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Cumol ist eine organisch chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der aromatischen Kohlenwasserstoffe Aufgrund der eleganten Uberfuhrung in Phenol und Aceton nach dem Hock Verfahren und dessen grosstechnischer Verbreitung in den funfziger Jahren wurde es zu einem bedeutenden Zwischenprodukt der chemischen Industrie StrukturformelAllgemeinesName CumolAndere Namen Propan 2 yl benzen IUPAC Isopropylbenzol 2 Phenylpropan Cumenylwasserstoff Cumen Retinyl 1 Methylethyl benzolSummenformel C9H12Kurzbeschreibung farblose Flussigkeit mit scharfem aromatischem Geruch 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 98 82 8EG Nummer 202 704 5ECHA InfoCard 100 002 458PubChem 7406Wikidata Q410107EigenschaftenMolare Masse 120 19 g mol 1Aggregatzustand flussig 1 Dichte 0 86 g cm 3 20 C 1 Schmelzpunkt 96 C 1 Siedepunkt 152 C 1 Dampfdruck 5 3 hPa 20 C 1 8 hPa 30 C 1 30 hPa 50 C 1 Loslichkeit sehr schwer in Wasser 0 05 g l 1 bei 20 C 1 loslich in Alkohol und Diethylether 2 Brechungsindex 1 49146 20 C 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 4 ggf erweitert 1 GefahrH und P Satze H 226 304 335 350 411P 210 233 240 273 301 310 331 1 MAK DFG 10 ml m 3 bzw 50 mg m 3 1 Schweiz 20 ml m 3 bzw 100 mg m 3 5 Toxikologische Daten 1400 mg kg 1 LD50 Ratte oral 1 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Brechungsindex Na D Linie 20 C Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gewinnung und Darstellung 2 1 Flussigphase 2 2 Gasphase 3 Eigenschaften 3 1 Physikalische Eigenschaften 3 2 Sicherheitstechnische Kenngrossen 4 Verwendung 5 Sicherheitshinweise 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenCumol wurde 1840 bei der Decarboxylierung von Cuminsaure entdeckt Der erste Namensvorschlag der Entdecker war Cumen sie verwendeten den ersten Wortbestandteil der Cuminsaure Justus v Liebig schlug dann den Namen Cumol vor der fortan Eingang in die deutsche Literatur fand 6 nbsp Decarboxylierung von Cuminsaure zu CumolGewinnung und Darstellung BearbeitenDie technisch ausschliesslich genutzte Methode zu Herstellung von Cumol beruht auf der Friedel Crafts Alkylierung von Benzol mit Propen Die Umsetzung erfolgt entweder in der Flussig oder Gasphase Als Katalysatoren werden vorwiegend Lewis oder Bronsted Sauren sowie neuerdings auch saure Zeolithe eingesetzt Flussigphase Bearbeiten Im Flussigphasenprozess setzt man Benzol mit Propen bei 35 40 C und niedrigem Propendruck von etwa 7 bar in Gegenwart von Aluminiumchlorid AlCl3 zu Cumol um 7 nbsp Umsetzung von Benzol mit Propen zu Cumol in Gegenwart eines Aluminiumchlorid KatalysatorsAusserdem ist ein Verfahren mit Fluorwasserstoff bei 50 70 C und ebenfalls geringem Propendruck bekannt Bei der saurekatalysierten Alkylierung wird selten und vereinzelt noch Schwefelsaure eingesetzt 7 Gasphase Bearbeiten Die Alkylierung von Benzol mit Propen in der Gasphase wird bei Temperaturen von 200 250 C und Drucken von 20 40 bar an Phosphorsaure Katalysatoren welche auf Siliciumdioxid getragert sind und Bortrifluorid als Promotor enthalten durchgefuhrt Die gesamte Reaktion lauft dabei im Festbettreaktor ab 7 nbsp Umsetzung von Benzol mit Propen zu Cumol in Gegenwart von Phosphorsaure die auf Siliciumdioxid getragert ist und Bortrifluorid als Promotor enthaltDie Selektivitaten erreichen hierbei 96 97 bezogen auf Benzol und 91 92 bezogen auf Propen Als Nebenprodukte entstehen nur geringe Mengen an Di und Triisopropylbenzol sowie Propylbenzol Nach einer destillativen Aufarbeitung erhalt man Cumol in einer Reinheit von mehr als 99 5 7 Die weltweiten Herstellkapazitaten fur Cumol betrugen im Jahr 2004 mehr als 10 5 Millionen Jahrestonnen 7 Im Jahr 2019 steigerte sich die globale Kapazitat auf 19 Millionen Tonnen 8 Eigenschaften BearbeitenCumol hat einen charakteristischen aromatischen Geruch die Geruchsschwelle liegt bei 0 04 6 4 mg m 3 In vielen gangigen organischen Losungsmitteln z B Ether und Ethanol ist Cumol loslich in Wasser hingegen sehr schwer loslich Physikalische Eigenschaften Bearbeiten Cumol ist eine farblose Flussigkeit die unter Normaldruck bei 152 C siedet 1 Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend log10 P A B T C P in bar T in K mit A 4 05419 B 1455 811 und C 65 948 im Temperaturbereich von 343 2 K bis 426 5 K 9 Wichtige thermodynamische Grossen werden in der folgenden Tabelle gegeben Zusammenstellung der wichtigsten thermodynamischen Eigenschaften Eigenschaft Typ Wert Einheit BemerkungenStandardbildungsenthalpie DfH0liquidDfH0gas 41 2 kJ mol 1 10 3 92 kJ mol 1 10 als Flussigkeitals GasVerbrennungsenthalpie DcH0liquid 5215 44 kJ mol 1 10 als FlussigkeitWarmekapazitat cp 215 4 J mol 1 K 1 25 C 11 1 79 J g 1 K 1 25 C als FlussigkeitKritische Temperatur Tc 631 K 12 Kritischer Druck pc 32 1 bar 12 Kritische Dichte rc 2 32 mol l 1 13 Verdampfungsenthalpie DVH 41 2 kJ mol 1 14 bei 364 KSchmelzenthalpie DfusH 7 326 kJ mol 1 11 am SchmelzpunktSicherheitstechnische Kenngrossen Bearbeiten Cumol bildet leicht entzundliche Dampf Luft Gemische Die Verbindung hat einen Flammpunkt von 31 C 1 Der Explosionsbereich liegt zwischen 0 8 Vol 40 g m3 als untere Explosionsgrenze UEG und 6 Vol 300 g m3 als obere Explosionsgrenze OEG 1 15 Der untere Explosionspunkt liegt bei 29 C 1 Die Grenzspaltweite wurde mit 1 05 mm bestimmt 1 15 Es resultiert damit eine Zuordnung in die Explosionsgruppe IIA 15 Die Zundtemperatur betragt 420 C 1 15 Der Stoff fallt somit in die Temperaturklasse T2 Verwendung BearbeitenCumol dient als Zwischenprodukt zur Herstellung von Phenol und Aceton nach dem Cumolhydroperoxid Verfahren Hock Verfahren 16 nbsp Gesamtreaktion des Cumolhydroperoxid VerfahrensIn seltenen Fallen wird es auch als Losungsmittel eingesetzt Cumol wird auch als Klopfschutzmittel im Flugtreibstoff verwendet Gegenuber dem auch verwendbaren Benzol besitzt es einen wesentlich niedrigeren Stockpunkt von ca 96 C Sicherheitshinweise BearbeitenCumol ist entzundlich und reizt die Atmungsorgane Es kann zudem die Haut Brennen Jucken und die Augen reizen die Leber schadigen und zu Schwindel und Benommenheit fuhren Die Internationale Agentur fur Krebsforschung stufte Cumol im Jahr 2013 als moglicherweise krebserzeugend ein 17 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cumol Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Cumol In P J Linstrom W G Mallard Hrsg NIST Chemistry WebBook NIST Standard Reference Database Number 69 National Institute of Standards and Technology Gaithersburg MDEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Eintrag zu Cumol in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 3 Januar 2023 JavaScript erforderlich Eintrag zu Cumol In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 19 Juni 2014 CRC Handbook of Tables for Organic Compound Identification Third Edition 1984 ISBN 0 8493 0303 6 Eintrag zu Cumene im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 26 Juli 2023 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva Grenzwerte Aktuelle MAK und BAT Werte Suche nach 98 82 8 bzw iso Propylbenzol abgerufen am 15 September 2019 Christian Wiegand Entstehung und Deutung wichtiger organischer Trivialnamen I Kohlenwasserstoffe der Benzolreihe In Angewandte Chemie 60 4 1948 S 109 111 doi 10 1002 ange 19480600407 a b c d e Hans Jurgen Arpe Industrielle Organische Chemie Bedeutende Vor und Zwischenprodukte 6 Auflage WILEY VCH Verlag GmbH amp Co KGaA Weinheim 2007 ISBN 978 3 527 31540 6 S 380 ff Andy Nicholson The Downstream Functional Aromatics Market In Jacques Mortier Hrsg Industrial Arene Chemistry Markets Technologies Sustainable Processes and Cases Studies of Aromatic Commodities WILEY VCH Verlag GmbH Weinheim 10 Marz 2023 doi 10 1002 9783527827992 ch2 C B Williamham W J Taylor J M Pignocco F D Rossini Vapor Pressures and Boiling Points of Some Paraffin Alkylcyclopentane Alkylcyclohexane and Alkylbenzene Hydrocarbons In J Res Natl Bur Stand U S 35 1945 S 219 244 doi 10 6028 jres 035 009 a b c E J Prosen R Gilmont F D Rossini Heats of combustion of benzene toluene ethyl benzene o xylene m xylene p xylene n propylbenzene and styrene In J Res Natl Bur Stand U S 34 1945 S 65 70 PDF a b K Kishimoto H Suga S Syuzo Calorimetric study of the glassy state VIII Heat capacity and relaxational phenomena of isopropylbenzene In Bull Chem Soc Japan 46 1973 S 3020 3031 doi 10 1246 bcsj 46 3020 a b C Tsonopoulos D Ambrose Vapor Liquid Critical Properties of Elements and Compounds 3 Aromatic Hydrocarbons In J Chem Eng Data 40 1995 S 547 558 doi 10 1021 je00019a002 J L Hales R Townsend Liquid Densities from 293 to 490 K of Nine Aromatic Hydrocarbons In J Chem Thermodyn 4 1972 S 763 772 doi 10 1016 0021 9614 72 90050 X Emilio Cepeda Cristina Gonzalez Jose M Resa Isobaric vapor liquid equilibrium for the cumene phenol system In J Chem Eng Data 34 1989 S 270 273 doi 10 1021 je00057a004 a b c d E Brandes W Moller Sicherheitstechnische Kenngrossen Band 1 Brennbare Flussigkeiten und Gase Wirtschaftsverlag NW Verlag fur neue Wissenschaft Bremerhaven 2003 Siegfried Hauptmann Organische Chemie 2 Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1985 ISBN 3 342 00280 8 S 334 IARC Monograph 101 Cumol 2013 Normdaten Sachbegriff GND 4123026 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cumol amp oldid 239088443