nbsp Allgemeine Struktur der CarbonsaurenCarbonsauren mit pKS Werten ab 3 8 Ameisensaure und hoher sind deutlich starkere Sauren als Alkohole mit pKS Werten ab 15 9 Ethanol und hoher Die Saurestarke von Carbonsauren steigt noch weiter an wenn in der Nahe der Carboxygruppe in a b oder g Position weitere elektronenziehende Gruppen vorhanden sind So ist z B Trifluoressigsaure mit pKS 0 23 schon als starke Saure zu bezeichnen im Vergleich zur nicht substituierten schwachen Essigsaure mit pKS 4 75 Beide Sauren sind starkere Sauren als die 2 Hydroxypropionsaure Milchsaure mit pKS 3 9 die wiederum eine nur wenig starkere Saure ist als die normale Propionsaure mit pKS 4 1 Alkohole Phenole Enole Bearbeiten Hauptartikel Alkohole Phenole und Enole Unsubstituierte Alkohole pKs grosser 16 haben nur sehr geringe Aciditaten wahrend die Phenole und Naphthole wegen der Mesomeriestabilisierung der entstehenden Phenolate deutlicher acider sind Phenol ist mit dem pKs Wert von 9 9 um den Faktor 106 starker sauer als z B Ethanol mit einem pKs von 16 Substituenten an den aromatischen Ringsystemen der Phenole die einen I oder M Effekt ausuben konnen die Saurestarke von Phenolen und Naphtholen stark erhohen indem sie die negative Ladung der entstehenden Anionen stabilisieren 1 Sind mehrere solche Substituenten vorhanden kann das zu stark sauren Verbindungen fuhren wie z B bei der Pikrinsaure pKs 0 3 mit drei Nitrogruppen M Effekt am aromatischen Ring oder auch beim Pentachlorphenol pKs 4 7 I Effekt Auf den speziellen Fall des Endiols Ascorbinsaure das mit dem pKs von 4 2 starker sauer ist als Essigsaure pKs 4 8 wurde bereits hingewiesen Thiole Bearbeiten Hauptartikel Alkanthiole Thiole besitzen eine hohere Aciditat als die entsprechenden Alkohole die entstehenden Thiolate sind stabiler als die Alkoholate Dies zeigt der Vergleich der analogen Verbindungen Ethanol pKs 16 und Ethanthiol auch Ethylmercaptan pKs 12 Schwefelsaureester und Sulfonsauren Bearbeiten nbsp Struktur von ToluolsulfonsaureDie Monoester der Schwefelsaure und die Sulfonsauren besitzen einen pKs Wert der wegen der ahnlichen Struktur vergleichbar ist mit dem pKs Wert der zweiten Dissoziationsstufe der Schwefelsaure pKs Wert 1 9 Die p Toluolsulfonsaure etwa besitzt einen pKs von 0 7 Der Mono Ester der Schwefelsaure mit Laurylalkohol das sog Laurylsulfat ist zwar starker sauer als die Sulfonsaure besitzt den pKs Wert 0 09 und ist damit noch deutlich schwacher sauer als das Proton der ersten Dissoziationsstufe der Schwefelsaure pKs Wert 3 Phosphorsaureester und Phosphonsauren Bearbeiten Die Mono und Diester der Phosphorsaure Phosphorsaureester sowie die organischen Derivate der Phosphonsauren sind je nach Dissoziationsstufe mittelstarke bis schwache Sauren CH und NH acide Verbindungen Bearbeiten Hauptartikel CH Aciditat und NH Aciditat nbsp Die CH acide Verbindung Acetessigester acide sind die Wasserstoffe zwischen den beiden CarbonylgruppenAuch Kohlenwasserstoffe ohne Carboxy Hydroxy oder Sulfanylgruppe konnen aufgrund ihrer CH oder NH Aciditat als Sauren agieren Hierbei ist das Vorkommen von Mehrfachbindungen und benachbarten funktionellen Gruppen oder Heteroatomen die Ursache der Aciditat Die bekannteste CH acide Verbindung ist das Ethin Acetylen das aufgrund der Dreifachbindung einen pKs Wert von 25 aufweist Ethan 50 Weitere Beispiele sind das Nitroethan pKs 8 6 und das Nitrocyclopentadien das starker sauer ist pKs 3 3 als Ameisensaure 3 75 Bei der Deprotonierung entsteht aus dem Nitrocyclopentadien ein Derivat des aromatischen Cyclopentadienyl Anions Auch hier bestimmen mesomere Effekte zusammen mit induktiven Effekten die Aciditat der Verbindungen Acetonitril ist ein weiteres Beispiel fur eine einfache CH acide Verbindung Bekannte NH acide Verbindungen sind Phthalimid pKs 8 3 2 und Sulfonylharnstoffe Tolbutamid hat einen pKs von 5 16 3 Ubersicht BearbeitenStoffklasse acide funktionelle Gruppe Beispiel pKs Wert bei 25 CCarbonsauren Carboxygruppe R COOH nbsp Essigsaure 4 8SubstituierteCarbonsauren Carboxygruppe R CHxXy COOH nbsp Trifluoressigsaure 0 23 4 aromatischeCarbonsauren Carboxygruppe Ar COOH nbsp Benzoesaure 4 2 4 Alkohole Hydroxygruppe R OH nbsp Ethanol 16Phenole Hydroxygruppe Ar OH Ar Aryl nbsp Phenol 9 9 5 Naphthole Hydroxygruppe Ar OH Ar Aryl a Naphthol 9 3 6 Substituierte Phenole Substituenten mit I Effektwie Halogene Nitrogruppe Hydroxygruppe O2N Ar OH Ar Aryl nbsp Pikrinsaure 0 4 5 Enole Hydroxygruppe Enol C C OH nbsp Ascorbinsaure 4 2Thiole R SH nbsp Ethanthiol C2H5 SH 12 7 Schwefelsaureester Sulfate R O SO3H Schwefelsauredodecylester 0 09Wert fur die Saure 8 Sulfonsauren Alkylsulfonsauren R SO3H H3C SO3H Methansulfonsaure 0 6 4 Sulfonsauren Arensulfonsauren R Ar SO3H Ar Aryl H3C C6H4 SO3H p Toluolsulfonsaure 0 7 9 Phosphate Phosphorsaureester R O PO OH 2 Adenosinmonophosphat 3 3 4 org Phosphonsauren R PO OH 2 H3C PO OH 2 Methylphosphonsaure 2 35CH acide Verbindungen Alkine H C displaystyle equiv nbsp C R nbsp Ethin 25CH acide Verbindungen Nitroalkane O2N CRR H nbsp Nitroethan 8 6 10 CH acide Verbindungen b Dicarbonyle RC OCH2C OR nbsp Acetylaceton 9 11 NH acide Verbindungen Imide R CO 2N H nbsp Phthalimid 8 3 2 Anorganische Sauren zum VergleichMineralsauren HO SO2 OH nbsp Schwefelsaure 3Einzelnachweise Bearbeiten Alfons Hadener Heinz Kaufmann Grundlagen der organischen Chemie Springer 2006 ISBN 978 3 7643 7040 4 a b Hans Beyer und Wolfgang Walter Organische Chemie S Hirzel Verlag Stuttgart 1984 S 521 ISBN 3 7776 0406 2 J Sangster LOGKOW Databank Sangster Res Lab Montreal Quebec Canada 1994 a b c d chem wisc edu pKa Data Compiled by R Williams PDF 645 kB a b CRC Handbook of Tables for Organic Compound Identification Third Edition 1984 ISBN 0 8493 0303 6 Rappoport Zvi Frankel Max Handbook of tables for organic compound identification 3d ed Auflage Chemical Rubber Co Cleveland 1967 ISBN 0 8493 0303 6 ChemieOnline Buchstabe E Ethylmercaptan P H Stahl C G Wermuth Handbook of Pharmaceutical Salts Properties Selection and Use 2002 Helvetica Chimica Acta ISBN 3 906390 26 8 ChemieOnline Buchstabe P ChemieOnline Buchstabe N ChemieOnline Buchstabe A Normdaten Sachbegriff GND 4172774 5 lobid OGND AKS LCCN sh85000537 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Organische Sauren amp oldid 229650731