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Die Herrlichkeit Godens war eine Herrlichkeit im Osten der ostfriesischen Halbinsel und gehorte zur Grafschaft Ostfriesland Sie grenzte im Sudosten an das Land Oldenburg und im Nordosten an das politische Territorium der Herrschaft Jever Zur Herrlichkeit gehorten die Kirchspiele Altgodens und Dykhausen Stammsitz der Herrschaften von Godens war das Schloss Godens Die Herrlichkeit bestand bis 1839 und wurde dann dem damals neugebildeten Amt Friedeburg zugeschlagen Schloss Godens Stammsitz der Herrschaften von GodensBekannt geworden ist die Herrlichkeit Godens vor allem als Ort religioser Vielfalt Im grossten Ort der Herrlichkeit Neustadtgodens entstanden innerhalb von nur funfzig Jahren funf Gotteshauser und das bei nur rund 800 Einwohnern Neben den ursprunglich reformierten Einwohnern lebten hier Menschen lutherischen katholischen mennonitischen und judischen Glaubens Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Herrlichkeit Godens in Ostfriesland um 1600 rechts am Schwarzen Brack Die Herrlichkeit Godens geht auf eine Hauptlingsherrschaft zuruck Erster Hauptling von Godens war Edo Boing 1430 1481 Er trat 1451 zum ersten Male namentlich in Verbindung mit Godens auf und unterzeichnet 1454 eine Urkunde als to Godensen hovetling Stammsitz der ersten Godenser Hauptlinge war die Burg Altgodens Edo Boings lebte in standiger Feindschaft mit den Hauptlingen von Jever obwohl Godens zu dieser Zeit noch der Herrschaft Jever unterstand 1 Seine Tochter Almut Boing 1454 1520 heiratete 1480 Hicko von Oldersum 1450 1527 der der zweite Hauptling von Godens wurde Er vollzog 1495 den Abfall von der Herrschaft Jever zur Grafschaft Ostfriesland und unterstellte sich dem Befehl Graf Edzard dem Grossen von Ostfriesland Der Jeveraner Hauptling Edo Wiemken der Jungere wehrte sich gegen diese Entwicklung konnte sie aber letztendlich nicht mehr ruckgangig machen Der Stammsitz der Godenser Hauptlinge in Altgodens wurde wahrend der Sachsischen Fehde 1514 zerstort Daher erbauten Hicko von Oldersum und sein Sohn Haro bis 1517 an neuer Stelle eine zweiflugelige Wasserburg Haro von Oldersum 1485 1539 wurde nach dem Tode seines Vaters Hauptling zu Oldersum und Godens und heiratete 1527 Hebrich von Inn und Kniphausen 1571 Sie gilt als Begrunderin des Ortes Neustadtgodens das 1544 als Neustadt durch Eindeichungsmassnahmen und die Errichtung eines Siels am Schwarzen Brack entstand Hebrich bestimmte ausserdem schon in den 1530er Jahren den Calvinismus als herrschende Religion in der Herrlichkeit Godens Bereits um 1550 hatten sich am Neustadter Siel weitere Anwohner angesiedelt Viele von ihnen waren gezielt angeworbene niederlandische Fachkrafte Im Aussengroden vor dem Siel entstand ein grosser Sielhafen und es entwickelten sich Handelsbeziehungen nach Emden Amsterdam Bremen Hamburg und bis in die Ostsee hinein Die Erhebung von Zollen auf die eingefuhrten Waren bescherte dem Godenser Hauptling eine neue Einnahmequelle 1558 verboten die Godenser Herrschaften per Edikt die offentliche Ausubung anderer Religionen Alle Bewohner wurden formell gezwungen den reformierten Glauben anzunehmen Taufen Hochzeiten und Beerdigungen mussten gegen Gebuhr in der einzigen reformierten Kirche von Dykhausen abgehalten werden Mitglieder anderer Konfessionen konnten ihre Gottesdienste nur privat zur Hause feiern oder mussten in die benachbarten Kirchen von Sande Horsten oder Zetel ausweichen Wahrend der nachsten beiden Generationen wurde die Herrlichkeit Godens durch kluge Eheschliessungen weitervererbt Haro von Oldersums Tochter Almut von Oldersum 1530 1557 heiratete 1555 den aus der Grafschaft Mark stammenden Edelmann Johann von Oldenbokum 1606 Aus dieser Ehe ging die Tochter Almut von Oldenbokum 1557 1601 hervor die 1574 den aus Westfalen stammenden Franz von Frydag vom Loringhove 1606 heiratete Unter beiden Hauptlingen verstarkte sich der wirtschaftliche Aufschwung Dieser endete jedoch nach dem Bau des Ellenser Damms der von 1597 bis 1615 durch die Oldenburger Grafen Johann VII und Anton Gunther errichtet wurde Dieser Damm schnitt Neustadtgodens vom direkten Meereszugang ab Die Schiffe mussten den nun binnenwarts liegenden Sielhafen uber das Neustadter Tief erreichen Erst durch Verhandlungen vor dem Reichskammergericht in Speyer konnten der oldenburgischen Seite Zugestandnisse die die weitere Entwicklung des Ortes begunstigten abgerungen werden Hauptling Haro von Frydag 1578 1637 erreichte dass die Schiffe aus Neustadtgodens den Ellenser Damm nach dem Deichschluss zollfrei passieren konnten Die Familie von Frydag stellte dann uber langere Zeit die Hauptlinge von Godens bis Kaiser Ferdinand III 1646 den Hauptling Franz Ico von Fryday 1606 1652 in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhob Damit endete die Hauptlingszeit in Godens 1639 heiratete der reformierte Freiherr Franz Ico von Frydag die vermogende Katholikin Margarethe Elisabeth von Westerholt aus dem Gelderland 1618 1680 Damit begann eine Zeit ungewohnlicher religioser Toleranz in der Herrlichkeit Godens Franz Ico gestattete seiner Frau ihren katholischen Glauben im Schloss Godens auszuuben und stellte seinen Kindern die Wahl des Bekenntnisses frei Die Einwohner wandten sich nach dem Bau des Ellenser Dammes nun vor allem dem Handel und der Weberei zu Nach dem Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 kam es zu einer verstarkten Ansiedlung von mennonitischen Leinenweber aus Holland Leer und Emden Fur das Bleichen der gewebten Stoffe wurden am Rande des Ortes grossere Bleichwiesen geschaffen Ab 1660 konnten sich auch die ersten Juden in der Herrlichkeit ansiedeln Beide Glaubensgemeinschaften erhielten von der Herrlichkeit Godens Schutzbriefe Dies bescherte der Herrlichkeit Godens eine neue Einnahmequelle da sich die Glaubensfluchtlinge den Schutz der Herrschaft erkaufen mussten Im Jahre 1669 zerstorte ein Brand zu grossen Teilen das Schloss in Godens aber bereits zwei Jahre spater wurde das Schloss im niederlandischen Renaissancestil wieder errichtet Das Wasserschloss gilt heute noch als eines der schonsten Wasserschlosser Nordwestdeutschlands 1692 also eine Generation spater wurden die drei weltlichen Sohne Haro Burchard 1640 1692 Franz Heinrich 1643 1694 und Carl Philip 1644 1699 durch Kaiser Leopold I in den erblichen Grafenstand erhoben Die drei anderen Sohne hatten geistliche Amter inne Dank ihrer Mutter Margarethe Elisabeth hatten sie alle eine gute katholische Ausbildung erhalten Sie bereisten die bedeutendsten Lander Europas und studierten an guten Universitaten Die beiden altesten Sohne machten spater Karriere am Hof des Kaisers 2 1692 starb der erstgeborene Sohn Haro Burchard von Frydag und sein Bruder Franz Heinrich von Frydag ubernahm die Herrschaft Er setzte den Jesuitenpater Petrus Fleurque in Neustadtgodens ein der hier die erste katholische Mission im sonst protestantischen Norden einrichtete Franz Heinrich von Frydag hatte 1680 die ebenfalls vermogende Sophia Elisabeth Grafin von Aldenburg 1661 1730 geehelicht eine Tochter des Reichsgrafen Anton I von Aldenburg und Enkeltochter von Graf Anton Gunther von Oldenburg Sie war lutherischen Glaubens und setzte sich fur die Einwohner der Herrlichkeit mit gleicher Konfession ein Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 war festgelegt worden dass die jeweiligen Landesherren das Recht hatten fur alle Bewohner ihres Herrschaftsgebietes die Religion festzulegen In Ostfriesland wurde das Recht jedoch nicht direkt von den Grafen und Fursten ausgeubt sondern ging an die einzelnen Territorialherren uber die in ihren Herrlichkeiten bestimmten welche Religion fur das jeweilige Gebiet galt Trotz dieses Rechtes erlaubten die Herren von Godens den Lutheranern als grosster Glaubensgemeinschaft in der Herrlichkeit Godens eine eigene Kirche zu bauen Diese konnte 1695 eingeweiht werden 3 1694 erbte Franz Heinrich von Frydag s Sohn Burchard Philipp von Frydag 1685 1746 die Herrlichkeit und ubernahm die Regentschaft Er stand in Diensten des Kaisers in Wien und fuhrte den Titel Ihrer Romischen Kayserlichen Majestat Cammerer und wurklicher Reichshofrat und Extra Ordinarii Abgesanderter ahn den Koniglichen schwedischen und danischen Hofen Als Minister der Finanzen und juristischer Berater war er ein einflussreicher Mann standig am Hofe des Kaisers in Wien tatig und in dieser Eigenschaft sehr selten in der Herrlichkeit anzutreffen Die Verwaltung der Herrlichkeit oblag seiner Schwagerin Charlotte Grafin von Bielcke die Schwester seiner Ehefrau Edel Augusta Grafin von Bielcke 1692 1762 die er 1708 geheiratet hatte Mit Hilfe erfolgreicher Rentmeister wurde die Herrlichkeit trotz Abwesenheit des Landesherrn wirtschaftlich erfolgreich gefuhrt 2 1708 erlaubte Graf Burchard Philipp von Frydag der judischen Gemeinde von Neustadtgodens ihre Toten auf einen eigenen Friedhof an der Chaussee von Neustadtgodens nach Schloss Godens zu beerdigen Gleichzeitig erhielten sie die Erlaubnis zur Errichtung einer Synagoge in Neustadtgodens die erstmals 1752 erwahnt wird Auch die anderen Konfessionen durften ihre Religion freier ausuben So erhielten die Reformierten als zweite Glaubensgemeinschaft die Erlaubnis zur Errichtung einer eigenen Kirche Nur ein Jahr spater durfte auch die katholische Gemeinde ihr eigenes Gotteshaus bauen Die katholische St Josephs Kirche war das erste nachreformatorische Gotteshaus dieser Konfession auf der ostfriesischen Halbinsel 1741 wurde mit der Errichtung der Mennonitenkirche der vierte Kirchenbau in Neustadtgodens fertiggestellt Nun hatten alle vier christlichen Konfessionen ihren eigenen Kirchenbau Nach dem Tod des kinderlosen Fursten Carl Edzard von Ostfriesland fiel das Furstentum Ostfriesland 1744 an Preussen Die von nun an repressive Handelspolitik der Preussen fuhrte zum wirtschaftlichen Niedergang vor allem der Leinenweberei in Neustadtgodens 1746 starb Graf Burchard Philipp von Frydag Da er ebenfalls kinderlos geblieben war ging der Besitz der Herrlichkeit an seinen Neffen Anton Franz Freiherr von Wedel 1707 1788 den Sohn seiner Schwester Maria Juliana 1684 1727 verheiratet mit Freiherr Erhard Friedrich von Wedel Jarlsberg zu Evenburg 1668 1740 uber Anton Franz Freiherr von Wedel brachte den evangelisch lutherischen Glauben in das Haus Godens Er wurde 1776 als Dank fur die Hilfe die er bei der Besitzergreifung Ostfrieslands durch die Preussen spielte vom Preussenkonig Friedrich der Grosse in den erblichen Grafenstand erhoben Noch heute ist ein Graf von Wedel Besitzer des Schlosses Godens 1 Literatur BearbeitenWerner Brune Hrsg Wilhelmshavener Heimatlexikon 3 Bande Brune Druck und Verlagsgesellschaft Wilhelmshaven 1986 Ingeborg Noldeke Boing Oldersum Oldenbokum Frydag Wedel Die Besitzer der Herrlichkeit Godens zwischen 1430 und 1788 Stammtafel Weblinks BearbeitenLandrichterhaus Das Museum in Neustadtgodens Neustadtgodens Der kirchenreiche Ort Biographisches Lexikon fur Ostfriesland FRYDAG vonEinzelnachweise Bearbeiten a b Werner Brune Hrsg Wilhelmshavener Heimatlexikon Band 1 Brune Druck und Verlagsgesellschaft Wilhelmshaven 1986 S 386 388 a b Klaus Hafemann Albert Brahms 1692 1758 Kein Deich kein Land kein Leben Seite 12 Neustadtgodens Der kirchenreiche Ort abgerufen am 12 April 201353 485326054167 7 9649591447222 Koordinaten 53 29 7 2 N 7 57 53 9 O Normdaten Geografikum GND 4588270 8 lobid OGND AKS VIAF 244737736 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrlichkeit Godens amp oldid 217310814