www.wikidata.de-de.nina.az
Holzessig auch Holzsaure aus lateinisch Acetum lignorum oder auch Acidum pyrolignosum genannt ist die bei der trockenen Destillation des Holzes auftretende braune sauer und scharf nach Holzkohle riechende und schmeckende wassrige Flussigkeit das Schwelwasser und die in ihm gelosten organischen Stoffe deren Hauptbestandteil Essigsaure ist Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Herstellung 3 Verwendung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenHolzessig vom spez Gew 1 015 1 03 besteht aus etwa bis 12 Essigsaure und Homologen 2 Methanol 1 Aceton 1 Methylacetat und 10 gelostem Holzteer Brandol Pyrrelin und Brandharze Pyrdain der Rest ist Wasser 1 mit Spuren von Buttersaure 2 Phenol Karbolsaure Acetaldehyd und Ammoniumsalzen 3 Herstellung BearbeitenBei der Pyrolyse von Holz entsteht rund 20 30 Kohle 30 40 Holzessig 10 15 Holzteer 10 15 Holzgas die Destillationsprodukte sind teils Gase teils Dampfe die durch Kuhlvorlagen wieder tropfbar verdichtet werden je nach Fluchtigkeit entsteht Holzessig und Holzteer welcher im Destillat die untere Stelle einnimmt 4 Bei der Verkohlung von Holz nach hergebrachter Weise in Kohlenmeilern entweichen neben Wasserdampf die Holzgase und der Holzessig teilweise in die Luft und verbrennen Dagegen wird bei Einkammerofen Pechofen und Zweikammerofen Retorten das Destillationsverfahren verwendet wodurch mehr Holzessig und Teer gewonnen werden Das auftretende Gas wird hierbei teilweise genutzt es wird zuruckgeleitet und mitverbrannt siehe auch Holzkohle Die bei weitem grosste Menge des Holzessigs wurde zu Essigsaure der alte Name von Essigsaure war Holzsaure verarbeitet Ursprunglich wurde die Essigsaure durch Einschlammen von Kalkmilch ins Destillat neutralisiert und gebunden Hierbei entstand Graukalk oder Essigkalk der bis zu 83 Calciumacetat enthielt 5 Durch Versetzung mit Salzsaure bis zur sauren Reaktion wurde sogenannter Braunkalk erhalten Die Neutralisierung der Retortengase mit Kalkmilch lieferte sogenannten Schwarzkalk 6 Die durch Saurebehandlung erhaltene Rohessigsaure musste anschliessend durch Rektifikation von den Nebenprodukten der Holzpyrolyse befreit werden Bei neueren Verfahren geschieht die Darstellung direkt aus den Dampfen Suida Verfahren dem Destillat Azeotrope Destillation oder der Extraktion mit Ether oder mit Holzteerolen 7 Bei der Aufarbeitung von Rohholzessig fallt Teer an Je hoher der Gehalt an Essigsaure und Holzgeist desto grosser ist auch die in ihm geloste Menge Teer Bei der Abtrennung des Holzgeistes aus dem Holzessig fallt Buttenteer Ligninteer an bei der Vakuumdestillation ist es Extraktionsteer 8 Alternativ zur Destillation kann der rohe Holzessig auch durch Waschen der Dampfe mit Olen vom Teer befreit werden Der so gewonnene Holzessig enthalt noch Holzgeist und Aceton als Nebenprodukte Nach der Abtrennung von Aceton durch Uberfuhrung in eine kristalline Verbindung mit Chlorkalzium setzt sich der Holzgeist oben ab Fur Holzgeist existieren in diesem Zusammenhang auch die Namen Methyloxydhydrat Methylalkohol Karbinol Methanol Holzspiritus Holzalkohol Methylenbihydrat und Holznaphtha Holzgeist ist ein Gemisch aus rund 45 Methanol 7 Aceton 5 Methylacetat 3 Acetaldehyd 1 Allylalkohol 9 10 Holzgeist ist eine farblose schwach geistig riechende Flussigkeit mit einem Siedepunkt von 66 C und einer Dichte von 0 796 g cm 3 11 Fruher wurde er auf Methanol Holzalkohol Holzgeist aufgearbeitet Die Erzeugung von Holzgeist wurde im 19 Jahrhundert angewandt da mit Holzgeist weniger Volumen bei leichterer Handhabung zu transportieren war Die meiste Essigsaure enthalt das Destillat von Buchen und Birkenholz Laubholzer ergeben mehr Essig und Teer als Nadelholzer Im Allgemeinen wechselt der Gehalt zwischen 5 und 9 Essigsaure Die Massenproduktion von Essigsaure und Holzgeist wurde Ende des 19 Jahrhunderts in grossem Massstab betrieben 4 Verwendung BearbeitenDer Holzessig dient als faulnishemmendes Anstrichmittel Insektizid zur Konservierung von Holz und Tauwerk sowie von Fleischwaren kalte Raucherung 4 In der Tiermedizin wird er eingesetzt bei Maul und Klauenseuche Raude Kratze auch als ausserliches Arzneimittel bei Wunden In Farbereien und Druckereien diente Rohholzessig zur Herstellung von essigsaurem holzsaurem Eisen das als Bestandteil bestimmter Farben benotigt wurde 12 Ferner dient er statt gewohnlichen Essigs zur Herstellung von Bleizucker essigsaurer Tonerde Aluminiumdiacetat und anderen Praparaten 4 Durch Umdestillieren des rohen Holzessigs erhalt man den gereinigten oder rektifizierten Holzessig Dieser wird in der Medizin verwendet Acetum pyrolignosum rectificatum Er stellt aber noch keinen reinen Essig dar er riecht immer noch brenzlig und verliert unter Einfluss von Luft und Licht seine anfangliche Farblosigkeit wieder da der noch enthaltene Holzteer sich durch Sauerstoffaufnahme farbt und die Flussigkeit gelblich oder braunlich erscheinen lasst 4 Literatur BearbeitenMax Klar Technologie der Holzverkohlung und der Fabrikation von Essigsaure Aceton Methylalkohol und sonstiger Holzdestillate Julius Springer Verlag Berlin 1903 als Reprint bzw Digitalisat ISBN 978 3 642 98495 2 ISBN 978 3 642 99309 1 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Georg Elias Makromolekule Band 3 Industrielle Polymere und Synthesen 6 Auflage Wiley VCH 2009 ISBN 978 3 527 29961 4 doi 10 1002 9783527626519 Gerhard Eisenbrand Peter Schreier Rompp Lexikon Lebensmittelchemie A L 2 Auflage Georg Thieme Verlag 2006 ISBN 978 3 13 179532 8 S 160 Holzessig In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Band 9 Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1907 S 502 504 a b c d e Holzessig In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 8 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 679 680 Hans Irion Drogisten Lexikon 2 Band A K Springer 1955 ISBN 978 3 642 92641 9 S 428 Fritz Ullmann Enzyklopadie der technischen Chemie Band 6 2 Auflage Urban amp Schwarzenberg 1930 S 187 Textarchiv Internet Archive Bernhard Neumann Lehrbuch der Chemischen Technologie und Metallurgie 3 Auflage Springer 1939 ISBN 978 3 642 90199 7 S 221 Dieter Osteroth Biomasse Ruckkehr zum okologischen Gleichgewicht Springer 1992 ISBN 978 3 642 77410 2 S 110 Ernst Bartholome Hrsg Ullmanns Encyklopadie der technischen Chemie Band 17 Verlag Chemie 1979 ISBN 978 3 527 20000 9 S 704 Calisto Bianchi Adolf Weihe Celluloseesterlacke Springer Verlag 1931 ISBN 978 3 662 38990 4 S 79 Otto Lueger Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften Band 5 Stuttgart Leipzig 1907 S 115 L Elsner Die chemisch technischen Mittheilungen der neuesten Zeit Band 23 Julius Springer Berlin 1875 S 59 f babel hathitrust org abgerufen am 12 Januar 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Holzessig amp oldid 236929633